|  | Thüringer Kaltbluthengst Doppelgänger |  |  |  |
| Die sensationellen Erfolge des deutschen Pferdesports wurden überschattet durch die dramatische Entwicklung der Pferdezucht:
Stutenbedeckungen | Fohlen im Folgejahr | Zuchthengste BRD | 1948 | 362.028 | 1949 | 155,300 | 1948 | Warmblut | Kaltblut | Gesamt | 1949 | 277.975 | 1950 | 111,100 | 1949 | 1,675 | 2,572 | 4,247 | 1950 | 155.456 | 1951 | 68,300 | 1950 | 1,649 | 3,185 | 4,834 | 1951 | 130.534 | 1952 | 54,700 | 1951 | 1,313 | 2,477 | 3,790 | 1952 | 117.805 | 1953 | 43,500 | 1952 | 1,193 | 2,050 | 3,243 | 1953 | 70.680 | 1954 | 28,400 | 1953 | 1,043 | 1,703 | 2,746 | War schon nach dem Krieg deutlich, daß der Pferdebestand für Friedenszeiten deutlich zu hoch war, dramatisierte sich die Situation durch die fortschreitende Mechanisierung der Landwirtschaft in beängstigendem Maße. Zwar entwickelte sich der Turniersport kontinuierlich weiter, aber die Pferdezucht drohte doch auf der Strecke zu bleiben.
So mußten nacheinander eine ganze Reihe von Landgestüten einfach schließen. 1960 wurde das Landgestüt Traventhal aufgelöst. Seither hat das Land Schleswig-Holstein kein eigenes Landgestüt mehr. Dreißig Holsteiner Hengste und drei Vollblüter gingen in das Eigentum des Zuchtverbandes über. Der Holsteiner Zuchtverband ist damit zugleich Hengsthalter, bis heute der einzige Zuchtverband im Lande, der eigene Hengste hält.
Die Situation ist nicht überall gleich. Die Hannoveraner waren sehr stark in der Zucht, dort mußten gleich zwei Landgestüten schließen: Harzburg 1960 und Osnabrück 1961. Der Landstallmeister in Celle, Dr. Christian Freiherr v. Stenglin, seit 1958 im Amt, schätzte die Situation dennoch positiv ein:
| Ein Reduktionsschnitt solchen Ausmaßes, wie er für alle deutschen Pferdezuchten noch nie dagewesen war, brachte züchterisch ein Positivum: Es wurde hart auf Qualität selektiert mit dem Ergebnis, daß insbesondere in den grünlandreichen Hauptzuchtgebieten einige alte Zuchtstätten einen Teil ihrer durchgezüchteten Stutenstämme behielten, die dann Ausgangsbasis für eine neue Zuchtrichtung wurden. a.a.O., Seite 160 | | |
Das Zuchtgebiet Westfalen, wo 1955 noch 124.000 Pferde gezählt wurden, hat 1970 gerade mal noch 40.000. In Bayern beträgt der Rückgang fast 90%: sind es 1949 noch über 300.000 Pferde, zählt man 1969 noch 35.000. Das liegt natürlich auch daran, daß Bayern einen Schwerpunkt in der Kaltblutzucht hat und Kaltblüter vom Rückgang besonders betroffen sind.
In ähnlicher Situation sieht sich das Rheinland. Dort wollten 1948 einige Züchter eine Warmblutzucht aufbauen und stießen auf erheblichen Widerstand. Bis 1965 war die Kaltblutzucht fast auf den Nullpunkt gesunken. Einige Trakehner fanden dort eine neue Heimat, aber der Aufschwung der Trakehner dauerte aufgrund der erheblichen Verluste durch Krieg und Flucht Jahrzehnte.
Auf Seite 162 findet sich ein Interview mit Constantin Freiherr Heereman v. Zuydtwyck, langjähriger Präsident des Bauernverbandes:
| Ich wollte natürlich den Betrieb modern und wirtschaftlich führen und lud einen Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer zu einem Beratungsgespräch ein. Als wir beim Betriebsrundgang in den Pferdestall kamen - zu diesem Zeitpunkt hatten wir sechs Zuchtstuten - sagte der Betriebsberater zu mir: "Diesen Bereich können Sie direkt dichtmachen. Pferde sind nur noch Hobby." Um es mal kraß zu sagen: Man hatte uns von Pferden regelrecht abgeraten. | | |
Eine furchtbare Situation. Wie sollte es nur weitergehen?
Quellen
- Das Ende der Ära Rau,
Ausgabe 338 - » Reiner Klimke
- Susanne Hennig: 100 Jahre FN, FN-Verlag 2005
- » Dem Pferd verfallen
- » Ann Kathrin Linsenhoff - persönlich
- » Die Stiftung
- » Schafhof-Festival
- » Der Erlös
- » Die Siemens VDO Automotive AG � ein Unternehmen mit Tradition
- » vdo tachometer werke adolf schindling gmbh, dokumentation zur nachkriegszeit
- » dokumentation zur nachkriegszeit
- » Ernst Abbe
- » Robert Bosch
- » Robert Bosch Stiftung
- » Auguste Jauch
- » Philanthrop
- » Günther Jauch
- » Hasso Plattner
- » Bill Gates
- » Andrew Carnegie
- » Steve Jobs wehrt sich gegen "gierige" Musikindustrie
- » Steve Ballmer
- » Strassenmarathons und Querbeet-Reiten, Die Anfänge der Military (1892�1966), Teil II
- 100 Jahre FN, Jubiläum der Deutschen Reiterlichen Vereinigung
Ausgabe 315 · Teil 1 - Verbandsgründung, erste Erfolge, Männer der ersten Stunde legen den Grundstein für die Gegenwart
Ausgabe 316 · Teil 2 - Krieg und Nachkriegszeit, Gewaltige Veränderungen in jeder Hinsicht
Ausgabe 317 · Teil 3 - Das Jahr 1924, Auferstanden aus der Asche
Ausgabe 332 · Teil 4 - Kauft nur deutsche Pferde!, Pferdezucht und Pferdesport - die Erfolgskombination
Ausgabe 334 · Teil 5 - Olympische Spiele Berlin 1936, Gleichschaltung von Sport und Zucht im Dritten Reich
Ausgabe 335 · Teil 6 - Auf in den Krieg!, Wo blieben die Reiter und Züchter?
Ausgabe 336 · Teil 7 - Ehrenrettung für Gustav Rau, Über üble Nachrede und fundamentale Verunsicherung
Ausgabe 337 · Teil 8 - Das Ende der Ära Rau, Mühsamer Neuanfang und erste Triumphe
Ausgabe 338 · Teil 9
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Fotos
© Quelle: Privatarchiv H. Munzendorf, | |