Auch wenn es vielleicht den Anschein hat, daß ich in dieser Zeit eher sein Partner als sein Führer bin, so ist dies nur der Eindruck für Menschen. Trotz aller Freiheiten, die Eddy beim Spazierengehen oder beim Spielen genießt, beobachtet er mich ständig und analysiert meine Bewegungen. Wenn er glaubt, daß ich etwas Wichtiges übersehen haben könnte, macht er mich darauf aufmerksam. Wenn ich reflexartig den Führstrick fest in die Hand nehme, weil mir der Gedanke in den Kopf schießt, Eddy könnte Angst haben, dann reagiert er sofort mit Fluchtbereitschaft. Entspannte Muskulatur und Absenken meines Kopfes � und die Welt um uns herum könnte untergehen, ohne daß Eddy weglaufen würde. Soweit es möglich ist, erkunden wir alle Objekte, deren Anblick bei Eddy Argwohn oder Mißtrauen auslösen. Vorsichtig nähern wir uns der Quelle des optischen Reizes. Nachdem ich das Objekt behutsam betastet habe, wird es von Eddy auf das Komando schnüff schnüff hin beschnuppert oder angewidert angeprustet, wenn es seiner Nase nach stinkt. Unkritische Objekte wie Kinderspielzeug oder Bälle darf er auch mit den Lippen abtasten, Plastikplanen oder ähnliches gar mit dem Huf berühren. So wie ich Eddy zu Objekten hinführe, um ihm direkt vor Ort die Harmlosigkeit zu erklären, so versucht er umgekehrt, mich dorthin zu führen, wo er überzeugt ist, daß sich unsere Meinung nicht deckt. Bei unseren Spaziergängen auf Feldwegen begegnen uns immer wieder Motorradfahrer auf ihren Crossmaschinen. Stichwort Motorrad, und Eddy ist mit der Erklärung zufrieden. Jüngst kam uns aber ein Motorrad mit Beiwagen in langsamer Fahrt entgegen. Meine Behauptung Motorrad wurde von Eddy ignoriert � zielstrebig lief er los und dem Gefährt entgegen. Der Fahrer sah Unheil auf sich zukommen, wich auf den Acker aus, bliebt stehen und wurde letztendlich von Eddy gestellt. Auge in Auge, Pferdekopf vor Menschenkopf mit Lederhäubchen standen sie da. Und dann wurde der Beiwagen von Eddy untersucht. Offenbar paßten weder Kopfbedeckung noch Beiwagen zu dem, was ich als Motorrad bezeichnet habe. Auto ist normalerweise Auto und groooßes Auto ist Lkw in unserem Sprachgebrauch. Bei dem am Straßenrand geparkten Oldtimer in Form eines Messerschmitt Kabinenrollers ließ Eddy weder Auto noch Motorrad gelten. Das seltsame Gefährt wurde genauestens von allen Seiten beäugt und bestaunt. Aus Gegebenheiten dieser Art schließe ich, daß Eddy doch ein gewisses Verständnis für Formen hat und den Klang meiner Lautäußerung sehr wohl zu deuten weiß, auch wenn er den (menschlichen) Sinn der Worte nicht begreift..
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