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Bericht Zum Thema Hufpflege · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 354.06 der Pferdezeitung vom 08.01.06
 Menü Hauptartikel 354
 Hufeisen - Glücksbringer 
 Aha-Effekt  Ohne Eisen  Profi-Pediküre
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Reitstall Miller im Winter, Haupthaus · Copyright wie angegeben
Reitstall Miller im Winter, Haupthaus
Reitstall Miller im Winter, Springplatz · Copyright wie angegeben
Reitstall Miller im Winter, Springplatz
Hans Miller · Copyright wie angegeben
Hans Miller
Keileisen an einer Quarterstute   · Copyright wie angegeben
Keileisen an einer Quarterstute  

    Hufeisen - Glücksbringer auf Pferdehufen   
    Prolog - Odyssee eines engagierten Pferdebesitzers   
von Copyright wie angegeben  Stefan Hölzl
Zum Thema Hufpflege


Vielleicht kommen euch einige der folgenden Passagen schon bekannt vor, vielleicht habt ihr steinigere, schmerzvollere oder kostspieligere Etappen hinter euch. Wie dem auch sei, meine Vorgeschichte soll einstimmen auf das gerade zur Zeit heiß diskutierte Thema Pferdehuf und dessen Versorgung.

Vor über 27 Jahren war ich endlich alt genug, um mir selbst meinen Kinder- und Jugendtraum realisieren zu können. Ich fing also mit 15 zu reiten an, fuhr dazu jede Woche, oft mit dem Radl, die 18km in den Stall. Wie zu dieser Zeit noch fast überall, so war es auch dort so: Die zum Reiten verwendeten Schulpferde waren in Boxen, oft auch Ständern, untergebracht und bekamen in der Regel am Ruhetag ein paar Stunden Koppelgang. Den Privatpferden war meist mehr vergönnt: Die Boxenfläche und die Dosis Weidegang korrelierte mit der Menge Geld, die der jeweilige Einsteller pro Monat bereitstellen konnte oder mochte.

Allen genutzten, also "ernsthaft" gerittenen Pferden war eines gemeinsam: Sie waren grundsätzlich beschlagen, denn ohne Eisen kann man ein Pferd nicht reiten - zumindest nicht auf "unseren harten Böden". Eisen dienen schließlich dem Schutz der Hufe. Ponies gehörten gewissermaßen nicht zu den Pferden, wurden nach Meinung der Großpferdeleute auch nicht ernsthaft oder nur von Kindern geritten und brauchen deshalb nicht unbedingt Beschlag.

Vor 17 Jahren kam ich endlich zum eigenen Pferd, meiner Bella, die ich 11 Jahre lang hatte ( Bella - Biest und Schatz,  Ein Leben rundet sich). Natürlich bekam auch sie Eisen, notwendigerweise erst recht, weil ich vorwiegend im Gelände unterwegs war. Wie schon in ihrer Geschichte beschrieben, war das Beschlagen wegen ihrer Vorgeschichte keine Routineangelegenheit. So war es schwierig, einen dafür fähigen und willigen Schmied erstens zu finden und zweitens einen Termin von ihm zu bekommen. Die guten Leute waren natürlich stets ausgebucht.

Zudem hatte sich gezeigt, daß Bella nur dann laufen wollte, wenn ihre Eisen eine ausgeprägte Zehenrichtung bekamen. Diese war aber nicht jederschmieds Sache. Wer als Jung-Freizeit-Pferdebesitzer schon mal einem älteren Schmied in die Arbeit reinredete, weiß was ich meine...

Nach einigen Jahren gab es aber auch bei noch so guter Zehenrichtung Probleme. Bellas Hufe sind mit der Zeit vor allem vorne sehr flach geworden und die Therapie dieses Fehlers waren natürlich Keile bzw. Keileisen, um sie wieder steiler zu stellen. Was einige von euch vielleicht auch schon erleben durften, kam auch hier: Das mit den Keileisen funktionierte nur ein paar Monate, dann nutzten auch die nichts mehr. Sie ging trotzdem klamm.

Ich wußte nur noch den einen Ausweg: Eisen runter, Kanten raspeln und Weidepause, wozu ich sie 40km weit zu einem Freund fahren mußte. Das hat auch geholfen, nach ein paar Wochen ging sie wieder "normal", wenn auch auf Kieswegen ein bisschen vorsichtig. Ich wechselte ab dem Zeitpunkt zwischen Beschlag und Barfußgehen, das heißt, Eisen kamen wieder drauf, wenn das im Lauf des letzten Intervalls nachgewachsene Horn nach 2-3 Wochen "runtergelaufen" war.

Mir kamen dann die Jugendjahre im Reitstall zugute, in denen ich für die Reiterei gearbeitet und dabei oft beim Beschlagen geholfen habe. Hans Miller, der mittlerweile verstorbene Eigentümer dieses Stalls und ein sehr guter Schmied, hat mich auf meine Bitte beim Zurichten, Schmieden und Aufnageln gezielt angelernt. So konnte ich mich endlich autark um die Hufe meiner Bella kümmern, wobei Herr Miller mir sein Werkzeug lieh und auch mal einen Blick auf mein Werk warf.




Aha-Effekt


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Bella · Copyright wie angegeben
Bella
Korrektur zu langer Wandseiten <br> Straßer: Gesunde Hufe ohne Beschlag <br> a.a.O., Bd. II, S.15 Abb. 4 · Copyright wie angegeben
Korrektur zu langer Wandseiten
Straßer: Gesunde Hufe ohne Beschlag
a.a.O., Bd. II, S.15 Abb. 4
So ging es jahrelang prima. Nach meinem Studium, in meiner ersten geregelten Anstellung mit festen Arbeitszeiten, fehlte mir die Zeit für mein durchtrainiertes Wanderpferd und so war die Boxenhaltung absolut untragbar geworden. Flächen für regelmäßigen Weidegang gab es nicht genügend und so zog Bella um in die Offenstallhaltung.

Ab da war ich hufbearbeitungsmäßig ganz auf mich allein gestellt und hatte mir deshalb eine sinnvolle Grundausstattung incl. gebrauchter Feldschmiede und Amboß zugelegt. Ich konnte nicht mehr so viel reiten, weil die Zeit fehlte und Bella auch nicht jünger wurde. So verlängerten sich die Zeiten, in denen sie barfuß ging, auf mehrere Monate, vor allem über den Winter.

Da sah ich dann auch die Änderungen ab dem Kronenrand, von dem aus anderes Horn nachwuchs. Als dieses dann nach ein paar Monaten unten angekommen war, kam es so: Ich wollte zum Frühsommer beschlagen, weil mehr Zeit, da mehr Tageslicht vorhanden war und härtere, da trockenere Böden auf uns warteten.

Alles war fertig, Huf und Eisen hergerichtet, bloß noch draufnageln. Aber die Nägel wollten nicht rein. Gleich nach dem Ansetzen, bei Beginn des Einschlagens, mutierten sie zu Fragezeichen. Ich mußte tatsächlich zum Schmied und härtere Nägel holen. Da war ich dann am Punkt, an dem ich das Beschlagen zum ersten Mal ernsthaft in Frage stellte. Was ist da für Horn nachgewachsen?

Dieser Satz Eisen war einer der letzten, die ich Bella auf die Hufe nagelte. Sie blieb barfuß und ich pflegte die Hufe mit den mir von den Schmieden überlieferten Grundregeln der Barhufbearbeitung:

  • Da, wo der Huf zu stark hinwächst, raspelt man außen die Hornwand weg
  • An Strahl und Sohle muß und darf nichts geschnitten werden
Mit diesen Faustregeln kam ich insofern über die Runden, daß Bella regelmäßig dastand und die Hufe nicht mehr flach waren. Sie wurde regelmäßig geritten, wenn auch mit der Zeit immer verhaltener, weil - vor allem bei feuchtkaltem Wetter - Arthrosesymptome auftraten.

Handfeste Befunde für das zeitweilige Klammgehen konnte mir kein Tierarzt und kein Schmied geben, alle schoben es auf ihr Alter, was damals jenseits der 20 war. Kurioserweise wurden auf Röntgenbildern Bellas Sprunggelenke als die einer 10-jährigen attestiert und die Fesseln: Na ja, nix Bedenkliches zu sehen, "normale Abnutzung halt"... Aber ihre Knie, an denen konnte man in ihrem letzten Jahr auf der Innenseite die Arthrose fühlen.

Ich schob das auf die Tatsache, daß sie die ganzen Jahre beim Abfußen die Hufe hinten leicht drehte - nach Lehrmeinung eine angeborene Fehlstellung, wo man nichts machen kann.



Ohne Eisen


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Connemara Krabat · Copyright wie angegeben
Connemara Krabat
hart, eng, hoch · Copyright wie angegeben
hart, eng, hoch
Ca. ein Jahr nach Bellas Tod kam ich dann zu Krabat, dem Connemara eines Bekannten. Letzterer hatte als berufstätiger Familienvater wie ich wenig Zeit und so hatten wir beide und Krabat was davon, wenn ich mich um ihn kümmerte, inklusive Hufpflege. Krabat hatte sein ganzes Leben keine Eisen und ich dachte, die Hufpflege ist mit ein bisschen Raspeln erledigt.

Von ihm durfte ich lernen, ihn nicht dauernd mit Bella zu vergleichen. Auch zeigte er mir, wie sich ein entspanntes, neugieriges und zufriedenes Pferd gibt. Abgesehen von den superbequemen Bewegungen hatte er mit einer Bella in jüngeren Jahren nur den Rang in der Herde gemeinsam: Ziemlich weit oben.

Das war auch der Grund, warum er trotz seines Charmes noch keine dauerhafte Beteiligung hatte - die Mädchen, die es versuchten, hat er nach Strich und Faden vera... In allen weiteren Belangen war Krabat das Gegenteil von Bella: Wallach statt Stute, eher faul statt lauffreudig, dafür immer zu Späßchen aufgelegt statt würdevoll oder mißtrauisch Abstand zu halten. Auch hatte er seit seiner Jugend ein schönes Pferdeleben in der Herde statt den Mißhandlungen, die Bella durchgemacht hatte, bevor ich sie kaufte.

Auch die Hufe waren ganz anders: Genauso hart, aber statt untergeschoben, waren seine Trachten hoch und die Hufkapsel eng, ein Zwanghuf, bei dem der Strahl zwischen die Trachten geklemmt war und bei dem es immer wieder Fäule gab. Die langen Hornwände waren schön anzusehen - mit den Augen von Menschen, die den Anblick beschlagener Hufe als normal kennen. Er hatte ständig Steine in der weißen Linie und natürlich war der Tip des Schmieds in unserem Stall: Eisen drauf!

Das war aber nicht mehr mein Ding. Im Gegensatz zu der Zeit, in der ich mit der Reiterei angefangen habe, waren Hufpfleger verschiedener Coleur mittlerweile öfter zu sehen und die löcherte ich mit Fragen.

Durch einen Tip kam ich zu Büchern von Frau Dr. Hiltrud Straßer, Gesunde Hufe ohne Beschlag, Band I-III. Das Bestechende an diesen Büchern ist meiner Ansicht nach die Logik, die mit klarer und verständlicher Sprache "rüberkommt" - auch wenn einige Details aus den ersten Bänden in späteren Werken revidiert wurden.

Mit diesen Hilfen arbeitete ich weiter, in verschiedene Sackgassen hinein und wieder heraus, aber grundsätzlich in eine positive Richtung: Krabat konnte und wollte endlich auch auf Kieswegen gehen, wich nicht mehr selbständig auf weichen Boden aus. So klamm wie am Anfang ging er nur an den "Umkehrpunkten" der erwähnten Sackgassen oder wenn ich zu lange nicht ausschnitt. Nachlässigkeit wurde ziemlich prompt bestraft, mit Strahlfäule und noch mehr Steinchen, die noch tiefer aus der weißen Linie ausgegraben werden mußten.

Irgendwas fehlte, der Status war mir zu sensibel und instabil. Ich merkte immer wieder: Ich weiß zu wenig über die Zusammenhänge und meine Bücher allein gaben nicht genug her. Ich wußte damals zwar, daß man Zwanghufe durch speziellen Schnitt weiten konnte, aber offensichtlich hatte ich den noch nicht drauf. Mir war klar, daß es nicht nur an der Philosophie Barfußlaufen an sich lag, aber daß schon etwas daran war, wurde mir zusätzlich bestätigt: Im Stall gab es das große Warmblut einer kleingewachsenen Bekannten, die das Pferd geerbt hatte, sich aber mit ihm nur wenig beschäftigten mochte.

Er war ein Brauner mit dem passenden Namen Bertl, ein liebenswerter Reitelefant, war mit seinem etwas derben Gemüt lieb und dankbar, und alles an ihm war im Vergleich zum Connemara groß, vom Kopf bis zu den Hufen. Er hatte rundherum Strahlfäule und einen Hornspalt von der Krone abwärts - so bot ich der Besitzerin an, ihm die Eisen runterzureißen, damit sich seine Hufe erholen konnten. Die Besitzerin war zu dem Zeitpunkt gesundheitlich angeschlagen, hatte keine Reitbeteiligung und war somit froh über mein Angebot. Da ich zu der Zeit arbeitslos war, konnte ich mich auch draufsetzen und schauen, ob er wirklich so schlimm faul, träge und lustlos war. Also kamen die Eisen runter, ich schnitt ihn aus und dann gings raus ins Gelände.

Das hatte er nämlich, abgesehen vom Koppelgang, nur selten gesehen, denn er war wegen der Angst der Besitzerin zum Hallenpferd verurteilt worden. Ja war das eine Freude! Er durfte endlich mal so lange er wollte geradeaus durch den Schnee galoppieren und war mit Spaß dabei. Mir hat es auch gut getan: Durch seine runden, aber riesengroßen Bewegungen hatte ich für meine steifen Knochen Physiotherapie der allerbesten Art. Zwar wurde er nicht zum spritzigen Vollblüter, aber deutlich lebendiger, und schon nach 3 Wochen sah man die ersten Früchte des Barfußgehens: Vom Kronrand kamen 1 1/2 cm wunderbares Horn und der Hornspalt war dort geschlossen. Die Tragränder brachen nur wenig aus, obwohl Bertl jeden Tag auf die gefrorene Koppel kam. Ein ganz normales Warmblut kann also auch barfuß laufen, nicht nur Ponies und Pferde mit viel arabischem Blut.

Leider waren auch im Fall Bertl die wirtschaftlichen Aspekte wichtiger als das Pferd. Die Besitzerin wurde wieder gesünder und wünschte sich eine zahlende Reitbeteiligung, die sich dann auch fand. Ich durfte mich zurückziehen und auf Bertl´s Hufe kamen wieder Eisen drauf. Es tat mir weh, diesem Unverstand tatenlos zusehen zu müssen. Die neue Reitbeteiligung hielt nicht lange durch, denn Bertl fand Hallenreiten auch bei ihr doof. Irgendwann kam dann ein zierliches Mädchen, das ihn wirklich liebte. Mit ihrer Ansprache blühte er psychisch auf, wie ich mir sagen ließ, im Gegenteil zu der Tristesse, in der er ansonsten gefangen war.

Der arme Kerl stand viel allein in seiner Box, weil die Nachbarpferde Stuten waren und in ihrer Hälfte des Tages in die Stutengruppe kamen. Er kam mit den Wallachen in der anderen Hälfte raus, hatte dort aber nicht viel zu melden. Mittlerweile ist er an einer Kolik gestorben - in meinen Augen hat er sich selbst erlöst. Ich habe für mich schon Jahre zuvor beschlossen: Wo ich es in der Hand habe, wird kein Pferd in einem Käfig leben.



Profi-Pediküre


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Zwanghuf in Arbeit · Copyright wie angegeben
Zwanghuf in Arbeit
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Wucherungen
Shire sind sensibel wie Araber! · Copyright wie angegeben
Shire sind sensibel wie Araber!
... hier sein Hüfchen · Copyright wie angegeben
... hier sein Hüfchen
Mitte 2004 bekam ich die Gelegenheit, einen Tag lang einem Profi über die Schulter zu schauen - und noch mehr. Die Hufheilpraktikerin Sabine Eichele ist nach der Methode Strasser ausgebildet und hatte im Stall, in dem meine Schwester ihr Pferd untergebracht hatte, einen ganzen Tag zu tun (» Straßer-Methode). So nahm ich mir einen Tag frei und das hat sich gelohnt.

Durch Sabines geduldiges und verständliches Erklären gab es für mich reihenweise Aha-Effekte, auch im Bezug auf Krabat. Sie nahm sich viel Zeit, leitete mich genau an und ich durfte das erste Mal das sofortige und direkte Feedback eines Pferdes erleben, dem ich mit einem Weitungsschnitt Druck vom Trachtenzwang nehmen konnte: Der Haflinger senkte den Kopf, schmatzte und gab einen tiefen Seufzer von sich.

Es war für mich beeindruckend, mit welcher Ruhe, Sicherheit und Geschwindigkeit die doch eher zierliche Sabine die verschiedensten Pferdehufe ausschnitt und dabei noch erklären konnte, was sie aus welchem Grund gerade tat. Wir kamen überein, daß ich mal ein paar Tage bei ihr mitfahren darf.

Wieder zuhause, versuchte ich voll der Freude über die neuen Erkenntnisse, das Gelernte anzuwenden. Ich verstand nur nicht, warum ich mich körperlich so unglaublich plagen mußte bei der Arbeit am Huf, wo Sabine mir doch vernünftiges Werkzeug empfohlen und besorgt hatte.

Sabine, körperlich gesehen vielleicht 2/3 von mir, schnitt fröhlich in der vielfachen Geschwindigkeit, daß die Hornschnitzel nur so flogen, und ich war nach 1 (einem) Pferd schweißgebadet. Auch ging es mit dem Weiten von Krabats Trachtenzwang weiterhin sehr zögerlich voran, aber ich konnte damit leben, er lief schließlich auf jedem Boden ohne erkennbare Probleme. Und das auch auf längeren Touren, wenn ich mal Gelegenheit und Zeit dazu hatte.

Heuer, im Juli, wurde der Plan aus dem Vorjahr umgesetzt. Meine Familie fuhr in Urlaub und ich für 3 Tage zu Sabine. Ich war sozusagen als "Kutscher" und Lehrling unterwegs, ganz das Gegenteil zu meinem Beruf. Eins vorweg: Diese Tage haben mich komplett aus der gewohnten Bahn geworfen und zwar im positiven Sinn. Es war fast alles dabei: Vom Tinker mit Hornwucherungen zum Riesenwarmblut mit Hufkrebs, vom Shetty mit Trachtenzwang bis zum Shirehorse mit wuchernden Eckstreben, von der komplett durchgedrehten und halbwilden Ponystute zum Islandpony mit akuter Rehe an beiden Vorderbeinen. Wir hatten Araber weit jenseits der 30 und Warmblüter mit Zwanghufen.

Eine Lehrstunde hatte ich bei einem mit allen Wassern gewaschenen polnischen Warmblut. Seine Besitzerin hat ihn vor 15 oder mehr Jahren sehr jung gekauft, kam aber nie richtig zurecht mit ihm und so wurde er schon monatelang nicht mehr geritten. Trotzdem hatte er vorn leichte Arthrose und brauchte eine sinnvolle Hufpflege.

Besagter Wallach war also mit ein paar Tinkern auf der Weide und sollte eingefangen werden. Sein Ruf eilte ihm voraus, d.h. die Chancen, ihn zu erwischen, wurden auf 10% taxiert. Ich war im Vertrauen auf meine Erfahrung und innere Ruhe zuversichtlich und wir gingen ihn holen. Auch er war wie alle nicht verängstigten Pferde grundsätzlich neugierig, so daß ich bis auf halbe Armlänge rankam. Aber dann roch er den Braten und war weg. Die Lockmittel Futter oder Obst waren gänzlich uninteressant, denn das lag ihm ja den ganzen Tag zu Füßen.

Eine zarte halbe Stunde später, der Stallbetreiber war mittlerweile auch da, konnten wir ihn durch Tricks in den Reitplatz bewegen. Ich erwischte ihn und er lief am Führstrick total cool hinter mir her. Bevor aber meine Brust vor Stolz richtig anschwellen konnte, zog er einmal herzhaft durch und in meinem nackten Patschhändchen wurde es sehr warm...

Ich lernte also:

  1. Zumindest bei solchen Pferden Handschuhe anzuziehen und
  2. Das Parellihalfter auch herzunehmen, wenn ich es schon dabei habe
Gewarnt und versucht, das Pferd als unzurechenbar abzustempeln, zog ich ihm das Parellihalfter über und war dann Pferdehalter, im direkten Sinn. Er durfte die Antwort auf die Frage "wer bewegt wen" ohne Stress lernen, blieb also da stehen, wo ich ihn hinstellte und gab die Hufe ohne weitere Probleme.

Er war also nicht unberechenbar, sondern einfach nur intelligent. Danach plauderte Sabine noch mit dem Stallbetreiber, ich zog unserem Patienten das Halfter aus und kraulte ihn ein bisschen. Der schleckte mir Hals, Hände und Arme ab und lief mir einige Minuten wie ein Hund hinterher. Er mußte für einen kurzen Moment nicht mehr Leitpferd spielen, die These vom Sicherheits- und Anlehnungsbedürfnis der Pferde war wieder einmal bewiesen.



Karolinenhof


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Deckhengst im Karolinenhof · Copyright wie angegeben
Deckhengst im Karolinenhof
Sehr beeindruckend war auch der lange Tag im » Karolinenhof, bei dem die Araberhengste neben ihren Stuten wohnen, weit über 30 Jahre alt werden und im Natursprung decken. Hier arbeiteten wir, verstärkt durch eine Kollegin von Sabine, im Paddock der Fohlenherde - aber mit der gesamte Belegschaft um uns herum.

Ruhe und Konsequenz sind hier geboten, Spaß garantiert, dank der lustigen Klassenclowns, die immer irgendwo an einem rumzupfen oder neugierig den Kopf dazustecken, damit ihnen ja nichts auskommt. Da waren ein paar Kandidaten, die hätte ich am liebsten eingepackt und am Abend mitgenommen. Ich bin mir sicher: Dieses Gestüt, seine wunderbaren Araber und die Pferdeleute dort haben eine oder zwei Ausgaben in der Pferdezeitung verdient.

Da war doch noch was im Karolinenhof: Die kleine gescheckte Shetty-Stute, mit deren Hüfchen ich mich befassen durfte. Was macht ein in den Gelenken recht steifer Kerl mit über 1,80m und zarten 100kg bei so einem kleinen Pferdchen? Es auf seinen Schoß nehmen? Genau das! Ich setzte mich hin, die Beine unter dem Pony ausgestreckt und legte den Vorderhuf auf meinen Schoß. Ich durfte jetzt anwenden, was mir bei den Fohlen beigebracht wurde und ich machte es ganz genau. Entsprechend lange dauerte es, aber mein Pony machte keinen Mucks.

Es hatte die typischen Ultraharthufe, mit der typischen Neigung zum Zwang, was entsprechend behandelt werden mußte. Da bekam ich eine sehr charmante Art von Feedback, sofort, wie es bei Pferden so Brauch ist: Jedesmal, wenn ich das entscheidende Stückchen einer drückenden Eckstrebe wegschnitzte, schleckte sie mir mit Hingabe mein Ohr ab! So wußte ich immer sofort, wann ich es richtig gemacht hatte.

Einzelheiten aus diesen drei Tagen sind im weiteren Verlauf verstreut, an passenden Stellen. Ein Thema kochte aber während der ganzen Tour immer wieder hoch: Die Reform des Hufbeschlag-Gesetzes, den gesamten Stand der Hufheilpraktiker und viele Pferdehalter in Aufregung versetzt. Und dieses Thema ist auch mein persönlicher Anlaß für diese Serie in unserer Pferdezeitung.



Quellen / Verweise


  1.  Bella - Biest und Schatz, Erinnerungen an ein großes Pferdeherz,  Ausgabe  136
  2.  Ein Leben rundet sich, Höhepunkte und Ende,  Ausgabe  137
  3. Dr. Hiltrud Straßer, Gesunde Hufe ohne Beschlag, Band I-III
    1991 / 1993, Beate Danker-Verlag
  4. » Straßer-Methode
  5. » Karolinenhof



Fotos

© Copyright wie angegeben  Stefan Hölzl



Leserresonanz


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1 Leserresonanz zu Ausgabe 354 vom 08.01.06


Leserbrief  1764 zu den Ausgaben  354,  355,  357,  358,  359
03.03.06



An die Redaktion / Das neue Hufbeschlagsgesetz

Hallo !

Betroffen von den Änderungen sind alle Pferdebesitzer. Aber die wirklichen Auswirkungen muss am Ende unser Pferd tragen.

Was hat sich in der Hauptsache denn eigentlich geändert?

"§ 2 Begriffsbestimmung
1.Hufbeschlag = die Gesamtheit aller Verrichtungen an einem Huf zum Zweck des Schutzes, der Gesunderhaltung, der Korrektur oder der Behandlung."
Das bedeutet Hufbeschlag nun.

Laut Schmiedeverband bringt diese neue Definition des Begriffes Hufbeschlag eine klare Abgrenzung. Die alte Definition �des Anbringen / Aufnageln eines permanenten Hufschutzes� war ja auch sehr verwirrend gewesen.

Konsequenz 1:Ist ihnen denn nun klar liebe Pferdebesitzer, dass das anziehen von Hufschuhen, das Raspeln der kleinen ausgebrochenen Ecke, das einstreichen mit Huffett, das Anbringen eines Verbandes oder ein einfaches Hufbad jetzt nur noch durch den/die Hufbeschlagschmiede/In, Tierarzt oder einen unter Bestandschutz stehenden Hufpfleger ausgeführt werden darf?

Konsequenz 2: Barhufpflege darf nur noch durch Hufbeschlagschmiede/In durchgeführt werden. Die Spezialisierung der Barhufpfleger und das entsprechende Wissen fällt damit weg. Nachwuchs darf nicht mehr ausgebildet werden. Zumindest im Bereich der reinen Barhufpflege.

Konsequenz 3: Die wirtschaftliche Existenz eines Hufschmiedes verdient er sich heute über den Beschlag (ca. 65 -180�) und nicht die Barhufpflege (15 � 35�). Meines Erachtens ist die Konsequenz der zukünftig in der Hauptsache empfohlenen Behandlungsart damit bereits festgelegt.

"§ 4 Anerkennung der Hufbeschlagsschmiede/Hufbeschlagschmiedinnen
(1) Als Hufbeschlagschmied/In wird staatlich anerkannt, wer
1. erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung,
2. eine mindestens zweijährige sozialversicherungspflichtige hauptberufliche Beschäftigung bei einem Hufbeschlagschmied/In��
3. eine erfolgreich bestandene Prüfung nach dem Besuch der erforderlichen Lehrgänge und
4. die zur Ausübung des Berufes erforderlichen Zuverlässigkeit nachweist."


Konsequenz 4: Wer Schmied werden möchte, muss erst mal eine Ausbildung haben (egal was) in der Regel 3 Jahre, dann 2 Jahren hauptberuflich bei einem Schmied arbeiten gehen, also von diesem angestellt sein, ohne das er bis dahin Ahnung oder Erfahrung mit Pferden, Barhufbearbeitung oder Metallverarbeitung haben musste. Dann ein paar Lehrgänge und er kennt sich perfekt aus!

Konsequenz 5: Auf Grund der neuen Arbeitsaufgaben der Schmiede wird es eine recht große Nachfrage geben. Die ersten "neu" ausgebildeten Schmiede wird es aber erst in 2-5 Jahren geben und dann ist noch die Frage offen, gibt es so viele Schmiede die einen �Lehrling bzw. Praktikanten� für 2 Jahre fest anstellen können?

"§ 6 Hufbeschlagsschulen
(1) Hufbeschlagsschulen dürfen nur betrieben werden, wenn sie staatlich anerkannt sind.
(2) Hufbeschlagsschulen werden staatlich anerkannt wenn��
.ff 1.- 5."


Die Barhufpflege darf in der Form und Intensität in der sie heute in den Barhufschulen gelehrt wurde nicht mehr unterrichtet (mit dem Ziel einer Berufsausübung) werden. Nur noch Schulen welche den Beschlag lehren dürfen ausbilden.

Konsequenz 6: Das Wissen und die Spezialisierung der Barhufpflege wird verloren gehen.

Konsequenz 7: Der Pferdebesitzer kann sich die Behandlungsmethode nicht mehr frei wählen.

Konsequenz 8: Die Verstöße gegen das Naturschutzgesetz werden zunehmen. Dort ist nämlich die Schadwirkung von Eisen aufgeführt und der Hinweis das ein Beschlag nur zur Korrektur von orthopädischen Problemen verwendet werden darf. Ich nehme ja nicht an, dass alle Beschlagenen Pferde orthopädische Probleme haben. Oder wie sieht es z.B. mit den jungen 2 Jährigen auf der Rennbahn aus, die edlen Turnierpferde etc. sind die alle �Krank�?

Leider ist das neue Hufbeschlagsgesetz so verabschiedet worden, trotz massiven Einsprüchen von Verbänden und Betroffenen. Aber allein schon die Entstehung war ein Indiz wohin die Reise gehen soll. Barhufverbände waren in der alten Form des Gesetzes nicht von diesem Betroffen, also wieso sollten sie an der Neuregelung von Zugangsvoraussetzungen für Schmiedelehrlingen beteiligt werden? Das dieser Umstand allerdings genutzt wurde um eine feststehende und weltweit einheitliche Definition so abzuändern, dass die Barhufschulen ihre Lehr- und Arbeitserlaubnis verlieren ist schon sehr berechnend. Dann auch noch Behauptungen aufzustellen, dass die Welt neidisch auf "unsere" Definition schaut, schießt wohl den Vogel ab. Zum Wohle unserer Pferde sollten wir aber nun den Kopf nicht in den Sand stecken sondern für unsere Pferde einstehen und unseren Unmut kundtun.

Gruß
Christian Göttmann



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Es ist jetzt der 01.12.2008, 19:12, GMT +01:00
Konsequent in alter Rechtschreibung - ausgenommen Fremdautoren.
Der Herausgeber ist nicht verantwortlich für Leserbeiträge und die Inhalte externer Internetseiten.
Tip: Deutsch/Englisch-Übersetzung: » dict.cc


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