Die nächsten beiden Doppelseiten des opulenten Buches › Monique und Hans D. Dossenbach: König Pferd von » Hans Dionys Dossenbach behandeln das Rittertum - eine Doppelseite mit Bildern und Text, eine weitere Doppelseite ausschließlich mit Bildern. Damit beschreibt er einen Zeitraum von 600 Jahren, von 1000 bis 1600. Das ist wenig Platz für viel Zeit.
Zunächst einmal räumt er mit dem Mythos auf, die » Ritter seien begnadete Reiter gewesen:
| Obschon zwischen der Standesbezeichnung "Ritter"und der Tätigkeit des "Reitens" ein direkter sprachlicher Zusammenhang besteht und man sich nur schwer einen Ritter ohne Roß vorstellen kann, waren die gepanzerten Kavalleristen des Mittelalters alles andere als hervorragende Reiter, zumindest im Sinne der klassischen Reitkunst. Je schwerer ihre Harnische wurden, desto begrenzter war ihre Bewegungsfähigkeit. Ein Ritter mit einem Ganzmetallpanzer, wie er im vorgeschrittenen Mittelalter üblich war, war zu feinen Schenkelhilfen gar nicht mehr in der Lage, zumal auch sein Sattel ein monströses, etwa 25 Kilo schweres Gebilde war.
a.a.O., Seite 138 | | |
In der letzten Woche hatten wir uns mit der Eroberung Englands durch die » Normannen, die ihrerseits wiederum Abkömmlinge der » Wikinger waren, beschäftigt, und hatten gesehen, dass die Pferde diesmal, wenn auch nur durch Zufall, eine entscheidende Rolle gespielt hatten. In der Wikipedia wird der Ritter als Einzelkämpfer charakterisiert:
| Militärisch gesehen handelte es sich nicht um Kavallerie, obwohl die Bezeichnung Ritter von ursprünglich Reiter herzuleiten ist. Ritter waren Einzelkämpfer, die Ritterschlacht war eine Ansammlung von gleichzeitigen Einzelkämpfen. Kavallerie hingegen besteht aus Reitern, die im taktischen Verband zusammen und geführt kämpfen.
» Ritter | | |
Die Ritter tauchten natürlich nicht einfach irgendwo aus dem Nichts auf, sondern entwickelten sich gemäß der militärischen und historischen Bedingungen:
| Die Germanen hatten während der Völkerwanderungszeit ihre Reiche größtenteils noch zu Fuß erobert. Im 7. Jahrhundert setzte aber im Süden ein neuer gefährlicher Feind über die Meerenge von Gibraltar nach Europa über. Arabische Nomadenstämme und Berber hatten im Zuge ihrer Expansion neben Persien, Syrien, Ägypten, Nordafrika bald auch das westgotische Spanien überrannt und dem neuen Islamischen Großreich einverleibt (Al Andalus). Die Invasoren begannen bald auch die Pyrenäen zu überschreiten und in Aquitanien einzufallen. Der mächtigste Herrscher Westeuropas, der fränkische Hausmeier Karl Martell, erkannte die zunehmende Bedrohung seines Reiches. Um den schnellen, meist mit Reflexbögen bewaffneten arabischen Reitern entgegentreten zu können, stellte er nach römischen Vorbild (Kataphrakten) eine gepanzerte Reitertruppe auf. Mit ihrer Hilfe konnten die Franken die Araber und ihre Verbündeten erfolgreich abwehren (732 n. Chr. Schlacht von Tours und Poitiers). [...] Die Kavalleristen dienten ab dem 8. Jahrhundert auch als "schnelle Eingreiftruppe" gegen die zunehmenden Überfälle der Wikinger auf die nördlichen Küsten des Frankenreiches.
» Fränkische Panzerreiter | | |
Die Ritter fielen also nicht irgendwie vom Himmel, und sie sahen auch nicht unbedingt immer so aus, wie wir uns gemeinhin Ritter vorstellen.
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