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Pferde- und Menschenzucht Wir sind schon viel weiter, als Sie denken von Gerd Hebrang
Zu den Themen Besamung, Zucht |
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In den letzten drei Wochen haben wir uns mit einer anscheinend unabwendbaren Entwicklung auf dem Gebiet der Reproduktionstechnik beschäftigt. Künstliche Besamung ist alltägliche Praxis, vor allem im Bereich der hochpreisigen Sportpferde, wo im Regelfall etwas anderes gar nicht mehr angeboten wird.
Diese ist unter Züchtern und Hengsthaltern anscheinend widerspruchslos akzeptiert; Embryotransfer ist medizinisch gesehen Routine, aber noch nicht ganz so verbreitet - das wird sich vermutlich bald ändern. Die Sachzwänge sind einfach nicht von der Hand zu weisen. Es gibt keine Alternative. Die derzeitige Entwicklung ist die logische Folge der gesamten züchterischen Aktivität.
Man mußte den Eindruck gewinnen, daß der sogenannte Natursprung nur noch von Amateuren im unteren Marktsegment praktiziert wird und bald der Vergangenheit angehört. Aber schon der Natursprung hat trotz seines Namens eigentlich nichts Natürliches mehr an sich. Man kann mit gutem Recht von systematischer Verkuppelung und Vergewaltigung sprechen, und zwar bei beiden Geschlechtern (siehe dazu auch Leserbrief 1643, Leserbrief 1645).
Warum ist mir bei dieser gesamten Diskussion unbehaglich? Wenn man die allseits bekannten und nirgendwo in Frage gestellten Verhältnisse unter Pferden auf den Menschen überträgt, wird die Situation erst richtig begreiflich. Lassen Sie uns also dieses Modell als Utopie durchspielen.
Sollten Sie diese Überlegungen als geschmacklos empfinden, wirft das ein bezeichnendes Licht auf die gängige züchterische Praxis und die Gedankenlosigkeit, mit der wir diese hinnehmen. Ohne sie wäre ich überhaupt nicht auf die Idee einer Übertragung gekommen. Die Übertragung selbst ist einfach und absolut naheliegend; man braucht für die wesentlichen Einzelheiten überhaupt keine Phantasie. Ich muß nichts erfinden. Allerdings diskutiere ich eine Reihe von Konsequenzen, die spezifisch menschlich sind und bei Pferden keine oder keine direkte Parallele haben. Also dann:
Die Mehrzahl der Männer wird kastriert. Damit schaltet man nicht nur minderwertiges Zuchtpotential aus, sondern befriedet gleichzeitig die überwiegend problematischen männlichen Charaktere. Gesamtgesellschaftlich ergeben sich dadurch erhebliche Vorteile. Die Raserei im Straßenverkehr nimmt ebenso deutlich ab wie die Anzahl an Körperverletzungen, gewalttätigen Auseinandersetzungen am Rande von Sportveranstaltungen und affektiv geprägten Mord- und Totschlagsdelikten. Man kann sich leicht vorstellen, um wieviel friedlicher und angenehmer das Leben werden wird - keinerlei sexuell motivierte Übergriffe mehr, endlich können die Frauen aufatmen und in Ruhe leben.
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