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Editorial zu Ausgabe 607

W. Popken im Fenster

   
W. Popken im Fenster
Selbstportrait 08/2004
   
   
14.11.2010

Kauderwelsch

Manche unserer Inserenten betätigen sich gerne als Dichter - oder wie würde man folgende Angebotsbeschreibung bewerten wollen?

schöne Champion Stammbaum mit vielen königlichen welsh Meister und Champions Reiten unter dem Sattel gezeigt und gut getan Champion in der Hand lernt schnell und leicht zu trainieren brachen sie sind zu reiten sowohl Englisch als auch Western sie wirklich gern ihre Zäune! Conner Ausbeuten an Ihrem Bein höflich und kann nun dreht sich um die Hüften zu tun und mit Vorhand eas.so Wenn Sie an einer von ihnen nach Hause kontaktieren Sie uns für weitere Informationen interessiert sind.

Gedicht ist sicher etwas zu viel gesagt, es fehlen Struktur und Rhythmus. Vielleicht sollte man solch einen Text eher als surrealistische Prosa bezeichnen? Oder handelt es sich um das Unvermögen eines des Deutschen nicht ganz mächtigen Zeitgenossen, der sich die größte Mühe gibt, sein geliebtes Pferd angemessen zu beschreiben?

Wie gerne würde ich wissen, was sich hinter einer solchen Anzeige verbirgt. Es handelt sich hier keineswegs um einen Einzelfall, aber allen diesen Inseraten ist eines gemeinsam: Sie verraten sich nicht nur durch ihre eigenartige Sprache als verkappten Unfug. Ich würde darauf tippen, dass es sich um einen Teenager-Streich handelt. Möglicherweise ist es immer dieselbe Person oder Clique, die immer wieder solche Inserate unterzubringen versucht.



Aufpasser

Solche Inserate richten eigentlich keinen Schaden an, aber sie irritieren doch, sie verlangen jedem einzelnen Leser ab, sich selbst ein Bild über den Realitätsgehalt des Inserats zu verschaffen, und das ist eigentlich nicht zumutbar. Daher habe ich mich selbst zum Aufpasser ernannt und nehme jedes einzelne Inserat in Augenschein, um es gegebenenfalls eigenhändig zu löschen. Und da es sich bei solchen Anschlägen um Wiederholungstäter handelt, werden diese automatisch gleich für alle Zeiten gesperrt.

Aus Foren kennt man das Phänomen des » Forentrolls, die die Aufmerksamkeit und Energie der anderen Teilnehmer binden, um sich selbst besser zu fühlen. Alle anderen zahlen dann einen hohen Preis - deshalb sind solche Leute nicht wohlgelitten. Wir haben bisher kaum unter solchen Phänomenen zu leiden gehabt. Auch die Angriffe auf Inserenten durch unverschämte oder spammende Zuschriften sind wieder abgeflaut, nachdem ich entsprechende Gegenmaßnahmen programmiert hatte.

Anders würde es aussehen, wenn jemand es darauf anlegen würde, einen Angriff zu starten. So etwas nennt man » Denial of Service: Wenn genügend viele Leute genügend oft und häufig einen bestimmten Dienst missbrauchen, bricht dieser zusammen. Man kann sich leicht ausdenken, dass man auf diese Weise sogar Regierungen angreifen kann, und Beispiele der Vergangenheit zeigen, dass dies durchaus möglich ist und einen enormen Schaden hervorrufen kann.



Netiquette

Wo Menschen miteinander umgehen, bedarf es der » Umgangsformen. Elektronische Kommunikation ist schwieriger als die persönliche, da viele Informationen fehlen, die uns normalerweise helfen, unseren Gegenüber einzuschätzen. Wir können ihm nicht in die Augen blicken, sein Wesen nicht abschätzen, seine Sprechweise nicht beurteilen, seine Körperhaltung und Bewegungsmuster nicht beobachten, wie haben lediglich den nackten Text. Bei Formulierungen wie der oben zitierten wird man schnell drauf kommen, dass es sich bestenfalls um eine maschinelle Übersetzung handeln kann, die aber durch die zusätzlichen Informationen, wie etwa Adresse oder Alter, Rasse, Ausbildung usw. ergänzt werden kann und dann schnell den Schluss zulässt, dass es sich keineswegs um eine legitime Anzeige handelt, die lediglich unglücklich übersetzt worden ist.

In anderen Fällen mag das schwieriger sein. Insbesondere wenn es jemand darauf anlegt, andere hereinzulegen. Je geschickter er dies anstellt, desto schwieriger wird es sein, ihm auf die Schliche zu kommen. Merkwürdigerweise brauchen sich die Spammer nach wie vor keine besondere Mühe zu geben, die Leute fallen auch auf die allergröbsten Dummheiten herein. Bei Trollen ist das schon etwas schwieriger, oftmals dauert es eine Weile, bis man begreift, dass jemand böswillig ist. Deshalb hat sich eine besondere Kultur herausgebildet, die es erleichtern soll, die Guten von den Bösen zu scheiden. Wer sich elektronisch äußert, tut gut daran, alle möglichen Missverständnisse von vornherein zu vermeiden und etwaige falsche Vorstellungen auszuräumen.

Wer sich also verstellt oder falsche Erwartungen weckt, darf sich nicht wundern, wenn seine Gesprächspartner sich übel düpiert fühlen, sobald dieses Versteckspiel auffliegt. "Ehrlich währt am längsten" ist die Devise, die am ehesten zum Ziel führt. Als geeignete Maßnahme bei überführten Übeltätern hat sich die Ignoranz bewährt. Man tut einfach so, als ob es diesen Gesprächspartner gar nicht mehr gäbe. Niemand reagiert mehr auf seine Beiträge, und damit nimmt man den Spielverderber jeglichen Spaß und er verliert die Motivation - oder er zieht weiter, um sich andere Spielplätze zu suchen, wo er sein Unwesen treiben kann. Deshalb werden die Leute, die solche Inserate aufgeben, nicht über meine Maßnahme informiert. Damit würde ich den Troll nur füttern und er hätte bekommen, was er wollte. Denn die angegebene E-Mail-Adresse ist in Ordnung, die funktioniert. Das weiß ich, weil die automatischen Benachrichtigungen nicht zurückkommen. Und wenn er sein Spielchen wiederholen möchte, wird das mit dieser E-Mail-Adresse nicht funktionieren. Er muss sich schon eine neue zulegen, was freilich kein Problem ist. Nur auf die Dauer wird ihm dies Spielchen keinen Spaß machen. Momentan ist wieder Ruhe eingekehrt.



Spam

Der Spam der Woche: Potenzmittel zum Abnehmen. Zugreifen!!! (Sex mal nicht als Sport gesehen.)

 



Haiku

  1. Sie sind zu reiten.
    Wirklich gern ihre Zäune!
    Champion Stammbaum.


  2. Flink schlank zu werden:
    Ohne Sport zu betrieben!
    Mit $frohen Gru&essen.


Chefredakteur und Herausgeber

   
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