| | Schenkelweichen rechts Pferd fällt auf die linke Schulter | | | |
Diagonale Hilfengebung Vorhandwendung in der Bewegung, Schenkelweichen von › Gudrun Schultz-Mehl
Zum Thema Ausbildung |
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DIAGONALE HILFENGEBUNG Die diagonale Hilfengebung spielt bei der klassischen Grundausbildung eine ähnlich dominierende Rolle wie die Hilfe durch halbe Paraden. Bei der diagonalen Hilfengebung wird durch den inneren treibenden Schenkel das Pferd dazu gebracht, den äußeren Zügel zu beachten und anzunehmen, denn der äußere Zügel ist der ‚führende' Zügel. Anders ausgedrückt bedeutet diagonale Hilfengebung, dass das Pferd zwischen der Einwirkung des inneren Schenkels und dem Auffangen dieses Impulses mit dem äußeren Zügel weich ‚eingespannt' ist. Jeder Impuls des treibenden inneren Schenkels muss in der äußeren Hand ‚ankommen' und von ihr aufgefangen werden. Der äußere Zügel bleibt also konsequent mit dem Pferdemaul in Verbindung, während der innere Zügel zwischen annehmen und nachgeben ‚spielt', also elastischer, nachgiebiger ist. Die innere Hand soll leicht wie ein Vogel sein und nur dafür sorgen, dass der geforderte Grad der Stellung im Genick erreicht wird und so weit und so lange erhalten bleibt, wie es die Lektion, beziehungsweise der Reiter fordert. Diese weiche, mit den Fingern der leicht geschlossenen Faust spielende, zum Nachgeben bereite innere Hand ist Voraussetzung für das weiche, nachgiebige Genick des Pferdes, die treibenden Hilfen passen sich dieser Forderung ebenfalls an. In der Lernphase zur Vorhandwendung genügt zunächst ein Doppeltritt, bei dem das Pferd mit den inneren Hinterbeinen vor und über die äußeren kreuzt. Anschließend lobst Du, richtest Dein Pferd wieder geradeaus und trabst eine Runde frisch vorwärts. Dann beginnst Du von Neuem mit einem Doppeltritt und schließt nach dem Halten weitere Doppeltritte an: Halten, loben (mit der Stimme) - Doppeltritt - Halten, loben usw., bis Dein Pferd letztendlich um 180 Grad gewendet hat. Gehe dabei langsam vor, auch das dauert einige Tage, bis Dein Pferd Dich verstanden hat und Deine Hilfen flüssig beantwortet. Lasse es aber nicht zu schlau werden, verlange immer, dass es erst Deine Hilfen abwartet und nicht: ‚klar, ich weiß schon, was jetzt kommt' - Deinen Hilfen zuvorkommt und selbständig, meist mehr übereilt als korrekt tretend, die Hinterhand herumwirft. Das muss der äußere, zurückliegende Schenkel konsequent verhindern. Wenn Du merkst, dass Dein äußerer Schenkel nicht genügt, dann musst Du sofort zum Halten kommen und beispielsweise zum Erstaunen Deines Pferdes in die andere Richtung wenden oder ein paar Tritte geradeaus vorwärts reiten, um die ganze Lektion frisch von vorne zu beginnen. Dadurch erhältst Du Dein Pferd aufmerksam und vermeidest vor allem ein Gerangel zwischen Dir und Deinem Pferd. Anfangs wird KORALLE wahrscheinlich bei der Wendung entweder etwas vor- oder zurücktreten. Das Vortreten wird häufig als der größere Fehler bezeichnet. Ich kann mich dem nicht anschließen, denn durch ein nach rückwärts Ausweichen entzieht sich nach meiner Meinung ein Pferd immer stärker dem reiterlichen Einfluss (macht den Reiter hilfloser) als durch ein nach vorwärts Ausweichen. Das Ausweichen nach vorwärts kannst Du durch den gegenhaltenden äußeren Zügel verhindern, das Ausweichen nach rückwärts durch Vordrücken mit beiden Schenkeln und kurzem Vorgehen mit beiden Händen und dadurch kurzem Aufgeben jeglicher Anlehnung. Eine gute Übung ist für die Vorhandwendung auch, nach einem oder mehreren Doppeltritten nach einer Seite zu halten und dann wieder eine Anzahl von Doppeltritten nach der anderen Seite zurück zu wenden. Wichtig bleibt immer, dass man die Wendung in ruhigen Tritten ausführt und sich das Pferd nicht ‚in die Wendung wirft', also dem seitwärts weisenden Schenkel nicht mehr ‚weicht', sondern vor ihm ‚flieht', so dass Du ihn gar nicht mehr einsetzen kannst. Es kommt dann Deinen Hilfen zuvor, aber nicht so, wie Du Dir das gedacht hast. Anschließend an die Vorhandwendung reite ein paar Tritte im Schritt an und reite Dein Pferd mit einer oder zwei Runden Trab frisch vorwärts, wobei Du zwischendurch übst, Dein Pferd immer wieder neu am langen Zügel vorwärts-abwärts zu dehnen, mit der Nase vor oder zumindest an der Senkrechten. So, Ihr beiden, alles was ich heute beschrieben habe, kann man auch bei etwas Matsch und Pfützen üben. Bleibt trotz des vielen Regens guter Laune bis zum nächsten Brief.
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