| | Assyrischer Prunkwagen, zweispännig | | | |
| | | Aufwändig geschmückter Schweif | | | |
| | | Gewaltiger Putz, vertrauter Zaum, Halsriemen | | | |
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Kapitel eins im Buch › König Pferd, im Jahr 1983 von » Hans Dionys Dossenbach veröffentlicht und mir als Sonderausgabe aus dem Jahr 2000 vorliegend, heißt "Das Pferd in der Zoologie".
Das nächste Kapitel heißt "Pferd und Mensch in der Geschichte" - ein spannendes, aber uferloses Thema. Es ist sogar schon behauptet worden, die Geschichte des Menschen fange mit dem Pferd erst an, aber das ist natürlich eine unhaltbare Übertreibung.
Das Kapitel wird eingeleitet durch eine imposante Doppelseite eines assyrischen Reliefs, dessen oberer Teil eine Inschrift aus Keilschrift enthält, während der größte Teil durch einen einachsigen Wagen mit zwei aufwendig geschmückten Pferden eingenommen wird, geführt von zwei Männern mit langen, gelockten Haaren und einem langen Bart. Dieses Relief ist sehr sorgfältig und detailreich gearbeitet; allerdings sind auch im Buch nicht alle Einzelheiten deutlich genug erkennbar und unmittelbar verständlich.
So ist beispielsweise der Schweif der Pferde, der sehr lang ist und bis auf den Boden reichen würde, wenn er einfach herabhinge, sorgfältig gestriegelt und mehrfach in gleichmäßigen Abständen gegliedert, als hätte man den Schweif durch eine Art Wasserwelle dressiert.
Etwa in der Mitte wird der Schweif durch ein Band zusammengefasst. Ab da fällt der Rest der Schweifes absolut gerade nach schräg hinten, parallel zum ausschreitenden Hinterbein. Merkwürdig. Ich habe eine weitere Abbildung gefunden, wo der Schweif ganz ähnlich dargestellt wird. Das scheint die gängige Mode gewesen zu sein.
Auf dem Wagen stehen drei Männer: Der Fahrer, der mit ausgestreckten Armen die Zügel hält, ein Würdenträger, der ein Zeichen seines Standes in der linken Hand trägt und mit der rechten eine segnende oder grüßende Gebärde macht, beide ebenfalls mit gewaltigen Bärten ausgestattet, und ein bartloser Diener, der einen Sonnenschirm über den Würdenträger hält. Dieser scheint eine Krone zu tragen, jedenfalls ziert ihn im Unterschied zu den anderen eine Kopfbedeckung.
Die Pferde tragen ein Zaumzeug und höchstwahrscheinlich ein Gebiss, das von einer Stange aufgenommen wird, die ein Durchrutschen verhindert. Die Deichsel ist eine gebogene Stange, die laut Bild in den Boden des Wagenkastens übergeht, was nicht gut sein kann.
Sie hängt anscheinend an einer Konstruktion, die von breiten, um den Hals der Pferde geschlungenen Riemen aufgenommen wird, und zwar etwa in Höhe der Hälfte des Halses. Die Pferde zogen also nicht mit ihrer Brust, sondern mit dem Hals. Daher konnten sie keine schweren Lasten ziehen, sondern nur die leichten Streitwagen.
Pferde, so wird durch dieses Relief unmissverständlich deutlich, gehören zur Prachtentfaltung des Herrschers, sind Prestigeobjekte, für deren Putz weder Kosten noch Mühen gescheut werden.
Seit der Mensch Pferde gezähmt und erkannt hat, dass das kriegerische Potenzial durch ihre Verwendung in vielerlei Hinsicht enorm gesteigert werden kann, gehören Pferde zum Krieg und den Mächtigen. Zumindest die Pferde vom Reitpferdetyp - die Ackergäule der Bauern zählen nicht. Die Reittechnik ist immer Kriegstechnik, auch das Fahren war zunächst Kriegstechnik. Mit Streitwagen sind ganze Reiche erobert worden. Erst später erwiesen sich die Reiter als überlegen. Bauern reiten nicht.
Damit sind wir aber schon mitten drin in der gemeinsamen Geschichte von Pferd und Mensch, die überwiegend eine Geschichte der kriegerischen Auseinandersetzungen ist, welche bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts gereicht hat. Danach wurden die Reiter in den Armeen der Welt abgeschafft. Und es dauerte nicht mehr lange, bis das Pferd auch in der Landwirtschaft überflüssig wurde. Im Transportwesen hatte es schon vorher dem Motorwagen weichen müssen.
Bekanntlich ist damit die Geschichte noch nicht zu Ende, wir sind mittendrin und haben ein neues Kapitel aufgeschlagen, das man Freizeitpferd oder Sportpferd überschreiben könnte. Der Beginn der gemeinsamen Geschichte liegt sehr weit zurück, und glücklicherweise verfügen wir inzwischen über Zeugnisse, anhand deren wir uns einen gutes Bild machen können.
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