Wie kann man's besser machen? Lobbyismus und Bürokratismus pervers von Stefan Hölzl
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Die Presse ist auf den Entwurf zum neuen Hufbeschlagsgesetz aufmerksam geworden. Die Artikel sind gut recherchiert und lassen an grimmiger Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.
Erstes Beispiel: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Am 27. Dezember 2005 bringt sie zunächst auf Seite 11 eine Glosse, auf Seite 13 dann einen längeren Artikel. Beide sind so interessant, daß wir sie hier in voller Länge zitieren.
Wie heißt es so schön? Hinter dieser Zeitung steckt immer ein kluger Kopf:
| Pferdefuß
Web. Das kommt dabei heraus, wenn Lobbyisten ahnungslosen Bürokraten den Text in die Feder diktieren - ein Gesetz zur Beseitigung des Wettbewerbs. Denn mit dem neuen Hufbeschlagsgesetz der alten Regierung, das gerade den Bundestag passiert, entledigen sich die staatlich geprüften Schmiede der Konkurrenz durch Abgänger privater Schulen. Das Berufsverbot stützt sich auf zwei üble Annahmen: daß die Kunden zu dumm sind, gute von schlechten Dienstleistern am Huf zu unterscheiden, und daß jeder, der an den Füßen der Pferde raspelt, ein Tierquäler ist, auch wenn er das schon seit Jahren erfolgreich macht. Außer er ist ein staatlich geprüfter Schmied. Wo ist der Beweis, daß die Hufpfleger oder Huftechniker mehr pfuschen als die Schmiede? Die neuen Berufe sind entstanden, weil manche Pferdebesitzer moderne Materialien an den Füßen ihrer Tiere haben wollen, die viele Schmiede ablehnen. Wenn immer noch neun von zehn beschlagenen Pferden auf den alten Eisen herumlaufen, stellt das der Branche kein gutes Zeugnis aus. Und die soll jetzt Artenschutz erhalten. Daß es auch anders geht, zeigen jene Schmiede, die auf Tradition pfeifen und ihre Kunden weitgehend auf stoßdämpfenden Hufschutz umgestellt haben. Die Ausschüsse im Bundestag wollen das mißlungene Gesetz angeblich durchwinken. Wer möchte wetten, daß der Vorgang bei großen Themen anders abläuft? » Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dienstag, 27. Dezember 2005, Nr. 301 / Seite 11 | | |
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