| | Das Eingangstor des Gestüts | | | |
| | | | | Erfrischende Dusche für die Pferde | | | |
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» Hans-Jürgen Neuhauser tritt mit dem Anspruch auf, eine universale Pferdesprache gefunden zu haben, die überall auf der Welt funktioniert. Um diesen Anspruch zu untermauern, hat er Reisen in den Wilden Westen und die arabische Welt unternommen; einerseits um mit Pferden zu arbeiten, die mit Menschen so gut wie nichts zu tun hatten, und andererseits mit extrem schwierigen und sogar gefährlichen Pferden.
Über seine Versuche, sich der frisch eingefangenen Mustangstute zu nähern, habe ich bereits berichtet. Dabei wurde vor allem deutlich, dass seine Haltung dem Pferd gegenüber anders ist, als wir das gewohnt sind; er respektiert das Pferd als gleichberechtigtes Wesen mit eigenen Gefühlen, die er ernst nimmt und nachvollziehen kann - seine Einfühlung geht sogar so weit, dass er mit dem Pferd leidet.
Darüber hinaus konnte er mit der Mustangstute zeigen, dass er über seine Methodik der Körpersprache in kürzester Zeit nicht nur Kontakt zu einem extrem verschreckten und gestressten Pferd aufnehmen, sondern sogar auch Vertrauen aufbauen konnte. Auf der › DVD HJN-Reiten werden die näheren Umstände nicht genannt, aber in der ZDF/ARTE-Dokumentation: Das Geheimnis der Pferdesprache wird verraten, dass er zwei Wochen lang mit dem Mustang Cheyenne jeweils 20 Minuten am Tag gearbeitet hat. Mehr kann ein Pferd seiner Meinung nach nicht verkraften.
Es wird leider nicht gesagt, am wievielten Tag die folgende Szene gedreht wurde: Der Strick ist immer noch nicht ab; er kann sie aber schon von hinten stoppen (was nach herrschender Lehre gar nicht möglich ist, weil das die treibende Position sei) und interpretiert dies als Zeichen dafür, dass sein Rang bereits höher ist als ihrer. Das zeigt er mehrmals und sehr überzeugend, vielleicht auch weil diese Szenen in der prallen Sonne im Wilden Westen gedreht sind und nicht unter den schwierigen Lichtverhältnissen in einer deutschen Reithalle.
Dann kommt die Szene, an die ich mich so gut erinnerte, die aber auf der DVD nicht zu finden war: Wo er mit dem Messer den Strick durchschneidet. Er nähert sich ihr nur so weit, wie es nötig ist, damit der Strick so kurz abgeschnitten werden kann, dass sie nicht drauftritt, wenn sie frisst, aber nicht kürzer, um ihr nicht zu nahe kommen zu müssen. Meine Erinnerung war also in Ordnung. (Wenn ich mir beide Filme vor Augen führe, frage ich mich, wie viel Material noch gedreht und weder für den einen noch für den anderen Film verwendet wurde. Und ich merke, dass ich auch den TV-Film mit einbeziehen muss, wenn ich Neuhauser gerecht werden will.)
Die Beweisführung in den USA darf also als gelungen gelten. Obwohl die Besitzerin der Ranch - die für ihre Arbeit mit den Rindern auf ihre Pferde angewiesen ist und deshalb notgedrungen sehr viel von Pferden verstehen muss (sie wird beim Beschlagen gezeigt) - beteuert, dass sie von Hans-Jürgen Neuhauser sehr viel gelernt hat und in den verbleibenden 14 Tagen auch noch viel zu lernen hofft, gesteht sie doch ein, dass sie das Gelernte bisher bei ihren Pferden noch nicht recht anwenden kann.
Sie führt als Grund dafür an, dass diese ja nicht wild seien, sondern ihre Freunde, aber da hat sie ihn wohl vollkommen missverstanden. Neuhauser ist ja gerade zu ihr in den Westen gekommen, weil er es in Deutschland immer mit Pferden zu tun hat, die den Menschen von Geburt an kennen, die von den Menschen in vielen Fällen ebenfalls als "Freunde" angesehen werden. Er wollte durch seinen Besuch zeigen, dass seine Methode eben nicht nur bei diesen Pferden funktioniert, sondern auch bei Pferden, die den Menschen erst seit kurzem kennen und so gut wie ausschließlich negative Erfahrungen mit ihm gemacht haben.
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