| | | Meister Wolfgang Krischke | | | |
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Tummeln Sie sich auch gerne irgendwo herum? Der Ausdruck ist fast allgegenwärtig, aber wer würde ihn mit dem Pferdesport in Verbindung bringen? Dabei hat dieser Ausdruck unmittelbar etwas mit dem zu tun, was im Pferdesport zentral ist:
| Bei einem Turnier (von mittelhochdeutsch turnier „Kampfspiel“ und turnieren das Pferd „tummeln, wenden, drehend bewegen“ ) traten im Mittelalter mehrere Einzelpersonen oder Gruppen in einem Wettkampf gegeneinander an. Der heutige Begriff Turnier für sportliche Wettkämpfe leitet sich davon ab.
» Turnier | | |
Merkwürdig, dass sich der Ausdruck „tummeln“ im Pferdesport nicht erhalten hat, aber in die Alltagssprache Einzug fand. Da tummelt sich jemand wie ein Fisch im Wasser, Reifenhersteller tummeln sich, Wassersportler, Diebe und Schüler - die » Wikipedia-Suche tummeln bietet eine ganze Menge Verwendungsarten für dieses Wort.
Umgekehrt blieben Ausdrücke wie Passage und Piaffe exklusiv dem Pferdesport vorbehalten - nirgendwo sonst finden sich Verwendungen für diese Ausdrücke. Ist das nicht merkwürdig? Vielleicht hängt das mit der Geschichte zusammen; Christin Krischke klärt uns auf der DVD › Schulen und Touren der barocken Reitkunst der » Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg darüber auf, dass Passage und Piaffe relativ neuen Datums sind und zu Zeiten, als man sich tummelte, gar nicht gebräuchlich waren:
| Die kunstvollen Verzierungen der Gangart Trab, namentlich Piaffe und Passage sind spätbarocke Lektionen, die sich bis in den modernen Dressursport erhalten haben.
Da der Trab zur Barockzeit eine Schul- aber keine Kriegsgangart war, vernachlässigte man dessen Verzierung bei Hofe lange Zeit.
Im Laufe des 18. Jhds gewannen Piaffe und Passage immer mehr Befürworter und gehörten zum 1x1 des Hohepriesters der barocken Reitkunst Francois Robichon de la Guérinière.
Manuskript | | |
Schaut man sich die dazugehörigen Bilder an, wundert man sich nicht, dass diese Reitweisen nicht zur Kriegskunst gehörten; der Reiter wird ganz fürchterlich geworfen und könnte unter diesen Umständen sicherlich nur ganz eingeschränkt kämpfen. Warum hat man diese Gangarten überhaupt entwickelt?
| Bei der Schulung der Passage verspürt man als Reiter deutlich, dass diese Bewegung den Stolz des Pferdes fördert, ist dies doch die Imponiergangart von Huftieren schlechthin.
Manuskript | | |
Aha, und was Eindruck auf die Weiblichkeit der Pferdewelt macht, verfehlt seine Wirkung selbst beim Menschen nicht - ist das nicht merkwürdig? Umgekehrt dürfte das wohl nicht der Fall sein.
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