| | W. Popken im Fenster Selbstportrait 08/2004 | | | | Meine Meinung zu dem Buch: von › Gerd Hebrang
Im Vergleich mit dem gleich teuren Buch Alternativer Hufschutz aus dem Cadmos Verlag zum selben Thema ist dieser Band äußerlich deutlich weniger attraktiv. Das gesamte Design wirkt etwas deprimierend. Die Fotos sind mit einem schweren Trauerrand umgeben, bei den Tabellen werden reichlich dicke schwarze Striche verwendet, bei Aufzählungen verrutschen die Pfeilchen auf die Standlinie - hier kann der Verlag noch einiges verbessern.
Aber es soll uns ja um die Inhalte gehen. In einer Leserzuschrift zum Buch von Kirstin Becker wurde das Buch der Eheleute Rau sehr gelobt. Es solle um Klassen besser sein, das Cadmos-Buch verstaube im Regal. Das Kosmos-Buch sei sehr viel übersichtlicher und enthalte viel mehr Informationen.
Das stimmt. Die einzelnen Produkte sind jeweils auf einer Seite vorgestellt, mit immer demselben Informationsraster, und auch die Tabellen halten, was der Titel verspricht: AUF EINEN BLICK. Vorteile und Nachteile sind schnell zu übersehen, Eignung und Nichteignung ergeben sich daraus.
Das Kapitel "Die Auswahl des richtigen Hufschutzes" untersucht diese Frage in Abhängigkeit der Nutzung und gipfelt in einem Fallbeispiel eines zehnjährigen Hannoveraners, der von Vater, Mutter und Kind Meier sehr unterschiedlich genutzt werden soll. Alle drei vergeben Punkte für die verschiedenen Beschläge, woraus sich in der Summe dann eine klare Abstufung ergibt.
Das Literaturverzeichnis führt immerhin das Buch Ohne Huf kein Pferd von Fritz Rödder auf, das offenbar schon 1977 erschienen ist. Das Thema Barhuf wird in der Einleitung angesprochen, und zwar negativ. Die Autoren gehen davon aus, daß der Leser sich bereits für den Hufschutz entschieden hat. Allerdings wird bei der Beurteilung der einzelnen Fälle immer wieder darauf hingewiesen, daß Barfuß gehen eine Alternative ist, die bedacht werden sollte.
Wie regelmäßige Leser der Pferdezeitung wissen, habe ich ein sehr gutes Verhältnis zu unserem Hufschmied und weiß von diesem, wie schwer es für ihn ist, Informationen über alternative Hufbeschläge zu bekommen. Er beklagte sich sogar über die mangelnde Bereitschaft der Hersteller, ihn zu unterrichten und zu unterstützen.
Ich habe mit Freude aus dem Leserbrief zum Bericht über Hufschuhe entnommen, daß die Hersteller (oder zumindest einer) umdenken. Mein Hufschmied hält ebenfalls seit vielen Jahren selber Pferde, die alle barfuß laufen, und ist auch ein großer Verfechter dieser Lösung. Trotzdem weiß er, daß Hufschutz manchmal unumgänglich ist.
Natürlich sucht er eine Lösung für die Probleme seiner Kunden und richtet sich auch nach deren Wünschen. Lieber arbeitet er aber mit Leuten zusammen, die eine Barfußlösung bevorzugen. Nach seiner Meinung und Erfahrung ist das in sehr vielen Fällen auch machbar. Wenn man hierüber Näheres erfahren will, muß man andere Bücher kaufen.
Ich selbst kann dazu gar nichts sagen. Die ersten Pferde waren beschlagen, das Connemara-Pony rundum, das Hessen-Großpferd nur vorne. Ich hatte keine Ahnung, ob die Pferde überhaupt beschlagen sein mußten, aber wenn es möglich sein sollte, dann doch lieber ohne. Der Hufschmied, der die Eisen abnahm, unkte, besonders beim Pony, da dieses so flache Hufe habe.
Tatsächlich ging der Gute wie auf Eiern weg, aber nach einem Tag schon war die Sache ausgestanden. Das ist jetzt mindestens 7 Jahre her. Seither haben sich seine Hufe, obwohl von Natur aus flach, sehr gut gehalten, obwohl er auch viel Straße geht, vor allem vor der Kutsche.
Die Hessen-Stute zeigte zunächst überhaupt keine Veränderung, beim nächsten Ausritt machte sie aber nach der Hälfte schlapp: sie ging fühlig. Das war ein unangenehmes Gefühl für mich. Zwar saß ich sofort ab, aber wir mußten den Weg zurückgehen, und der war als Höhenweg im Wiehengebirge ziemlich steinig.
Glücklicherweise wußte ich inzwischen etwas über Hufmechanik und machte mir keine großen Sorgen. Am nächsten Tag war die Sache schon überstanden. Ich betone das hier, weil oftmals behauptet wird, die Umstellung mache besondere Probleme und dauere sehr lange.
Wir haben im Laufe der Zeit viele Pferde gehabt, jetzt sind es vier, und niemals ist eines beschlagen worden. Wir können uns also wohl glücklich schätzen. Mit Sicherheit liegt es aber auch daran, daß wir die Pferde nicht leistungsmäßig einsetzen und sehr naturnah halten. Das ist ein Privileg.
Deshalb hüte ich mich, die Probleme im allgemeinen zu unterschätzen. Wer berufsmäßig mit diesem Thema zu tun hat oder wessen Pferde nicht barfuß gehen können, wird dieses Buch besitzen und studieren wollen. Ich sollte es also auch meinem Hufschmied empfehlen, falls er es noch nicht kennt.
Ich dagegen habe mir damals lieber ein Buch von Hiltrud Strasser gekauft, was mich in meinem Vorsatz bestärkt hat, es unter allen Umständen ohne Hufschutz zu versuchen. Das war aber gar kein Problem, die Frage nach einem Hufschutz stellte sich nie.
Am besten wäre es, wenn ich selber mein eigener Hufpfleger wäre. Ich habe mir auch das passende Werkzeug gekauft, aber dann festgestellt, daß es an der nötigen Leidenschaft fehlt. So gebe ich mich bzw. unsere Pferde also gern regelmäßig in die Obhut unseres Hufschmieds. Auch da habe ich Glück. Ich habe genügend Hufschmiede kennengelernt, um die besonderen Qualitäten meines Hufschmieds zu schätzen.
Auf dem Umschlag wird, wie oben wiedergegeben, angedeutet, daß der Leser die Autoren über die Kosmos-InfoLine erreichen und in Anspruch nehmen kann. Leider habe ich nicht herausgefunden, wie das funktioniert. Über die Webpräsenz des Verlags scheint es nicht zu gehen.
erschienen 23.03.02
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