| | Gelassenheit im Straßenverkehr | | | |
| | | Inneren Werte: Umgänglichkeit, Menschenbezogenheit, Freundlichkeit | | | |
| | | Landwirtschaftsdirektor Dr. Thomas Raue | | | |
| Worauf kommt es nun an, was wird geprüft?
| Geprüft werden
- Interieur (Charakter, Temperament, Leistungsbereitschaft, Konstitution)
- Dressureignung (Grundgangarten, Rittigkeit)
- Springveranlagung (Parcoursspringen, Freispringen)
- Gelände (Galoppiervermögen, Springmanier)
Die Bewertung der Leistungen in den einzelnen Merkmalen erfolgt nach einem Notensystem von 1 (= sehr schlecht) bis 10 (= ausgezeichnet). Die Anforderungen bei der Prüfung entsprechen im wesentlichen der Klasse A (LPO). | | |
Irgendwo habe ich einmal gelesen, daß sich das Leistungsvermögen der Pferde im wesentlichen nicht mehr ändert. Überhaupt stellt sich ja die Frage, ob es nicht überall irgendwelche absoluten Leistungsgrenzen gibt. Die ständigen Doping-Skandale können als Indiz dafür gewertet werden, daß ohne Hilfsmittel eine weitere Steigerung nicht mehr möglich ist.
Daher meine Frage an Dr. Raue, ob die Grenzen der Leistungszucht nicht allmählich erreicht sind. Diese Frage hat er aus mehreren Gründen verneint.
Zum einen ändern sich die Zuchtziele immer wieder. Als Beispiele nannte er die Schweine, die bis 1994 ebenfalls (neben Bullen und Hühnern) von Marbach betreut worden sind. Zunächst wurden die Schweine immer länger, und dann bekamen sie Probleme mit ihrem Gebäude.
Im Bereich der Pferdezucht seien die größten Fortschritte in den letzten 20 Jahren beim Interieur erzielt worden: Charakter, Temperament. Ein wildes Rodeo beim Einreiten gibt es nicht mehr. Die niedrigste Note in Bezug auf das Interieur ist (in Baden-Württemberg) mittlerweile eine 8.
Wenn man nun in dieser Hinsicht nachlässig würde, würden sich diese Eigenschaften unmittelbar wieder verschlechtern. Im übrigen komme es immer darauf an, in welcher Richtung man die Zucht optimieren wolle. Inzwischen habe man zum Beispiel einen neuen Parameter im Blick: die Fruchtbarkeit (siehe dazu auch » Ergebnisliste der Hengstleistungsprüfung). Ganz allgemein stellen sich die Erfolge desto schneller ein, je weniger Merkmale man verändern möchte.
Da fallen mir natürlich die Holsteiner ein, die einseitig in Bezug auf Springleistungen gezüchtet worden sind. Den Stolz Dr. Raues in Bezug auf die Fortschritte beim Interieur kann ich aufgrund eigener Erlebnisse und Beobachtungen gut nachvollziehen; es scheint dies aber eine Spezialität der Baden-Württemberger Landeszucht zu sein.
Ich erinnere mich nämlich noch sehr genau an die Hengstvorstellung des Landgestüts Celle im Harzvorland mit anschließender Vorstellung der Zuchtprodukte durch die jungen Bauernburschen 1999. Diese Pferde waren wilde Tiere, die kaum durch den Menschen gebändigt werden, Pulverfässer, auf denen sich die Reiter nur mit Mühe halten konnten. Auf mich machte diese Vorführung einen sehr unangenehmen Eindruck.
Außerdem habe ich Bilder von Hengstparaden in Warendorf und Celle vor Augen, auf denen die Gestütsbeamten von den Pferden nachgerade durch die Bahn geschleift wurden. Angesichts der damals schon weitgehend diskutierten Thesen von Klaus Ferdinand Hempfling und meiner eigenen Erlebnisse mit Pferdefachleuten in meiner Kindheit (Bauern) habe ich mich fragen müssen, ob diese Leute überhaupt etwas von Pferden verstehen.
Das mag im Süden anders sein als im Norden; meine oberflächlichen Beobachtungen anläßlich meines Besuches bestätigen durchaus die Aussagen meines Gesprächspartners. Festzuhalten bleibt auf jeden Fall, daß die Hengstleistungsprüfung in Marbach keineswegs einseitig auf sportliche Höchstleistungen ausgerichtet ist. Das finde ich außerordentlich bemerkenswert, insbesondere in Bezug auf die Anstrengungen des Vereins zur Förderung des Leistungssports mit baden-württembergischen Pferden. Dieser Verein verfolgt offenbar andere Interessen.
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