| | Stute und Fohlen - künstlich besamt oder natürlich gezeugt? Nachwuchs Gestüt Drainoflex | | | |
Reproduktionstechnik Betrachtungen über Besamung und Verwandtes von Gerd Hebrang Zu den Themen Besamung, Zucht |
|
|
Falls Sie es noch nicht wußten: Sex ist gefährlich. Und deshalb sollte man lieber die Finger davon lassen. Bakterien und Viren lauern überall. Kontaktaufnahme bedeutet zwangsläufig Kontamination. Natursex ist also vom Übel und aufgrund unseres heutigen Kenntnisstandes nicht mehr zu verantworten. Wir müssen die Dinge den Fachleuten überlassen.
Die haben die Problematik genau analysiert und sind zu folgendem Schluß gekommen: Sex ist im Grunde überflüssig und dient lediglich der Reproduktion. Ist ja auch klar: Wir müssen regelmäßig und gleichmäßig essen und trinken, was bereits intuitiv einleuchtet und durch einen Selbstversuch schnell überprüft werden kann. Die Ernährungsfrage wurde durch die Wissenschaft angeblich ziemlich gut verstanden. Die Konsequenzen der Ernährung (und Verdauung) müssen wir ebenfalls tragen, was aber normalerweise relativ unproblematisch ist - Zweifel sind da genausowenig angebracht.
Und außerdem müssen wir merkwürdigerweise regelmäßig schlafen - was man auch durch Selbstversuch leicht beweisen kann. Aber eines ist klar: Reproduzieren müssen wir uns definitiv nicht. Sowohl Männer als auch Frauen können gesund bleiben und ein hohes Alter erreichen, ohne jemals Vater oder Mutter geworden zu sein. Hengste und Stuten natürlich auch.
Die Aussage über die Nahrung habe ich deshalb etwas eingeschränkt, weil sowohl Menschen als auch Pferde angeblich einen ganzen Haufen flüssiger und fester Bestandteile dringend benötigen, um diese oder jene Chemikalien produzieren zu können, und andernfalls notwendig krank werden bis hin zum Tode. Wir glauben das auch unbesehen, obwohl die Wissenschaftler noch nicht erklärt haben, wieso es Koalas geben kann. Die Koalas ernähren sich nämlich ausschließlich von den Blättern des Eukalyptusbaumes. Dessen Blätter sind extrem nährstoffarm und außerdem furchtbar schwer verdaulich. Trotzdem machen die Koalas daraus alles, was sie zum Leben brauchen, zum Beispiel Fell und Samen. Das Fell brauchen sie zur Temperaturregulierung und den Samen, um Koalas zu produzieren. Das nennt man Reproduktion.
Das mit dem Samen ist irreführend. Eigentlich ist es nämlich gar kein Samen. Dem liegt ein Mißverständnis zugrunde. Und dieses Mißverständnis findet sich schon in der Bibel, ist aber möglicherweise viel älter:
| Der Begriff Spermium sollte nicht mit dem Begriff Samen verwechselt werden, mit dem ein (oft in Fruchtfleisch eingebettetes) Verbreitungsorgan der höheren Pflanzen gemeint ist, das aus einem ruhenden pflanzlichen Embryo besteht, der von Nährgewebe und einer Samenschale umgeben ist.
Die falsche Verwendung des Begriffes Same oder Samen für die Spermien leitet sich aus der Bibel ab. Das hebräische Wort für Same wird dort unterschiedslos für Pflanzen, Tiere und den Menschen gebraucht. So empfängt einerseits die Frau den männlichen Samen (Num 5, 28) oder erweckt ihn beim erotischen Spiel (Gen 19, 32 und 34), andererseits wird das Land mit den Samen der Feldfrüchte besät (Dtn 29, 22; Ez 36, 9).
Aus dem alten Ägypten stammt die falsche Vorstellung, dass der männliche Same bereits der Mensch in nuce sei, der im Mutterleib quasi wie in einer Nährlösung nur noch heranzureifen braucht. Schließlich steht der Begriff Same auch für die Nachkommenschaft selbst. Wenn die Bibel vom Samen Abrahams spricht, dann sind damit die aus Abraham hervorgegangenen Nachkommen gemeint (Jes 41, 8; Jer 33, 26). All diese Bedeutungen sind hier nicht gemeint. Die Begriffe Samen oder Samenzelle etc. sollten daher nicht mehr für die Spermien oder das Sperma verwendet werden. Neuere Schulbücher sprechen daher auch nicht mehr vom Samenleiter, sondern ausdrücklich vom Spermienleiter. » Spermium | | |
Das hat sich in der Wissenschaft aber noch nicht herumgesprochen. Deshalb wird dort nach Belieben von Samen oder Spermien gesprochen. Die Hantierung mit dieser Substanz wird hartnäckig "Besamung" genannt, die Personen, die staatlicherseits dazu berechtigt sind, heißen "Besamungstechniker". Die Wortbildung "Spermierung" oder "Spermientechniker" ist nicht bekannt. Noch nicht einmal die englische Sprache, die ja allerorten Vorreiter spielt, differenziert hier. Man spricht ganz unbefangen von "semen", "insemination" usw.
| |