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Leserbrief 1794


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Leserbrief  1794 zu Ausgabe  365
29.03.06


Strasser-Kontroverse

Lieber Herr Popken,

ist es denn wirklich so, dass alle Kritik an Frau Dr. Strassers Hufschnitt nur "b�swillig", ignorant oder interessengeleitet ist und ohne Fachkompetenz vorgetragen wird?

Die Geschichte �ber "die Methode Strasser" von Stefan H�lzl hat mich animiert, mich etwas intensiver mit dem Thema Barhuf zu befassen. Dabei bin ich dann �ber die interessante Seite von Marjorie Smith (� www.barefoothorse.com ) auch auf Pete Ramey�s sensationelle Mustanghufbilder gestossen (zu bewundern unter: � www.hoofrehab.com/jaime.htm ). Die Seite von Marjorie Smith (Teile dieser Seite in deutscher �bersetzung finden Sie unter � www.arianereaves.de; von dort habe ich auch die eingef�gten �bersetzungen �bernommen.) bietet einen sehr guten ersten �berblick �ber die Barfusshufbewegung, die sich am Huf des wilden Mustang orientiert. Ihr Vergleich mit der Methode Strasser basiert auf eigener Erfahrung (siehe unten).

Frau Smith hatte eine Strasserausbildung absolviert, dann aber mit "dem Strasserschnitt" bewusst gebrochen: Unter Rubrik "Home" lesen wir:

-- I heard of Dr. Hiltrud Strasser, a German veterinarian who developed a method for rehabilitating lame horses that includes a barefoot, short-heel trim along with 24-hour turnout and 24-hours available grass hay. I went to a seminar, was inspired by her knowledge of physiology and mechanics of the hoof and leg, and in 2001 took her 9-month Hoofcare Specialist course.

-- I found Dr. Strasser's trim invasive of the hoof - my horses were unrideable for a year and a half, as well as the horses of friends who took the course with me - and went back to the wild horse trim. I terminated my certification with Dr. Strasser and do not recommend her trim.

- Ich h�rte von Hiltrud Strasser, einer deutschen Tier�rztin, die eine Methode zur Heilung von lahmen Pferden entwickelt hat. Die Methode beinhaltet unter anderem kurze Trachten am Barhuf, einhergehend mit Bewegung rund um die Uhr und Heu zur freien Verf�gung. Ich ging zu einem Seminar, war inspiriert durch Dr. Strassers Kenntnisse der Physiologie und Mechanik von Huf und Bein, und in 2001 machte ich den neunmonatigen Ausbildungskurs.

- Ich fand, da� Dr. Strasser's Hufbearbeitung zu invasiv f�r den Huf ist - meine Pferde waren f�r 1 1/2 Jahre nicht reitbar, wie die Pferde von Freunden, die den Kurs mit mir gemacht hatten - und kehrte zum "Wildpferde-Trim" zur�ck. Ich beendete meine Ausbildung bei Dr. Strasser und empfehle ihre Bearbeitungsmethode nicht.

Interessant ist, dass diese "Kritiker des Strasserschnitts" aus dem Barhuflager dennoch weiterhin ihre B�cher als fundamentale Lekt�re empfehlen! (�brigens: Alex Brollo aus Italien, dessen Bilder Sie f�r Ihren Artikel Nr.364 �bernommen haben, hat die Seite von Marjorie Smith ins Italienische �bersetzt und auch die �bersetzung ins Spanische veranlasst. Es gibt �bersetzungen in noch einige weitere Sprachen.)

Auch ich befinde mich in der Situation, dass ich die Hufe meiner Pferde selbst bearbeiten muss. Also suche ich eine Methode, die mit m�glichst wenig Eingriffen eine m�glichst grosse, positive Wirkung entfaltet. Die finde ich bei Frau Dr. Strasser offenbar nicht. Ist das "Do-it-yourself" denn so einfach zu verteufeln? Marjorie Smith ermutigt den Pferdehalter nachdr�cklich zum selbstverantwortlichen Hufhandwerk! Zitat: "In most areas, if you want a good barefoot trim, you should learn to do it yourself. It is not hard to learn to trim." ("In den meisten Gegenden sollten sie die Barhufbearbeitung selber erlernen, wenn Sie eine gute Bearbeitung m�chten. Das ist nicht schwer zu lernen.")

Einige Ausz�ge aus der Seite von Frau Smith: (Vorweg ein sprachlicher Hinweis, da die naheliegende Verwechslung leicht zu sachlicher Verwirrung f�hrt: "Horseshoes" sind nicht Hufschuhe, sondern Hufeisen; Hufschuhe hingegen "hoof boots".)

Unter der Rubrik "Transition" lesen wir:

All the de-shod horses I know of became barefoot-rideable within a few days to about a year, given these conditions of care:

-- a non-invasive, "natural" or "wild-horse" trim;

-- "white line strategy" used wherever there is white line separation (flaring); stretched white line is painful;

-- a consistent trimming schedule so that the walls never get more than "the thickness of 2 credit cards" longer than the sole;

-- hoof boots used on front feet when riding on gravel, rocks, pavement, or frozen ground;

-- the most turnout you can arrange; 24 / 7 is most effective;

-- a lot of hand-walking (if unrideable) or riding on firm footing; many miles per day is most effective.

Eliminating transition soreness

Pete Ramey came up with a trim strategy for getting horses out of shoes and back to work (see Strategy page). He is now able to do the "first trim" in a way that nearly every horse he pulls the shoes off can go to work within a few days. Most of them he fits with boots immediately.

Here are the trimming steps that allow the horse to transition without soreness (see Trim page for more detailed instructions):

-- Scrape out chalky, flaky, or crackled "dead sole" until you get to solid (so-called "live") sole.

-- Use the sole itself as the landmark or guide for trimming the hoof wall. Trim excess wall and heel length to the edge of the sole, no farther. Balancing the foot side-to-side is included in this step.

-- Shorten overgrown bars down to the level of the sole, or until there is no dirt line between the bar and the sole.

-- Rasp off flares with a vertical cut (see Photo Gallery no. 13b and no. 18a); be sure to round-in in so that there are no bulges or corners in the outline of the footprint.

-- Where the white line (yellowish) is tight, bevel or "mustang roll" the bottom of the wall as far as the water line (white layer of wall). Where the white line is stretched or separated (looks dirty, or there is a groove between wall and sole), extend the roll all the way to the edge of the sole.

�bersetzung: All die Pferde, die ich kannte und denen die Eisen abgenommen wurden, waren unter den folgenden Umst�nden innerhalb einiger Tage bis zu einem Jahr wieder reitbar:

- es erfolgt ein nicht-invasiver "nat�rlicher" oder "Wildpferde"-Trim

- die "wei�e Linie-Strategie" wird angewandt wo immer eine Trennung der wei�en Linie auftritt (Wandverbiegung); eine auseinandergezogene wei�e Linie ist schmerzhaft

- es existiert ein regelm��iger Bearbeitungsplan, so da� der Tragrand�berstand nie mehr als "die St�rke zweier Kreditkarten" betr�gt

- es werden Hufschuhe an den Vorderhufen benutzt wenn �ber Schotter, Steine, Asphalt oder gefrorenen Boden geritten wird

- arrangieren Sie so viel Auslauf wie m�glich; rund um die Uhr w�re am effektivsten

- gehen Sie viel mit dem Pferd spazieren (wenn es nicht reitbar ist) oder reiten Sie auf festem Untergrund; viele Kilometer sind hier am effektivsten

Schmerzen in der Umstellungsphase eliminieren

Pete Ramey entwickelte eine Bearbeitungsstrategie, die Pferden weg von Hufeisen zur�ck zum Laufen verhilft (siehe Seite Strategie). Er ist nun in der Lage seine erste Bearbeitung so zu gestalten, da� praktisch jedes Pferd, dem er die Eisen abnimmt, innerhalb von Tagen wieder arbeiten kann. Den meisten pa�t er sofort Hufschuhe an.

Hier sind die Bearbeitungsschritte, die dem Pferd erlauben, die Umstellungsphase ohne Schmerzen zu �berstehen (siehe Seite Bearbeitung f�r detailliertere Instruktionen):

- Kratzen Sie kr�melige "tote" Sohle (Zerfallshorn) ab bis Sie auf feste (sozusagen lebendige) Sohle sto�en

- Benutzen Sie die feste Sohle als Anhaltspunkt f�r das Bearbeiten des Tragrandes. K�rzen Sie den Tragrand�berstand und die Trachten auf die H�he der Sohle, nicht mehr. Den Huf beidseitig auszubalancieren ist in diesem Schritt inbegriffen

- K�rzen Sie �berlange Eckstreben auf die H�he der Sohle oder soweit, da� keine "Drecklinie" mehr zwischen Sohle und Eckstrebe zu sehen ist

- Raspeln Sie Wandverbiegungen mit einem vertikalen Schnitt ab (siehe Fotogalerie Nr. 13b und Nr. 18a); stellen Sie sicher, da� Sie den Huf berunden, so da� an dem Hufabdruck keine Ausbeulungen oder Ecken sichtbar sind

- Wo die wei�e Linie (gelblich) dicht ist, bringen Sie eine "mustang roll" an der Unterseite des Tragrandes bis an die "water line" (wei�e Schicht der Hufwand) an. Wo sie auseinandergezogen oder getrennt ist (sieht schmutzig aus oder verl�uft als Rille zwischen Sohle und Wand) erweitern Sie die "mustang roll" bis an den Rand der Sohle.)

Unter der Rubrik "Strategy" gibt Frau Smith einen eingehenderen Vergleich der beiden Methoden:

Here are the differences and similarities between Dr. Strasser's "Basic Trim" as I learned it in 2001, and the "wild-horse" trim; with the reasons as I understand them.

Dr. Strasser originally designed her trim for the rehabilitation of extremely deformed, lame hooves that other veterinarians had given up on -- sometimes after years of "conventional" treatment. Her strategy is to remove most of the deformed material and quickly give the horse a basic hoof that will circulate blood (hoof mechanism), so that he has the means to heal his own hoof.

She kept the horses on rubber mats for several months until the hooves recovered enough to go on soft ground comfortably. If you don't have a large rubber-matted area, you should modify the "Basic Trim" toward a much less radical trim. For hooves that are not extremely deformed, Dr. Strasser's "Basic Trim" can be unnecessarily severe.

The "wild horse" trim was designed to return shod horses to a barefoot condition, shaping the hooves like those that free-roaming horses produce through constant growth-and-wear. Since the hooves are already sound, or nearly so, the shape can be changed gradually towards the ideal, while the horse continues to live on its usual terrain.
[...] (Anm: In diesem hier ausgelassenen Textst�ck gibt Frau Smith eine detailliert kommentierte Gegen�berstellung der beiden Methoden.)

Dr. Strasser sometimes uses a "modified" trim on sound horses. This trim is quite similar to the wild horse trim and omits these radical steps (except for the long breakover). I believe she would serve the population of sound horses better if she would teach her "modified" trim at the 3-day introductory seminars, where many of the students are beginners, and save her "basic," more radical trim for students in the professional course.

�bersetzung: Hier die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Dr. Strassers "Basis-Bearbeitung", wie ich sie im Jahre 2001 lernte, und dem "Wildpferde-Trim"; mit den Begr�ndungen wie ich sie verstehe.

Dr. Strasser entwickelte ihre Bearbeitung urspr�nglich f�r die Rehabilitation f�r extrem deformierte, lahme Hufe, die von anderen Veterin�ren aufgegeben worden waren - manchmal nach Jahren "konventioneller" Behandlung. Ihre Strategie ist, das deformierte Material gr��tenteils zu entfernen und dem Pferd schnell einen "Basishuf" mit re-installiertem Mechanismus und Blutzirkulation zu geben, damit es seinen Huf "Selber" heilen kann.

Sie hielt die Pferde f�r mehrere Monate auf Gummimatten bis die Hufe sich genug erholt hatten, da� sie auf weichem Untergrund komfortabel laufen konnten. Wenn Sie kein gro�es, mit Gummimatten ausgelegte Areal haben sollten Sie "Basisbearbeitung" modifizieren, so da� sie weniger radikal ist. Bei Hufen, die nicht so extrem verformt sind, kann Dr. Strassers "Basisbearbeitung" unn�tig invasiv sein.

Der "Wildpferde-Trim" wurde entwickelt um beschlagene Pferde auf Barhuf umzugew�hnen. Dabei wird versucht, die Hufform der der freilebenden Pferde anzun�hern, die sie durch konstanten Abrieb und Nachwachsen erhalten. Da die Hufe schon gesund sind, oder fast, kann die Form graduell zum Ideal hin ver�ndert werden w�hrend das Pferd auf seinem normalen Terrain weiterlebt.
[...]

Dr. Strasser benutzt manchmal eine "modifizierte" Bearbeitung an gesunden Pferden. Diese Bearbeitung ist der "Wildpferde-Bearbeitung" recht �hnlich, und die radikalen Schritte werden ausgelassen (Ausnahme ist der sp�te Abrollpunkt). Ich glaube sie w�rde der Gruppe der gesunden Pferde besser dienen wenn sie in einem 3-t�gigen Einf�hrungsseminar ihre "modifizierte" Bearbeitung lehren w�rde, wo viele der Studenten Anf�nger sind. Ihre "Basisbearbeitung", die radikaler ist, sollte den Studenten in den professionellen Kursen beigebracht werden.

Auf meiner Internetsuche fand ich zudem Bilder, wo Frau Strasser h�chstpers�nlich ihren Schnitt an einem Schlachtpferdehuf demonstriert: � homepages.paradise.net.nz/~componic/strasser_clinic/ An anderer Stelle erl�utert eine schematische Schritt-f�r-Schritt-Anleitung die praktische Vorgehensweise: � www.thenakedhoof.com.au/html/getting_started.htm

Zum Schluss noch eine unmissverst�ndliche Aussage von Pete Ramey in dem sehr aufschlussreichen Artikel "Understanding the Horse�s Sole" (� www.hoofrehab.com/horses_sole.htm):

I personally see more horses lamed by the farrier's rasp than by every other means combined. I would love to see a rasp designed to deliver a strong electric shock to its handler if it gets closer than 5/8 of an inch away from the bottom of any collateral groove for any reason. A hoof knife that shocks its handler if it gets closer than 5/8 inch away from a coffin bone or lateral cartilage would be nice as well. I would spend my very last dime; buying them and distributing them all over the world. There is no excuse for such a blatant misunderstanding of the foot. Most subsolar abscesses and EVERY coffin bone sole penetration I have ever seen came along in the wake of previous trimming away of the sole material under the coffin bone or lateral cartilages. This is a strong statement, I know, but painfully accurate.

Mir pers�nlich begegnen mehr Pferde, die durch die Hufraspel lahmgemacht werden, als durch alle anderen Massnahmen zusammengenommen. Mir w�rde eine Raspel gefallen, die so konstruiert sein sollte, dass sie ihrem Benutzer einen starken elektrischen Schock versetzte, wenn sie sich, aus welchem Grund auch immer, mehr als ca. 1,6cm dem Grund der seitlichen Strahlfurchen n�herte. Und ein Hufmesser, das seinem Benutzer einen Schlag versetzte, falls es sich mehr als ca. 1,6cm dem Hufbein oder den seitlichen Hufknorpeln n�herte, w�re ebenfalls nicht schlecht. Ich w�rde meinen letzten Groschen daf�r hergeben, diese Werkzeuge zu kaufen und sie weltweit zu verteilen. Es gibt f�r ein derartig offenkundiges Missverst�ndnis des Hufs keinerlei Entschuldigung. Die meisten Abszesse unter der Sohle und JEDER Hufbeindurchbruch, der mir je begegnet ist, war damit verbunden, dass zuvor Sohlenmaterial unter dem Hufbein oder den Hufknorpeln abgetragen wurde. Ich weiss, dass dies eine starke Aussage ist, aber sie ist peinlich genau. (�bersetzung N. Balk)

Meine Fragen und Zweifel:
Ist es also doch nicht n�tig, die Hufsohle derart "invasiv" zu behandeln? Muss das Pferd gar nicht in eine "Kliniksituation" gebracht werden? Sind die "nat�rlichen Heilungsschmerzen" einer Strasserbehandlung wom�glich grossteils "hausgemacht"?

Kann man die weitverbreiteten Zweifel an der Methode Strasser dann wirklich nur den "eingebildeten Hufpflegern" (den selbsternannten Fachleuten, den Pfuschern ... ) anlasten? H�ngt er nicht doch auch mit der Methode selbst zusammen?

Zitate Frau Smith: For hooves that are not extremely deformed, Dr. Strasser's "Basic Trim" can be unnecessarily severe. [...]
I believe she would serve the population of sound horses better if she would teach her "modified" trim at the 3-day introductory seminars, where many of the students are beginners, and save her "basic," more radical trim for students in the professional course.

�bersetzung: Bei Hufen, die nicht so extrem verformt sind, kann Dr. Strassers "Basisbearbeitung" unn�tig invasiv sein. [...]
Ich glaube sie w�rde der Gruppe der gesunden Pferde besser dienen wenn sie in einem 3-t�gigen Einf�hrungsseminar ihre "modifizierte" Bearbeitung lehren w�rde, wo viele der Studenten Anf�nger sind. Ihre "Basisbearbeitung", die radikaler ist, sollte den Studenten in den professionellen Kursen beigebracht werden.

Macht Frau Dr. Strasser den Pferdebesitzer nicht unn�tig abh�ngig, wenn sie die Pferde in einer Klinik behandeln muss, weil sie sie so ausschneidet, dass sie auf Gummimatten laufen m�ssen, w�hrend andere Leute zeigen, dass es anders auch zu gehen scheint? (Ich habe allerdings gelesen, dass Frau Dr. Strasser schon Pferde kostenlos in ihrer Klinik behandelt hat, womit ich ihr keine "Gesch�ftst�chtigkeit" als Motiv unterstellen m�chte.)

Fr. Dr. Strasser hat offenbar eine wichtige Bewegung weltweit mitangestossen: K�nnte es sein, dass es inzwischen an ihr w�re, etwas dazuzulernen? (Ich habe nicht den Eindruck, dass "die anderen" in der Barhufbewegung ihr nicht zugeh�rt h�tten ...)

Mit freundlichem Gruss
Norbert Balk
Ver�nica - Punta Indio
Argentinien




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