| | Ohne Ausweg: Traumatisiertes Pferd | | | |
| | | Neuhauser schaltet sich ein | | | |
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In der letzten Woche habe ich gefragt, ob die von » Hans-Jürgen Neuhauser angeprangerten missverständlichen Äußerungen des Menschen, die zwangsläufig zu Schwierigkeiten zwischen Pferd und Mensch führen müssen, nur Anfängern und Dummköpfen unterlaufen - was natürlich eine rhetorische Frage war. Die › DVD HJN-Reiten beweist an mehreren Beispielen das Gegenteil. Wir haben in der vorigen Ausgabe gesehen, wie ein amerikanischer Cowboy sich gegenüber der vor kurzem noch wild lebenden Mustang-Stute entsetzlich ungeschickt verhält und das Pferd in äußerste Bedrängnis bringt.
Neuhauser hat in seinem Leserbrief darauf hingewiesen, dass meine Unterstellung, er selbst hätte sich mehr zurückhalten müssen, falsch ist:
| Es ging darum, zwar "bestimmt" auf den Sohn der Rancherin zu zu gehen, aber dabei das eh schon sehr verschreckte Pferd nicht noch mehr zu belasten und in die Enge zu treiben, bzw. zu riskieren, dass es durch die Umzäunung brechen möchte. Wir haben es hier mit einem ehemals wildlebenden Mustang zu tun, der sein bisheriges Überleben, z.B. vor Wölfen und Bären eben durch die Flucht sichern musste.
Den Sohn der Rancherin (mind 3. Generation Pferdezüchter) habe ich dazu gebracht, seine drohend-dominante Position aufzugeben. Auch hat er dadurch, dass er sich zurückgezogen hat, seine Körperspannung auf das nötige Maß reduziert. Ebenso habe ich mit einer entspannten Körpermitte, nachdem ich neben ihm Stand, mich langsam zurück bewegt, auf eine für das Pferd akzeptable Distanz. Die Stute fing auch sofort an Heu fressen an, das dürfte man noch erkennen.
Es mag für einen Außenstehenden halbherzig wirken. Aber in so einer Situation gilt es wohlüberlegt und von den körperlichen Aktionen wohldosiert zu agieren. Gerade nachdem die Vermutung geäussert wurde, dass die Stute evtl. trächtig sein könnte. Was natürlich die Verantwortung des eigenen Tuns und Handelns noch erhöht. › Leserbrief 2064 | | |
In dieser Ausgabe möchte ich untersuchen, wie Neuhauser es in kürzester Zeit geschafft hat, dieses extrem traumatisierte Pferd zu zähmen. Dabei fällt mir die Serie über den argentinischen Pferdeflüsterer » Oscar Scarpati Schmid von Norbert Balk zur Doma India ein (Ausgaben › Doma India, › Wohltäter des Pferdes, › Die Sanftheit des Pferdes) - der Untertitel zur ersten Ausgabe lautete: "Das Zähmen geschieht zweifelsohne aus Liebe."
Was ist » Liebe? Eine einfache Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt, aber eines ist klar: Wo die beiden Partner einander nicht respektieren, kann es keine Liebe geben; wo nicht jeder Partner seinen Raum findet, ist Liebe nicht möglich. Wer sich selbst nicht lieben kann, kann auch andere nicht lieben. Wer den einen liebt und den anderen hasst - liebt der überhaupt?
Zurück zur Situation: In einem kleinen Paddock finden sich zwei Menschen und ein Pferd; der schreckliche Anhänger, dem das Pferd entstiegen ist, steht noch da und präsentiert sein finsteres Loch. Der eine Mensch hat sich gerade noch bedrohlich aufgebaut, was seine Wirkung auf das Pferd nicht verfehlt hat, der andere, bisher passiv, schaltet sich nun ein und verändert die Situation im Handumdrehen. Wie kann das sein, wie macht er das, wie geschieht das? Einfache Fragen. Und die Antworten?
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