| | Wie beim Zielscheibenschiessen | | | |
| | | Noch wird nicht gehandelt | | | |
| | | Die unten wissen nicht, was sie erwartet | | | |
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Im Western » Weites Land geht es, wie in allen Western und wie in fast allen Filmen, um den Gegensatz von » Gut und » Böse. Im wirklichen Leben ist es ja oft nicht ganz einfach, zwischen gut und böse zu unterscheiden, und oftmals entsteht auch Böses aus den allerbesten Absichten.
Manche, die zu den weisen Menschen gezählt werden, behaupten sogar, dass es gar keinen Unterschied zwischen Gut und Böse gäbe, dass beides nur zwei Seiten einer Medaille seien, die unauflösbar zusammengehörten.
Es geht bei dieser Diskussion unter anderem um die Frage der Willensfreiheit. Können wir uns in einer bestimmten Situation anders entscheiden, als wir es tun? Wenn nicht, können wir dafür dann zur Verantwortung gezogen werden?
Wenn wir Böses tun, aber nicht anders können, wenn wir das Böse als solches möglicherweise noch nicht einmal erkennen können, wenn wir gar im Bewusstsein, etwas Gutes tun zu wollen oder zu müssen, antreten? Sind wir dann trotzdem böse?
Ich habe in dieser Artikelserie immer wieder darauf hingewiesen, wie fragwürdig die Art der Cowboys ist, mit den Pferden umzugehen. Im Grunde bezeichne ich diese damit auch als böse und stelle mich als den Guten hin, der dieses Böse erkennen und brandmarken kann und sich selbstverständlich selber niemals einer solchen Handlungsweise schuldig machen würde. Aber wie sehen das die Cowboys?
Diese Gegenüberstellung von gut und böse, so argumentiert etwa der Pädagoge und Philosoph » Michael Schmidt-Salomon, führt zu weiterem Übel, weil sich dadurch ein Konfliktpotenzial aufbaut, das im Extremfall zum Krieg führen kann. Und tatsächlich ist ja auch in diesem Film vom Krieg die Rede, nämlich dem Privatkrieg zwischen Major Terrill und Rufus Hannassey.
Beide sind von der Rechtschaffenheit ihres Standpunktes vollkommen überzeugt, selbst wenn dieser darauf hinausläuft, den anderen zu vernichten. Ja, sie sind sogar überzeugt, damit etwas Gutes zu tun, für das die Menschheit ihnen dankbar sein wird - der Major spricht es tatsächlich aus. Der Böse ist selbstverständlich immer der andere, man selbst ist durch und durch gut.
Kennen wir das nicht? Hören wir von gegenseitigen Verteufelungen nicht täglich in den Nachrichten? Wer immer es ist, der jemand anders bezichtigt, böse zu sein, er hält sich für gut, für durch und durch gut, und daher berechtigt, zu jeglichen Maßnahmen zu greifen, um den Bösen zu stoppen, in die Schranken zu weisen oder zu beseitigen.
Aber nicht nur in der großen Politik, auch im Kleinen, Alltäglichen begegnet uns diese Haltung auf Schritt und Tritt. Wann immer ich über jemand anders urteile, unterliege ich der Gefahr, mich selbst als den Guten hinzustellen und den anderen als böse zu verurteilen. Statt mit dem Finger auf andere zu zeigen, nehme ich mich selbst als bestes Beispiel: Habe ich bei der Diskussion dieses Filmes nicht wiederholt die Art der Reiterei und des Umgangs mit Pferden an den Pranger gestellt?
Bei den schwer erträglichen Reitszenen unterstelle ich natürlich, dass die Schauspieler und Komparsen die Wirklichkeit gut genug nachstellen können und wir nicht etwa nur Zeuge ihres Unvermögens werden. Auf jeden Fall prägen diese Bilder ohne Zweifel unsere Vorstellung von der Art und Weise, wie man mit Pferden umzugehen hat.
Diese Cowboys (und auch die Schauspieler) haben ihre Verhaltensweisen aber vermutlich nicht erfunden, sondern sie genauso wie der Filmkonsument aus der Wirklichkeit entnommen, als die Art und Weise nämlich, wie man mit Pferden umzugehen hat. So macht man das eben mit den Pferden, überall auf der Welt. Kann das denn böse sein?
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