| | Ohne Sattel: Autsch! Hier rutschte ich gegen Pizzis Widerrist, meine linke Hand kippt nach innen, dadurch spreizt sich der Ellenbogen ab, wird die Schulter fest. Resultat: harte Hand = festes Pferdemaul und -genick | | | |
| | | Ohne Sattel: Ein bißchen Schulterherein. Der äußere Zügel ist zu lang, meine Hand drückt deshalb - falsch - über den Widerrist. Aber Pizzi (5jhr.) macht ihre Sache schon recht gut. | | | |
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12. Januar 2009 Liebe Nora, das ist ja keine gute Nachricht, dass KORALLE einen Satteldruck hinter dem Widerrist hat. Du sagtest mir am Telefon, dass Du Dir eigentlich nicht erklären kannst, woher er kommt, da der Sattler alles Technische nachgeprüft hat und keine Notwendigkeit sieht, irgendetwas am Sattel zu verändern. Also liegt es nicht am Sattel. Aber es gibt noch andere Gründe: Die Sattelunterlage könnte verschwitzt und mit Schmutz verklebt gewesen sein, es können größere Schmutzpartikel gerieben haben, es könnte eine kleine, aus anderen Gründen infizierte Schwellung bereits bestanden haben (im Sommer z. B. Mückenstiche) oder es können auch allergische Hautirritationen sein, die sich letztendlich entzünden und es könnte auch sein, dass die Sattelunterlage unter den Vorderzwiesel gerutscht ist oder am Widerrist Falten schlägt. Meine Erinnerung bringt mich wieder zu meiner Dir bereits einschlägig bekannten Trakehnerstute LIPICA, genannt PIZZI. Sie hatte zwar nie einen Satteldruck, dafür neigte sie aber, als sie noch reichlich Babyspeck rechts und links des Widerrists hatte, ganz stark zum Gurtdruck. Durch den Babyspeck rutschte der Sattel immer zu weit vor und dadurch lag der Gurt dann direkt zwischen Ellbogen und Rumpf, wo die Haut Falten schlagen kann und wo die Gurtränder in die Hauttasche zwischen Ellbogen und Rumpf drücken. Es war für mich ein großes Problem, weil sie ja von der Art ‘Kleiner Büffel' und nicht grade handlich war und gerade deshalb regelmäßige und ausreichende Arbeit brauchte. Wer im Stall damals beobachten konnte, wie sie mich oft wirklich wie ein Büffel durch die Gegend zog, der prophezeite mir, dass sie mich eines Tage wahrscheinlich umbringen würde. Ich habe noch die REITER REVUE vom September 1983 - das ist also jetzt 26 Jahre her - in der ein Artikel von mir erschien, der unter dem Titel: ‘WIE WÄR'S MAL OHNE SATTEL' meinen Kampf mit PIZZICHENS Gurtdruck und meine reiterliche Notlösung beschreibt. Da KORALLE einige Tage außer Gefecht ist, hast Du ja etwas Zeit für meine kleine Reminiszenz, sofern Dich mein Artikel nicht zum sattellosen Reiten inspiriert. Nachstehend also mein damaliger Text: "Die alten Germanen sind, soweit es europäische Gefilde betrifft, der Überlieferung nach am längsten auf bloßem Pferdrücken geritten. Sie verachteten - laut Gajus Julius Cäsar - Reiter auf Pferden, die umgeschnallte Decken oder Sitzkissen trugen und droschen wild auf solche ein, wenn sie sich blicken ließen. Von Sätteln konnte zu jener Zeit ohnehin kaum die Rede sein, auch nicht bei den Griechen oder Römern. Wie ich las, sollen die ersten Sättel in Form von Holzgestellen von Nomaden in Nordasien bestiegen worden sein; sie lagen auf den Rücken von Rentieren, lange bevor die Geschichte des Pferdes als Reittier begann. Erst nach der Völkerwanderung fängt in unseren Breitengraden die Geschichte des Sattels an. Wer sich heute entschließt Reiter zu werden, schwingt sich im übertragenen Sinn eher in den Sattel, als aufs Pferd. ‘ …lasst mich nur in meinem Sattel gelten, bleibt in Euren Hütten, Euren Zelten …' Es wäre Göthe bezeichnenderweise nicht eingefallen zu schreiben ‘lasst mich nur auf meinem Pferde gelten', obwohl das Versmaß nicht im Geringsten dadurch gestört worden wäre."
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