| | Dr. Reiner Klimke und der Hannoveraner Mehmed: Weltmeister 1974 in Kopenhagen | | | |
| | | Alwin Schockemöhle und der zehnjähriger Hannoveraner Warwick Rex v. Wortschwall-Allwieder auf dem Ritt zur Goldmedaille | | | |
| | | Haushohe Gewinner der Mannschafts-Goldmedaille 1976: Bundestrainer Willi Schultheis, Harry Boldt auf Woyceck(Hannoveraner), Gabriela Grillo auf Ultimo (Trakehner), Dr. Reiner Klimke auf Mehmed (Hannoveraner), Equipechef Anton Fischer | | | |
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Die goldenen siebziger Jahre Boom im Reitsport, sportliche Erfolge überall von Gerd Hebrang
Zum Thema Jubiläum |
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In der letzten Ausgabe hatten wir gesehen, wie erfolgreich die deutschen Reiter waren, trotz aller Querelen, die die Olympische Spiele 1972 belastet hatten. Diese Erfolge konnten in den siebziger Jahren fortgesetzt werden. Unterschwellig aber entwickelte sich allenthalben eine handfeste Krise.
Zunächst standen die Weltmeisterschaften 1974 an. Hartwig Steenken wurde mit Simona in Hickstead, Großbritannien, Weltmeister der Springreiter, Dr. Reiner Klimke 1974 auf Mehmed Weltmeister in der Dressur in Kopenhagen. Zusammen mit Lieselott Linsenhoff (Piaff) und Karin Schlüter (Liostro) wurde Klimke auch Mannschaftsweltmeister. Die Vielseitigkeitsreiter Martin Plewa (Virginia), Herbert Blöcker (Albrant), Horst Karsten (Sioux) und Kurt Mergler (Vaibel) errangen die Bronzemedaille in der Mannschaft bei den Vielseitigkeitsreitern.
1975 wurde Alwin Schockemöhle Doppel-Europameister der Springreiter in München (Warwick Rex), in der Mannschaft mit Hartwig Steenken (Erle), Sönke Sönksen (Kwept) und Hendrik Snoek (Rasputin). Die Dressurreiter waren weiterhin überlegen, Gold in der Mannschaft und Gold für Dr. Reiner Klimke 1973, 1975 erneut Gold in der Mannschaft und Silber in der Einzelwertung (Harry Boldt, Woyceck). Gold ging an die Schweizerin Christine Stückelberger mit Granat.
Die Vielseitigkeitsreiter legten zu: Auf der Europameisterschaft in Kiew 1973 gewannen sie Silber und Bronze (Herbert Blöcker und Horst Karsten) sowie Gold in der Mannschaft. Die Experten aus Großbritannien mußten sich mit Silber zufriedengeben. 1975 gewannen die Russen in Luhmühlen, Großbritannien bekam Silber und Deutschland Bronze.
Die Olympischen Spiele 1976 in Montréal brachten wieder einen Medaillensegen - die Reiter waren die erfolgreichsten deutchen Sportler:
Jahr | Wettbewerb | Ort | Disziplin | Rang Mannschaft | Rang Einzel | 1976 | Olympische Spiele | Montréal | Dressur | Gold | Silber + Bronze | | Springen | Silber | Gold | | Vielseitigkeit | Silber | Bronze | » Montreal 1976 | Alwin Schockemöhle (Warwick Rex), dem bis dahin der ganz große Erfolg versagt geblieben war, beendete ganz sensationell bei einem extrem schwierigen Parcours als einziger beide Umläufe ohne Fehler, das erste Mal überhaupt in der Geschichte der olympischen Reiterspiele. Harry Boldt (Woyceck) und Dr. Reiner Klimke (Mehmed) holten die beiden Einzelmedaillen in der Dressur, Gabriela Grillo (Ultimo) lag auf dem vierten Platz, Christine Stückelberger bekam Gold für die Schweiz (Granat). Karl Schultz sicherte sich Bronze in der Vielseitigkeit, in der Mannschaft waren Herbert Blöcker, Otto Ammermann und Helmut Rethemeier mit von der Partie.
Alle diese Erfolge täuschten jedoch nicht darüber hinweg, daß der Reitsport in Deutschland aus den verschiedensten Gründen in eine Krise geraten war. Diese Krise und ihre Bewältigung kann durch eine chronologische Abfolge der Ereignisse nicht angemessen beschrieben werden. Deshalb wählte die Autorin der Chronik der FN, Susanne Hennig, das Stilmittel des Interviews, um aus dem Munde beteiligter Schlüsselfiguren eine authentische und packende Darstellung der Situation und ihrer Entwicklung gewinnen zu können. Diese Interviews spannen einen Bogen über 20, 30 Jahre Reitsportentwicklung und sind auch in ihrer Diktion so interessant, daß ich sie hier vollständig als Zitat wiedergebe.
An einigen Stellen wird deutlich, daß die unterschiedlichsten Persönlichkeiten aufeinanderprallen, wodurch Konflikte entstehen, die die Geschichte etwas verständlicher machen. Selbstverständlich wird hier jeweils die Sichtweise einer der einflußreichsten Persönlichkeiten formuliert; andere Zeitgenossen würden sicherlich zumindest die Akzente anders setzen, vielleicht auch eine ganz andere Geschichte erzählen. Da es uns aber nicht um die vollständige Enthüllung der "Wahrheit" geht, sondern um die Verlebendigung der Vergangenheit, um die Gegenwart besser verstehen zu können, soll uns die unvermeidliche Einseitigkeit nicht weiter stören.
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