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Bericht Zu den Themen  Ausbildung,  Pferdeflüsterer · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 554.09 der Pferdezeitung vom 08.11.09
 Menü Hauptartikel 554
 Neuhauser und Monty ... 
 Monty Roberts  Der Unterschied  Gewaltmenschen
 Ein normales Problempferd  Wundersame Wandlung
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Nanu? Mensch bewegt sich, Pferd schaut zu · © 2009
 
Nanu? Mensch bewegt sich, Pferd schaut zu

    Neuhauser und Monty Roberts: Ein Vergleich   
    Einf�hlung und Machtaus�bung - zwei Ans�tze zur Kommunikation mit Pferden   
von   Werner Popken

Teil 1:  Kommunikation: Fl�stern oder signalisieren?
Teil 2:  Die Empfindlichkeit der Pferde
Teil 3:  Tanz - neu interpretiert
Teil 4:  Ohne Z�gel und F�hrstrick hilflos
Teil 5:  Wie der Mensch das Pferd verwirrt
Teil 6:  Sei spontan! Komm raus!
Teil 7:  Arbeit mit der wilden Mustang-Stute

Zu den Themen  Ausbildung,  Pferdefl�sterer


In der  DVD HJN-Reiten von � Hans-J�rgen Neuhauser ist st�ndig von � K�rpersprache die Rede, von der revolution�ren neuen Art, die Neuhauser entwickelt hat, die er mit W�rtern, S�tzen und Grammatik beherrscht, und die jeder lernen kann. Nun ist das alles gar nicht neu; man k�nnte sogar provozierend sagen, dass es sich um alte H�te handelt, denn welcher Reiter w�rde leugnen, dass man sich �ber K�rpersprache mit Pferden verst�ndigt?

Gerade die unter dem Schlagwort � Pferdefl�sterer bekannt gewordene neue Generation der Pferdeexperten legt gro�en Wert auf K�rpersprache, die insbesondere in der sogenannten � Bodenarbeit zelebriert wird. Worin unterscheidet sich nun die von Neuhauser propagierte K�rpersprache von dem, was man bisher darunter verstand?

In der letzten Woche habe ich gezeigt, wie Neuhauser sich dem gestressten und verschreckten Pferd, das zudem noch unter dem mitgeschleppten Strick zu leiden hat, vorsichtig n�hert und dabei neben der eigentlichen K�rpersprache auch die menschliche Sprache einsetzt, die durch ihren Ton ganz deutlich zeigt, mit wieviel Zuneigung und Mitgef�hl er dem Pferd begegnet. Es geht bei ihm nicht um Dominanz, sondern um Kommunikation.

Zum Schluss habe ich von Tanz gesprochen, von einem Aufeinander-Eingehen. Der Abstand zwischen beiden war aber viel zu gro�, als dass daran zu denken war, den elenden Strick zu beseitigen. Die Stute achtete sehr darauf, den f�r sie wichtigen Abstand zu wahren, und Neuhauser seinerseits legte �u�ersten Wert darauf, diesen zu respektieren. Wie schafft es Neuhauser nun, das Vertrauen des Pferdes so weit zu gewinnen, dass er daran denken kann, den Strick zu entfernen?

Die ganze Prozedur wird einige Zeit in Anspruch genommen haben, und es ist sicher nicht machbar, diese in voller L�nge dem Zuschauer zu pr�sentieren; hilfreich w�re es vielleicht gewesen, den Zeitverbrauch anzudeuten, etwa indem man diesen als unter Text eingeblendet h�tte. Es wird leider auch nicht gezeigt, was er anschlie�end noch mit diesem Pferd anstellt.

Stattdessen gibt es einen Schnitt, ein anderes Thema wird angeschlagen, Neuhauser erz�hlt, dass er unbedingt zu Pferd wilde Bisons besichtigen musste, was nicht recht �berzeugen kann. Daf�r gibt es freilich sch�ne Bilder, die im Fernsehen vermutlich gut kommen und genau aus diesem Grunde unbedingt gefilmt werden mussten. F�r Neuhausers Methode spielen diese Szenen keine Rolle.

Anschliessend wird gezeigt, wie er einen vierj�hrigen Paint Hengst mit seiner Methode konfrontiert und wie dieser wunderbar mitarbeitet. Nun ist dieser Hengst kein Wildpferd, obwohl er vermutlich auch mit deutschen Hengsten nicht unbedingt verglichen werden kann, weil er unter anderen Bedingungen gehalten wird. Die bei uns �blichen Einzelzellen wird es in der unendlichen Weite des amerikanischen Westens nicht geben.

Merkw�rdigerweise konnte ich beim erneuten Anschauen die Szene, in der Neuhauser die Stute Cheyenne von ihrem Strick befreit, nicht wiederfinden. Ich habe sie ganz genau im Ged�chtnis und kann sie dort wieder anschauen, aber das n�tzt mir nichts, denn ich will sie ja Ihnen zeigen. Irgendwo auf dieser DVD muss sich diese Szene befinden, und dort wo sie sich befinden sollte, ist sie nicht. Sehr merkw�rdig.

Nach meiner Erinnerung steht die Stute in der Mitte des Bildes, Neuhauser vorne mit dem R�cken zur Kamera, der Strick h�ngt gerade herunter, er ist so nah, dass er sie mit ausgestrecktem Arm anfassen k�nnte. Er z�ckt ein Messer und versucht, damit den Strick durchzuschneiden, was sehr schwierig zu sein scheint. Zum einen handelt es sich nat�rlich um einen modernen Strick aus Kunststoffmaterial, das sich �berhaupt sehr schwer schneiden l�sst, zum anderen m�sste er eigentlich den Strick anfassen, um ihn straff zu halten, was er nicht wagt, weil er bef�rchtet, dass die Stute dann zur�ckweicht.




Monty Roberts


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Ausfallschritt und Zeigefinger · © 2009
 
Ausfallschritt und Zeigefinger
Die Stute reagiert und stoppt · © 2009
 
Die Stute reagiert und stoppt
Irgendwie schafft er es aber doch, jedenfalls scheint es so, denn genau dort wird die Szene geschnitten. Ich weiß noch, wie enttäuscht ich war, weil ja alles auf diesen Höhepunkt hinauslief und man nun wissen möchte, welche Möglichkeiten sich für Neuhauser und die Stute ergeben, wo dieses schreckliche Hindernis beseitigt ist. Leider wird das nicht gezeigt, stattdessen die Szenen mit dem Paint Hengst. Aus irgend einem der anderen Filme oder Informationen weiß ich, dass diese Stute Jahre später mit ihrem Fohlen nach Deutschland gekommen ist. Neuhauser muss sie also auf diesem Gestüt zurückgelassen haben.

Wir dürfen vermutlich nicht vergessen, dass eine solche Produktion mit riesigen Kosten verbunden ist, die man also nur auf sich nehmen kann, wenn man den Film im Prinzip schon verkauft hat, bevor die erste Szene gedreht ist. Fernsehanstalten - oder wer auch immer der Geldgeber ist - müssen also aufgrund eines Exposees entscheiden. Der Zuschauer will eindrucksvolle Szenen sehen, im Grunde mehr unterhalten werden als belehrt, und unter diesem Gesichtspunkt kann man die Schnittfolge und die Szenenauswahl durchaus verstehen. Um Neuhausers System begreifen zu können, ist eine solche Auswahl aber weniger optimal.

Neuhauser hat betont, dass kein Pferd, das ihm jemals begegnet ist, so sensibel auf ihn reagiert hat wie dieses Wildpferd. Das kann man gern glauben, denn dieses Pferd hat eben mit Abstand am wenigsten Erfahrungen mit Menschen und wird deshalb desto empfindlicher reagiert haben. Darüber muss man sich also nicht wundern. Trotzdem hat diese Arbeit mit dem Wildpferd einen großen Wert. Um den Unterschied zu anderen Pferdeflüsterern deutlich zu machen, erinnere man sich an die Methode von » Monty Roberts, dem Übervater der Pferdeflüsterer.

Dieser hätte Cheyenne wahrscheinlich so lange getrietzt und gescheucht, bis sie aufgegeben und seine "Überlegenheit" anerkannt hätte. Die von Roberts geschützte Bezeichnung » Join-Up-Methode hat ihn weltweit berühmt gemacht und ihm sogar einen Ehrendoktortitel eingetragen. Wir reden hier also nicht über irgendeinen selbsternannten Fachmann, der das Rad neu erfunden hat, sondern über die weltweit anerkannte Autorität auf diesem Gebiet. Die Wikipedia beschreibt diese Methode wie folgt:

Der Mensch signalisiert dem Pferd durch Augenkontakt, hochgehaltene Hand und Werfen der Longe: "Ich bin einverstanden mit deiner Entscheidung zu fliehen. Geh weg! Geh nicht nur ein bisschen weg sondern mach dass du schnell wegkommst!."

So wird es vor die Wahl ständiger Flucht vor dem Menschen oder Unterordnung unter ihn gestellt. Da Pferde Fluchttiere sind und somit allein in freier Wildbahn dem Tod ausgeliefert, wird dieses Pferd als Herdentier deshalb meist bald Kontakt zum Menschen suchen. Anzeichen für die Unterordnungsbereitschaft sind das Senken des Kopfes, Ohrenspiel, Schlecken und Kauen und ein enger werdender Zirkel.

Sobald das Tier diese Gesten zeigt, dreht der Mensch dem Pferd die Seite zu, lässt die Schultern hängen, hält den bisher hoch erhobenen Arm mit geschlossener Hand eng vor der Gürtelschnalle und sieht auf die Hufe des Pferdes. Mit dieser Körpersprache signalisiert er dem Pferd, dass eine Beziehung durch Unterordnung möglich ist.

Will das Pferd den Menschen nun als Leittier betrachten und ihm vertrauen, kommt es zu ihm und der Mensch streichelt es auf der Stirn. Dies ist der Moment des Join-Up.
a.a.O.

Toll, nicht? Dem Pferd wird zunächst pausenlosen Druck gemacht, dem es sich aber durch Flucht nicht wirklich entziehen kann, weil es ja durch den klassischen Roundpen oder sonstigen Zaun an der Flucht gehindert wird. Insofern darf man sich doch wundern, wieso das Pferd die angebliche Botschaft: "Ich bin einverstanden mit deiner Entscheidung zu fliehen" ernst nehmen soll, da sie doch offensichtlich dreist und frech gelogen ist.

Als Alternative bleibt dem Pferd die Unterwerfung. Bedingungslos, versteht sich. Das Pferd soll den Menschen als Leittier betrachten und ihm vertrauen; was sind das für Leute, die sich so etwas ausdenken? Würden Sie diesen Leuten vertrauen? Das Pferd muss sich diesem Despoten auch noch unterwürfig annähern und bekommt anschließend die Stirn gestreichelt. Für solche Errungenschaften wird man weltberühmt und bekommt einen Ehrendoktor!



Der Unterschied


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Distanz wahren · © 2009
 
Distanz wahren
Berührung anfragen · © 2009
 
Berührung anfragen
Abstand signalisieren · © 2009
 
Abstand signalisieren
Körperkontakt schaffen · © 2009
 
Körperkontakt schaffen
Das ist genau die Art von Doppelbotschaft, die andere Leute verrückt werden lässt. Das ist genau das, worüber » Gregory Bateson und » Paul Watzlawick gearbeitet haben. Der Mensch spielt sich als Wohltäter des Pferdes auf, macht es aber vorher fix und fertig, und zwar ohne dass das Pferd eine Chance hätte.

Stellen Sie sich bitte die ganze Szene bitte mal ausführlich mit Mutter und Kind (oder Vater und Kind) vor, um die ganze Ungeheuerlichkeit emotional zu erfassen! Das Kind wird so lange drangsaliert, ohne wirklich ausweichen zu können, bis es zu Kreuze kriecht, bis es vollkommen gebrochen ist und seinem Peiniger zu Füßen fällt, der ihm dann anschließend gnädig über den Schopf streicht. Widerwärtig!

Der Vergleich mit Neuhauser zeigt zwar vordergründig dieselben Bedingungen, läuft aber völlig anders ab. Auch hier kann sich das Pferd durch Flucht nicht wirklich entziehen. Auch hier bewegt der Mensch das Pferd. Aber vorsichtig, nicht mit der Absicht, es zu unterwerfen. Er treibt das Pferd nicht so schnell wie möglich vor sich her, wirft schon gar nicht mit einem Seil nach ihm, sondern weicht teilweise auch zurück, um ihm Platz zu machen.

Neuhauser respektiert die Stute mit all ihren Ängsten, weil er sich in sie hineinversetzt. Er lässt ihr Raum, damit sie sich sicher und wohl fühlen kann. Wenn er einen Schritt auf sie zu tut, ist das eher ein Angebot zur Kommunikation; genau so versucht er, sie zu stoppen. Es geht nicht um Kontrolle, sondern um Austausch. Etwa nach dem Motto: "Kann ich mit dir reden, hörst du mir zu, magst du mir antworten?"

Er redet mit allem, was er zur Verfügung hat: Er benutzt seinen Körper, speziell seine Stimme, seine Hände, seine Beine, und dazu die kurze Peitsche, deren Schnur er aufgewickelt hat. Die benutzt er schließlich dazu, sie zu berühren, wobei er den Abstand, den er mit ihr ausgehandelt hat, peinlich genau einhält. Er wird sich hüten, ihr zu nahe zu kommen, und weicht sofort zurück, sobald er das Gefühl hat, zu weit gegangen zu sein.

In dem Moment, wo er sich ihr noch mehr nähert, benutzt er seine Hand in derselben Weise wie die Peitsche: Er bleibt also so weit wie möglich von ihr entfernt und bietet ihr lediglich die Hand, damit sie daran schnuppern kann. So nehmen Pferde Kontakt auf, so sollten Menschen Kontakt mit Pferden aufnehmen.

Wir wissen nicht, was Pferde über ihren Geruchssinn wahrnehmen; unser Geruchssinn ist vergleichsweise ziemlich verkümmert, aber wir wissen, dass wir zumindest in Extremfällen Emotionen auch über unsere Gerüche signalisieren. Angstschweiß ist geradezu sprichwörtlich. Sympathie und Antipathie wird zumindest sprichwörtlich auch über den Geruchssinn definiert (jemanden gut oder nicht riechen zu können), was im Zeitalter der allgegenwärtigen Deodorantien und Parfümorgien leicht in Vergessenheit gerät. Kann das Pferd womöglich unsere Absichten riechen? Wundern würde es mich nicht.

In der nächsten Sequenz geht Neuhauser um die Stute herum; statt sie direkt zu bewegen, bewegt er sich selbst, und sie folgt seinen Bewegungen. Hält man das für möglich? Haben wir nicht gerade erst gelernt, dass nach der Pferdelogik führt, wer den anderen bewegt? Dass der Mensch also das Pferd bewegen muss?

Neuhauser bewegt das Pferd auch, aber er treibt es nicht vor sich her, sondern veranlasst eine Vorhandwendung, indem er sich selbst um das Pferd herumbewegt und seine Aufmerksamkeit fordert. Natürlich muss die Stute auch verfolgen, was er macht, denn er könnte ja immer noch potentiell bedrohlich sein; aber sie scheint eher neugierig zu sein und sich zu wundern, was er wohl für einer ist. Sobald sie irritiert ist, weicht er zurück und entschuldigt sich sowohl verbal als auch körpersprachlich; sie scheint das sofort zu akzeptieren, denn anschließend kann er sich wieder auf sie zubewegen.



Gewaltmenschen


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Darf ich? · © 2009
 
Darf ich?
Vielleicht ... · © 2009
 
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Ich bleib auch, ... · © 2009
 
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... wo ich bin · © 2009
 
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Wenn du magst, ... · © 2009
 
Wenn du magst, ...
... kannst du ... · © 2009
 
... kannst du ...
In der letzten Woche habe ich deutlich darauf hingewiesen, dass Neuhauser das Pferd ernst nimmt, und dazu gehört auch die Wahrnehmung der Ängste und Probleme. Diesem Wildpferd sind in kürzester Zeit ungeheure Dinge zugemutet worden, und man muss sich wundern, dass das Pferd dabei nicht durchgedreht ist. Bekanntlich wurden solche Pferde standardmäßig durch Gewalt gebrochen. Weniger bekannt dürfte sein, dass der Begriff des Pferdeflüsterers ebenfalls aus dieser Ecke kommt:

Das damals eingesetzte Verfahren beschreibt Spohr anhand des amerikanischen Pferdebändigers Rarey (a.a.o., S. 107), den er in den Fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts heimlich beobachtet hatte, als ein Gewaltsystem, bei dem Rarey einem zu bändigenden Hengst so lange die Nüstern zuhielt, bis das erschöpfte und halberstickte Tier seinen Widerstand aufgab.

Diese Konditionierung konnte Rarey dann später vor Publikum durch Streichen über die Nüstern und scheinbares "Flüstern" wieder abrufen, um den Hengst gefügig zu machen.
» Pferdeflüsterer

Klar, der Mensch hat sich die Erde erst einmal aggressiv unterworfen; zwar sind die erfolgreichen Kulturen regelmäßig vergleichsweise friedlicher und anspruchsvoller geworden, wurden jedoch ebenso regelmäßig durch primitivere und rücksichtslosere Völker überwältigt.

Haben wir nicht noch im letzten Jahrhundert mit den Nazis einen Triumph dieser Denkweise aus nächster Nähe erleben können? Waren die Stalinisten etwa zimperlicher? Haben die USA heute irgendwelche Skrupel, andere Länder rücksichtslos zu überfallen? Gibt es nicht auch in Europa noch Staatsmänner, die eilfertig Schützenhilfe leisten wollen? Führen wir nicht selbst seit Jahren Krieg in Afghanistan, um den USA beizustehen?

Die Gewaltmenschen sind mitten unter uns, und sie treiben sich auch in Pferdeställen herum. Nicht umsonst wird beschönigend von "Kraftreiterei" gesprochen. Angesichts der jüngsten Skandale im deutschen Spitzensport dürfte es kaum jemanden geben, der sich irgendwelchen Illusionen hingibt, wenn es um die Mittel und Methoden geht geht, die Profis anwenden, um "Erfolg" zu haben. Pferde sind in erster Linie Mittel zum Zweck; es alles andere ist Gefühlsduselei, vielleicht nützlich fürs Geschäft, möglicherweise sogar notwendig, aber mit Sicherheit nur vorgeschoben.



Ein normales Problempferd


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Oh, sorry, sorry ... · © 2009
 
Oh, sorry, sorry ...
... ich bin ja schon weg · © 2009
 
... ich bin ja schon weg
Ach ja? · © 2009
 
Ach ja?
Na sowas! · © 2009
 
Na sowas!
Leute wie Neuhauser sind wirklich ein neues Phänomen, passen allerdings gut in unsere Zeit. Noch vor wenigen Jahrhunderten war der einzelne Mensch nichts wert, gab es keine Individualität, keine Privatsphäre, keine Selbstverwirklichung - noch nicht einmal die Begriffe waren bekannt. Und heute? Jeder möchte sich selbst verwirklichen und hält das auch für sein gutes Recht!

Zur Selbstverwirklichung gehören auch die Pferde. Dumm nur, wenn die Sache nach hinten losgeht und die vermeintliche Erfüllung sich als unerschöpflicher Quell von Schwierigkeiten und Problemen erweist.

Es wird Zeit, dass wir Cheyenne verlassen, uns aus dem Wilden Westen wegbewegen und wieder heimischen Gefilden nähern. Wer hat bei uns schon ein Wildpferd im Stall? Was soll es uns bringen, wenn Neuhauser Kontakt zu einem Wildpferd aufnehmen kann? Viel aussagekräftiger dürfte ein landläufiges Szenario sein. Die DVD bringt dazu in unerwarteter Offenheit ein sehr schönes Beispiel.

Sprecherin:
Auch nicht aus den Augen lassen durfte man "Sharis", ein Problempferd. Sharis verweigerte jede Mitarbeit. Seine Besitzerin brachte ihn zu Hans-Jürgen Neuhauser nachdem sie an dem schönen Warmblut beinahe verzweifelt wäre.

Marion Neusiedler, Besitzerin von Sharis:
Ich hab dann auch vieles ausprobiert, hab ihn auf die herkömmliche Art und Weise ausbilden lassen. Ich selber habe auch auf die Art und Weise Reitunterricht genommen, was dann mit immer mehr Kraftaufwand verbunden war, weil er immer mehr zugemacht hat. Ich hab am Schluss schon einen Körper gehabt wie ein Bodybuilder als wäre ich jeden Tag im Fitnessstudio, solche Oberarme und äh Schultern und das Rückgrat war, also es war einfach Wahnsinn. Weil man irgendwie alles mit Kraft kompensieren musste was halt übers normale Verständnis nicht mehr funktioniert hat.

Und ähm vor ungefähr zwei Jahren ging dann von einem auf den anderen Tag überhaupt nichts, er hat zwar vordergründig mitgemacht und hat vordergründig Lektionen geschafft. Er ist ja Englisch ausgebildet, für englisches Dressurreiten, hat Lektionen absolviert aber man hat halt gemerkt du kannst ihn nicht übern Rücken reiten, du kannst ihn nicht am Zügel, du kannst ihn nicht mehr stellen. Es wurde halt alles einfach immer mehr eine Kraftsache.
DVD HJN-Reiten, Gesamttext

Dieses Schicksal ist, so steht zu fürchten, nicht so selten. Man hatte sich alles so schön vorgestellt, und was ist daraus geworden? Welche Opfer wurden gebracht und welches Leid war die Folge? Kann man jemandem Vorwürfe machen? Hat irgendjemand etwas falsch gemacht? Oder ist das alles ganz normal? Muss man sich damit abfinden? Soll das etwa so sein?

Das Leiden mit diesem Pferd steigerte sich immer mehr, und für das Pferd selber äußerte sich das nicht nur im Verhalten, sondern vor allem auch körperlich.

Dr. vet. Sabine Richter, Tierärztin von Sharis:
Ja, also die Marion hat mich vor, weiß nicht, drei, vier Jahren, fünf Jahren, weiß nicht mehr wie lang es her ist, hat sie mich zum impfen geholt und hat mir am Telefon gesagt ich soll mich auf irgendwas gefasst machen sei ein schwieriges Pferd.

Und ich hab mir so im Stillen gedacht, naja, es gibt viele schwierige Pferde nä und bin dahin gekommen und es war tatsächlich so. Also Sharis stand da, ich, ich kam nicht mal an ihn ran, ich konnte ihn nicht streicheln, er ist sofort ausgeflippt, hat gedacht man will ihm was böses tun. Und es war wirklich eine, ja, ein, eine Wahnsinnsaktion damals den zu impfen. Nur mit, mit Gewalt möglich.
a.a.O.

O.k., auch dieses Pferd ist ein Extremfall. Es steht zwar in Deutschland und konnte zunächst als ganz normales Dressurpferd gelten, entwickelte sich dann aber zu einem besonders schwierigen Problem, dem viele Experten nicht mehr gewachsen waren. Ist solch ein Pferd ein Fall für den Tierarzt? Und wenn ja, wo setzt der an? Kann der überhaupt die Ursachen der Probleme finden? Ist er der richtige Ansprechpartner? Was ist die Ursache überhaupt? Handelt es sich nicht einfach nur um ein schwieriges Pferd, einen sturen Bock, dem man es mal so richtig zeigen muss, und wenn alles nichts nützt, kommt er halt in die Wurst, oder?



Wundersame Wandlung


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Dr. vet. Sabine Richter, Tierärztin von Sharis:
Das Pferd muss irgendwas haben, der muss entweder im Rücken Probleme haben, der Bereiter kann ihn nicht mehr reiten, kann ihn nicht mehr stellen, er nimmt keine Hilfen mehr an und dann hab ich gesagt gut, ich komm raus, ich schau mir das an und es war tatsächlich so, als hätte der Sharis einen Stock verschluckt. Also der war gerade, der konnte sich nicht mehr mit dem Kopf Richtung Boden bewegen, er ist hinten ganz kurz gegangen, er ist vorne ganz kurz gegangen, er konnte sich nicht mehr biegen, also es war ein Trauerspiel.

Dem Pferd geht's blendend jetzt, also wenn man den jetzt laufen sieht, ich, ich bin absolut erstaunt und ich kann`s mir eigentlich nur erklären mit der Arbeit die Hans-Jürgen Neuhauser mit ihm gemacht hat. Das heißt für mich stellt sich das so dar, er hat Vertrauen zum einen wieder zu seiner Besitzerin bekommen, zu Marion bekommen, er hat Vertrauen insgesamt in die Menschen bekommen, ich komm wieder an ihn ran. Ja, ist überhaupt kein Problem mehr und äh mit ihm wird so gearbeitet wie es eigentlich Pferdephysiologisch ist.
a.a.O.

Vertrauen in den Menschen? Was ist das denn? Kann man das messen? Selbst der Wissenschaft sind solche Sachen bis heute fremd. Dabei wird neuerdings sogar das Wirtschaftsgeschehen damit erklärt: Das Vertrauen in die Märkte sei verloren gegangen, deshalb die Wirtschaftskrise. Ach ja? Vertrauen? Kann man das kaufen? Kann man das horten? Kann man das bewerten?

Bezeichnend ist die Reaktion der Tierärztin: Wenn das Tier Probleme hat, müssen diese körperlicher Natur, also messbar sein. Etwas anderes gibt es nicht. Merkwürdig, dass man Tieren keine seelischen Dimensionen zugesteht. Bei Menschen hat man immerhin eingesehen, dass viele körperliche Probleme seelische Ursachen haben, und dass es keinen Zweck hat, an den körperlichen Symptomen herumzumachen, weil man damit das Leiden nur noch vergrößert. Man muss die Ursachen bekämpfen.

Menschen leiden, wenn man sie nicht beachtet und missbraucht. Warum sollte das bei Tieren anders sein? Die Symptome bei diesem Pferd waren sicher extrem, und wenn jemand bei extremen Problemen Erfolg hat, glaubt man ihm eher. Wie Neuhauser diese Probleme angegriffen hat, welche Hilfen er dem Pferd und seiner Besitzerin hat geben können, möchte ich in der nächsten Ausgabe untersuchen.

Zum Abschluss die besprochene Sequenz, circa 1:23 Sekunden, als Video (4,8 MB):

Dieser Text wird durch das Video ersetzt, sofern JavaScript nicht abgeschaltet und der Flash-Player installiert ist




Quellen / Verweise


  1.  DVD HJN-Reiten
  2. » Hans-Jürgen Neuhauser
  3. » Körpersprache
  4. » Pferdeflüsterer
  5. » Bodenarbeit
  6. » Monty Roberts
  7. » Join-Up-Methode
  8. » Gregory Bateson
  9. » Paul Watzlawick
  10. DVD HJN-Reiten, Gesamttext
  11.  Kommunikation: Flüstern oder signalisieren?, Die besondere Methode des Hans-Jürgen Neuhauser
      Ausgabe 547 · Teil 1
  12.  Die Empfindlichkeit der Pferde, Wie sind Pferde, wie geht man am besten mit ihnen um?
      Ausgabe 548 · Teil 2
  13.  Tanz - neu interpretiert, Körpersprache als Verständigungsmittel einander respektierender Wesen
      Ausgabe 549 · Teil 3
  14.  Ohne Zügel und Führstrick hilflos, Wenn's in der Herde funktioniert, dann muss es anders auch gehen
      Ausgabe 550 · Teil 4
  15.  Wie der Mensch das Pferd verwirrt, Die Kommunikation widersprüchlicher Botschaften
      Ausgabe 551 · Teil 5
  16.  Sei spontan! Komm raus!, Die Körpersprache des Cowboys als Beispiel für Double-Bind
      Ausgabe 552 · Teil 6
  17.  Arbeit mit der wilden Mustang-Stute, Wie Neuhausers Methode im Wilden Westen funktioniert
      Ausgabe 553 · Teil 7


Abbildungen

  Werner Popken,  DVD HJN-Reiten




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