Superman-Phantasien (�ber-)Lebenshilfe f�r Jedermann von › Werner Popken
Zum Thema Kulturgeschichte |
|
|
Nun gut, Karl May war also ein Aufschneider und hatte insbesondere von Pferden nicht die blasseste Ahnung. Wie konnte er damit durchkommen? Und wieso fasziniert er bis heute unver�ndert ein Millionenpublikum, und zwar nicht nur jugendliche Tr�umer, sondern gebildete, erwachsene Menschen - oder vielleicht genauer: M�nner? Wie � Silkirtis Nichols oder � Carl-Heinz D�mken, dessen Buch � Ich duze alle Pferde der Anla� zu dieser Serie war. Dabei sind seine �bertreibungen schon wirklich stark; selbst wenn man nicht reiten kann, mu� man sich doch fragen, ob die folgende Beschreibung treffend sein kann: | Er [Winnetou] kam gleich einem Halbgotte dahergesaust. Stolz und aufrecht, wie angewachsen, sa� er auf dem fliegenden Rappen, den beschlagenen Kolben der Silberb�chse auf das Knie gestemmt. Karl May: Gesammelte Reiseerz�hlungen Bd. XX: Satan und Ischariot I. Freiburg 1897, S. 254f.; Reprint Bamberg 1983, nach: � Barbara Siebert: �Ich sa� so ruhig im Sattel wie auf einem Stuhl� | | | Vermutlich stellt sich der Leser diese Frage gar nicht. Er l��t sich berauschen und tr�umt. Der Mechanismus, der letzten Endes zur � Hochstapelei f�hrt, ist n�mlich leicht zu durchschauen. Wenn es einem richtig dreckig geht und man absolut machtlos ist, was kann man da tun? Man pflegt sein besch�digtes Ego und tr�umt. Man tr�umt sich gro� und unversehrt, strahlend und unbesiegbar, und heilt damit erfolgreich seine schrecklichen Wunden - wenigstens vor�bergehend. Der Gro�schriftsteller � Arno Schmidt, der sich durchaus sein Leben lang verkannt f�hlen durfte, pflegte das "L�ngere Gedankenspiel" ausdr�cklich und erkl�rte es f�r die bessere Alternative: | Der "W�rgklichkeit" hatte er sp�testens seit der Erfahrung des Krieges abgeschworen. "Ich habe im Zimmer weit gr��ere Freiheit, als drau�en; und die Welt der Kunst & Fantasie ist die wahre, the rest is a nightmare." Das wahre Leben war f�r den selbsternannten "Wortweltnbauer" das "l�ngere Gedankenspiel", also die Flucht in eine m�glichst detailreiche und ausgekl�gelte Phantasiewelt. Von ihm selbst wohl w�hrend seiner Milit�rzeit und der Kriegsgefangenschaft als �berlebensmittel genutzt, wurde das "l�ngere Gedankenspiel" jetzt zum Lebenscredo: "Das mu�'n armer Mann sein, der, im Lauf seines Lebens, sich nich mindestens 3, 4 kommplette Welltn, inclusieweM�htollogie aufbaut!". � Arrh! No!! Schmidt!!! | | | Selbstverst�ndlich ist Schmidt in seinen Phantasien ebenfalls der Gr��te, und nicht nur da. Wie Karl May hat er seine treuen Fans, aber nach eigener Sch�tzung nur etwa 390 in Deutschland - also gar kein Vergleich mit Karl May. An sich gibt es am l�ngere Gedankenspiel nichts zu tadeln, das ist simple �berlebensstrategie, das ist sogar Geistestraining: | Das L�ngere Gedankenspiel als Musement besitzt also von seinem spielerischen Charakter her eine gewisse Unverbindlichkeit im Bereich verantworteter Maximen. Zugleich ist es als ernstzunehmendes Spiel etwas, was mich dauerhaft besch�ftigt und welches ich hinsichtlich seiner Spielregeln permanent bearbeite. Daher steckt auch in der Weltanschauung �ber das Element "L�ngeres Gedankenspiel"/"Musement" ein Moment freier zuk�nftiger Entfaltung. Ist die bewusst ergriffene Lebensorientierung im Bereich der eigenen Weltanschauung etwas, das eher "konservativ" auf bestimmten Prinzipien beharrt, so ist das L�ngere Gedankenspiel der Freiraum, in den ich mich mit einer gewissen Unverbindlichkeit und doch dem Ernst des Spiels eintragen kann. Somit ist das L�ngere Gedankenspiel der Ort, an dem sich das weltanschaulich neue, epochal Zuk�nftige ank�ndigt, ohne dass ich mir selber bewusst sein muss, was sich dort in mir abspielt. � Philosophie und Philosophieren mit Kindern im Religionsunterricht | | | Unter Kindern hei�t so etwas "Rollenspiel" und wird gern und ausgiebig gepflegt. "Du m��test jetzt meine Mutter sein und mir ein Pferd schenken." "Au ja, und ich kaufe mir auch eins, und dann reiten wir zusammen aus!" Merkw�rdigerweise �berschneidet sich der Freundeskreis von Arno Schmidt und Karl May in der Person des j�ngst verstorbenen stellvertretenden Vorsitzenden � Hans Wollschl�ger der � Karl-May-Gesellschaft e.V.. Wollschl�ger hat sich vor allem als �bersetzer von � James Joyces � Ulysses einen Namen gemacht, aber auch eine sehr respektierte Karl-May-Biographie geschrieben. F�r die Karl-May-Gesellschaft sind 17 Beitr�ge online ver�ffentlicht (� Ver�ffentlichungen zu Karl May); auch als Tiersch�tzer ist er bekanntgeworden (� �Tiere sehen dich an� oder Das Potential Mengele).
| |