Auch unser Pferd hatte Probleme, sonst wären wir wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, uns eingehend mit der Materie zu befassen. [...] Was Sie im Folgenden lesen werden [...], ist leider für viele Menschen zu einfach und zu logisch, als dass sie es ohne weiteres begreifen und akzeptieren werden. Grundsätzlich sollte immer die Natur als Vorbild dienen und alle Bedingungen, welche aufgrund des "Gefangenhaltens" eines Pferdes notwendig sind, sollten so nahe wie möglich an die Natur angelehnt sein. Auch wir haben sehr lange gebraucht, um zu begreifen, was wir unserem "angeblichen" Freund täglich, und das vielleicht über Jahrzehnte, angetan haben! Wie so viele andere konnten wir es vorher nicht besser wissen, da man überall nur die geläufigen Umgangs- und Haltungsbedingungen gelehrt bekommt. Diese stammen teilweise aus dem Mittelalter und ignorieren die modernen, wissenschaftlichen Erkenntnisse der Anatomie, Physiologie, Biochemie, Physik sowie der Verhaltensforschung und vielem mehr. Außerdem spiegeln sie bei genauerem Hinsehen den menschlichen Egoismus wieder, da stets alles zu seiner eigenen Bequemlichkeit und/oder zu seinem Vorteil ausgerichtet sein muss. Würden wir heute gezwungen, unser Pferd zu beschlagen und es in einen Käfig (Box) einzusperren, würden wir nie mehr ein Pferd halten!!! Abschließend sei hier noch gesagt, dass die auftretenden Probleme gleichermaßen auch für unbeschlagene Pferde gelten, insofern die Hufe dieser nicht naturgerecht gepflegt werden. Einige Besitzer unbeschlagener Pferde sind nämlich der Überzeugung, dass in ihrem Fall alles in Ordnung ist und sie sich mit diesem Thema nicht befassen müssen (» Vorwort). Die Vorgeschichte Diese Aufzeichnungen sind zum Teil schon über ein Jahr alt und wurden zum Teil zusammen mit der Vorbesitzerin des Pferdes recherchiert. Ab dem Zeitpunkt, wo wir das Pferd bekommen haben, sind im Text einige nachträgliche Kommentare in blauer Schrift eingefügt. Durch diese Kommentare möchten wir auf die Veränderung unserer Ansichten hinweisen. Wir erzählen hier also die Geschichte von unserem Pferd, einem Warmblut-Wallach aus dem Zuchtgebiet Sachsen-Anhalt. Er wurde im Mai 1990 geboren und 3 ½ jährig auf einer Auktion des Landgestütes Neustadt/Dosse vom "Vor-Vor-Besitzer" erworben. Zu dieser Zeit war das Pferd bereits beschlagen. Nach einer Ausbildungszeit von ca. einem Jahr und ein bis zwei Springturnieren/Jagden zeigten sich die ersten Probleme (Lahmheit). Aufgrund des Verdachtes auf Hufrollenentzündung bekam das Pferd einen Spezialbeschlag in Form von Eiereisen mit Plastikplatten und Silikonfüllung. Ungünstigerweise erfolgte vorab keine eingehende Untersuchung. Zudem ließ man das Pferd, mit dem Ziel, es zu schonen, immer länger ohne Koppelgang in der Box stehen. Die Begründung war das hohe Verletzungsrisiko durch den freien Auslauf auf der Koppel, d. h. Verschlimmerung der Krankheit durch Bewegung. Tatsächlich wurde das Gegenteil erreicht und das Pferd wurde durch den andauernden Bewegungsmangel im alltäglichen Umgang zu einem unkontrollierbaren "Pulverfass". Nach einem guten dreiviertel Jahr in der Box wurde das Pferd 5- bis 6-jähig von der Vorbesitzerin gekauft.
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