Hallstadt-Kultur, Österreich Kultwagen aus Strettweg ca. 700 v. Chr., gesamte Länge 48 cm, weibliche Hauptfigur 32 cm, Graz, Steiermärkisches Landesmuseum Joanneum
Der Kultwagen von Strettweg ist ebenso eindrucksvoll wie der Sonnenwagen von Trundholm. Der Sonnenwagen ist vermutlich als Opfer im Moor versenkt und zuvor absichtlich zerbrochen worden.
Der Kultwagen von Strettweg dagegen ist als solcher intakt. Etwaige Zugtiere fehlen jedoch, ebenso der Kessel, der vermutlich von der übergroßen Figur in der Mitte getragen worden ist.
Nebenstehendes Bild versucht eine Rekonstruktion des ursprünglichen Ensembles.
Die Kelten sind immer noch ein rätselhaftes Volk, das die Phantasien entzündet. Die Rückbesinnung auf diese Wurzeln unserer Kultur ist in vollem Gange.
Kommentar · 30.03.2002 Von Werner Stürenburg
Dieser beeindruckende Wagen ist 1851 aus einem Grabhügel, vermutlich einem Fürstengrab, ausgegraben worden. Dazu gehörten zahlreiche Beigaben, z. B. Bronzeschmuck und verschiedene andere Gegenstände aus Bronze, unter anderem eine Amphore für die Asche des Toten, eiserne Waffen und ein Zaumzeug für ein Wagengespann (siehe dazu auch den interessanten Aufsatz Gebisse der Hallstattzeit - Wirkungsweise und Rekonstruktion von Katharina C. Rebay.)
Man nimmt an, daß der Kultwagen benutzt worden ist, um Getränkeopfer, die der Bronzekessel enthielt, in einer feierlichen Prozession zu präsentieren. Auffällig ist die Häufung der Figuren auf dem Wagen. Bei einer Übertragung in Originalmaße müßte der Wagen eine gewaltige Dimension haben und würde vermutlich heutige Rosenmontagswagen deutlich in den Schatten stellen.
Der Vergleich mit dem Karneval ist vielleicht nicht so ganz abwegig, da wir ja in der letzten Woche bereits gesehen haben, daß die alten heidnischen Bräuche mit den Umzugswagen durch das Christentum umgedeutet worden sind (siehe Religionsstreit).
Nun wird es aber Zeit, daß wir uns einigen Einzelheiten in dem Gewimmel widmen. Wer ist die zentrale Figur, was spielt sich um diese Figur herum ab, bekommen wir eine Ahnung davon, was diese Gruppe bedeuten könnte? Vermutlich gab es keine Gebrauchsanleitung im Grabhügel, überhaupt haben die Kelten keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen, soweit mir bekannt ist, und da diese Figurengruppe ein Einzelfund ist, kann man auch keine Parallelschlüsse ziehen.
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