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Bericht Zum Thema  Geschichte · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 615.11 der Pferdezeitung vom 09.01.11
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 Die Perser und ihr Bezwinger ... 
 Guerillataktik  Alexander  Abschlachten
 Erfolge  Asienfeldzug  Leserresonanz
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Persische Miniatur: Stämmige Pferde verschiedenster, noch heute beliebter Farbschläge mit extrem schlanken Fesseln · © 2011
   
Persische Miniatur: Stämmige Pferde verschiedenster, noch heute beliebter Farbschläge mit extrem schlanken Fesseln
Persische Miniatur: Sehr kleiner Pferdepfleger, riesiges Pferd, dieses an den Hufen gefesselt · © 2011
   
Persische Miniatur: Sehr kleiner Pferdepfleger, riesiges Pferd, dieses an den Hufen gefesselt
Felsengrab von Naqsh e Rustam bei Persepolis · © 2011
   
Felsengrab von Naqsh e Rustam bei Persepolis

    Die Perser und ihr Bezwinger Alexander   
    Die Rolle der Pferde in den Schlachten des Altertums   
von   Werner Popken

Teil 1:  König Pferd - ein wohlfeiles Wunderwerk
Teil 2:  Warmblüter und Vollblüter
Teil 3:  Pferde und Krieger
Teil 4:  Die Griechen und das Pferd
Teil 5: Die Perser und ihr Bezwinger Alexander


Zum Thema  Geschichte


Von den Ägyptern, Assyrern und Griechen war schon die Rede. Als nächstes behandelt » Hans Dionys Dossenbach in seinem Buch  König Pferd die Perser, deren König » Cyrus die » Meder überwältigte und integrierte, die ihrerseits die Assyrer erledigt hatten.

539 v. Chr. eroberte Cyrus » Babylon, » Lydien und die kleinasiatischen Städte Griechenlands. Sein Sohn » Cambyses eroberte sogar Ägypten. Dessen Nachfolger » Darius I. (Regierungszeit 522-486 v. Chr.) beherrschte ein riesiges Reich, das vom Indus bis zum Balkan, von Armenien bis nach Ägypten reichte.

Was das an logistischen Höchstleistungen bedeutete, können wir uns heute im Zeitalter der Jets, Hochgeschwindigkeitszüge, Autobahnen, des Telefons und Internets gar nicht mehr vorstellen. Alleine die Zeit, die eine Nachricht brauchte, ist ja proportional zur Strecke, die sie zurücklegen muss, von den Warenströmen und den geographischen Schwierigkeiten (Gebirge, Flüsse, Überschwemmungen) ganz zu schweigen.

Das Geheimnis ist einfach: Jeder liebt seine Freiheit. Respekt erzeugt Loyalität. Das Bessere wird dem Minderen stets vorgezogen. Wem es gut geht, der bleibt ruhig. Aber leider gibt es immer Leute und Gegenden, denen es nicht so gut geht. So kommt Neid und Hass in die Welt, und daraus erwächst Krieg. So resümiert Dossenbach:

Eine außerordentlich geschickte Regierungskunst, die den unterworfenen Völkern sehr viel freie Eigenständigkeit einräumte, ließ das Riesenreich weitgehend reibungslos funktionieren.

Einzig die Skythen, die Reiterhorden im Norden, fielen immer wieder überraschend in das Land ein und kehrten beutebeladen zurück, bevor man ihnen selbst größeren Schaden zufügen konnte. König Darius beschloss daher, die Skythen in ihrer südrussischen Heimat zu schlagen.

a.a.O., Seite 114

Das war ein Fehler mit erheblichen Konsequenzen, der Anfang vom Ende. Ein Riesenreich unterliegt einer kleinen frechgewordenen Horde, weil diese über überlegene Kriegsmittel und eine Taktik verfügt, der die Großmacht nichts Gleichwertiges oder gar Überlegenes entgegenzusetzen hat.

Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Gibt es nicht auch zu unseren Zeiten überlegene Großmächte, die hoffnungslos unterlegene Gegner nicht bezwingen können?

Damals, wir erinnern uns, waren Pferde schon 1000 Jahre lang im Kriegseinsatz, als Wagenpferde oder unter dem Reiter. Selbstverständlich verfügten auch die Perser über ausgezeichnete Pferde und wussten damit umzugehen.

Aus den beigegebenen Abbildungen werde ich nicht so recht schlau. Einerseits scheinen die Pferde der Perser sehr klein gewesen zu sein, andererseits sehr massig. Dann aber wieder wirkt ein Pfleger auf einer Miniatur überraschend klein im Vergleich zum Pferd. Das Felsenrelief wiederum stellt Pferd und Reiter so dar, als ob dessen Füße fast am Boden schleifen, das Pferd also vergleichsweise klein sein muss.




Guerillataktik


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Seitenstück einer Pferdetrense aus Luristan, ca. 1000 v. Chr. · © 2011
   
Seitenstück einer Pferdetrense aus Luristan, ca. 1000 v. Chr.
Persische Zäumung · © 2011
   
Persische Zäumung
Die Niederlage des Darius war eigentlich keine - er konnte nur keine Siege verbuchen und erlitt mehr oder weniger empfindliche Verluste.

Er zog mit einem großen Heer los, überquerte den Bosporus, später in Bulgarien die Donau, und zog weiter nordwärts, konnte aber die Skythen nie zu einer eigentlichen, entscheidenden Schlacht zwingen. Immer wieder tauchten überraschend Skythenverbände an schwachen Stellen von Darius' Heer auf, schnitten Nachzüglern oder einer Vorhut den Weg ab, vernichteten sie und verschwanden gleich wieder im Staub, den die Hufe ihrer zähen Pferdchen aufwirbelte. Das Fußvolk war machtlos gegen die Steppenreiter, und die persische Reiterei war zu klein, zu schlecht organisiert und vor allem zu unbeweglich für erfolgreiche Angriffe gegen die Skythen. Darius blieb nur ein ruhmloser Rückzug übrig.

a.a.O., Seite 114,115

Diese Konstellation ist bis heute ein großes militärisches Problem, das schon vor 2500 Jahren enorme Konsequenzen hatte. Die Taktik der Skythenverbände wird hier nicht näher beschrieben, erinnert aber schon an die späteren Hunnen, die mit Steigbügel und Kompositbogen die mittelalterlichen Heere besiegen konnten.

Ich würde eine solche Taktik » Guerillataktik nennen, ein Ausdruck, der erst Mitte des letzten Jahrhunderts geprägt worden ist und exakt diese Situation kennzeichnet: Gegen die flexiblen Angriffe einer gut organisierten und schnell zuschlagenden und sich ebenso schnell zurückziehenden kleinen lokalen Kämpfergruppe kann eine Großmacht in fremdem Gelände trotz höchster Rüstungskapazität wenig entgegensetzen. In kurzer Zeit wird sie zermürbt und muss sich zurückziehen - wie die Franzosen in Algerien und Indochina, die USA in Vietnam und anderswo (» Asymmetrische Kriegführung).

Eine solche Niederlage spricht sich natürlich herum und macht anderen Mut, ist also nicht nur ein Schandfleck auf einer ansonsten ruhmreichen Geschichte, sondern unter Umständen der Anfang vom Ende. In der Folge wollten sich die kleinasiatischen Griechen mit Hilfe ihrer europäischen Stammesgenossen von der Fremdherrschaft befreien.

Darius entschloss sich zum Angriff auf das europäische Griechenland, eroberte mit seiner Flotte eine Insel nach der anderen, und 490 v. Chr. griff er Athen an und wurde völlig überraschend und vernichtend geschlagen. Auch sein Sohn und Nachfolger » Xerxes wurde mit den angeblich größten Heer, das die Welt bis dahin gesehen hatte, 10 Jahre später zurückgeschlagen.

Die persische Bedrohung aber blieb bestehen, bis rund 150 Jahre später der Makedonier Alexander der Große auszog, das persische Großreich zu erobern. Die entscheidende Waffe bei seinem beispiellosen Kriegszug war die erste straff organisierte und hervorragend ausgebildete, taktisch äußerst geschickt eingesetzte Kavallerie.

Eigentlich ist es verwunderlich, dass die Perser Alexander nicht eine bessere Reiterei entgegenzusetzen vermochten. An Pferden mangelte es dem persischen Heer zu diesem Zeitpunkt keineswegs und zweifellos waren die Tiere von guter Qualität: Hart, ausdauernd und sehr schnell. Persische Hengste waren weitherum begehrt. 200 Jahre zuvor, als die Blütezeit Persiens begangen, wurden hier, wahrscheinlich dank geschickter Zuchtauslese, bedeutend größere und stärkere Pferde gezüchtet, als die Ägypter und Assyrer besaßen. Die Reitkunst indessen scheint sich in Persien nur wenig weiterentwickelt zu haben. Die alten Darstellungen zeigen fast durchwegs Pferde mit schlecht sitzenden Trensenzäumungen, die nicht von sehr viel hippologischem Verständnis zeugen. Persische Trensen aus jener Zeit haben als Maulstücke oft scharfkantige Platten oder Stachelwalzen, mit denen man sicher ein Pferd am Durchbrennen hindern, kaum aber zu einem willigen Reittier erziehen konnte.

a.a.O., Seite 115 (Hervorhebung W.P.)

Hier lese ich zum ersten Mal (!!) von solchen schrecklichen Marterinstrumenten, von deren Existenz ich durch einen Besuch in der » Eremitage in » Sankt Petersburg Kenntnis erlangte: Stachelbewehrte Gebissstangen für ein empfindliches Pferdemaul - allein die Vorstellung erzeugt Brechreiz. Ein solches Stück liegt kommentarlos in der Vitrine wie andere Fundstücke auch und keiner denkt sich was dabei. Da helfen auch die schönsten Seitenstücke nichts, die im übrigen ebenfalls zu abartigen Spekulationen Anlass geben können, wie die gewählte Abbildung zeigt. Die Welt dieser Völker ist uns wahrhaftig sehr fremd.



Alexander


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Löwenjagd, persische Miniatur: Rollkur antik · © 2011
   
Löwenjagd, persische Miniatur: Rollkur antik
Philipp II. (& x03a6;& x0399;& x039b;& x0399;& x03a1;), König der Makedonier Nackt reiten, ordentlich am Zügel ziehen... · © 2011
   
Philipp II. (ΦΙΛΙΡ), König der Makedonier
Nackt reiten, ordentlich am Zügel ziehen...
Wie muss man die Tiere zugerichtet haben, dass die sich das gefallen ließen? Was müssten Sie tun, damit Ihr Pferd sich solch ein Marterinstrument, eine Stachelwalze oder scharfkantige Platten, ins Maul schieben lässt?

Diese Frage erscheint rhetorisch und nicht ernst gemeint, aber ich fürchte, solche Praktiken sind heute keineswegs ausgestorben. Achten Sie einmal auf die Köpfe der Pferde, wenn Sie das nächste Mal einen Film aus der Mongolei oder von anderen sogenannten Reitervölkern sehen! Ich habe bisher ausschließlich äußerst groben Umgang mit den Pferden beobachten können.

Die Bewegungen im Film sind meist viel zu schnell, um Zäumungen und Gebisse beurteilen zu können, aber bekannt ist, dass vielfach ähnlich schmerzhafte Hilfsmittel eingesetzt werden, beispielsweise Abschnitte gebrauchter Motorradketten (vor ein paar Jahren wurde hier in Deutschland zur Sammlung von gebrauchten Gebissen für Polen aufgerufen, weil die Pferde dort angeblich mit Motorradketten gezäumt werden).

Soviel zur Romantisierung der Reitervölker, egal ob antik oder modern. Nun waren die Griechen, wie wir in der letzten Ausgabe gesehen haben, ja auch nicht die begnadeten Reiter, als die sie heute hingestellt werden. Aber wo man nicht viel weiß, kann man viel spekulieren.

Außerdem saßen die Perser normalerweise auf Satteldecken, anscheinend sogar oft auf mehreren übereinandergelegten. Allein schon dadurch konnten sie bei weitem nicht den sicheren Sitz haben wie etwa die Griechen, die mit nacktem Gesäß auf dem blanken Pferderücken saßen, ja förmlich klebten.

a.a.O., Seite 115

Das macht die experimentelle Archäologie so interessant: Man versucht herauszufinden, wie die Leute das damals wohl gemacht haben, indem man sich auf die Technologien und Verfahrensweisen beschränkt, die nachweislich bekannt waren.

So würde ich gerne einmal sehen, wie ein moderner Reiter mit nacktem Gesäß auf dem blanken Pferderücken klebt. Ob das wohl angenehm ist? Welche Schwielen muss ein Reiter am Hintern, an den Oberschenkeln und Unterschenkeln entwickeln, damit er nackt in die Schlacht reiten kann? Und was passiert mit seinen Geschlechtsteilen? Bekanntlich sind besonders die Hoden extrem empfindlich gegen Quetschungen. O je!

» Alexander der Große, der sämtliche Völker der damaligen bekannten Welt überrannte und dafür groß genannt wird, erzielte seine Erfolge unter anderem mithilfe der Reiterei. Er war selbst ein guter Reiter und schien etwas von Pferden zu verstehen, indem er mit ihnen fühlte = dies legt jedenfalls die Überlieferung nahe, die freilich eine Legende sein mag.

Der Name seines Pferdes » Bukephalos wird bis heute genannt, während andere Pferde, die in den alten Olympischen Spielen siegten, zwar auch gefeiert, besungen und von Malern und Bildhauern verewigt wurden, aber heute vergessen sind.

Der Autor behauptet, das Pferd sei schon von seiner Abstammung her vorzüglich gewesen, wobei ich mich frage, wie er das beurteilen will, ob wir dies heute überhaupt noch feststellen können, oder ob einfach nur die Legenden und Propagandageschichten der Vergangenheit nach gebetet werden.

Aber immerhin: Die Tatsache, dass der Züchter es dem König, Alexanders Vater, für ein horrendes Geld zum Kauf angeboten hat, ist anscheinend überliefert: 13 Talente Gold, was immer das bedeuten mag.

Die Wikipedia hilft wieder einmal aus: Das entsprach dem Monatssold von 1500 Soldaten. Bei einem Minimum von derzeit € 1600 in der Bundeswehr ( » Bundesbesoldungsordnung A, » Das Gehalt - Der Wehrsold - Die Besoldung) wäre das 2,4 Millionen EUR! Kein Thema für » Paul Schockemöhle: Der zahlte neulich mindestens viermal soviel für ein Sportpferd (» Rekordpreis für Dressurpferd: Schockemöhle kauft Totilas).

Plutarch schildert die Geschichte dieses Pferdekaufes. Der Rapphengst mit dem weißen Stern auf der Stirne (auf einigen Gemälden und Miniaturen ist er als Schimmel oder gar als fuchsfarbenes Einhorn mit Pfauenschwanz dargestellt) wurde Philipp II., dem König der Makedonier, vorgeführt. Verschiedene sehr erfahrene Reiter aus dem königlichen Stall versuchten den wilden Hengst zu bändigen und zu besteigen, jedoch ohne Erfolg. Als der König den Rappen als unbrauchbar wegzuführen befahl, rief sein Sohn Alexander, damals 12 Jahre alt: "Welch herrliches Tier geht hier verloren durch Unerfahrenheit!" Verärgert ließ Philipp den Jungen selbst dem Hengst gegenübertreten. Alexander sprach ruhig auf das Pferd ein, erfasste die Zügel und wendete das Tier der Sonne zu, denn er hatte bemerkt, dass es vor dem eigenen Schatten scheute. Danach schwang er sich auf den Rücken des Hengstes, galoppierte davon, trabte zurück und brachte ihn vor seinem Vater wieder zum Stehen. Der König soll daraufhin seinen Sohn in die Arme geschlossen und gesagt haben: "Suche dir das Königreich, das du verdienst, Makedonien ist zu klein für dich."

a.a.O., Seite 116

Natürlich klingt diese Geschichte viel zu schön, um wahr zu sein. » Astrid Lindgren hat sie entweder in ihre Geschichte um den Bauernjungen » Michel aus Lönneberga eingebaut oder aber neu erfunden: Dort nämlich gewinnt Michel auf einem Markt sein Pferd Lukas, das sich nicht beschlagen lassen will, weil er als einziger unter all den Experten erkennt, dass es an den Hufen kitzlig ist.



Abschlachten


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Reitkünstler Alexander, Nationalmus. Neapel · © 2011
   
Reitkünstler Alexander, Nationalmus. Neapel
Alexander kämpft auf seinem Rapphengst in der Schlacht von Issos, Mosaik aus Pompeji · © 2011
   
Alexander kämpft auf seinem Rapphengst in der Schlacht von Issos, Mosaik aus Pompeji
Alexanders unentwegte Kriegszüge · © 2011
   
Alexanders unentwegte Kriegszüge
Aber vielleicht war Alexander wirklich eine Art antiker Pferdeflüsterer, ein Mensch, der Mitgefühl mit dem Tier hat und es nicht quälen will. Die überlieferte Skulptur ist natürlich ebenfalls nicht authentisch; zwar hat der Autor nicht mitgeteilt, wann diese entstanden sein könnte (mit Sicherheit nicht zu Lebzeiten Alexanders), aber schon weil der Reiter fast auf der Kruppe sitzt, kann dieses Abbild nicht dazu dienen, die Reitkünste des jungen Alexander zu belegen.

Auch das berühmte Mosaik ist eine reine Fantasievorstellung _ zwar sitzt Alexander hier, soweit man beurteilen kann, besser, aber da die Darstellung Jahrhunderte nach dessen Tod entstanden ist, hat sie mit dem wahren Alexander und dessen Pferd nichts zu tun. Im übrigen ist offensichtlich kein Rappe dargestellt, sondern ein Fuchs.

Auch die übrigen Angaben sind wohl eher mit Vorsicht zu genießen. In der » Schlacht bei Issos (Merkreim: drei drei drei - bei Issos Keilerei, im Buch fälschlich 33 v. Chr.) sollen die Perser 500.000 Soldaten aufgeboten haben, in der Schlacht bei Gaugamela sogar 1 Million Fußsoldaten und 40.000 Reiter.

Man muss sich das mal vorstellen. 1 Million Menschen müssen essen, trinken und aufs Klo. Wie soll das funktionieren? Wie will man 1 Million Soldaten in der Schlacht befehligen? Wie soll man sich eine solche Schlacht vorstellen - mit oder ohne Pferden? Freilich ist all diesen Zahlen wenig zu trauen: Es ist auch von nur 52.000 Soldaten die Rede gewesen: siehe » Schlacht von Gaugamela.

Man führe sich dazu die Schilderung » Russlandfeldzug 1812 zu Gemüte, dann bekommt man wenigstens ein Gefühl für die Schwierigkeiten in vergleichsweise modernen Zeiten. Bei Alexanders Vater ist die Angelegenheit noch einigermaßen nachvollziehbar.

König Philipp, der den Ehrgeiz hatte, Herrscher über ganz Griechenland zu werden, verfügte über ein Heer, dessen Schlachtordnung eine bisher nie gekannte Vollkommenheit hatte. Seine Infanterie war ganz auf Verteidigung ausgerichtet. Die Leute wurden dicht nebeneinander in bis zu 16 Reihen aufgestellt in einer sogenannten Phalanx und waren mit Sarissen bewaffnet, etwa dreieinhalb Meter langen Lanzen, die nicht wie in anderen Heeren geworfen, sondern in den Gegner gestoßen wurden. Das Hauptmerkmal des Heeres aber war die Reiterei, die unter Philipp erstmals zu einer sehr manövrierfähigen, ganz auf Attacke ausgebildeten Kavallerie wurde.

Zur entscheidenden Schlacht gegen die verbündeten Griechen kam es im Jahr 338 v. Chr. bei Chaironeia in Mittelgriechenland. Die Griechen griffen mit einer Übermacht von etwa 5000 Mann im Morgengrauen die makedonische Phalanx an, die überraschenderweise schon bald von König Philipp zum Rückzug aufgefordert wurde. Durch die schon triumphierenden Griechen wurden plötzlich von der Seite von der 2000 Mann starken Kavallerie angegriffen, an deren Spitze der erst achtzehnjährige Alexander ritt. Wenige Stunden später war das griechische Heer zerschlagen.

a.a.O., Seite 117

Na wunderbar! Die Lust des Kriegers am Draufhauen und Töten hat sich mal wieder richtig austoben können. Da ist einer ehrgeizig, und dafür müssen unzählige andere sterben. Aber nicht die kommen in die Geschichtsbücher, sondern der Kriegstreiber.

So einer war auch Alexander. Der kam nicht nur in die Geschichtsbücher, sondern bekam auch noch den Beinamen "der Große". Merke: Je mehr Siege auf dem Schlachtfeld, desto mehr Tote und desto größer der Ruhm. Je größer der Gegner, desto größer die Bewunderung. "Viel Feind, viel Ehr." Gibt es nicht noch heute überall auf der Welt glühende Verehrer von Alexander, Napoleon, Hitler und Stalin? Der Wahnsinn hat Methode und nimmt kein Ende.



Erfolge


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Alexander der Große. Hellenistisch, 2. bis 1. Jahrhundert v. Chr., griechischer Marmor. British Museum, London · © 2011
   
Alexander der Große. Hellenistisch, 2. bis 1. Jahrhundert v. Chr., griechischer Marmor. British Museum, London
Dem jungen Alexander wurde früh vorgemacht, wie man es in diesem Sinne zu etwas bringt. Sein Vater war ein guter Lehrmeister im Kriegführen, aber wohl nicht so beliebt:

Zwei Jahre später wurde König Philipp ermordet. Innerhalb eines Jahres gelang es Alexander, in seinem nun ganz Griechenland umfassenden Königreich Ruhe und Ordnung zu schaffen.

a.a.O., Seite 117

Ruhe und Ordnung - was wir darunter wohl verstehen dürfen? Die Rolle Alexanders bei der Ermordung seines Vaters ist ungeklärt, aber gesichert ist, dass er viele wichtige Leute hat umbringen lassen, unter anderem solche, die behaupteten, er habe bei der Ermordung mitgewirkt. Ein schöner Anfang! Soll man das bewundern?

Und dann? Wie regiert ein König, der ständig auf Kriegszug ist?

Mit 21 Jahren eröffnete der junge König den Krieg gegen die Perser, den alten, mächtigen und bisher und besiegten Feind. Damit begann sein Asienfeldzug, der 12 Jahre dauern sollte.

a.a.O., Seite 117

Der hätte sicher noch länger gedauert, wenn es Alexander nicht dahingerafft hätte. Man vermutet, dass er an Malaria gestorben ist. Was hätte er auch sonst machen sollen? Er war ein Krieger und musste deshalb Kriege führen.

Ich stelle mir vor, dass sein Ruf ihm vorauseilte und immer weniger Lust hatten, ihr Leben im Kampf gegen ihn zu beenden. Viele Städte haben sich kampflos ergeben und mussten trotzdem ihren Preis bezahlen. Beispiel:

In Lydien zog Alexander kampflos in Sardes ein. Er weihte den örtlichen Tempel dem Zeus und nutzte die Reichtümer der Stadt, um seine Männer zu bezahlen.

» Alexander der Große

Andernfalls konnte er zeigen, wes Geistes Kind er war:

In seinem Zorn ließ Alexander alle männlichen Einwohner töten; die letzten 2000 Überlebenden ließ er an Kreuze entlang der Küste nageln. Frauen und Kinder von Tyros wurden in die Sklaverei verkauft. [...]

Alexander zog nun weiter südwärts und stieß in Gaza auf die nächste Stadt, die ihm Widerstand leistete. Auch hier dauerte die Belagerung drei Monate und endete mit der Ermordung der gesamten männlichen Bevölkerung. Den persischen Kommandanten der Stadt, einen Mann namens Batis, ließ Alexander lebend an einen Streitwagen binden und zu Tode schleifen, eine Imitation des Verhaltens Achills vor Troja.

» Alexander der Große

Herrliche Zeiten, großartiges Vorbild, ein wahrhaft großartiger Mensch, dessen Andenke zu Recht die Zeiten überdauert - oder was? In welcher Welt leben wir eigentlich? Sind das die Werte, die wir pflegen wollen? Und so einer will mit Pferden fühlen, fühlt aber nicht mit den Menschen? Na danke! Pfui Teufel!



Asienfeldzug


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Alles zu Pferd · © 2011
   
Alles zu Pferd
Hin und zurück... · © 2011
   
Hin und zurück...
Sein Asienfeldzug, wie der Autor das nennt, führte ihn zunächst an der Südküste der Türkei entlang nach Osten, dann nach Süden bis Ägypten, was einigermaßen nachvollziehbar ist, weil sich dort die damals dominierenden Kulturen entwickelt und die Perser ihr Reich bis dahin ausgedehnt hatten. Dann wieder zurück und wieder nach Osten in das Zweistromland, die andere Wiege der frühen Weltkulturen, und von dort nach Norden ins Kernland der Perser, und dann wird sein Unternehmen immer undurchsichtiger.

Mehrere Male kehrte er um, erreichte schließlich Indien, brachte da noch einige Leute um (» Alexanderzug), trieb mit seinen Leuten Schindluder, bis sie ihm vor Erschöpfung den Gehorsam verweigerten, und kehrte schließlich endgültig um - endgültig, weil er auf dem Rückweg starb. Wer weiß, was er sonst noch alles angestellt hätte?

Die Rückkehr wurde extrem schwierig und verlustreich, einen Teil des Heeres nutzte den Wasserweg, viele kamen um (» Schlacht am Hydaspes). Tolle Leistung! Ich bin schwer beeindruckt. So ein Rotzjunge! Was wollte er denn? Den eigentlichen Bundeskrieg hatte er bereits längst für beendet erklärt. Ist er, der ewige Krieger, mangels lohnender Ziele und Gegner schließlich größenwahnsinnig geworden?

Bis nach Indien hat ihn sein Hengst getragen, nach 18 Jahren starb er mit 21 Jahren nach der Schlacht am Hydaspes, von Wunden bedeckt, wie Dossenbach schreibt, oder ertrunken. Ihm zu Ehren hat Alexander, der viele Städte gründete, die teilweise bis heute seinen Namen tragen, eine Stadt benannt.

Hätte aus Alexander ein weiser Herrscher werden können? Wir werden es nie erfahren. Wäre er eines Tages besiegt worden? Vermutlich nicht, wer hätte das tun sollen?

Ob während seiner Kriegszüge die Skythen oder andere angriffslustige Habenichtse weiterhin Raubüberfälle verübt haben, wird nicht berichtet. Angesichts der endlosen Erfolgsgeschichte des Kriegsführers erscheinen solche Fragen müßig.

Vielleicht wäre er von Rivalen ermordet worden oder von seinen eigenen Generälen, denen er sich immer mehr entfremdete. Irgendwie erinnert seine Geschichte an die des » Napoleon, der bekanntlich nach wenigen Jahren an seiner eigenen Maßlosigkeit erstickt ist.



Quellen / Verweise


  1. » Hans Dionys Dossenbach
  2.  Monique und Hans D. Dossenbach: König Pferd
  3. » Kyros II.
  4. » Medien
  5. » Babylon
  6. » Lydien
  7. » Cambyses
  8. » Darius I.
  9. » Guerilla
  10. » Asymmetrische Kriegführung
  11. » Xerxes I.
  12. » Eremitage
  13. » Sankt Petersburg
  14. » Alexander der Große
  15. » Bukephalos
  16.  » Bundesbesoldungsordnung A
  17. » Das Gehalt - Der Wehrsold - Die Besoldung
  18. » Paul Schockemöhle
  19. » Rekordpreis für Dressurpferd: Schockemöhle kauft Totilas
  20. » Astrid Lindgren
  21. » Michel aus Lönneberga
  22. » Schlacht bei Issos
  23. » Schlacht von Gaugamela
  24. » Russlandfeldzug 1812
  25. » Alexanderzug
  26. » Schlacht am Hydaspes
  27. » Napoleon
  28.  Kunstbetrachtung: Alexandersarkophag
  29. » Hans D. Dossenbach
  30.  König Pferd - ein wohlfeiles Wunderwerk, Das legendäre Buch der Schweizer Eheleute Dossenbach
     
     Ausgabe 611 · Teil 1
  31.  Warmblüter und Vollblüter, Reinzucht, Herdenverhalten, Fortpflanzung und die Würde der Schöpfung
     
     Ausgabe 612 · Teil 2
  32.  Pferde und Krieger, Das Pferd in der Geschichte des Menschen
     
     Ausgabe 613 · Teil 3
  33.  Die Griechen und das Pferd, Kunst und Interpretation: Wo die Experten sich uneins sind
     
     Ausgabe 614 · Teil 4
  34.  Die Perser und ihr Bezwinger Alexander, Die Rolle der Pferde in den Schlachten des Altertums
     
     Ausgabe 615 · Teil 5


Abbildungen

  Werner Popken



Leserresonanz


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1 Leserresonanz zu Ausgabe 615 vom 09.01.11


11.01.11



[EquiVoX/Pferdezeitung] Editorial

Hallo Redaktion Pferdezeitung!

Ihr Editorial vom 9/1/11 finde ich sehr gut und regt zum Nachdenken an!

Viele Gruesse,
Caroline Grimm



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Es ist jetzt der 16.09.2011, 06:07, GMT +01:00
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