| | | | | Begegnung in der Dämmerung | | | |
|
Junger Reiter - junges Pferd Eine klassische Reitlehre in Briefform von › Gudrun Schultz-Mehl Zum Thema Ausbildung |
|
|
Immer wieder begegne ich Reitern, die mir sagen, klassisches Reiten, klassische Dressur liege ganz außerhalb ihrer reiterlichen Bemühungen, da sie sich vor allem mit ihrem Pferd in der Natur erholen wollten, und wenn der sportliche Ehrgeiz sie packe, dann suchten sie ihn doch lieber bei Wettbewerben über Hindernisse zu befriedigen. Diese Reiter haben nicht gelernt und verstanden, dass sie Sicherheit und Leistung mit dem Pferd auch im Gelände oder über Sprünge nur erreichen können, wenn sie mit ihrem Pferd von Stufe zu Stufe dem natürlichen, korrekten Weg der naturgemäßen, klassischen Grundausbildung folgen. Sie werden im Sattel ihres Pferdes mit Schwierigkeiten konfrontiert werden, zu deren Überwindung ihnen keine Erfahrungen aus der klassischen Grundausbildung zur Verfügung stehen, sie werden ein Pferd reiten, das ihnen nie das Gefühl des �höchsten Glücks der Erde' vermitteln kann - mit anderen Worten: sie werden stets einen Lieferwagen fahren statt eines Mercedes. Das wäre noch nicht so schlimm, schließlich darf jeder nach seiner Fasson selig werden. Aber da ist ja noch der Partner Pferd! Muss der Reiter nicht alles tun, um seinem Freizeitkameraden gerecht zu werden und ihn vor körperlichen und psychischen Schäden bewahren? Doch, das muss er, nichts kann ihn freisprechen von der Verantwortung, die er seinem Pferd gegenüber hat. Und dazu gehört, dass er nach bestem Wissen und Vermögen sich selbst und ebenso seinem vierbeinigen Partner so weit es geht eine Ausbildung ermöglicht, die durch viele Jahrhunderte mit Erkenntnissen angereichert wurde, die zum heutigen Wissen rund ums Pferd und zum �klassischen Ausbildungsweg' des Pferdes führten. Allein dieser Weg gewährleistet eine naturgemäße, den physischen und den psychischen Möglichkeiten des Pferdes entsprechende Ausbildung. Die �klassische Grundausbildung' ist keine für sich allein stehende Disziplin der Reiterei, sondern sie ist die Voraussetzung für alle Disziplinen der Reiterei, sei es Reiten im Gelände, über Sprünge, über Ausdauerdistanzen oder in der so genannten �Dressur'-Reiterei. Allem Einsatz in diesen Disziplinen muss eine entsprechende körperliche Förderung des Pferdes als Grundausbildung vorausgehen. Seine Muskeln, Sehnen und Bänder sollen gekräftigt werden und das Pferd soll konditionell allen körperlichen und nervlichen Anforderungen entsprechen können, ohne Schaden zu nehmen. Es sollte nicht vorkommen, dass sich Menschen ohne das nötige Wissen und Können auf ein ungeschultes Pferd setzen und meinen, es sei ja ein starkes Tier und man könne von ihm deshalb verlangen, dass es einen Menschen nach dessen Belieben trägt. Die Natur hat das Pferd nicht als Tragtier konstruiert, erst durch züchterische Selektion konnte es nach und nach den Ansprüchen des Menschen genügen. Es ist aber gegenüber unsachgemäßer Belastung durch den Reiter immer noch so sensibel, dass man es vor körperlichen und nervlichen Schäden nur durch eine sorgsame Ausbildung schützen kann. Seit einigen Jahrzehnten wächst die Zahl der Reiter deutlich an und mit ihnen die Zahl derer, die sich nach einigen Jahren des Reitens auf Pferden von Vereinen oder anderen Reitbetrieben den Wunsch nach einem eigenen Pferd erfüllen. Häufig gerät dabei die pekuniäre Lage der Reiter an ihre Grenzen und der Geldbeutel erlaubt ihnen nur, ein junges, nicht ausgebildetes Pferd zu erwerben. Das Einstellen des Pferdes in einem Verein mit Reithalle und auch eine qualifizierte, kostenträchtige Ausbildung sind ebenfalls finanziell nicht möglich, so dass sich oft eine recht problematische Ausbildungssituation nicht nur für den Reiter mit seinen Wünschen und Hoffnungen, sondern vor allem auch für sein Pferd ergibt. Für solche Reiter und ihre Pferde möchte ich versuchen, wenigstens durch theoretische Hilfe diese Problematik etwas zu entschärfen, indem ich ganz gezielt bei meiner schriftlichen Ausbildungshilfe auf die Situation solcher Reiter und Pferde eingehe. Ich bin mir darüber im Klaren, dass das ein schwieriges Unterfangen ist, bei dem ich zumindest auf das Vertrauen, die Bereitschaft, Zeit und Geduld und vor allem auf das Durchhaltevermögen der lernwilligen Reiterin oder des lernwilligen Reiters angewiesen bin. Ich hoffe, dass sie meine theoretische Hilfe auch konsequent und möglichst ohne Ausflüge in exotische Gefilde der Reiterei umsetzen, die ebenso ihre Berechtigung haben, jedoch in erster Linie bestimmten pragmatischen Zwecken dienen, weniger der klassischen Ausbildung.
| |