| | Am Rande eines Turniers: Nachbildung eines modernen Pferds mit Höhlenzeichnungen | | | |
16. Mai 2009 Liebe Nora, Zurück zu Dir und Deinen Bemühungen, mit KORALLE zu einem korrekten und ausdrucksvollen Mitteltrab zu kommen und diesen ebenso korrekt wieder zu beenden. Letzteres wird von manchen Reitern nicht so wichtig genommen, gibt aber mehr Auskunft über korrekte Ausbildung, als das Ballett der vier Pferdebeine beim Verstärken des Tempos zu verlängerten Tritten oder zum Mitteltrab. Was ich auf der DVD sehe, sieht in einzelnen Fällen schon akzeptabel aus, aber beim Rest der Versuche ist, wie ich auch nicht anders erwarten konnte, einiges sattsam Bekanntes zu sehen, was man dabei falsch machen kann. Zunächst einmal wäre es falsch, Mitteltrab oder starken Trab als einen vom übrigen Traben abgehobenen Trab zu sehen, sozusagen einen Sondertrab. Der Übergang ist fließend; was bei einem Pferd mit 'viel Gang' noch Arbeitstrab bedeutet, ist bei einem anderen mit weniger Potential ausgestatteten Pferd bereits Mitteltrab, wenn Du beide Pferde nebeneinander im gleichen Tempo, also zeitgleich starten und ebenso zeitgleich am Ziel ankommen lässt. Es hat also auch etwas mit den Begriffen Schenkel- oder Rückengänger, Schubkraft, Schulterfreiheit und weiteren anderen Begriffen zu tun, die ich nicht alle sezieren will, um Dir die Reitkunst nicht zu wissenschaftlich zu interpretieren, was ich ohnehin kompetenteren Hippologen überlassen müsste. ÜBER ALLEM STEHT AUCH BEI DEN TEMPOVERSTÄRKUNGEN DIE LOSGELASSENHEIT Ein Pferd, das weder körperlich (muskulär) noch mental losgelassen ist, kann keinen schwingenden Mittel- oder starken Trab entwickeln, allenfalls einen für Laien spektakulär aussehenden, aber exaltierten Stechtrab, bei dem die Vorderbeine des Pferdes weit hochgeschwungen werden, bei dem aber gerade deshalb die Hinterhand meist nicht mitkommt, nicht genügend vor schwingen kann und das Pferd somit wenig Raumgewinn erzielt. Zu erkennen ist so ein Trab relativ leicht, da die extrem hoch geschwungenen Vorderbeine nicht dorthin treten, wohin die Hufe zeigen, sondern sich in einem kleinen Halbkreis rückwärts bewegen, ehe sie den Boden wieder erreichen. Das Pferd hat bei dieser Art Trabverstärkung nicht den gewünschten Raumgewinn, um den es aber bei Verstärkungen geht. Ebenso geht es um die mit dem Raumgewinn verbundene Rahmenerweiterung, also die Längsdehnung von Hals, Rumpf und Kruppe des Pferdes bis zum Schweifansatz. Ist beim beabsichtigten Tritte verlängern, Mittel- oder starken Trab diese Längsdehnung nicht deutlich zu erkennen, dann sind es auch keine entsprechenden Verstärkungen, die da geritten werden, sondern nur ein schnelleres Gestrampel. Aber gerade das soll es nicht sein, sondern das zeitliche Gangmaß des Arbeitstrabs soll bei der Verstärkung erhalten bleiben, da es ja um das 'Tritte verlängern' und nicht um das Erhöhen der Taktfrequenz geht. Auf der DVD sieht es so aus, als ob Du offensichtlich glaubst, die Trabverstärkung, die ja vorerst nur verlängerte Tritte bis zur Entwicklung des Mitteltrabs sein sollen, durch energisches Treiben ab einem ganz bestimmten Punkt der Bahn erreichen zu müssen.
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