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Bericht Zum Thema Hufpflege · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 453.07 der Pferdezeitung vom 02.12.07
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 Der Huf - mit und ohne ... 
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Das alte Eisen (GNU FDL) · © 2007
 
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Ground Control Kunststoffbeschläge · © 2007
 
» Ground Control Kunststoffbeschläge

    Der Huf - mit und ohne Technik   
    Über das Vertrauen in den Barhuf   
von © 2007  Werner Popken

Teil 1:  Im Namen des Volkes: Zum Huf


Zum Thema Hufpflege


In der letzten Woche habe ich über die höchstrichterliche Entscheidung in Sachen Hufbeschlaggesetz geschrieben, die aufgrund der Klage einer Gruppe um die » BESW-Hufpflegeschule erstritten worden ist. Aus diesem Anlaß habe ich dieses Unternehmen als technikinteressiert charakterisiert und zum Beleg den Test eines neuen Befestigungsmechanismus für einen Kunststoffbelag zitiert, der dort veröffentlicht worden ist.

Dieser Beitrag hat erfreulicherweise einen  Leserbrief provoziert, von Norbert Balk aus Argentinien, der langjährigen Lesern der Pferdezeitung wohlbekannt ist und sich anscheinend sehr für diese Fragen interessiert. Norbert Balk hat mich auf die Seite » Erfahrungen und Informationen zum Thema Barhuf aufmerksam gemacht, und ich habe diesen Hinweis gerne aufgegriffen.

Denn in dieser Ausgabe wollte ich mich Leuten widmen, die nicht der Meinung sind, daß der Mensch die Natur korrigieren muß. Sie bezweifeln sogar, daß das möglich ist. Deshalb möchten sie die Natur besser verstehen, um sie zu unterstützen, und alle Schritte vermeiden, die der Natur letzten Endes ins Handwerk pfuschen.

Das erste Argument gegen irgendwelche Hilfsmittel am Fuß ist doch, daß die Pferde als Gattung viel älter sind als wir Menschen und bis heute überlebt haben, weil der Huf optimal ist und keines Hufpflegers bedarf. Das zweite Argument lautet natürlich, daß Wildpferde auch keine Hufpfleger zur Hand haben und trotzdem prima zurechtkommen. Argentinien hat ja bekanntlich sehr viele Pferde und die meisten werden vermutlich nicht beschlagen sein, wenn sie überhaupt jemals einen Hufpfleger sehen.

Das Gegenargument ist ebenfalls sofort auf dem Tisch: Wildpferde leben unter ganz anderen Bedingungen als unsere Hauspferde, die offensichtlich und leider allzu häufig Hufprobleme haben. In der Natur würden solche Tiere gnadenlos ausgemerzt und sofort Opfer von Raubtieren, während wir die Pflicht haben, sie nicht nur zu ernähren und zu pflegen, sondern auch ihre sonstigen Gebrechen zu heilen, wozu eben insbesondere die Hufprobleme gehören. Dieses Argument haben sich natürlich auch die Hufschmiede auf die Fahnen geschrieben, nach deren Meinung Pferde ohne Eisen im Grunde gar nicht gehen können.

Aber die Hufschmiede haben ja nun eine empfindliche Niederlage erlitten. Ihr Versuch, die lästige Konkurrenz der Huftechniker und Hufpfleger auszuschalten, ist eindeutig gescheitert. Damit ist die Frage, ob Pferde ohne Hufschutz laufen können oder nicht, aber noch keineswegs beantwortet. Denn ob der Hufschutz nun aus Eisen ist oder aus Kunststoff, ist letzten Endes vielleicht nicht gar so wichtig. Natürlich dämpft Kunststoff mehr als Eisen, aber genagelt wird in der Regel trotzdem. Irgendwie muß man den Schutz ja an den Huf bekommen, und die neuartige Klebemethode, über deren Test ich in der letzten Ausgabe berichtet habe, war ja so überzeugend doch nicht.

Die Technikgläubigen ficht so etwas ja nicht an. Technik ist nicht nur verbesserungsfähig, sondern geradezu verbesserungswütig. Ein Ende der Verbesserungen ist so gut wie nie abzusehen, egal auf welchem Gebiet man sich umschaut. Der Fortschritt schreitet überall voran, das Beste von heute gehört morgen zum "alten Eisen" - wobei diese Redewendung ein scharfes Schlaglicht auf die wichtige Rolle der Hufschmiede wirft, jedenfalls in den vergangenen tausend Jahren. Die Fronten verlaufen also an mehreren Stellen. Hier die Eisenleute, da die anderen, hier die Barhuf-Befürworter, dort die Prothesen-Gläubigen.

Im übrigen sollen laut Wikipedia schon die alten Römer mit Eisen experimentiert haben, wobei das Problem darin bestand, dieses am Huf zu befestigen (» Hufeisen). Die Nageltechnik haben sie offenbar noch nicht beherrscht - das soll ein Erbe der Hunnen sein.




Anpassung


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Wüstenpferde in der Garubebene · © 2007
 
» Wüstenpferde in der Garubebene
Abdruck in feuchtem Gelände, Neuseeland · © 2007
 
» Abdruck in feuchtem Gelände, Neuseeland
Auch die Autoren der Wikipedia gehen davon aus, daß Pferde ohne Hufschutz praktisch nicht zu gebrauchen sind, und das sei den Menschen schon im Altertum klar geworden:

Die Notwendigkeit eines Hufschutzes für Pferde war durch die militärische Nutzung der Pferde hervorgerufen. Hier wurden die Pferde über ihre natürlichen Möglichkeiten und Grenzen hinweg beansprucht. Tagesmärsche von bis zu 200 km waren üblich.

» Hufeisen

Hufschutz ist demnach notwendig, wenn die Pferde übermäßig beansprucht werden. das dürfte in den allermeisten Fällen jedoch nicht der Fall sein. Allerdings halte ich die Angabe von 200 Kilometern als üblichem Tagesmarsch für absolut übertrieben. Früher habe ich einmal erwähnt, daß die Hunnen 80 Kilometer am Tag und damit doppelt soviel wie die Römer zurückgelegt haben sollen - das erscheint mir auch plausibel.

Insbesondere bei Turnierpferden wird die Beanspruchung im allgemeinen recht gleichmäßig sein oder sich saisonweise steigern und wieder abschwächen, während es bei Freizeitreitern wahrscheinlich eher vorkommt, daß dann sporadisch eine außerordentliche Leistung verlangt wird, ohne daß das Pferd vorher durch entsprechendes Training allmählich auf diese Leistung hätte vorbereitet werden können, bei einem gelegentlichen Wanderritt zum Beispiel.

Insofern hätte die Wikipedia recht: Militär lag bestimmt auch im Altertum oft monatelang im Quartier und mußte dann plötzlich Gewaltleistungen erbringen, um anschließend wieder Ewigkeiten an derselben Stelle zu liegen, etwa bei einer Belagerung. Unter solchen Umständen wäre die Abnutzungsrate der Hufe extrem unterschiedlich und der Organismus des Pferdes könnte sich nicht schnell genug auf die unterschiedlichen Bedingungen einstellen.

Das Wunder ist ja eigentlich, daß Organismen sich auf ihre Umwelt einstellen und dadurch überleben können. Pferde können in extrem trockenen Gegenden überleben, auch Rassen, die darauf eigentlich gar nicht vorbereitet sind. Man hatte vermutet, daß die wilden Pferde in der Wüste Namibias Nachkommen deutscher Trakehner sind, aber das hat sich angeblich als falsch herausgestellt. Nichtsdestotrotz handelt es sich um Nachkommen von Warmblütern, die man als Trakehner hätte ansehen können, nicht etwa um Wüstenpferde wie Araber oder Achal Tekkiner.

Bei der Wasserstelle Garub wurde ein überdachter Beobachtungsstand eingerichtet, wo man - geschützt vor der prallen Sonne - die aussergewöhnlichen Tiere, die sich an die extremen Lebensbedingungen in der Wüste angepasst haben, aus der Nähe beobachten kann. Niemand weiss ganz genau, woher die Wildpferde stammen. Es wird vermutet, dass es sich um die Nachkommen der Reittiere der deutschen Schutztruppe handelt. Eine andere These besagt, dass sie aus der einstigen Pferdezucht des Barons Hansheinrich von Wolf von der Farm Duwisib südlich von Maltahöhe stammen. Neuere Untersuchungen haben allerdings ergeben, dass die Pferde aus der südafrikanischen Kavallerie entstammen, die - im Kampf gegen die Deutsche Schutztruppe - 1915 hier mit 1700 Tieren lagerte. Durch einen deutschen Fliegerangriff wurden die in Panik flüchtenden Pferde in die Wüste vertrieben und konnten nicht wieder eingefangen werden.

» Wildpferde Namibia

Die Wikipedia hat von diesen Erkenntnissen noch nichts erfahren, hebt aber hervor:

Beachtlich bleibt, dass es diesen Tieren wider jede Erwartung gelungen ist, sich den lebensfeindlichen Bedingungen ihres Lebensraumes so gut anzupassen, dass sie seit nunmehr fast hundert Jahren überlebt haben.

» Wüstenpferd

Und zwar ohne Hufpfleger. Umgekehrt wunderte sich der amerikanische Hufspezialist » Pete Ramey, der seine Erfahrungen zunächst bei den Mustangs in der relativ trockenen amerikanischen Prärie gesammelt hatte und deshalb von einer perfekten Anpassung des Hufes an trockene Verhältnisse ausgegangen war, daß er bei Freunden in Neuseeland wilde Pferde aus der Ferne sehen konnte, die in sumpfigem Gebiet leben und deren Hufabdrücke im weichen Boden gleichermaßen perfekt aussahen. Selbstverständlich müssen die Pferde die Eigenschaft haben, sich automatisch an die vorgefundenen Lebensumstände anzupassen, die sich nicht nur mit den Jahreszeiten immer wieder ändern, sondern auch durch Wanderungen der Tiere.

Nur selten aber dürfte es natürliche Bedingungen gegeben haben, die sich so schnell und dramatisch ändern, daß der Organismus sich darauf nicht mehr einstellen kann. Diese Bedingungen kann jedoch der Mensch sehr leicht schaffen. Wenn er dann nicht Rücksicht nimmt, kann er die Tiere verderben. Ohne Huf kein Pferd. Aber vielleicht haben die Menschen des Altertums und besonders die des Mittelalters auch einfach nicht genug über Pferde und ihre Hufe gewußt.



Gewaltritt


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http://www.thelongridersguild.com/Trimming-feet.JPG · Gordon Naysmith: Markierung des Hufs · © 2007

 
Gordon Naysmith: Markierung des Hufs
 
 
Wann immer man Äußerungen von Befürwortern des Barhufreitens hört oder liest, unweigerlich stößt man auf die Einschränkung, daß Pferde uneingeschränkt barfuß laufen können, es sei denn, eine Gewaltleistung wird von ihnen verlangt. Dann ist Hufschutz gefragt. Aber ist das nicht wieder kurzsichtig, ein schuldbewußtes Einknicken vor den Kritikern, die den Pferdehufen gar nichts zutrauen?

In der Serie über Hufpflege aus dem Frühjahr 2006 habe ich von » Gordon Naysmith berichtet, der seinem Pferd und dessen Hufen etwas zutrauen mußte. Wahrscheinlich ist diese Geschichte vollkommen untergegangen, aber mich bewegt sie immer noch. Sie ist es auf jeden Fall wert, ein zweites Mal vorgetragen zu werden. Diese Geschichte findet sich auf einer Seite eines ganz exklusiven Vereins, dem man nicht beitreten kann, wenn man nicht dazu eingeladen wird. Voraussetzung ist immer, daß man einen Wanderritt von mindestens 1000 Meilen absolviert hat - das ist ja schon was, nicht wahr?

Interessanterweise unterhalten sich alle diese Leute pausenlos über Hufprobleme. So erinnere ich mich an jemanden, der in Südamerika, unter anderem Peru, einen langen Ritt geplant hatte, der dann aber ins Wasser fiel, weil die Hufeisen von so schlechter Qualität waren, daß ständig neue aufgenagelt werden mußten und infolgedessen in kurzer Zeit der Huf voller Löcher war und kein Eisen mehr hielt. Aus der Traum. Jemand anders berichtete von einem Ritt von Afghanistan nach China, wo er sich mit Kunststoff behalf und darüber begeistert berichtete. Die Extremreiter sind sich alle einig: Die Hufe der Pferde taugen nichts.

Und nun zitiere ich mich selbst:

Und dann berichtet Gordon Naysmith unter der Überschrift "Eine wichtige alternative Sichtweise!" von einem Ritt, den er 1970 unternommen hat, und der ihn von Lesotho in Südafrika in zwei Jahren nach Österreich geführt hat. Bis Kenia würde er keinerlei Hufeisen bekommen können (etwa 3300 Kilometer Luftlinie). Er hätte also Vorräte mit sich führen müssen. Das hielt er angesichts der Gewichtsprobleme für unmöglich. Nach vielen Diskussionen setzte er sich durch und entschied, daß er ohne Eisen reiten würde.

Die meisten Pferde in Lesotho waren sowieso unbeschlagen, es war also kein Problem für ihn, unbeschlagene Pferde zu finden. Er steigerte langsam die Tagesleistung, um den Hufen Zeit für die Anpassung zu geben. Am Ende eines jeden Tages markierte er die Distanz von einem Zoll vom Hufrand mit Hilfe einer Raspel. Zu Anfang bewegte sich diese Marke täglich nach oben; der Abrieb war also stärker als die Neuproduktion von Horn. Nach zwei Monaten waren die Hufe stark genug, um täglich acht Stunden im Sattel verbringen zu können. An einem einzigen Tag in Nordrhodesien (heute Zimbabwe) benutzten sie Hufschuhe zur Überquerung von scharfkantigen vulkanischen Geländeformationen.

Nach dem Abschluß der Reise wurden die Pferde in einem deutschen Stall untergebracht. Der neue Besitzer bestand darauf, daß die Pferde beschlagen würden, und holte den Schmied. Der Schmied konnte mit seiner Raspel keinerlei Spuren am Huf hinterlassen, so hart war das Horn. Daher sind die Pferde für mehr als ein Jahr nicht beschlagen worden, bis das Horn wieder weich genug geworden war. Es war aber immer noch so hart, daß der Hufschmied weiter eine Schleifmaschine benutzen mußte. Der Besitzer konnte sie nicht genug bewegen, damit ausreichend Abrieb auf natürliche Weise produziert wurde - wer kann schon täglich acht Stunden Sattel sitzen?

 Afrika-Europa

Diese Erfahrung ist also schon vor fast 40 Jahren gemacht worden - und niemand hat aufgemerkt! Um der Gefahr vorzubeugen, daß der Originalartikel eines Tages verschwindet, bringe ich den Quelltext hier vorsichtshalber ebenfalls:

An Important Alternative View !

Late in 1970 I departed on a 20,000 kilometer horse trip that was to take me from Lesotho, Africa to Austria and take nearly two years. A great problem was that of horseshoes. Going North from southern Africa there is a long ride before reaching Kenya, where shoes are available. Carry enough shoes? Ouch! Much discussion arose, with the vast majority saying that the shoes were needed. Then I thought of all the wild horses and wondered how they got on without a Smithy to visit. Made up my mind to forego the shoes, with the riding fraternity calling me mad, stupid, and worse. But, no shoes for the horses! The decision taken, I went and bought horses in Lesotho where the vast majority are unshod. I looked for horses with black hooves (ed. note - because of their legendary hardness). Eventually took one with a white hoof but it was soon relegated to carrying a light pack. The drill was to start the trip slowly and give the hooves time to get to their hardest. At the end of each day a mark was made on the hoof with a file, one inch up from the front of the hoof. To start with the marks were in the wrong direction as the hoof wore faster than it grew. In two months the hoof was strong enough for us to ride for eight hours on a daily basis. At one point in the north of Rhodesia (now Zimbabwe) we used strap-on shoes to protect the hooves where the ridge tops were broken volcanic rock. These (emergency) shoes would have been better if they were made with cloth ties instead of straps. But they did the job for the one day they were required.

It may be of interest that after arriving in Germany, the horses were retired to a farm. The new owner insisted they should be shod and called in the smith. The blacksmith was unable to make any marks on the hooves with his rasp. In fact the horses were not shod for more than a year, until such time as the hoof had grown softer. After that, to keep the horse's hooves in shape the farrier used a grinder on the hard hooves. For the new owner could not afford the time to ride the horses enough to keep the hooves worn down.

Bildunterschrift
"At the end of each day a mark was made on the hoof with a file, one inch up from the front of the hoof." Gordon Naysmith.

» Erfahrungen und Informationen zum Thema Barhuf




Barhuf


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Huf eines wilden Pferdes · © 2007
 
» Huf eines wilden Pferdes
Die für diesen Distanzritt notwendige Umstellung des Hufes betrug also gerade mal zwei Monate - zwei Monate Reiten unter penibler Berücksichtigung der Abnutzungsverhältnisse - und führte zu Hufen, wie sie in ganz Deutschland vermutlich noch nie gegeben hat. Das beweist ganz eindeutig, daß der Organismus sich an die Anforderungen angepaßt.

Und es bedeutet umgekehrt, daß man die Anforderungen entsprechend gestalten muß, wenn man bestimmte Leistungen im Auge hat. Auf diese Weise kann man den Organismus die Anforderungen bieten, die er braucht, um die betreffenden Organe ausbilden, hier also harte Hufe.

Ich kenne zum Beispiel jemanden, der einen Reitbetrieb führt. Im Winter stehen die Pferde überwiegend auf der weichen Wiese, im Sommer müssen sie die Reitgäste über geschotterte Waldwege tragen. Der Besitzer beschlägt seine Pferde selbst. Nicht weit entfernt von ihm wohnt jemand, der von Dr. Straßer ausgebildet ist und ihm versichert hat, daß seine Pferde nicht beschlagen werden müssen. Dieser glaubt ihm nicht und will auch gar nicht darüber diskutieren.

Der Hufpfleger weiß natürlich auch, daß Pferde, die von einer weichen Weide kommen, nicht von jetzt auf gleich stundenlang Reiter über Schotter tragen können. Er ist sich aber sicher, daß die Pferde die entsprechenden Hufe entwickeln würden, wenn sie auch im Winter gezwungen wären, immer wieder einmal über Schotter zu gehen. Der Besitzer des Reitbetriebs müßte also auf seiner Wiese einen Streifen Schotter anbringen, über den die Pferde ständig laufen müssen, zum Beispiel wenn sie zur Tränke wollen. Das wußte übrigens schon Xenophon, der dringend empfohlen hat, den Platz, wo die Pferde geputzt und gezäumt werden, mit harten, kleinen Kieselsteinen zu belegen, weil das gut für die Hufe der Pferde ist.

Die von Norbert Balk empfohlene Seite führt sich wie folgt ein:

Leider gibt es viel schlechte Hufbearbeitung und die wenigsten Reiter haben Kenntnisse über den Huf und seine Pflege. Dass diese Kenntnisse verbessert werden, dazu will diese Seite ihren kleinen Beitrag leisten. Besonders möchte ich das Auge für verschiedene Hufzustände schärfen.

Meine Erfahrung ist es, dass es möglich und wunderbar ist, ein gutes Barhufpferd zu reiten. Die richtige Hufpflege und Haltung macht einen permanenten Hufschutz für das Freizeitpferd in aller Regel überflüssig.
Auch ich dachte vor einigen Jahren noch anders. Ich möchte jeden Reiter einladen, die Argumente zu überdenken.

» Über mich

Es ist also wieder einmal die Seite von jemand, der eine Leidensgeschichte hinter sich gebracht hat. Es hört sich zunächst fast so an wie die Geschichte meiner Töchter, wächst sich aber dann zu einer richtigen Horrorgeschichte aus, die vermutlich sogar typisch für die Verhältnisse hierzulande sein dürfte. Langsam aber sicher arbeitete Tina Gottwald sich aus diesen Verhältnissen heraus, lernte, las, diskutierte, assistierte, probierte, und wurde allmählich zu einer Expertin. Ihr Pferd wurde wieder gesund und sie selbst zu einem Barhuf-Apostel, der seine Erfahrungen zum Nutzen anderer aufgeschrieben und im Internet publiziert hat. Sie ist keine professionelle Hufpflegerin geworden, sondern verdient ihr Geld anderswo und ist dadurch unabhängig, aber sie gibt ihr Wissen gerne weiter.

Ihre Geschichte zeigt einmal mehr, daß man den Hufen der Pferde nichts zutraut. Eisen müssen her. Daraufhin stellen sich gesundheitliche Probleme ein, die aber nicht mit den Eisen in Verbindung gebracht werden. Die anschließende "Therapie" (Boxenruhe) bringt nichts. Irgendwann stellt sie auf Barhuf um, traut dem Braten aber nicht und verpaßt dem Pferd Hufschuhe.

Die Umstellung auf Barhuf geht also nicht einher mit einem entsprechenden Vertrauen in die Leistung der Hufe. Nach wie vor nimmt sie an, daß ein Pferd ohne Hufschutz gar nicht laufen kann. Aber irgendwann hört sie von Hochleistungs-Barhufen und will mehr wissen. Schließlich reitet sie überwiegend ohne Schuhe und glaubt inzwischen auch, daß Distanzritte von 130 Kilometern ohne Hufschutz kein Problem sind.

Für ihr eigenes Pferd allerdings schon noch; für Wanderritte setzt sie, manchmal nur vorübergehend, Hufschuhe ein. Überraschenderweise baut sie ihre Hufschuhe selbst. Der Vorteil sind die geringen Kosten - jedenfalls wenn man die Arbeitszeit nicht rechnet - und die perfekte Paßform. Natürlich hat sie ein bißchen experimentieren müssen, gibt aber ihre Erfahrungen zum Nutzen ihre Leser weiter.



Hufschuhe selbstgebaut


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Hufwand abnehmen · © 2007
 
» Hufwand abnehmen
Hufwand fertig montiert · © 2007
 
»  Hufwand fertig montiert
komplett fertig · © 2007
 
»  komplett fertig
von vorn · © 2007
 
»  von vorn
von hinten · © 2007
 
»  von hinten
angezogen · © 2007
 
»  angezogen
Die Materialien sind: herkömmliche Kunststoffbeläge, Kunststoffplatten, die aus einem Bottich geschnitten werden, normale Spaxschrauben, Gewindeschrauben und Nieten mit Gewinde, die man bei Dallmer bestellen kann. Kosten pro Schuh 7-10 EUR, Aufwand je nach Übung 1-2 Stunden. Tina Gottwald diskutiert die verschiedenen Kunststoffbeläge am Markt und die Qualität des Bottichs. Unser Titelbild zeigt ganz deutlich, daß der verwendete Maurerkübel ein Loch hat.

Das Wichtigste ist das Maßnehmen. Hier muß ganz sorgfältig gearbeitet werden. Die Schuhe werden einzeln dem jeweiligen Huf angemessen und nach Maß gearbeitet. Dazu wird zunächst der Huf auf ein Blatt Papier gestellt und die Umrißform aufgezeichnet. Das ist einfach. Dann wird die Form der Hufwand mit Papier abgenommen. Wenn der Huf etwas größer ist, reicht ein A4-Format nicht mehr aus, A3 wird benötigt. Das Papier wird so an die Hufwand angedrückt, daß die Form abgenommen werden kann. Das Papier soll deutlich über den Kronrand hinausragen.

Anschließend wird das Papier ausgeschnitten und abgewickelt. Es empfiehlt sich, den Kunststoff des Bottichs mit einer Heißluftpistole oder warmem Wasser geschmeidig zu machen. Andernfalls könnte er leicht reißen.

Man schneidet die Form aus, schneidet den Kunststoffbelag gemäß der angefertigten Schablone zu und befestigt die Kunststoffform mit Hilfe der Spaxschrauben, wobei man möglichst an der Stelle keine Schraube setzt, wo das Pferd auffußt.

Jetzt folgt die Anprobe. Sollten die Schuhe nicht gut sitzen, kann man leicht nacharbeiten. Es werden eben richtige Maßschuhe. Anschließend werden die Schuhe hinten mit der sogenannten Trachtenwand verschlossen, wofür die Gewindeschrauben gebraucht werden.

Anschließend wird der Schuh wieder anprobiert; er soll stramm sitzen und nur mit Hilfe eines Gummihammers anzuziehen sein. Natürlich dürfen die Schuhe nicht quetschen, aber sie dürfen auch nicht locker sitzen, weil das Pferd sie sonst verlieren würde. Das Ausziehen bewerkstelligt man mit Hilfe eines stabilen Hufkratzers.

So weit die Kurzfassung; am besten lesen Sie die ausführliche Anleitung von Tina Gottwald: » Anleitung zum Hufschuhselbstbau. Falls Sie eine Fehlermeldung erhalten sollten - wie ich gestern Abend - probieren Sie es später einfach noch einmal. Man kann diese Schuhe nach Bedarf noch abwandeln, etwa mit einer Sohle versehen, aber das Prinzip ist das gleiche.

Die Sache mit den Hufschuhen, die für alle Barhuf-Befürworter als Rettungsanker angeführt wird, wird vielleicht überschätzt und ist ebenso ein Zeichen für das Mißtrauen gegenüber den Leistungen der Natur wie das Hufeisen selbst. Tina Gottwald hat das Stichwort "Hochleistungs-Barhuf" erwähnt. Damit beschäftige ich mich in der nächsten Woche.



Quellen / Verweise


  1. » BESW
  2.  Leserbrief
  3. » Erfahrungen und Informationen zum Thema Barhuf
  4. » Hufeisen
  5. » Wildpferde Namibia
  6. » Wüstenpferd
  7. » Pete Ramey
  8. » Gordon Naysmith
  9.  Afrika-Europa
  10. » Über mich
  11. » Anleitung zum Hufschuhselbstbau
  12.  Im Namen des Volkes: Zum Huf, Bundesverfassungsgericht stärkt Freiheit der Berufswahl
      Ausgabe 452 · Teil 1



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»  Aluminiumschutz
»  Abgenutzt
Das erste Pferd war mit dem Kunststoffbeschlag in Originalzustand ausgestattet.

Die Bodenverhältnisse waren sehr hart und steinig, es ging oft steil bergauf und bergab auf sehr unebenen Geläuf. Die Stute ging täglich ca. vier Stunden. Am Ende des dritten Tages lösten sich am rechten Huf außen die letzten drei Klebelaschen. Sie wurden am Abend wieder angeklebt. Mitte des vierten Tages ging dann der Schuh auf einem Wiesenweg beim Angaloppieren verloren. Am Ende des vierten Tages lösten sich am zweiten Schuh die ersten Laschen. Am Morgen des fünften Tages hing der Schuh nur noch an einigen Laschen und konnte durch eine leichte Drehbewegung ganz leicht vom Huf gelöst werden.
a.a.O.

Das andere Pferd hatte diesen Hufschutz nur hinten, und zwar nur die Tragschicht, an die dann ein Aluminiumschutz angeschraubt war.

Bei ihr gab es keine Ablösungen der Klebelaschen, was vermutlich auf den allgemein stabileren Aluminium-Hufschutz zurück zu führen ist. Nach knapp sechs Wochen lösten sich dann die ersten Laschen. Sie wurden nochmals nachgeklebt. Nach ein paar Tagen ging dann aber der erste verloren, der zweite war leicht zum Abnehmen.
a.a.O.

Das ist natürlich nicht so erfreulich. Insgesamt wird dem System bescheinigt, flexibel zu sein, weil die Tragschicht alleine mit verschiedenen anderen Materialien kombiniert werden kann. Der Preis wird als günstig bezeichnet, die Idee der Verschweißung wird positiv beurteilt. Man formuliert, sie hätte mehr Erfolg verdient - eine merkwürdige Redewendung, die vielleicht erst durch die abschließende Beurteilung verständlich wird. Das ganze Verfahren wird als zu zeitaufwendig und umständlich kritisiert, wobei man allerdings zugesteht, daß die Sache mit zunehmender Übung schneller vonstatten gehen wird. Daher die Schlußfolgerung, daß das Produkt in den Händen von Spezialisten vielleicht brauchbar ist. Allerdings können auch die an der mangelnden Haltbarkeit nichts ändern. Das ist der Todesstoß. Es gibt nämlich einfachere und haltbarere Produkte mit derselben Funktionalität.

Solche Beurteilungen wollen sowohl Fachleute als auch Pferdebesitzer lesen! Das ist wirklich hilfreich! Es wird daran aber auch deutlich, daß diese Schule sehr an die Nützlichkeit von solchen technischen Entwicklungen glaubt. Immer wieder werden neue Erfindungen gemacht und begeistert aufgegriffen, die eine oder andere sogar mit einer Auszeichnung bedacht, aber im Grunde findet man nichts dabei, daß Pferde ohne irgendwelchen Schutz laufen können.

Deshalb muß der arme Pferdebesitzer mit den Konsequenzen leben, die etwa heißen, daß auf einem Wanderritt der Hufschutz seinen Geist aufgibt. Es gibt inzwischen viele Leute auf der Welt, die sich auf so etwas überhaupt nicht mehr einlassen wollen. Darüber will ich in der nächsten Woche etwas ausführlicher berichten.



Quellen / Verweise


  1. » Bundesverfassungsgericht
  2.  » Teile des neuen Hufbeschlaggesetzes nichtig
  3.  » Das Urteil im Wortlaut
  4.  Hufbeschlag
  5.  Gesetze
  6.  Krieg der Weltanschauungen
  7.  Fast alle unnötig getötet
  8.  Wie kann man's besser machen?
  9.  » Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dienstag, 27. Dezember 2005, Nr. 301 / Seite 11
  10. » Frankfurter Allgemeine Zeitung
  11.  Wie kann man's besser machen?
  12. » Schilda
  13. » FN
  14.  Protestritt
  15. » BESW
  16. » Deutsches Hufregister
  17. » Lexikon Huferkrankungen
  18. » Lexikon Hufschutz
  19. » Hufschutz des Jahres
  20. » Hufgeschwür des Jahres
  21. » BESW Testcenter
  22. » The Happy Horse LLC
  23. » Der "Glue-On-Shoe"
  24.  Im Namen des Volkes: Zum Huf, Bundesverfassungsgericht stärkt Freiheit der Berufswahl
      Ausgabe 452 · Teil 1



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