Leserbrief › 1970 zu Ausgabe › 446 15.10.07
Karl May
Lieber Werner!
Karl May mag zwar seine Abenteuer in seinem damaligen Leben nicht selbst erlebt haben, aber entweder er hat sich seine Erfahrungen aus einem früheren Leben geholt oder sein Wissen stammt von anderen. Jedenfalls ist er deshalb so bewundernswert, weil er das Wesen der Pferde tatsächlich kennt -zumindest das der Vollblüter - und auch genau weiß, wovon er redet. Ich kann nur sagen, ich habe das wunderbare Gefühl erlebt, wenn ein Pferd unter einem so dahinfliegt, dass man nicht mehr spürt, wie die Hufe den Boden berühren und da kann man dann wirklich sitzen wie auf einem Stuhl. Nur schade, dass bei uns die landschaftlichen Gegebenheiten solche Erlebnisse nur schwer ermöglichen, weil es nur wenige längere freie und ebene Reitwege gibt!
Karl May war übrigens immer mein größter Inspirant und hat mir das richtige Gefühl für die Pferde vermittelt. Es gibt in seinen Büchern zwar auch "brutale" Passagen, aber wenn man in die Tiefe liest, wird man feststellen, dass das nicht seinem Naturell entspricht und dass Kraft eben nur dann angewendet wird, wenn es nicht anders geht. Ansonsten wird mit sehr viel Feingefühl und Verständnis gearbeitet. Es wäre gut, wenn jeder Reiter Karl Mays Bücher als Pflichtlektüre verordnet bekäme, aber andererseits würde es wohl auch viele Menschen geben, die die Botschaften in seinen Büchern nicht richtig deuten würden. Schade, aber wenn man sein Herz nicht dafür öffnet, dann bleiben seine Bücher wohl nur Abenteuerromane....
Liebe Grüße Heidi
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