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Bericht Zu den Themen Ammenstute, Besamung, Embryotransfer · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 383.06 der Pferdezeitung vom 30.07.06
 Menü Hauptartikel 383
 Ammen, AI und ET 
 Artificial Insemination  Chancen und Risiken  Embryo Transfer
 Vollblut
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Chubbs im Meer: kinderfreundlich   · Copyright wie angegeben
Chubbs im Meer: kinderfreundlich  

    Ammen, AI und ET   
    Moderne Reproduktionstechnik und das Vollblutreglement   
von Copyright wie angegeben  Gerd Hebrang


Eine meiner letzten Fragen an die Tinker-Züchterin Caroline Neuenschwander (» Gestüt Cillbarra) war die nach der legendären Familienfreundlichkeit dieser Rasse und der Möglichkeit der genetischen Fixierung dieser Eigenschaft. Trifft diese Eigenschaft überhaupt zu, und wenn ja, ist sie eine Eigenschaft der Rasse, konnte sie "hineingezüchtet" werden?

Bei Hunden ist die genetische Fixierung der Familienfreundlichkeit oder anderer Eigenschaften keine Frage - bei Pferden war ich mir nicht sicher. Alle möglichen Fähigkeiten sind bei Hunden hineingezüchtet worden, aber normalerweise muß man sich für eine entscheiden. Ein Hütehund wird nicht apportieren, ein Wachhund nicht buddeln, usw.

Wer einen Familienhund sucht, sollte sich mit den Eigenschaften der verschiedenen Rassen auseinandersetzen, damit er nicht anschließend sein blaues Wunder erlebt. Geht das überhaupt bei Pferden? Kann man charakterliche Eigenschaften hineingezüchten? Muß man dafür andere opfern?

Die vielzitierte familienfreundlichkeit der tinker kann ich nur bestaetigen. Viele tinker beiderlei geschlechts behandeln kinder meist mit viel vor- und nachsicht und lassen sich im allgemeinen sehr gerne betueteln. Ein fuer mich eindrueckliches beispiel ist mein tinkerwallach chubby: ich fand ihn als 3 jaehrigen und roh und habe am ersten tag ein kleines maedchen auf seinen ruecken gesetzt - und ich wusste genau was ich tat. ( sie haben mehrere bilder von chubby: praktisch, quadratisch, gut haben sie eines genannt (*) und ein anderes war eines ihrer titelbilder ). Obwohl ich chubby dann als meinen persoenlichen jagdcob ausgebildet habe und ihn mehrere saisons im jagdfeld geritten habe, was die pferde in der regel ziemlich heiss und speedig macht, ist er z.b. auf der weide, nur mit einem stallhalfter oder strick, immer noch von jedem kind zu reiten.

Ich habe chubbs nachbars tochter, sie ist 13, fuer die sommermonate anvertraut, da er bei mir zu fett wurde wegen chronischer unterbeschaeftigung und habe ein bild angehaengt: grosses format mit viel meer und himmel und strand.

Dieses maedchen reitet erst seit wenigen jahren in einer reitschule und ist von chubbs absolut begeistert: ein pferd, was auf leichteste hilfen und stimme reagiert und in jeder situation zu kontrollieren ist.

Die traveller konnten sicher nichts mit pferden anfangen, die nicht absolut bombensicher auch und vor allem im umgang mit kindern waren. Deshalb wurden bei ihnen ( wie bei mir ) alle anderen nicht zur zucht verwendet und/oder verkauft.

Ist das nun angezuechtet oder anerzogen? Ich denke doch, es ist beides. Selektioniert und richtig erzogen. Das sollte doch auch bei anderen rassen moeglich sein falls man nicht nur auf hochleistungssport erfolge aus ist. In diesem zusammenhang kommt mir eine fruehere bekannte aus deutschland in sinn, die solche kinderfreundlichen erfahrungen mit appaloosa pferden in usa gemacht hat - ist das nicht erstaunlich?
* Poster  Pferd handlich

Selektion - das ist die eigentliche züchterische Tätigkeit, Selektion in Bezug auf das züchterische Ziel. Und charakterliche Eigenschaften sind zweifellos Ziel, eine diesbezügliche Selektion sollte also Erfolg haben.

Wie oft habe ich Klagen gehört, daß unsere vielgepriesenen deutschen Sportpferde, so leistungsfähig sie auch sind, doch eigentlich wenig Freude bereiten, weil der Umgang mit ihnen schwierig bis unerfreulich ist. Aus eigener Erfahrung habe ich immer wieder darauf hingewiesen, denn zu spät hatte ich davon gehört, daß die ganze Zuchtlinie, der das von mir gekaufte Fohlen entstammte, zwar als sehr springtalentiert galt, aber doch als spinnert im Kopf, was leider zutrifft. Mit großem Interesse habe ich deshalb zur Kenntnis genommen, daß diese Probleme zumindest in Baden-Württemberg erkannt und angegangen wurden:

Daher meine Frage an Dr. Raue, ob die Grenzen der Leistungszucht nicht allmählich erreicht sind. Diese Frage hat er aus mehreren Gründen verneint.

Zum einen ändern sich die Zuchtziele immer wieder. Als Beispiele nannte er die Schweine, die bis 1994 ebenfalls (neben Bullen und Hühnern) von Marbach betreut worden sind. Zunächst wurden die Schweine immer länger, und dann bekamen sie Probleme mit ihrem Gebäude.

Im Bereich der Pferdezucht seien die größten Fortschritte in den letzten 20 Jahren beim Interieur erzielt worden: Charakter, Temperament. Ein wildes Rodeo beim Einreiten gibt es nicht mehr. Die niedrigste Note in Bezug auf das Interieur ist (in Baden-Württemberg) mittlerweile eine 8.

Wenn man nun in dieser Hinsicht nachlässig würde, würden sich diese Eigenschaften unmittelbar wieder verschlechtern. Im übrigen komme es immer darauf an, in welcher Richtung man die Zucht optimieren wolle. Inzwischen habe man zum Beispiel einen neuen Parameter im Blick: die Fruchtbarkeit. Ganz allgemein stellen sich die Erfolge desto schneller ein, je weniger Merkmale man verändern möchte.
 Interieur

Damit haben wir es ganz klar herausgearbeitet: Charakterliche Eigenschaften sind auch bei Pferden durch züchterische Bemühungen zu festigen. Zucht ist also ein großes Thema. Ein wie großes Thema es ist, habe ich aber erst wirklich durch die Beschäftigung mit den Tinkern erfahren.




Artificial Insemination


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Copyright wie angegeben
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Darren, Gestüt Cillbarra · Copyright wie angegeben
Darren, Gestüt Cillbarra
Ausgerechnet die Tinker, die als Außenseiter in die Szene gekommen sind, haben mich auf die Spur gebracht. Vielleicht erinnern Sie sich an meine Ausführungen über die Tinker-Industrie in den USA ( Marketing auf Kosten der Zigeuner). Als erstes fielen die unglaublichen Preise ins Auge, die dort für Tinker gefordert und bezahlt werden. Nun mag man einwenden, daß diese Pferde ja aus England oder Irland importiert wurden und deshalb entsprechende Kosten angefallen sind.

Das stimmt aber nur zum Teil. Denn dieser Umstand ist den Importeuren natürlich selber schnell aufgestoßen, weshalb sie umgehend eine eigene Zucht etabliert haben. Nun ergab sich daraus gleich das nächste Problem. Denn die Kunden, die die teuren Pferde gekauft haben, wollten mit diesen natürlich weiterzüchten, und bei den unerhörten Entfernungen in den USA ist es wirklich ein nicht zu vernachlässigendes Problem, die Stute zum Hengst oder den Hengst zur Stute zu bringen.

Deshalb gibt es bei uns im Lande so viele Hengststationen - damit der Züchter nicht so weit fahren muß. Bevor das System der Landgestüte eingerichtet wurde, waren Hengsthalter oft mit ihren Hengsten unterwegs und besuchten die Stutenbesitzer. Wie das im einzelnen funktioniert hat, ist mir schleierhaft, denn es reicht ja nicht, den Hengst zur Stute zu bringen oder umgekehrt, die Stute muß auch empfängnisbereit sein. Das Timing ist also wichtig.

Der Hengst kann immer, die Stute will meistens nicht, und zwar aus gutem Grund, und kann dann ziemlich unangenehm werden. Wenn sie aber empfangen kann, dann verlangt es sie auch nach dem Hengst. Die Stute zum Hengst zu bringen, wenn es so weit ist, bietet sich also an. Früher wurden die Stuten zum Hengst geritten, dieser mußte also in entsprechender Entfernung stationiert sein. Heute werden sie gefahren, die Entfernungen können also durchaus etwas größer sein, halten sich aber immer noch in Grenzen.

Daraus ergibt sich die Gewohnheit, daß eine Stute möglicherweise ihr Leben lang vom selben Hengst gedeckt wurde, weil dieser eben in erreichbaren Nähe auf Station war, wie bei unserem Westfalen. Rein praktische Argumente waren also ausschlaggebend, züchterische Überlegungen mußten zurückstehen. Konnte unter diesen Umständen überhaupt von Zucht die Rede sein? Auf einer Station sind vielleicht nur zwei Hengste oder drei stationiert - die Auswahl ist dann denkbar klein, der züchterische Spielraum ebenfalls.

In den letzten 20 Jahren hat sich diese Praxis gründlich geändert. Mit der künstlichen Besamung entfallen alle diese Sachzwänge. Der Vorgang heißt auf englisch Artificial Insemination und wird mit AI abgekürzt; die Computerleute verstehen unter dieser Abkürzung Artificial Intelligence, wobei man das wieder mit künstliche Intelligenz übersetzt, was ziemlich unglücklich ist, weil Computer nun mal nicht intelligent sein können - aber das nur am Rande. AI ist also die Abkürzung, die in der wissenschaftlichen Diskussion die künstlichen Besamung bezeichnet.

Die künstliche Besamung stand Ende letzten Jahres schon im Mittelpunkt unserer Betrachtungen ( Reproduktionstechnik,  Das Phantom,  Die Ware Pferd,  Pferde- und Menschenzucht,  Eugenik - gute Zucht). In dieser Woche habe ich das Lehrbuch für die Ausbildung zum Besamungstechniker besprochen ( Samenübertragung beim Pferd); darin findet sich eine sehr eindrucksvolle Grafik, die den gleichzeitigen Niedergang des Natursprungs und den Aufstieg der künstlichen Besamung veranschaulicht. Zumindest in der Warmblutzucht hat sich die künstliche Besamung durchgesetzt. Der Natursprung ist aus der Mode gekommen.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Durch die rigorosen gesetzlichen Vorschriften wird sichergestellt, daß die einzelnen Schritte des Verfahrens so steril wie möglich abgewickelt werden. Jeglicher Kontakt zwischen Hengst und Stute unterbleibt. Für die Stute ist das selbstverständlich, denn diese wird ja vom Tierarzt besamt; aber auch der Hengst darf keinen Kontakt zur Animierstute haben, die immerhin noch nötig ist, damit der Gute überhaupt funktioniert.



Chancen und Risiken


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Copyright wie angegeben
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Fohlenhof Hau, Haupt- & Landgestüt Marbach · Copyright wie angegeben
Fohlenhof Hau, Haupt- & Landgestüt Marbach
Das Lehrbuch läßt durchblicken, daß manche Hengste auf einem "Natursprung" bestehen, sich also weigern, auf das Phantom abgelenkt zu werden. Zum anfänglichen Training wird man vermutlich auf eine Stute gar nicht verzichten können; auch junge Pferde müssen erst einmal lernen, was es mit der Sexualität auch sich hat und wie man sie ausführt. Das ist ein weiterer Grund, warum Stutenhalter gerne auf den Natursprung verzichten; junge Stuten ersparen sich dann diesen Lernprozeß, der unter Umständen sehr viel Streß produziert und möglicherweise sogar ein Trauma auslöst. Parallelen zu entsprechenden Vorgängen unter Menschen dürfen Sie gerne ständig ziehen.

Da die Animierstute den Samen nicht empfangen soll, kann man ruhig eine kräftige Kaltblutstute verwenden, die zum Schutz gegen Verletzungen durch instinktgetriebene Zwangshandlungen des Hengstes noch mit einer schweren Lederdecke geschützt wird, am besten mit einem hohen Wulst versehen, in die sich der Hengst verbeißen darf. Die Stute ihrerseits wird vorsorglich in eine Art Zwangsjacke gesteckt, damit sie den Hengst nicht verletzen kann. Die ganze Angelegenheit ist also reichlich widerwärtig - falls Sie das nicht unmittelbar empfinden, empfehle ich die Transposition auf die menschliche Parallelsituation.

Die Animierstute muß inzwischen ebenfalls strengen gesundheitlichen Anforderungen genügen, was den Aufwand und die Kosten in die Höhe treiben würde, hätte man nicht neue Techniken entwickelt; diese bestehen darin, die Rosse der Stute durch Medikamente zu beschleunigen und zu verlängern. Im Ausland werden dazu Östrogene eingesetzt, die bei uns nicht zugelassen sind. Diese führen jedoch auch unter Umständen zu medizinischen Schwierigkeiten. Inzwischen setzt man Stuten ein, deren Eileiter durchtrennt worden sind; diese befinden sich sozusagen im Dauereinsatz.

Der Hengst wird, nachdem er sich hinreichend anregen durfte und im Grunde zum Sprung bereits ist, noch einmal beiseite geführt; dadurch dürfte sich seine Triebspannung erheblich steigern und möglicherweise mit Frustration anreichern. Wenn er dann endlich darf, läuft das Instinktprogramm vollautomatisch und unumkehrbar ab, so daß der Besamungstechniker den Schlauch rechtzeitig ergreifen und in das vorbereitete Gefäß stecken kann, wobei er peinlich darauf zu achten hat, daß dieser auf keinen Fall mit der Stute in Berührung kommt, um eine etwaige Verunreinigung auszuschließen. Nach einer Weile kann man versuchen, den Hengst komplett auf das Phantom umzulenken; gelingt das, kann man die Stute sogar in einen Verschlag stecken und damit die möglichen Komplikationen verringern.

Übrigens gewinnt man menschlichen Samen ganz ähnlich, nur daß man auf die Anwesenheit einer Frau ganz verzichten kann - Bilder tun es auch, bewegt oder unbewegt, und auf den Besamungstechniker kann man verzichten, weil der Mann sich selbst um die Angelegenheit kümmern kann. Eine Anleitung oder ein Training scheint nicht nötig zu sein; die entsprechende Fertigkeit wird stillschweigend vorausgesetzt. Diese Fertigkeit braucht man nicht nur zur Gewinnung von Samen zur künstlichen Befruchtung, die ja auch bei Menschen inzwischen Routine geworden ist, sondern auch zur Kontrolle, ob eine » Vasektomie, also eine Sterilisation des Mannes, erfolgreich war. Also alles ganz "natürlich" und menschlich und keineswegs irgendwie aufregend.

Die künstliche Besamung wurde bei der Rinderzucht schon in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts in großem Stil eingeführt, um Infektionskrankheiten zu bekämpfen (» Leben aus dem Eis). Angesichts der langen Tradition der künstlichen Besamung nicht nur bei den Rindern, sondern auch bei allen anderen Nutztieren und sogar beim Menschen, verwundert es, wie rückständig die Pferdezucht in dieser Hinsicht noch ist. Dabei wird doch diese genauso wie die Nutztierwirtschaft in erster Linie wegen der Gewinnabsicht betrieben. Auch unter diesem Gesichtspunkt hat die künstliche Besamung nur Vorteile.

Über die Probleme und Schwierigkeiten erfährt man kaum etwas. Gibt es keine? Das wäre ungewöhnlich. Es soll tatsächlich Hengste geben, die bei der Samengewinnung nicht mitspielen. Vielleicht wird man denen in Zukunft mit neuen Techniken helfen können. Ich muß darüber in den letzten Tagen gelesen haben, habe mir allerdings leider den Beleg nicht notiert. Wenn ich mich recht erinnere, hat man ein Medikament oder einen Stimulator entwickelt, mit Hilfe dessen eine Ejakulation ausgelöst werden kann.

Dann kommt es noch darauf an, den Samen rechtzeitig bereitzustellen. Die Stuten sind ja nur für eine bestimmte Zeit empfänglich. Der Züchter muß diesen Zeitpunkt gut bestimmen können und unverzüglich den Samen abrufen. Dieser muß produziert und angeliefert werden. In Deutschland wird überwiegend mit Frischsamen gearbeitet, Tiefgefriersamen hat nur einen Marktanteil von 5%. Das liegt anscheinend daran, daß die Züchter damit ursprünglich schlechte Erfahrungen gemacht haben - bei all dem Aufwand ist nichts herausgekommen. Angeblich soll das an der mangelnden Erfahrung der beteiligten Ärzte gelegen haben. In Frankreich wird überwiegend mit Tiefgefriersamen gearbeitet. Daraus wird ein technologischer Vorsprung abgeleitet, der die deutschen Hengsthalter ins Hintertreffen führen könnte (a.a.O.).

Denn gerade für sportlich sehr erfolgreiche Hengste ist es nicht zumutbar, auf Abruf des Züchters als Samenproduzent zur Verfügung zu stehen. Mit der Gefriertechnik kann die Gewinnung von der Anwendung zeitlich getrennt werden. Zwar muß ein größerer Aufwand getrieben werden, aber da die Portionspreise bei erfolgreichen Hengsten ohnehin höher liegen, rechnet sich das Verfahren. Im übrigen bin ich davon ausgegangen, daß die deutschen Hengsthalter als Marktführer auch den Exportmarkt für Samen beherrschen. Angesichts der schnellen Verderblichkeit des Frischsamens ist ein Agieren mit diesem Produkt auf dem Weltmarkt ausgeschlossen. Ich wundere mich, daß man ohne Not der Konkurrenz das Feld überläßt. Oder sollte ich die Zahlen falsch verstanden haben? Verkaufen deutsche Hengsthalter Tiefgefriersamen der gewünschten Spitzenqualität im Ausland, während im Inland überwiegend Frischsamen nachgefragt wird?

Der wichtigste Einwand allerdings ist: Die Methode muß funktionieren. Anscheinend gibt es viele Fälle, wo es trotz wiederholter Besamungen nicht zu Befruchtung kommt. Hier wird einfach behauptet, daß die betreffenden Anbieter schlechte Ware produzieren und sich deshalb automatisch selbst vom Markt ausschließen. Die Fruchtbarkeitsrate insgesamt soll mit dieser Methode höher liegen als beim Naturverfahren, was ihren Erfolg rechtfertigen würde.



Embryo Transfer


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Embryo, 8 Zellen · Copyright wie angegeben
Embryo, 8 Zellen
Die amerikanischen Tinker-Züchter gehen aber noch einen Schritt weiter. Künstliche Besamung ist Schnee von gestern, » Embryotransfer ist angesagt. Damit treten wir in ein völlig neues Stadium ein. Der Käufer verhandelt mit dem Anbieter über Samen und Ei und bekommt ein fertiges Produkt angeliefert, nämlich den Embryo, möglicherweise sogar das Fohlen. Das ist lediglich Vertragsache. Eine eigene Stute ist nicht mehr vonnöten.

Auch diese Technologie ist bei den Nutztierrassen Standard. Man hat allein bereits über eine Million Embryotransfers bei Rindern durchgeführt, mit steigender Tendenz. Wieder werden Produktivitätsgründe angeführt. Die herausragenden Muttertiere werden bisher nur sehr schwach ausgelastet. Wie viele Fohlen kann eine Stute schon bekommen, im Vergleich mit den Nachkommen, die ein Hengst produzieren kann? Eben! Hinzu kommt, daß bei den Pferden die Leistungsfähigkeit im allgemeinen über sportliche Erfolge definiert wird. Eine Stute, die im Sport eingesetzt wird, kann kein Fohlen austragen - entweder oder. Mit dem Embryotransfer ist aber beides möglich, genauso wie bei der Gewinnung von Tiefgefriersamen beim Hengst. Der sportliche Einsatz muß nicht leiden, die sportlichen Erfolge steigern die Attraktivität und den Preis.

Wiederum ist die Technik bei den Pferden vergleichsweise rückständig. Bei Kühen ist es möglich, bis zu 30 Embryonen auf einmal zu gewinnen, bei Pferden muß man sich (noch) mit ein bis zwei zufriedengeben. Die medizinischen Eingriffe werden als unproblematisch und schmerzfrei bezeichnet. Wie bei der Samengewinnung gibt es zwei Wege: Die sofortige Implantation des Embryos in der Leihstute und die Zwischenlagerung mittels Gefriertechnik.

Beide Wege haben ihre Vor- und Nachteile. Bei der sofortigen Implantation muß darauf geachtet werden, daß die Leihstute in ihrem Fruchtbarkeitsrhythmus nur wenig von der Spenderin abweicht - andernfalls geht der Embryo zugrunde. Wir haben hier also wieder ein ausgesprochenes Timingproblem. Mit der Gefriertechnik entfällt dieses. Dafür handelt man sich die entsprechenden Probleme ein, die durch die niedrigen Temperaturen verursacht werden. Wie auch beim Samen muß beim Embryo der Wasseranteil durch Gefrierschutzmittel ersetzt werden, da Wasser bekanntlich auskristallisiert und damit die Zellwände zerstören würde. Beim Auftauen muß dieser Prozeß rückgängig gemacht werden. Selbstverständlich bedurfte es einiger Untersuchungen, um hier geeignete Verfahren entwickeln zu können.

Die Implantation des Embryos in die Leihstute kann wiederum auf zwei Wegen erfolgen. Entweder wie bei der künstlichen Besamung mittels Einführung durch die Scheide, oder durch eine Operation, wo der Embryo durch die Bauchwand eingepflanzt wird. Das klingt aufwendig und schrecklich, soll aber angeblich ein relativ leichter Eingriff sein (immerhin muß die Stute betäubt werden), vor allem aber ist die Erfolgsrate mehr als doppelt so hoch und sogar ähnlich hoch wie bei der natürlichen Empfängnis.

Wiederum, wie auch beim Tiefgefriersamen, gibt es in Deutschland nur wenig Erfahrungen hinsichtlich Embryotransfer, während andere Länder wesentlich beherzter sind, darunter Länder wie Mexiko oder Argentinien. Seit vielen Jahren macht sich die von Dr. med.vet. Reiner Strojek-Baunack gegründete Firma » EQUISET für diese Techniken stark und hat bewiesen, daß Embryonen Monate und Jahre tiefgekühlt gelagert und anschließend problemlos aufgetaut und verpflanzt werden können. Er sieht gewaltige Möglichkeiten für die Pferdezucht insbesondere auch für Deutschland und bietet entsprechende Kurse für Tierärzte an. Auch in diesem Fall preist er das französische System als vorbildlich. Überall im Lande sind ausgebildete Tierärzte in der Lage, Embryonen zu entnehmen, die dann zentral in Leihstuten implantiert werden.

Ein konkretes Beispiel:

25.4.03 Olympic Bo mit fünf Fohlen

Sie wurde von Anky van Grunsven�s Lebensgefährten Sjef Janssen in den Sport gebracht und gehörte unter Sven-Günter Rothenberger und Gonnelien Rothenberger-Gordijn zur internationalen Dressurspitze, wobei sie mehr mehrfach im erfolgreichen Niederländischen Nationenpreis-Team stand: die 1983 geborene Rinaldo-Tochter Olympic Bo (M. v. Komeet). Die braune KWPN-Stute wird jetzt gleich fünfmal Mutter. Mittels Embryotransfer bringen Leihmütter im Gestüt De Ijzeren Man in Weert/NED die Fohlen zu Welt, u.a. von dem dort stationierten Royal Dance, Oldenburger Siegerhengst von 1999 und bereits in S-Dressuren erfolgreich.
» DressurWelten




Vollblut


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Tinker-Amme und Vollblutstuten mit Fohlen · Copyright wie angegeben
Tinker-Amme und Vollblutstuten mit Fohlen
Alles das ist in der Vollblutzucht weltweit verboten! Ausgerechnet in der Vollblutzucht, die ansonsten als der Motor der Zucht gilt, besteht man auf der nat�rlichen Reproduktion. Nur der Natursprung ist zugelassen und sonst nichts. Dabei hatten wir doch festgestellt, da� an k�nstlicher Besamung und sogar am Embryotransfer nichts Exotisches ist - alles ganz normal, ganz menschlich!

Das Titelbild dieser Ausgabe zeigt ein merkw�rdiges P�rchen: Eine hochtragende Tinkerstute und ein Vollblutfohlen. Die Illustration links zeigt eine Herde Vollblutstuten mit ihren Fohlen und mitten unter ihnen eben diese Tinkerstute. Was macht die da? Sie unterst�tzt die Vollblutzucht. Ihr Fohlen wird geopfert, damit sie als Amme dienen kann. Und warum?

Die Vollblutzucht ist eine Hochleistungszucht, die seit 250 Jahren systematisch betrieben wird. Ammen sind schon seit jeher in Notf�llen eingesetzt worden, aber hier handelt es sich um etwas anderes. Die Vollblutzucht will zwar von moderner Produktionstechnik nichts wissen, aber manipuliert wird trotzdem. Denn auch und gerade in diesem Bereich, dem Rennsport, geht es um das gro�e Geld, und das Geld verdienen die Pferde. Eine Stute, die ein Fohlen s�ugt, kann nicht rennen - also wird sie medikament�s umgestellt und das Fohlen einer Amme untergeschoben, deren Fohlen leider entsorgt werden mu�.

Nat�rlich wird dar�ber nicht gern gesprochen. Eine englische Tierschutzorganisation hat sich der Vollblutproblematik angenommen und die Hintergr�nde erarbeitet, die ich Ihnen in der n�chsten Woche pr�sentieren m�chte. Denn die konservative Haltung der Vollblutz�chter ist nicht nur halbherzig, sondern vermutlich auch kaum aufrechtzuerhalten. An welcher Stelle das Bollwerk erodieren wird, ist schwer zu sagen; ein konkreter Ansatzpunkt schien die angedrohte Klage eines australischen Vollblutz�chters zu sein (� Tradition vs Technology - Who Will Win?).

Jim Fleming, Eigent�mer des Gest�ts Tyreel, lie� seine ausgezeichnete Zuchtstute im Jahre 2000 ganz normal decken. Da diese jedoch wegen eines Kaiserschnitts im Jahre 1997 nicht mehr in der Lage war, die Frucht auszutragen, entschied er sich, den Embryo zu entnehmen und durch eine Leihstute austragen zu lassen. Das widersprach den Regeln. Er jedoch verlangte, da� das Fohlen ordnungsgem�� eingetragen wird, was erwartungsgem�� vom australischen Zuchtverband unter Hinweis auf die international vorgegebenen Regeln abgelehnt wurde.

Ein Fohlen kann nur dann in das Australische Stutbuch oder das Australische Nicht-Vollblut Register aufgenommen werden, wenn es das Produkt eines nat�rlichen Deckaktes ist, also der Besteigung einer Stute durch einen Hengst, und eine nat�rliche Entwicklung innerhalb und Geburt aus dem K�rper der Stute erfolgt, wo die Empf�ngnis stattfand.
a.a.O.

Man k�nnte annehmen, da� diese Bestimmung dazu dient, die Herkunft des Fohlen einwandfrei zu gestatten. Dies ist heute jedoch mit gentechnischen Methoden zweifelsfrei m�glich. Das Fohlen stammte von der eingetragenen Zuchtstute und von einem anerkannten Hengst und wurde lediglich von einer anderen Stute ausgetragen und geboren.

Der Gest�tsleiter argumentierte, da� Ammen seit jeher �blich seien, wenn die M�tter bei der Geburt starben oder sich stark verletzten. Bis auf den Blutaustausch w�hrend der Tr�chtigkeit tritt die Amme vollst�ndig f�r die leibliche Mutter ein. Ammen seien absolut akzeptiert und zwar in einem Ma�e, da� �ber sie in den Zuchtregeln nicht einmal ein Wort verloren werde.

Aber in gewisser Weise ist eine solche Argumentation spitzfindig. Fleming war auf die Absage nat�rlich vorbereitet und w�hlte eine vollkommen andere Strategie. Er drohte eine Klage wegen gesch�ftlicher Benachteiligung und Verletzung des australischen Handelsgesetzes an. Das hat immerhin die internationale Vollblutzucht-Organisation so weit aufgescheucht, da� die Themen "k�nstliche Besamung" und "Embryotransfer" auf der n�chsten Sitzung kurz behandelt wurden; negativ nat�rlich (� INTERNATIONAL STUD BOOK COMMITTEE). Anscheinend hat sich in dieser Hinsicht aber nichts weiter getan. Die Sache ist also immer noch offen.

Das bedeutet aber nicht, da� Embryotransfer mit Vollbl�tern nicht praktiziert w�rde. Ein Beispiel:

Ozy Jane ist Tochter des legend�ren irischen Vollbl�ters Ozymandias xx und Enkelin des gleicherma�en legend�ren Vollbl�ters Nordlys xx, der au�erdem Gro�vater v�terlicherseits ist. [...] Wegen dieser sehr seltenen und wertvollen Blutlinien wurde Ozy Jane f�r das Irish Sport Horse Entwicklungsprogramm ausgew�hlt, und zwar f�r den Embryotransfer; Ozy Cruise ist eines der Ergebnisse dieser Initiative.
� Mares Used in Sport & Breeding

Freilich ist der Vater und damit auch die Tochter kein Vollblut, womit den Regeln Gen�ge getan w�re.

�bersetzungen durch den Autor



Quellen / Verweise


  1. � Gest�t Cillbarra
  2.  Interieur
  3.  Marketing auf Kosten der Zigeuner
  4.  Reproduktionstechnik
  5.  Das Phantom
  6.  Die Ware Pferd
  7.  Pferde- und Menschenzucht
  8.  Eugenik - gute Zucht
  9.  Samen�bertragung beim Pferd
  10. � Vasektomie
  11. � Leben aus dem Eis
  12. � Embryotransfer
  13. � EQUISET
  14. � DressurWelten
  15. � Tradition vs Technology - Who Will Win?
  16. � INTERNATIONAL STUD BOOK COMMITTEE
  17. � Mares Used in Sport & Breeding
  18. � Embryo, 8 cells



Fotos

� Copyright wie angegeben  Caroline Neuenschwander, Copyright wie angegeben  Gerd Hebrang




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©1999-2006 · ISSN 1437-4528 · Statistik:  Übersicht
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