Wochenmagazin · Die ganze Welt der Pferde
11. Jahrgang · aktuell  Ausgabe 510

   Magazin 
    › Pferdemarkt    › Anzeigenmarkt    › Messe

 Archiv

 Pferd verkaufen

 Anzeige aufgeben

 Mediadaten

 


 
interessant: » Arm trotz Arbeit

 News: FN-aktuell vom 07.01.09
 Presse-Info: Personalia
 Dressur, z.B. ... Pony: Dressurkür kommt
 Hufklinik: geändert seit 05.01.


    Magazin: jeden Montag neu
Neu:   Ein engagierter Leserbrief
Tipps vom Experten auf dem Prüfstand
Hallo   Pferdefreund!

   

  Menü    Hilfe-FAQ    Login    Newsletter     Bücher    Notizen    Presse    Termine  TV

 
  Heute neu
  Magazin 
  Pferdemarkt
  Anzeigenmarkt
  Messe
  Artikel
 Archiv
 Bachblüten
 Berichte
 Editorials
 Kunstgalerie
 Rasseportraits
 Rezensionen
 Tips
 Titelgalerie
 Zufallstitel
 Bildmaterial
 Bildschirmschoner
 Cartoons
 Comics
 Fotoalben
 Kalender
 Postkarten
 Poster
 Puzzles
 Informationen
 EWU-Presseticker
 FN-aktuell
 FN-Ergebnisdienst
 FN-Presseticker
 FN-Turniervorschau
 Leserbriefe
 Links
 Pferdenamen
 Presseinfos
 Suchstatistik
 Terminliste
 Terminkalender
 Zitate
 Besucheraktionen
 Anzeige aufgeben
 Login
 Link eingeben
 Newsletter-Abo
 Notizen
 Pferd verkaufen
 Presseinfo neu
 Termin eingeben
 Hilfe + Antworten
 Einführung
 FAQ
 Übersicht
 Geschäftliches
 Autorenhinweise
 Bannerwerbung
 Bildwerbung
 Impressum
 Konditionen
 Kontaktformular
 Mediadaten
 Service
 Textwerbung
 
Galerie · Stute und Fohlen
 Menü Galerie
 Stute und Fohlen 
 Der Maler  Bildersuche  Die Beobachtung
 Verwirrung  Galopp  Die Fotografie  Übersicht  Vorschau
 Editorial   Suche
Inhaltsmenü
Inhaltsmenü
Inhaltsmenü
  Druckversion   Lesezeichen
  Magazin
  Magazin
  Magazin


Géricault
Stute und Fohlen

19. Jahrhundert

Mit dieser Sepiazeichnung hat Géricault einen intimen Augenblick zwischen Stute und Fohlen eingefangen. Der saubere, gepflegte Stall beweist, daß es sich bei diesen Pferden um wertvolle und geschätzte Tiere handelt und daß dem Fohlen wahrscheinlich nicht das Schicksal bevorsteht, das so viele Arbeitspferde des 19. Jahrhunderts erleiden mußten.

Théodore Géricault, 1791-1824



aus dem Buch Pferde
mit freundlicher Genehmigung
des  Taschen-Verlags
siehe auch Bildschirmschoner  Pferde und  Rezension



Kommentar · 10.02.2001
Von  Werner Stürenburg

Nach der  Sepiafotografie der letzten Woche nun eine Sepiazeichnung. Sehr realistisch, mit leichter Hand hingetuscht, sehr überzeugend und erfreulich. Der Künstler klebt nicht am Detail, er schöpft aus dem Vollen und kann damit überzeugen.

Erst wenn man sich länger mit dem Bild beschäftigt, fallen merkwürdige Fehler auf, die einem Profi nicht unterlaufen sollten - oder zumindest stellt sich die Frage, warum sie einem Profi unterlaufen.

Was lehrt mich das Internet? Unbedacht befrage ich  Google und finde mich wiederum schnell verstrickt in viele interessante Fragestellungen, die mich für Stunden beschäftigen.




Galerie · Der Maler


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


Géricault war zweifellos Profi. Er hat eine gestandene Ausbildung durchlaufen (u.a. bei einem Pferdemaler, siehe »  Das arabische Pferd im Spiegel der Kunst) und ist in seiner Zeit einer der führenden Künstler gewesen. Seine Gemälde hängen noch heute als Glanzstücke in den wesentlichen Museen der Welt.

Das Kunsthaus Zürich zeigt z. B. auf seiner Übersichtsseite »  Impressionismus und Postimpressionismus / von Géricault bis Manet ein Gemälde von Géricault:

Der Hufschmied. 1813/14
Öl auf Holz. 122 x 102 cm
Erworben 1965

Der Kommentar hierzu lautet:

Der Hufschmied, ursprünglich ein Ladenschild, verbindet barockes Furioso mit dem revolutionären Pathos der besten Werke Géricaults; man kann in ihm eine der ersten Heroisierungen eines Vertreters des Handwerkerstandes sehen.

Das klingt natürlich echt super toll. Wenn so ein Feuerross wie auf dem Gemälde beschlagen werden soll, braucht es vielleicht auch so einen Pfundskerl als Hufschmied. Die mir bekannten Pferde und Hufschmiede werden sich in diesem Gemälde kaum wiedererkennen - für meinen Geschmack ist das einfach hochgestochener Schwulst.

Dieses Pferd ist dargestellt in der akademische Manier der Fürstenverherrlichung. Das Revolutionäre ist die Tatsache, daß ein einfacher Hufschmied, sozusagen der letzte der Handwerker, in der Rolle eines Helden dargestellt wird.

So ungefähr stellt man sich einen Hufschmied in der Oper vor. Jeder weiß, daß der Sänger keine Ahnung von Pferden hat und einen Hammer keine fünf Minuten halten, dafür aber besonders breitbeinig und großspurig posieren sowie wirklich gut singen kann.

Es fällt mir ein, daß Courbet etwa um 1850 mit der Darstellung eines Steineklopfers noch "tiefer gesunken" ist und ein noch geringeres Mitglied der Gesellschaft heroisiert hat, aber ich will es genau wissen und erinnere mich, daß ich ein preiswertes Bändchen über Courbet im Bücherregal habe.

Als erstes springt mir dort ein Ausschnitt unseres Hufschmieds ins Auge, denn der Band heißt genauer "Courbet und der französische Realismus". Diese Bewegung hatte ich bereits im Zusammenhang mit unserem »  Bauern erwähnt. Der Hufschmied bzw. Géricault wird also ganz deutlich als Vorläufer gesehen. Der Steineklopfer ist natürlich auch in dem Buch abgebildet, ist von 1849 und zum Zeitpunkt der Drucklegung (1988) noch in Privatbesitz (Mailand) - Donnerwetter!

Nun wollte ich die Sache doch nicht so im Raum stehen lassen und wenigstens einen Hinweis auf eine Abbildung des Steineklopfers im Internet geben (weil ich keine Lust hatte, dieses Gemälde einzuscannen - außerdem kostet das auch wieder Bandbreite und führt zu weit). Wie komme ich also jetzt schnell an dieses Bild?





Galerie · Bildersuche


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


Zunächst habe ich es mit "Steineklopfer Courbet" bei »  Google versucht, hatte aber kein Glück. Wie heißt dieses Gemälde auf Englisch, Französisch, Italienisch? Keine Ahnung.

Dann habe ich mich erinnert, daß Mark Harden eine Bildersammlung mit einfacher Adresse im Internet bereitstellt: »  Artchive.com, ein Kunstwort aus (Art wie Kunst) und Archiv. Ich mußte mich ein paarmal durchklicken, bis ich zur Übersichtsseite »  Courbet kam: 25 Gemälde, kein Steineklopfer, wie schon aus den amerikanischen Titeln ersichtlich.

Also muß Carol Gerten aushelfen, die andere große Bildersammlerin des Internet, auf die jeder früher oder später stößt, der sich für Kunst interessiert.

Bloß: wie heißt deren Webseite? Sie hat eine Menge Spiegel (vermutlich so um die 50, auch einen in Deutschland, an der Uni Bayreuth), und irgendwo habe ich auch ein Bookmark. Also muß wieder »  Google ran: "Carol Gerten", und schon habe ich den bayerischen oder besser fränkischen Spiegel.

Die Adresse der Übersichtsseite lautet: »  » btr0xw.rz.uni-bayreuth.de/cgfa/index.html - kein Wunder, daß ich mir das nicht merken kann. Carol zeigt zusätzlich zu den Titeln freundlicherweise auch Thumbnails, hat 15 »  Courbets, kein Steineklopfer. Jetzt gebe ich auf. Zurück zum Hufschmied.

Was war 1813/14 los? Das war doch eine heiße Zeit! Napoleon fällt mir ein, und wiederum, statt das Internet zu bemühen und mich für Stunden festzubeißen, greife ich zu dem alten Universallexikon in zwei Bänden, das ich von meinen Eltern geerbt habe, und schlage unter "Napoleon" nach.

Tatsächlich: "Um Durchführung der Kontinentalsperre zu erzwingen, 1812 Schicksalszug nach Rußland; nach großen Siegen totale Niederlage. Sieg der Verbündeten gegen Napoleon bei Leipzig 1813. Abdankung in Fontainebleau 14.4.1814, Verbannung nach Elba."

Der Hufschmied ist also zu sehen vor dem Hintergrund der französischen Revolution (gleichaltrig mit dem Maler - als Napoleon putscht, ist Géricault 8 Jahre alt), dem napoleonischen Kaiserreich und der soeben erlittenen nationalen Schmach.

Aus der Abbildung im Buch kann man sehr schön erkennen, daß der Hufschmied vor allen Dingen ein schöner Mensch ist, der weniger Hufschmied als vielmehr Symbol sein soll, genauso wie das Pferd. Es geht also mitnichten um ein echtes Pferd und einen echten Hufschmied. Ein echter Hufschmied würde sich schön bedanken, wenn die Pferde sich so aufführen würden wie hier geschildert.

Géricault war berühmt für seine Pferdegemälde. Unser Buch erzählt im Anhang, daß er nach 2 Jahren seinen Lehrer Vernet mit der Bemerkung verließ, "eines meiner Pferde könnte sechs von seinen verschlingen". Bescheiden war er also nicht, dafür desto selbstbewußter.

Offenbar war er von Pferden auch persönlich fasziniert und ist im Alter von 33 Jahren bei einem Reitunfall gestorben. Eine »  Totenmaske von Géricault findet sich bei Bildhauer »  Holger Schmidt. Géricault wirkt wie mindestens 50. Merkwürdig.

Er hatte aber mehr auf der Pfanne als nur Pferde, und das ist natürlich auch im Internet sichtbar. Bei meiner Recherche bin ich z.B. auf Arbeiten der 12. Klasse des Graf-von-Galen-Gymnasiums in Kevelaer gestoßen, die jeweils ein »  berühmtes Gemälde zum Thema hatten. Darunter fand sich auch ein spektakuläres Werk von Géricault: »  Das Floß der Medusa. »  Nina Bühler hat im Leistungskurs Kunsterziehung des Luitpold-Gymnasium München dieses Riesengemälde (Louvre, 4,91 x 7,16 m) beschrieben (»  Poster).





Galerie · Die Beobachtung


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


Für das Floß der Medusa hat Géricault Realitätsstudien betrieben. Vor der afrikanischen Küste lief ein Schiff auf Grund, der Kapitän rettete sich mit der Mannschaft und ließ die Passagiere im Stich.

Diese bauten ein Floß. Als schließlich nach 12 Tagen Rettung kam, lebten von 149 Menschen nur noch 15. Genau diese Situation der Rettung hat Géricault nachgestellt. Er hat ein Floß bauen lassen und Leichenschauhäuser und Anatomieabteilungen von Krankenhäusern besucht. Also ein 'Realist', der hinschaut?

Es nicht einfach, die wirkliche Situation auf See nachzuempfinden, das leuchtet ein. Darum geht es aber auch gar nicht. Das Publikum sollte beeindruckt werden, wie beim Hufschmied lag auch beim Floß der Medusa eine politische Absicht zugrunde - von wegen Realismus!

Bei unserer Skizze entfallen alle solche Einwände. Hier soll nicht mehr gezeigt werden, als man sieht. Diese Stute ist nicht Symbol für die unterdrückten Handwerker. Sie steht für sich. Und doch, wenn man genau hinschaut ...

Wie der Begleittext richtig erkennt, ist dies ein wertvolles Pferd, das in einem vornehmen Stall wohnt und mit Sicherheit einem sehr reichen Menschen gehört, der dieses Pferd gebührend behandeln läßt.

Géricault hat sehr viele Bilder von Rennen gemacht. Auch die Pferderennen waren und sind ein Vergnügen der sehr reichen Leute. Vermutlich sind die Pferdegemälde, die Géricault berühmt gemacht haben, ebenfalls von diesen reichen Leuten gekauft worden.

Die Stute wirkt etwas zu kompakt, als daß sie als Rennpferd, als Galopper durchgehen könnte. Die Schulter tritt ein wenig zu stark hervor, aber was mich irritiert hat ist das Fohlen: dieses Fohlen sieht weniger aus wie ein Fohlen als vielmehr wie eine verkleinerte Ausgabe der Mutter.

Die Beine sind zu kurz und der Rumpf ist zu kompakt, um nicht zu sagen: zu dick, zu voluminös. Die Mutter hat einen ordentlichen Hinterschinken - das ist soweit in Ordnung, aber das Fohlen kann nicht auch schon so gebaut sein; schließlich ist es gerade erst aus dem Bauch der Mutter herausgekommen.

Die richtigen Proportionen sehen wir auf einem Foto aus dem »  Bildschirmschoner zur heutigen Ausgabe, das ich zur besseren Vergleichbarkeit gespiegelt habe.

Man sieht sofort: die Proportionen eines Fohlen unterscheiden sich sehr deutlich von denen eines erwachsenen Pferdes.

Dieses Fohlen hat so lange Beine, daß es unmöglich unter dem Bauch der Mutter hindurchlaufen kann. Der Rumpf und die Hinterhand sind viel kleiner als die auf der Zeichnung, und trotzdem kann man sich kaum vorstellen, daß es einmal im Bauch der Mutter war.

Beide Fohlen sind mit Sicherheit schon ein paar Wochen oder gar Monate alt. Im Vergleich jedoch wird ganz offensichtlich, daß die Darstellung von Géricault unglaubwürdig ist.

Bekanntlich ist es sehr schwierig, genau zu sehen. Das gesamte Mittelalter hindurch wurden Kinder als kleine Erwachsene dargestellt. Könnte es sich hier um einen solchen Fehler handeln?

Vielleicht ist dies eine Erklärung. Selbst nach so langen Jahrhunderten technischen Fortschritts in der Malerei und sorgfältiger Ausbildung fällt es offenbar schwer, richtig zu sehen. Dazu gleich noch ein berühmtes Beispiel.





Galerie · Verwirrung


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


Noch etwas irritiert, das aber gewaltig - wenn man erst einmal drauf kommt: unser Fohlen sucht ganz offensichtlich die Mutterbrust, und zwar am falschen Ort, dort, wo sie bekanntlich nur bei Menschenmüttern zu finden ist.

Das ist sicherlich auch dem Maler bekannt gewesen. Warum also stellt er diese verwirrende Situation dar? Er ist frei zu zeigen, was er will. Er zeigt dies. Das Bild ist also keineswegs so harmlos, wie es auf den ersten Blick scheint.

Die Haltung des Fohlens ist vollkommen eindeutig in ihrer Bedeutung. Wie sagt die Beschreibung im Buch? "Mit dieser Sepiazeichnung hat Géricault einen intimen Augenblick zwischen Stute und Fohlen eingefangen."

Genau. Die Autorin hat es auch gespürt. Klingt etwas merkwürdig. Jetzt manipulieren wir etwas: "Mit dieser Sepiazeichnung hat Géricault einen intimen Augenblick zwischen Mutter und Kind eingefangen." Das klingt authentisch.

Also stellt sich die Frage: war die falsche, verwirrende Stellung des Fohlens Absicht des Malers - wenn ja: welche? oder verbirgt sich dahinter eine unbewußte Projektion, d.h. spricht hier die Seele des Künstlers und benutzt das Bild, um etwas für sie Wichtiges zum Ausdruck zu bringen?

Wenn dies so ist, dann haben wir hier einen Mechanismus wie im Märchen, wo Menschen verwandelt werden und Tiere sind und als Tiere etwas erleben, was unschwer wieder zurückübersetzt werden kann in die Menschensprache. Dann wäre die Stute also die Mutter, das Kind der kleine Théodore.

Versuchen wir, wieder zum Augenschein zurückzukehren und weiter zu lesen - das Fohlen ist ein Fohlen, das sich unnormal verhält, die Stute eine Stute, die reagiert.

Sollte vielleicht der nervige Blick der Stute bedeuten: "Was ist mit dir, mein Kind, bist du wirr im Kopf?" Aber nein, diesem Bild fehlt eindeutig jegliche humoristische oder karikaturistische Wendung. Der Blick scheint sich eher dem Betrachter zuzuwenden, eine Drohgebärde zu signalisieren: "Komm uns bloß nicht zu nahe, sonst werde ich fuchtig!"

Möglich, aber wahrscheinlich? Die kanadische Stute jedenfalls grast friedlich und kümmert sich nicht um den schnappschießenden Menschen. Nun ist dieser vermutlich gut bekannt, aber wenn ein Maler in einem Stall arbeitet, macht er das nicht in 5 Minuten, ist also auch kein Fremder, der bedrohlich ist. Vielleicht soll es auch nur dramatisch aussehen - also doch wieder eine Inszenierung für das Publikum.

Bleibt die Frage nach dem Fohlen. Sollte das Fohlen nicht trinken wollen, sondern nur spielen? Spielt ein Fohlen so? Ich weiß es nicht, aber es kommt mir unwahrscheinlich vor.

Andersrum gefragt: Warum sollte der Maler uns hier dermaßen verwirren wollen? Er hätte doch eine eindeutige Situation wählen können. Immerhin hat er keinen Schnappschuß gemacht! Also doch eine verborgene Botschaft? Ich komme nicht drauf.





Galerie · Galopp


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


Das Fohlen auf nebenstehendem Bild ist einen Tag alt. Es ist auf der Weide geboren, natürlich nachts. An diesem Tage war ich auf Geschäftsreise unterwegs. Am nächsten Tag habe ich dieses Foto gemacht.

Die Stute lief immer wieder sehr lange, bestimmt 20 Minuten in einem Stück, wie hier zu sehen in scharfem Trab im Zirkel, ihr Sohn im Galopp bei Fuß, selten so weit hinten wie hier, meistens exakt in Schulterhöhe. Dieses Foto hat den Vorteil, daß man die beiden gut auseinanderhalten kann, weil das Fohlen so weit hinten ist. Man sieht gut ihr Tempo und seinen ansetzenden Galoppsprung.

Da wir keine Züchter sind, haben wir in keiner Phase eingegriffen. Üblicherweise werden Stute und Fohlen eingesperrt. Das normale Verhalten kann sich nicht entwickeln. Insbesondere kann die Mutter das Neugeborene nicht trainieren.

Übrigens: Das Fohlen muß unbedingt auf die Mutter geprägt werden. Je öfter der Mensch bei diesem empfindlichen Ablauf dazwischenfunkt, desto verhaltensgestörter das heranwachsende Pferd. Als Ergebnis kann man dann allenthalben auf Zuchtveranstaltungen Pferde sehen, die wie wilde Tiere vorgeführt werden.

Géricault hielt sich von 1820-22 in England, dem Land der klassichen Pferderennen, auf. Er hat auf seinen Rennbildern die Pferde immer gleich dargestellt, wie fast alle Maler vor ihm und nach ihm.

Diese Darstellungsart (fliegende Position) ist außerordentlich überzeugend. So stellt man sich den Galopp vor. So muß es wohl sein, so kann man es ja jederzeit sehen, oder etwa nicht?

Géricault, Das Derby in Epsom, 1821
Abb. aus »  Pferde, Seite 39

Eben nicht. Niemand hat ein Pferd jemals so galoppieren sehen. Ein Galopp geht so schnell und das menschliche Auge reagiert so langsam, daß wir die exakte Beinfolge im Galopp nicht sehen können.

Diese Art der Darstellung ist aber nachgerade absurd. Bei etwas Nachdenken und Hinschauen wird klar, daß Pferde auf diese Art sicher nicht galoppieren. Wie dann?





Galerie · Die Fotografie


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


6 Jahre nach Géricaults Tod wurde in England Eadweard Muybridge geboren. Dieser ist später nach Amerika gegangen. Inzwischen war die Fotografie erfunden worden.

Muybridge hat mit Hilfe der Fotografie Bewegungsstudien gemacht und schließlich im Auftrag eines reichen Amerikaners Pferde im Galopp fotografiert. Dieser Mann erhoffte sich Erkenntnisse, die ihm einen technischen Vorteil bei Galopprennen verschaffen würden. Er wurde darin nicht enttäuscht.

Der Fotograf hat 1878 sein Buch "The Horse in Motion" (Das Pferd in Bewegung) veröffentlicht.

Muybridge, Galoppierendes Rennpferd, 1878
Abb. aus »  Pferde, Seite 36

Seither wissen wir, daß ein Pferd im Galopp tatsächlich in einer bestimmten Phase "fliegt", aber nicht so, wie die Maler es immer dargestellt haben und wie das Publikum es immer so gern geglaubt hat.

Die dargestellte Haltung nehmen Pferde überhaupt nicht ein, niemals. Und in der Fliegephase befinden sich alle vier Beine des Pferdes völlig unspektakulär unter dem Bauch.

Zu diesem Thema, dachte ich, hätte ich noch einen spezifischen Beitrag im Internet gefunden. Titel: »  Vom schnellen Galopp der Pferde, den es nicht gibt

Der Untertitel "ODER DIE ZEIT ALS ORDNUNGSMÖGLICHKEIT DES NACHEINANDERS" und die Quelle "Kunstforum - Band 150, April � Juni 2000, Seite 98, Dokumentation" machte mich schon etwas stutzig.

Ich habe aber trotzdem das ganze Interview gelesen (68 KB, mehr als doppelt so lang wie unsere »  Hauptgeschichte). Es geht nicht um das Thema, wie es im Titel suggeriert wird. Es geht um das, was im Untertitel steht. Das ist freilich nicht so griffig.

Und ganz zum Schluß, endlich, im vor(!)letzten Satz, kommt mein Suchwort Géricault vor!!! Und der Bezug zum Titel wird endlich hergestellt!

Heinrich Theissing, Professor für Kunstgeschichte in Düsseldorf, nimmt Bezug auf Kandinskys Reiter von 1911:

Für mich ist er das Inbild von Schnelligkeit, ja eine Hommage darauf, weil er ein Zeichen für Schnelligkeit ist. Ein solches Werk öffnet insofern ganz neue Gesprächsmöglichkeiten, weil die dargestellte Bewegung so wahnsinnig schnell wirkt, obwohl sie den Muybridge negiert. Seit dessen Fotos aus den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts ist bekannt, wie Pferde laufen, und wir wissen alle, dass es den 'fliegenden Galopp' nicht gibt. Trotzdem ist der schnellste Lauf eines Pferdes in der Kunst einer, der in Wirklichkeit gar nicht stattfindet. Diesen Galopp finden wir schon bei den Mykenern und Skythen, auch in Persien und Ostasien. Jesuiten brachten das Bild des fliegenden Galopps aus China mit, und so hat es Gericault erreicht. In seinem Werk hat Kandinsky noch einmal die Formel für Geschwindigkeit in dem uralten Zeichen aufleben lassen, das kein wirkliches Bewegungsmotiv ist.

(Hervorhebung durch mich. Ich habe ein bißchen recherchiert und nicht herausgefunden, welches Bild er meint. Vielleicht meint er den Blauen Reiter von 1903, nach dem 1911 die Künstlervereinigung "Der Blaue Reiter" benannt worden ist, bei der Kandinsky Gründungsmitglied war - "Der Name leitet sich von seinem 1903 entstandenen gleichnamigen Gemälde ab, auf dem ein romantischer Held auf einem weißen Roß querfeldein durch eine Herbstlandschaft reitet." Eine Abbildung habe ich nicht gefunden, statt dessen von Kandinsky einen St. Georg - Drachentöter mit blauem Pferd).

So ist unser Maler mit seinen fliegenden Pferden doch wieder rehabilitiert. Von einem Kunstprofessor aus Düsseldorf, der sich speziell mit dem Thema Zeit im Bild beschäftigt hat.



Galerie · Übersicht


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite

180 Datensätze · 10 pro Seite ( 20 ·  50 ·  100 ·  200) · Seite 1 von 18 Seiten

1

 2

 3

 4

 5

 6

 7

 8

 9

 10

 11

 12

 13

 14

 15
» »|

  Ausgabe
 Galeriethema  Anriß

 284

 Eisenbahn Eisenbahn Sergio, England? Erbitterter Widerstand, Ausschnitt aus Seite 18, Überfälle ( Nasalhelm ) Vor einigen Tagen habe ich eine Buchreihe

 280

 Polospieler Bayeux unbekannt, Frankreich/England Der Teppich von Bayeux, Ausschnitt Hic ceciderunt Lewine et Gyrth frates Haroldi regis Hier fielen Leofwine und

 279

 Bayeux Bayeux unbekannt, Frankreich/England Der Teppich von Bayeux, Ausschnitt Hic ceciderunt Lewine et Gyrth frates Haroldi regis Hier fielen Leofwine und

 278

 Tarot Tarot Arthur Edward Waite, Pamela Colman Smith, England Der Tod, Ausschnitt Karte 13 aus der Großen Arkana des Rider-Waite-Deck 70x120

 276

 Der Tod Der Tod Niki de Saint Phalle, Frankreich Der Tod, Ausschnitt Polyester, 1985 , 35x 76 cm, Aufl. 7 (Niki de [...]

 275

 Möbius Bildgalerie Maurits Cornelis Escher, Niederlande Reiter, Ausschnitt Holzschnitt, 1946, Maße unbekannt (Der Zauberspiegel des M.C. Escher, Seite 100) Im letzten [...]

 273

 Bildgalerie Bildgalerie Maurits Cornelis Escher, Niederlande Bildgalerie, Ausschnitt Lithographie, 1956, Maße unbekannt, Print Gallery Unzweifelhaft handelt es sich aufnebenstehendem Ausschnitt um

 272

 Reiterbegegnung Reiterbegegnung Ewald Mataré, Deutschland Reiterbegegnung, Ausschnitt Bronze, 1949-1961 Museum Kleve ( Museum Kurhaus Kleve, Ewald Mataré-Sammlung) Kommentar Von Gerd Hebrang

 270

 Bärenjagd Bärenjagd Unbekannt, Thrakien Zierbeschlag, Ausschnitt Silber, vergoldeten, Höhe 5 cm Schatzfund von Letniza, Bezirk Lowetsch 400 -350 v. Chr. Historisches [...]

 269

 Hochzeit Hochzeit Unbekannt, Thrakien Einer von vier Zierbeschlägen, Ausschnitt Silber, vergoldeten, Höhe 5 cm Schatzfund von Letniza, Bezirk Lowetsch 400 -350 [...]

180 Datensätze · 10 pro Seite ( 20 ·  50 ·  100 ·  200) · Seite 1 von 18 Seiten

1

 2

 3

 4

 5

 6

 7

 8

 9

 10

 11

 12

 13

 14

 15
» »|

Galerie · Vorschau


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite

Kunstgalerie Pferde


180 Datensätze · 10 pro Seite ( 20 ·  50 ·  100 ·  200) · Seite 1 von 18 Seiten

1

 2

 3

 4

 5

 6

 7

 8

 9

 10

 11

 12

 13

 14

 15