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Bericht Zum Thema Jubiläum · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 339.05 der Pferdezeitung vom 25.09.05
 Menü Hauptartikel 339
 HGW und Linsenhoff 
 Adolf Schindling  Philanthropen  Stockholm 1956
 HGW und Halla  Aus für die Zucht
Inhaltsmenü
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Copyright wie angegeben
Der 18jährige Reiner Klimke auf Scipio 

    HGW und Linsenhoff   
    Die 50er Jahre: größte Triumphe gefolgt von der größten Krise   
von   Werner Popken

Teil 1:  100 Jahre FN

Teil 2:  Verbandsgründung, erste Erfolge
Teil 3:  Krieg und Nachkriegszeit
Teil 4:  Das Jahr 1924
Teil 5:  Kauft nur deutsche Pferde!
Teil 6:  Olympische Spiele Berlin 1936
Teil 7:  Auf in den Krieg!
Teil 8:  Ehrenrettung für Gustav Rau
Teil 9:  Das Ende der Ära Rau


Anfang Dezember 1954 starb Gustav Rau ( Das Ende der Ära Rau). Hans Günter Winkler war im selben Jahr in Madrid Weltmeister der Springreiter geworden. Im Januar desselben Jahres hatte ein achtzehnjähriger Schüler in seiner Heimatstadt Münster für eine Sensation gesorgt: » Reiner Klimke.

Der junge Mann, der ländlichen Reiterei entstammend, verweist in drei Dressurprüfungen die Großen des Vierecks wie Willi Schultheis und Heinrich Boldt auf die Plätze. Auf dem Olympia-Pferd Hubertus (in Helsinki mit Dr. Wilhelm Büsing in der Vielseitigkeit erfolgreich) gewinnt Klimke zunächst eine mittelschwere Dressur, um dann sein ganzes Können und Talent in der schwierigsten Prüfung zu offenbaren: Von der Fachpresse als "sensationell" bejubelt, führt er den Vollblüter Scipio, im Besitz des DOKR, zum Sieg. Im Turnierbericht heißt es: "Elastisch wie eine Gazelle, sicher und leicht in der Hand, mit geschlossenem, tätigen Maul, immer in schöner Haltung, ganz bei der Sache, sah man Scipio, von seinem geschmeidigen Reiter mit feinsten Hilfen dirigiert, so gut wie nie zuvor."
Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 145

Hier also schon ein jugendlicher Überflieger in der Dressur - allerdings betätigte sich Klimke zunächst als Vielseitigkeitsreiter. 1960 nahm er in dieser Eigenschaft erstmals an den Olympischen Spielen teil. Immerhin, mit Hans Günter Winkler gehörte Klimke einer neuen Generation an, die erst nach dem Krieg zur Reiterei gefunden hatte.

Die Olympischen Spiele 1952 in Helsinki, bei denen die deutschen Reiter erstmals wieder teilnehmen und bereits Medaillen erringen konnten, schlossen eine wichtige Phase der Nachkriegsentwicklung ab. Die Dressur war vollständig vom Team Nagel bestritten worden. Ein Jahr später löste Clemens v. Nagel den gesamten Dressurstall auf. Und das kam so:

Otto Lörke, der seit den zwanziger Jahren in Berlin als Reitmeister gewirkt, für die Olympischen Spiele in Berlin die Dressurreiter trainiert hatte und seit 1938 an der Kavallerieschule angestellt war (also nicht der Militärreiterei entstammte), beendete die höchst erfolgreiche Zusammenarbeit mit v. Nagel. Susanne Hennig beschreibt die Vorgänge so:

Lörke kann und will das in jeder Beziehung großzügige Angebot des Frankfurter Senators Adolf Schindling, dessen Reitanlage im Taunusörtchen Kronberg zu leiten und vor allem Tochter Lieselott Linsenhoff in der Dressur zu fördern, nicht ausschlagen. Schindling, bereit, viel Geld auch für Pferde auszugeben, überredet v. Nagel, den Vornholzer Oxyd-Sohn Adular zu verkaufen. Mit Adular und seinem unverwüstlichen alten Trakehner Fanal, der noch 1956 mit 22 Jahren S-Dressuren gewinnen wird, bricht Otto Lörke zu neuen Ufern auf. Beide Lehrpferde führen Lieselott und Ehemann Fritz Linsenhoff schnell an die Spitze, schon 1954 gewinnt Lieselott Linsenhoff die schwierigsten Dressurprüfungen. In Kronberg entsteht ein neues deutsches Dressurzentrum. Ziel aller Bemühungen ist, eine Equipe für die Olympischen Spiele 1956 aufzustellen.

Auch Willi Schultheis, 14 Jahre lang Schüler Lörkes, verläßt Vornholz, um sich als Ausbilder des Hamburger Stalls Springer auf eigene berufliche Füße zu stellen. Da sich Ida v. Nagel nach ihrer Hochzeit aus dem Turniersport zurückziehen will, beschließt Clemens v. Nagel, den gesamten Dressurstall aufzulösen.
a.a.O., Seite 149

Wundersam! So recht habe ich diese Passage nicht verstanden. Wer ist dieser Schindling? Senator? Kein Wort darüber im Historienbuch. Wäre das zuviel verlangt? Ein kleiner Nebensatz vielleicht? Also mußte ich selbst recherchieren.



Adolf Schindling


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In einem Beitrag des WDR fand ich folgenden Satz über Klimke: "Anders als einige betuchte Kollegen arbeitet Klimke, um reiten zu können - als Anwalt und Notar." (» Dem Pferd verfallen) Hm, ja, stimmt, das muß ja alles bezahlt werden. Und da taucht so ein Senator auf und ist bereit, ordentlich zu investieren. Das möchte ich doch verstehen.

Lieselott Linsenhoff ist seine Tochter. Deren sportliche Karriere wird uns noch beschäftigen. Lieselott Linsenhoff hat ihrerseits eine Tochter namens Ann Kathrin. Ann Kathrin Linsenhoff reitet wie ihre Mutter Dressur, und zwar sehr erfolgreich, also wird sie uns in dieser Geschichte des Sports ebenfalls noch begegnen. Sie hat gerade erst an den Europameisterschaften in Hagen und am Weltfest des Pferdesportes in Aachen sehr erfolgreich teilgenommen.

Doch Ann Kathrin Linsenhoff konzentrierte sich nie ausschließlich auf den Dressursport. Sie legte 1987 ihr Examen als Tierärztin in Gießen ab, 1991 wurde ihr Sohn Moritz geboren. Danach wurde es ruhiger um die Reiterin, obwohl sie weiter bei Turnieren startete.

1999 starb ihre Mutter, die Ann Kathrin Linsenhoff als "mein Idol" bezeichnet - sie hatte 1972 in München als erste Frau einen Olympiasieg im Dressurreiten gefeiert.

Privat wie sportlich begann dann ein neuer Lebensabschnitt: Im August 2001 kam ihre Tochter Liselott-Marie zur Welt, und kurz darauf ritt die Sportlerin mit ihren neuen Pferden Renoir und Wahajama zurück in die Weltspitze. Auch ihr soziales Engagement erregte Aufsehen. Die "Ann-Kathrin-Linsenhoff-UNICEF-Stiftung", gegründet im Juni 2002, unterstützt Projekte des Kinderhilfswerks. "Ich bin wohlhabend geboren und möchte ein Stückchen von meinem Glück abgeben", betont die Weltmeisterin und Olympiasiegerin.
» Ann Kathrin Linsenhoff - persönlich

So - das sind also die Verhältnisse. Und wie kam es dazu? 1991 wurde die VDO Adolf Schindling AG von der Mannesmann AG aufgekauft und 2001 von der Siemens AG übernommen. Möglicherweise ergab sich dadurch für Ann Kathrin Linsenhoff die Situation, Anfang des Jahres 2002 über eine größere Menge Kapital verfügen zu müssen. Jedenfalls hat sie die Stiftung mit 500.000 EUR ausgestattet (» Die Stiftung).

Anfang diesen Monats hat sie zum dritten Mal ein Festival zugunsten ihrer Stiftung auf dem Schafhof in Kronberg im Taunus durchgeführt, den ihr Großvater seinerzeit gekauft und zum Turnierstall umgebaut hatte (» Schafhof-Festival). Für ihr Projekt im Sudan konnten allein durch dieses Festival über 400.000 EUR aufgebracht werden (» Der Erlös).

Aber wie begründet sich denn überhaupt so ein soziales Engagement? Die Nachrichten sind doch voll von gierigen Großverdienern, die den Hals nicht voll bekommen können und in ihrer Geldgier selbst vor kriminellen Machenschaften nicht zurückschrecken. Gibt es denn auch "gute Unternehmer"?

Adolf Schindling, der Vater und Großvater, ist Unternehmer. 1920 gründete er sein erstes Unternehmen, das er zu der Weltfirma entwickelte, die heute zu Siemens gehört (» Die Siemens VDO Automotive AG � ein Unternehmen mit Tradition). Und zwar zweimal, denn 1945 waren 80% seines Unternehmens zerstört. Unverdrossen fing er wieder von vorne an und baute die Firma noch einmal auf. Aber anscheinend hatte er seine Erfolge auch auf seine menschlichen Qualitäten gebaut:

Der Inhaber wußte sehr wohl, wie viel er seinen Mitarbeitern zu verdanken hatte. Schon 1949 gründete er darum die Adolf-Schindling-Stiftung. Sie gewährt allen Angehörigen seiner Belegschaft Unterstützung in Notfällen, sichert ihre Altersversorgung, trägt die Kosten einer gründlichen Gesundheitsfürsorge und vergibt Wohnungsbeihilfen. Für das soziale Verständnis des Mannes, der das Werk ursprünglich schuf und dann unverzagt zum zweiten Male aufbaute, zeugt diese ebenso umfassende wie in ihrer Organisation vorbildliche Einrichtung und vor allem der frühe Zeitpunkt ihrer Errichtung. Daß ihm in Anerkennung seines Lebenswerkes später die Würde eines Ehrensenators der Technischen Hochschule Darmstadt und andere hohe Auszeichnungen zuteil wurden, ehrte ihn weniger als diese Tat.
» vdo tachometer werke adolf schindling gmbh

Nun stammt dieser Text aus einem Buch, das seine Entstehung zum Teil der direkten Mitarbeit der beteiligten Unternehmen verdankt (» dokumentation zur nachkriegszeit). Man mag also unterstellen, daß hier Schönfärberei getrieben wird. Ein zweiter Blick lehrt jedoch, daß es sich hier weitgehend um Fakten handelt, an denen nicht gerüttelt werden kann.

In der heutigen Zeit sind wir es gewohnt, daß Unternehmer bzw. Unternehmen und deren angestellte Leiter, die Geschäftsführer oder Vorstandsvorsitzenden, ausschließlich im Sinne des Kapitals handeln und dabei nicht vor grausamen Einschnitten in die soziale Sicherung der arbeitenden Menschen zurückschrecken. Assistiert werden die heute allmächtig erscheinenden Unternehmer durch die Politik, deren Vertreter zuweilen als reiner Ausführungsorgane erscheinen.

Man muß sich fragen, wie wir es denn angesichts der angeblichen Sachzwänge überhaupt zu diesen soziale Errungenschaften haben bringen können. Die Antwort ist einfach. Es waren Unternehmer, die im Alleingang das soziale Netz gestrickt haben, das wir heute mit Fleiß demontieren. Diese Entwicklungen gehen natürlich zurück auf das entsetzliche Elend des 19. Jahrhunderts, das einige der damals erfolgreichen Unternehmer aus eigener Anschauung kannten.


Philanthropen


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Wu�ten Sie, da� 2005 das Ernst-Abbe-Jahr ist? Haben Sie den Namen Ernst Abbe �berhaupt schon einmal geh�rt? Ich nicht. Das war einer dieser M�nner, die bahnbrechende Errungenschaften durchgesetzt und soziale Werke f�r ihre Mitarbeiter eingerichtet haben.

Abbe war der f�hrende Wissenschaftler und sp�ter Mitinhaber der Carl-Zeiss-Werke in Jena und verhalf dem Unternehmen zu Weltgeltung. Nach dem Tod von Carl Zeiss �bernahm er 1889 die alleinige Leitung des Werks. Ernst Abbe war f�r sein soziales Gewissen ber�hmt. 1891 gr�ndete er die Carl-Zeiss-Stiftung, der er sein gesamtes Verm�gen �berschrieb.

Als Direktor der Zeiss-Werke verwirklichte Ernst Abbe, der einer Arbeiterfamilie entstammte, zahlreiche wegweisende sozialpolitische Vorstellungen. So f�hrte er zur Jahrhundertwende den Acht-Stunden-Tag, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, bezahlten Urlaub, eine Firmenpension und das Recht auf einen Betriebsrat ein, schuf Sozialwerke f�r die Mitarbeiter und eine Gewinnbeteiligung f�r alle Besch�ftigten. [...]

Die Firmen Carl Zeiss und Otto Schott haben gemeinsam mit der Stadt Jena anl�sslich Abbes 100. Todestages am 14. Januar 2005 das Ernst-Abbe-Jahr 2005 ausgerufen.
� Ernst Abbe

Donnerwetter! So hat es also begonnen. Waren es also nicht die Gewerkschaften, die diese Ideen entwickelt haben? Ich konnte es nicht in Erfahrung bringen. Diese Ideen haben damals aber anscheinend mehr Unternehmer umgetrieben. Zum Beispiel Robert Bosch:

Robert Bosch wurde in Albeck bei Ulm als elftes Kind von Servatius und Margarete Bosch geboren, die aus einer wohlhabenden Bauernfamilie stammten. [...] Robert Bosch war ein vorbildlicher M�zen und Stifter, der bereits zu Lebzeiten viele Millionen Mark f�r wohlt�tige Zwecke aufwendete und testamentarisch sein immenses Verm�gen zum gr��ten Teil einer gemeinn�tzigen Stiftung, der Robert-Bosch-Stiftung, �bertrug. 1906 f�hrte Bosch den 8-Stunden-Tag in seinem Unternehmen ein. 1910 spendete er eine Million Mark an die Technische Hochschule Stuttgart. 1913 spendete er 20 Millionen Mark f�r Wohlt�tigkeitszwecke.
� Robert Bosch

Die Leistungen der Stiftung sind vielleicht in der �ffentlichkeit nicht so bekannt, wie es w�nschenswert w�re:

Die Robert-Bosch-Stiftung ist eine der gr��ten privaten Stiftungen Deutschlands. Ihre Gr�ndung 1964 geht auf das Testament von Robert Bosch zur�ck. Die Stiftung besitzt 92% der Anteile der Robert Bosch GmbH, deren Stammkapital 1200 Millionen Euro betr�gt. Ihre Zwecke sind ausschlie�lich gemeinn�tzig.

Sie ist in sechs Programmbereichen V�lkerverst�ndigung, Medizin, Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur und die Wissenschaftsf�rderung organisiert und betreibt in Stuttgart drei Einrichtungen: das Robert-Bosch-Krankenhaus, das Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut f�r klinische Pharmakologie und das Institut f�r Geschichte der Medizin.

Im Jahr 2004 wurden Projekte mit insgesamt 49,1 Millionen Euro gef�rdert. Die Gesamtf�rderungssumme seit 1964 betr�gt rund 680 Millionen Euro.
� Robert Bosch Stiftung

Aber nicht nur die ganz Gro�en tun Gutes: � Auguste Jauch ist bei der Wikipedia als � Philanthrop gef�hrt, und in dem betreffenden Artikel wird beil�ufig erw�hnt, da� auch der Fernsehmoderator � G�nther Jauch in diesem Sinne wirkt. Zwei der reichsten M�nner unserer Zeit, � Hasso Plattner und � Bill Gates, stiften ebenfalls gro�e Teile ihres Privatverm�gens f�r wohlt�tige Zwecke.

In seinem 1889 erschienen Buch "Das Evangelium des Reichtums" (Originaltitel "The Gospel of Wealth") schrieb Carnegie: "Der Mann, der reich stirbt, stirbt in Schande."
� Andrew Carnegie

In diesem Sinne m�chte Bill Gates bis zu seinem Ableben 90% seines Gesamtverm�gens spenden. Wer wirklich reich ist, hat vermutlich kein Verst�ndnis mehr f�r Gier (� Steve Jobs wehrt sich gegen "gierige" Musikindustrie - bei � Steve Ballmer bin ich mir nicht sicher). Mit Pferden hat das alles nun nichts mehr zu tun. Kehren wir also zu Adolf Schindling zur�ck.


Stockholm 1956


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Eröffnungsfeier: Thiedemann trägt die Fahne
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Silber-Team: Lieselott Linsenhoff, Otto Lörke, Anneliese Küppers, Hannelore Weygand
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Liz Hartel, Henri St. Cyr, Lieselott Linsenhoff
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August Lütke Westhues mit Trux am Graben
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Silber-Team Vielseitigkeit: August Lütke Westhues, Klaus Wagner, Otto Rothe
Der Plan Schindlings geht auf. Otto Lörke gelingt es, in drei Jahren ein Team aufzubauen, das bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1956 die Silbermedaille in der Mannschaftswertung gewinnen kann, und zwar mit drei Damen:

Daß wiederum die einst von ihm ausgebildeten Olympia-Pferde zum großen Erfolg beitragen, erfüllt ihn mit Stolz. "Seine" Equipe mit Lieselott Linsenhoff auf Adular, Anneliese Küppers auf Afrika und Hannelore Weygand auf Perkunos gewinnt die Silbermedaille in der Mannschaftswertung (Gold: Schweden, Bronze: Schweiz).
a.a.O., Seite 152

Die Zeit der Militärreiter scheint langsam zu Ende zu gehen - die zivile Reiterei rückt vor und mit ihr die Damen. Was hatte man sich 30 Jahre früher noch das Maul zerrissen!

Otto Lörke hat mit diesem Erfolg sein Lebenswerk gekrönt. Im Jahr darauf stirbt er mit fast achtzig Jahren. Mit Adular und Afrika sind nochmals zwei Pferde der Vornholzer Zucht präsent.

Olympiasieger in der Dressur wird der schwedische Militärreiter Henry St. Cyr - allerdings ist die Bewertung reichlich umstritten. Der schwedische Richter billigt ihm eine enorm hohe Punktzahl zu, ohne die er nicht gewonnen hätte. Von den fünf Richtern sehen ihn zwei auf dem ersten, die anderen auf dem zweiten, vierten und fünften Platz.

Überhaupt geben die Richter in Stockholm reichlich Anlaß zur Kritik. Zwei der Herren bevorzugen ihre Landsleute in so dreister Form, daß die FEI sie anschließend von der Richterliste streicht.

Die Bewunderung des Publikums gilt den beiden Reiterinnen Lis Hartel aus Dänemark und Lieselott Linsenhoff. Lis Hartel, die in ihrer Kindheit an Kinderlähmung gelitten hatte, führt Jubilee mit knappem Punktevorsprung zur Silbermedaille. Bronze sichert sich die 28jährige Lieselott Linsenhoff.
a.a.O., Seite 152

Die Vielseitigkeitsreiter schafften es wieder einmal, negativ von sich reden zu machen.

Besonders ein Trakehner mit einem ein Meter hohen Rick in einem 2,5 Meter breiten Graben macht den Reitern und Pferden zu schaffen. Der tiefe Morast gibt beim Absprung wie beim Aussprung keinen Halt. Das Pferd Iller eines schwedischen Reiters fällt so unglücklich und rutscht unter das Hindernis, daß es an Ort und Stelle erschossen wird. Da der Abtransport während der Prüfung nicht möglich ist, müssen die noch folgenden Reiter und Pferde über den toten Pferdekörper springen - vielleicht auch ein Grund dafür, daß an diesem Hindernis zwölf Pferde stürzen und 28 verweigern.
a.a.O., Seite 153

August Lütke Westhues gewinnt die Silbermedaille, für die deutsche Mannschaft springt ebenfalls Silber heraus. Soweit ist die Sache erfreulich. Wir hatten allerdings schon von den skandalösen Military-Verhältnissen in den 30er Jahren gelesen; zwei Jahre vor den Olympischen Spielen in Stockholm fand die Military-Europameisterschaft in der Schweiz statt:

Im Jahre 1954 war die Reihe an der Schweiz, das Europa-Championat auszurichten. Das Event war dann extrem unrühmlich, so, wie eine Military eigentlich nicht sein sollte; man hatte den Bogen offensichtlich überspannt. Der Kurs führte bei tiefem glitschigen Lehmboden ständig bergauf und bergab; bei den meisten Hindernissen lagen Absprung und Landung nicht auf gleicher Ebene. Auch die Art, wie die Hindernisse gebaut waren, und ihre Abmessungen gingen über das Zumutbare hinaus. Am Hindernis 29 mussten die Pferde in einen auf 1,20 m angestauten Bach springen und auf der anderen Seite fast senkrecht 2 m hoch hinausklettern. Nachdem die ersten 3 Pferde dies nach einigen Versuchen nicht geschafft hatten, wurde die Stelle neutralisiert und die im Wasser platschenden Pferde 20 m weiter aus dem Bach geführt (!). Hindernis 27: Auf der Spitze eines steilen Hanges musste eine Barriere gesprungen werden und unmittelbar danach ein überwucherter Graben. Die meisten Pferde fielen � völlig übermüdet � in diesen Graben. Abgesehen von den Rössern der Briten hatten die durchgekommenen Pferde kaum noch Kraft zum Galoppieren und quälten sich im Trab ins Ziel. Ausser Deutschland � trotz mehreren Stürzen noch dabei � und den siegreichen Engländern war keine sonstige Equipe mehr in der Wertung.
» Strassenmarathons und Querbeet-Reiten

Lernt man nun endlich daraus? Man hält es kaum für möglich, aber bei den nächsten Olympischen Spielen 1960 in Rom wiederholten sich die Schikanen:

Die Geländestrecke war 8100 Meter lang und mit 35 Hindernissen bestückt, die teilweise gewaltige Ausmasse hatten. Der berüchtigste Sprung waren die Betonröhren, 1,10 m hoch und 1,10 m tief. Die Pferde lugten durch die Röhren hindurch auf die tieferliegende Landestelle, zögerten und verletzten sich böse an den scharfen Kanten des ausgesprochen unfairen Hindernisses. Von 73 Startern blieben nur 37 für das abschliessende Springen übrig.
» Strassenmarathons und Querbeet-Reiten


HGW und Halla


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Alfons Lütke Westhues mit Ala
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Zweiter Umlauf unter Schmerzen: Winkler und Halla beim Olympischen Jagdspringen
Und nun das Drama im Springen: 66 Reiter aus 24 Nationen wetteiferten um Platz und Sieg. Hans Günter Winkler und Fritz Thiedemann auf der einen Seite und die Brüder d'Inzeo aus Italien auf der anderen Seite waren favorisiert. Der Parcours schien extrem schwierig. Alfons Lütke Westhues startete als erster deutscher Reiter und kassierte sechzehn Fehlerpunkte. Das fing ja gut an! Dann kam Favorit Piero d'Inzeo und brachte es auf acht Fehlerpunkte. Ach du meine Güte! Der dritte Starter, ein Ungar, schied mit mehr als 50 Fehlerpunkten aus. Wer noch im Rennen blieb, hatte oft 40 oder mehr Fehlerpunkte auf dem Konto. Da kam wohl Freude auf...

Kein einziger der 66 Reiter bewältigte den Parcours ohne Fehler. Hans Günter Winkler hätte es vielleicht schaffen können, aber am 13. Hindernis machte Halla einen Satz, den Winkler so parieren mußte, daß er anschließend einen reißenden Schmerz im Oberschenkel und Leistengegend spürte. Das führte nun verständlicherweise dazu, daß er das nächste Hindernis nicht richtig ansteuern konnte und einen Abwurf kassierte. Immerhin: mit vier Fehlerpunkten war er der Beste!

Die folgenden Stunden machen den knapp 30jährigen Hans Günter Winkler endgültig weltberühmt. Von Schmerzen gepeinigt, begibt er sich in der Pause vor dem zweiten Umlauf in medizinische Behandlung. Mit einigen Spritzen stellen die Ärzte ihn soweit wieder her, daß erneut aufs Pferd steigen kann. Aber schon bei den ersten Sprüngen auf dem Abreiteplatz wird er vor Schmerzen fast ohnmächtig. Erneut sind die Ärzte gefragt, wieder Spritzen. Winkler, kreidebleich im Gesicht, reitet zum zweiten Umlauf ein. Beobachter des Rittes werden später schildern, Halla habe so gewirkt, als ob sie gewußt hätte, daß sie diesmal ganz alleine arbeiten muß. Mit schmerzverzerrtem Gesicht balanciert Winkler im Sattel, läßt die Stute gewähren. Zum grenzenlosen Erstaunen aller Zuschauer nimmt die kleine braune Kämpferin Sprung um Sprung fehlerfrei. Nach dem letzten Hindernis bricht unvorstellbarer Jubel im Stadion aus. Hans Günter Winkler ist Olympiasieger und rettet mit seiner Willensstärke zugleich die Goldmedaille der Mannschaft (40 Fehlerpunkte) vor Italien (60) und England (69).
a.a.O., Seite 154

In einem Interview führt Winkler die Medienpräsenz als wesentlichen Grund dafür an, daß er und Halla so überaus berühmt geworden sind. Erstmals wurden Olympische Spiele live im Fernsehen übertragen. Obwohl er bereits in den Jahren 1954 und 1955 Weltmeister geworden war, bezeichnete er sein Leben bis dahin als durchschnittlich. Die Stute Halla brachte die Wende. Dabei war das keineswegs vorauszusehen. Halla, von einem Traberhengst und einem französischen Halbblut unbekannter Herkunft, war als Zwei- und Dreijährige ohne Erfolg auf der Rennbahn gelaufen. Als Springpferd wollte sie keiner haben.

Sie sprang zwar wie eine Gazelle, hatte aber überhaupt keine Reitpferdequalitäten. Galopp war nicht ihre Stärke, sie konnte nur rennen und weglaufen. Sie war mittelgroß, hinten überbaut und nicht nach normalen Ausbildungsgrundsätzen zu reiten. Man mußte sie immer am langen Zügel und nur mit Gewichts- und Schenkelhilfen führen. Es war nie ein Vergnügen, es ging nur mit Luftanhalten. Zeit ihres Lebens war Halla eine hysterische Dame mit ungeheurer Power. Trotz ihrer zickigen Art war sie sehr menschenbezogen. Dafür haßte sie Hühner, Katzen und Hunde und wurde fuchsteufelswild, wenn wir denen begegneten. Aber ich war schwierige Pferde gewöhnt. Viele meiner Reiterkollegen fragten mich damals, was willst du denn mit der Stute?
a.a.O., Seite 156

Kurz nach den Reiterspielen von Stockholm (die Olympischen Spiele fanden 1956 eigentlich in Melbourne in Australien statt; wegen der komplizierten Quarantäne-Gesetze organisierten die Europäer eine Parallelveranstaltung) fand das Derby in Hamburg statt. Erstmals siegte mit dem Olympiateilnehmer Carlos Delia aus Argentinien (man war ja ohnehin in Europa) ein Nicht-Europäer. Die Dressur gewann wie schon 1955 Willi Schultheis. Anschließend wanderte der ganze Zirkus nach Aachen zu den Weltmeisterschaften. Hans Günter Winkler verzichtete, um seine Verletzung auszukurieren. Die Reihenfolge lautete: Raimondo d'Inzeo (Italien), Francisco Goyoaga (Spanien), Fritz Thiedemann, der Nationenpreis ging an Brasilien, den Großen Preis von Aachen gewann Goyoaga.


Aus für die Zucht


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Thüringer Kaltbluthengst Doppelgänger
Die sensationellen Erfolge des deutschen Pferdesports wurden überschattet durch die dramatische Entwicklung der Pferdezucht:

Stutenbedeckungen
Fohlen im Folgejahr
Zuchthengste BRD

  1948

362.028

 1949

155,300

 1948

Warmblut Kaltblut Gesamt

  1949

277.975

 1950

111,100

 1949

1,675

2,572

4,247

  1950

155.456

 1951

68,300

 1950

1,649

3,185

4,834

  1951

130.534

 1952

54,700

 1951

1,313

2,477

3,790

  1952

117.805

 1953

43,500

 1952

1,193

2,050

3,243

  1953

70.680

 1954

28,400

 1953

1,043

1,703

2,746


War schon nach dem Krieg deutlich, daß der Pferdebestand für Friedenszeiten deutlich zu hoch war, dramatisierte sich die Situation durch die fortschreitende Mechanisierung der Landwirtschaft in beängstigendem Maße. Zwar entwickelte sich der Turniersport kontinuierlich weiter, aber die Pferdezucht drohte doch auf der Strecke zu bleiben.

So mußten nacheinander eine ganze Reihe von Landgestüten einfach schließen. 1960 wurde das Landgestüt Traventhal aufgelöst. Seither hat das Land Schleswig-Holstein kein eigenes Landgestüt mehr. Dreißig Holsteiner Hengste und drei Vollblüter gingen in das Eigentum des Zuchtverbandes über. Der Holsteiner Zuchtverband ist damit zugleich Hengsthalter, bis heute der einzige Zuchtverband im Lande, der eigene Hengste hält.


Die Situation ist nicht überall gleich. Die Hannoveraner waren sehr stark in der Zucht, dort mußten gleich zwei Landgestüten schließen: Harzburg 1960 und Osnabrück 1961. Der Landstallmeister in Celle, Dr. Christian Freiherr v. Stenglin, seit 1958 im Amt, schätzte die Situation dennoch positiv ein:

Ein Reduktionsschnitt solchen Ausmaßes, wie er für alle deutschen Pferdezuchten noch nie dagewesen war, brachte züchterisch ein Positivum: Es wurde hart auf Qualität selektiert mit dem Ergebnis, daß insbesondere in den grünlandreichen Hauptzuchtgebieten einige alte Zuchtstätten einen Teil ihrer durchgezüchteten Stutenstämme behielten, die dann Ausgangsbasis für eine neue Zuchtrichtung wurden.
a.a.O., Seite 160

Das Zuchtgebiet Westfalen, wo 1955 noch 124.000 Pferde gezählt wurden, hat 1970 gerade mal noch 40.000. In Bayern beträgt der Rückgang fast 90%: sind es 1949 noch über 300.000 Pferde, zählt man 1969 noch 35.000. Das liegt natürlich auch daran, daß Bayern einen Schwerpunkt in der Kaltblutzucht hat und Kaltblüter vom Rückgang besonders betroffen sind.

In ähnlicher Situation sieht sich das Rheinland. Dort wollten 1948 einige Züchter eine Warmblutzucht aufbauen und stießen auf erheblichen Widerstand. Bis 1965 war die Kaltblutzucht fast auf den Nullpunkt gesunken. Einige Trakehner fanden dort eine neue Heimat, aber der Aufschwung der Trakehner dauerte aufgrund der erheblichen Verluste durch Krieg und Flucht Jahrzehnte.

Auf Seite 162 findet sich ein Interview mit Constantin Freiherr Heereman v. Zuydtwyck, langjähriger Präsident des Bauernverbandes:

Ich wollte natürlich den Betrieb modern und wirtschaftlich führen und lud einen Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer zu einem Beratungsgespräch ein. Als wir beim Betriebsrundgang in den Pferdestall kamen - zu diesem Zeitpunkt hatten wir sechs Zuchtstuten - sagte der Betriebsberater zu mir: "Diesen Bereich können Sie direkt dichtmachen. Pferde sind nur noch Hobby." Um es mal kraß zu sagen: Man hatte uns von Pferden regelrecht abgeraten.

Eine furchtbare Situation. Wie sollte es nur weitergehen?



Quellen


  1.  Das Ende der Ära Rau,  Ausgabe  338
  2. » Reiner Klimke
  3. Susanne Hennig: 100 Jahre FN, FN-Verlag 2005
  4. » Dem Pferd verfallen
  5. » Ann Kathrin Linsenhoff - persönlich
  6. » Die Stiftung
  7. » Schafhof-Festival
  8. » Der Erlös
  9. » Die Siemens VDO Automotive AG � ein Unternehmen mit Tradition
  10. » vdo tachometer werke adolf schindling gmbh, dokumentation zur nachkriegszeit
  11. » dokumentation zur nachkriegszeit
  12. » Ernst Abbe
  13. » Robert Bosch
  14. » Robert Bosch Stiftung
  15. » Auguste Jauch
  16. » Philanthrop
  17. » Günther Jauch
  18. » Hasso Plattner
  19. » Bill Gates
  20. » Andrew Carnegie
  21. » Steve Jobs wehrt sich gegen "gierige" Musikindustrie
  22. » Steve Ballmer
  23. » Strassenmarathons und Querbeet-Reiten, Die Anfänge der Military (1892�1966), Teil II
  24.  100 Jahre FN, Jubiläum der Deutschen Reiterlichen Vereinigung
      Ausgabe 315 · Teil 1
  25.  Verbandsgründung, erste Erfolge, Männer der ersten Stunde legen den Grundstein für die Gegenwart
      Ausgabe 316 · Teil 2
  26.  Krieg und Nachkriegszeit, Gewaltige Veränderungen in jeder Hinsicht
      Ausgabe 317 · Teil 3
  27.  Das Jahr 1924, Auferstanden aus der Asche
      Ausgabe 332 · Teil 4
  28.  Kauft nur deutsche Pferde!, Pferdezucht und Pferdesport - die Erfolgskombination
      Ausgabe 334 · Teil 5
  29.  Olympische Spiele Berlin 1936, Gleichschaltung von Sport und Zucht im Dritten Reich
      Ausgabe 335 · Teil 6
  30.  Auf in den Krieg!, Wo blieben die Reiter und Züchter?
      Ausgabe 336 · Teil 7
  31.  Ehrenrettung für Gustav Rau, Über üble Nachrede und fundamentale Verunsicherung
      Ausgabe 337 · Teil 8
  32.  Das Ende der Ära Rau, Mühsamer Neuanfang und erste Triumphe
      Ausgabe 338 · Teil 9



Fotos

©   Quelle: Privatarchiv H. Munzendorf,