Was macht � Hans-J�rgen Neuhauser anders als andere Leute? Meine Vermutung: er traut den Pferden etwas zu, was andere Leute ihnen nicht zutrauen. Und das ist nicht etwa etwas ganz Au�ergew�hnliches, sondern im Gegenteil etwas so Offensichtliches, dass kein einziger Pferdefreund davon nicht w��te. Pferde sind ganz au�erordentlich empfindliche Wesen. Sie sp�ren es sogar, wenn sich eine Fliege auf ihr Fell setzt.
Nicht wahr, das wei� jeder. Aber wer hat sich dar�ber schon Gedanken gemacht, wer hat daraus Schl�sse gezogen? Eine Fliege! Man denke! Wie gro� mag der Druck eines Fiegenbeins auf ein Pferdehaar sein? Wenn Pferde so empfindlich sind und auf so winzige Signale reagieren k�nnen, muss man ihnen dann beispielsweise im Maul herumrei�en, wie das g�ngige Praxis ist, seit Jahrtausenden?
Das nebenstehende (erste) Bild fiel mir vor ein paar Tagen auf, als ich �ber einen Hinweis in der � Zeit auf ein Projekt des � Knesebeck Verlags gesto�en bin; indirekt sollen vermutlich die Bildb�nde des Verlages gef�rdert werden, jedenfalls haben die Fotografen des Verlags Bilder gestiftet, unter anderem � Tim Flach, dessen Foto mir so unangenehm ins Auge stach.
Nat�rlich kann man solche Bilder rein �sthetisch betrachten und sie sch�n finden; schon die griechischen Bildhauer konnten sich nicht genugtun in der Darstellung geschundener Pferde, die von unz�hligen Kunstinteressierten als Vorbild betrachtet wurden. Wer aber nur ein bi�chen Einf�hlungsverm�gen hat, erkennt zweifellos, wie grausam der Mensch mit den Pferden umgegangen ist und es immer noch tut.
Und nun kommt jemand wie Hans-J�rgen Neuhauser, der nicht zuletzt durch seine berufliche Ausbildung als Zeitlupenakrobat gelernt hat, genau hinzuf�hlen und das richtige Ma� zu finden, sich in sich selbst und seine Partner einzuf�hlen, um gemeinsam eine sensationelle Figur aufzubauen, deren Schwierigkeitsgrad so offensichtlich ist, dass ein Publikum bereit ist, f�r diese Leistung zu bezahlen.
Wenn jemand einen neuen Blick auf etwas er�ffnet, hat das nat�rlich seine Gr�nde. Andere Leute mit anderen Erfahrungen, anderen Erwartungen und anderen Konditionierungen h�tten vielleicht keine Chance, etwas zu entdecken. Au�erdem geh�rt dazu auch noch eine allgemeine Disposition, eine bestimmte Art von Pers�nlichkeit.
Jemand, der wenig mitf�hlend ist und einen leichten Hang zur Grausamkeit hat, wird mit Pferden (und nicht nur mit diesen) ganz anders umgehen als jemand, den ein solches Verhalten abst��t. Die bekannte Geschichte des � barmherzigen Samariters ist bereits 2000 Jahre alt und illustriert unterschiedliches Verhalten unterschiedlicher Menschen sehr deutlich.
Und ein jeder von uns hat die Wahl, soweit er die Wahl hat. Denn letzten Endes kann keiner aus seiner Haut. Kann ein Sadist zum Samariter werden? Vielleicht schon, aber dann w�rde viel dazu geh�ren.
Gl�cklicherweise sind wir alle in weiten Grenzen bildf�hig und nicht festgelegt. So kann man Menschen, die entsprechenden Zeitumst�nde vorausgesetzt, sehr leicht zu Folterknechten formen (wof�r es Unmengen an Belegen gibt), oder aber auch zu selbstlosen, aufopferungsbereiten K�mpfern f�r das Gute, f�r die Mitmenschen, gegen das Leid, gegen Hunger, Ignoranz, Krieg und Tod (ebenfalls beliebig zu belegen). Wenn man uns die entsprechenden Wege zeigt, sind wir meist gern bereit und in der Lage, den einen oder anderen zu gehen. Der Mensch ist eben nicht nur grausam, sondern auch mitf�hlend. Schauen wir uns also den Weg genauer an, den Hans-J�rgen Neuhauser uns er�ffnet.
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