| | Sennergestüt Lackner, Borgholzhausen | | | |
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Die Sicht des Züchters Romantische Vorstellung und Realität von Gerd Hebrang |
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In den beiden Berichten zum Wildbahnprojekt Senner Pferde habe ich immer wieder die Bedeutung und Rolle des Züchters Karl-Ludwig Lackner herausgestellt, gerade auch vor dem Hintergrund der Differenzen, die inzwischen sichtbar geworden sind ( Pferde in der Wildbahn, Biologen als Züchter).
So heißt es noch im Buch Rückkehr der Senner Pferde, daß Aloys Sielhorst aus dem Vorstand der Biologischen Station Senne und Karl-Ludwig Lackner gemeinsam die Arbeitsgemeinschaft Senner Pferde in der Biologischen Station Senne leiten. Aus meinem letzten Bericht konnte man jedoch entnehmen, daß Aloys Sielhorst die Leitung inzwischen allein innehat.
Das mußte vor dem Hintergrund der Wunschvorstellung Lackners, die Senner wieder in ihrer angestammten Heimat zu sehen, verwundern. Christel Schroeder, die Vorsitzende des Vereins Biologischen Station Senne e.V., berichtete von merkwürdigen Aktionen Lackners, die seitens der Biologischen Station nicht eingeordnet werden konnten, und empfahl mir, das Gespräch mit Lackner zu suchen, um dessen Sichtweise kennenzulernen.
Alle Gesprächspartner aus der Biologischen Station betonten ihr Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit mit Lackner und wünschten sich eine Wiederherstellung des alten vertrauensvollen Verhältnisses. Ich war gern bereit, mein Möglichstes zu tun, um zwischen den Parteien zu vermitteln, und war gespannt, ob dies möglich sein würde.
Aus den Informationen, die ich von der Biologischen Station erhalten hatte, konnte ich mir kein rechtes Bild machen. In einer schon fast detektivischen Kombinationsarbeit versuchte ich, die Zusammenhänge zu verstehen, und hatte anscheinend den Nagel ziemlich auf den Kopf getroffen. Wesentliche Informationen fehlten aber noch, und die hoffte ich durch einen Besuch bei Lackner zu erhalten.
Karl-Ludwig Lackner kannte mich unter meinem alten Namen von früher; wir hatten mehrfach telefoniert. Die beiden Artikel von Sylvia Frevert über die Senner ( Senner-Pferde, Große Hilfe - ganz bescheiden) waren Lackner bekannt. Er war gern bereit, über seinen Beitrag zur Sennerzucht und zum Wildbahnprojekt zu sprechen. So machte ich mich mit meiner Frau auf den Weg, zunächst nach Westen auf der A30 bis Melle, dann nach Süden durch das Hügelland zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald.
Borgholzhausen liegt mitten im Teutoburger Wald; man fährt in ein paar Serpentinen hinunter. Die Eisenbahn und der Bahnhof Borgholzhausen liegen einige Kilometer weiter südlich. Dazwischen schlägt man sich in östlicher Richtung ins Gelände, ab und zu mal findet sich ein Gehöft, und nach wenigen Kilometern auf dem Hamlingdorfer Weg, schon ziemlich abgelegen, fanden wir unser Ziel, die Nummer 32.
Die Gegend ist sehr idyllisch, leicht hügelig, kleinere Berge im Hintergrund. Das Gebäude wirkt merkwürdig. Es ist eindeutig ein Bauernhaus, hat aber den Charakter eines Adelshofes. Vor dem Haus ein Bauerngarten, ein schöner Zugang führt vom großen Tor zum Eingang. Über eine kleine Treppe gelangt man zur Haustür in der Mitte der Giebelseite. Durch die Glasscheibe konnte ich sehen, wie Karl-Ludwig Lackner sich erhob, um die Tür zu öffnen. Man konnte durch das ganze Haus hindurchsehen.
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