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Bericht Zu den Themen Kommunikation, Tierschutz · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 493.08 der Pferdezeitung vom 07.09.08
 Menü Hauptartikel 493
 Ich bin der Größte 
 Gewinner  Wettbewerb  Schurken
 Depression  Leserresonanz
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Die Disziplin Distanzreiten · © 2008
 
» Die Disziplin Distanzreiten
WM Aachen 2006, Distanzritt · © 2008
 
» WM Aachen 2006, Distanzritt

    Ich bin der Größte   
    Über den Sport und die Motivation des Menschen   
von   Werner Popken

Teil 1:  Tu Gutes und rede darüber
Teil 2:  Wo und wie kann ich Gutes tun?
Teil 3:  Spenden sind Glücksbringer
Teil 4:  Heilung und Linderung
Teil 5:  Zwang und Gewalt
Teil 6:  Immer feste druff
Teil 7:  Schmerz und Lust
Teil 8:  Doping und Befriedigung
Teil 9:  Das Glück der Erde


Zu den Themen Kommunikation, Tierschutz


Sport bewegt die Welt - der Sport ist deshalb auch ein riesiges Geschäft. Geschäfte basieren bekanntlich auf Angebot und Nachfrage. Würde niemand Fußball spielen, sich für Fußballspiele interessieren, gäbe es keinen » Fußball und auch kein Milliarden- oder Millionengeschäft mit dem Fußball (» 265 Millionen spielen weltweit Fussball).

Daß Pferdesport mit Sport zu tun hat, liegt zunächst einmal nicht auf der Hand. Niemand würde behaupten, daß Hund oder Katze, Goldfisch oder Kanarienvogel etwas mit Sport zu tun haben.

Man könnte sich also auch gut mit Pferden beschäftigen, ohne daß dies gleich in Sport ausarten würde. Schließlich geht man auch mit dem Hund spazieren oder läßt diesen an der Leine neben dem Fahrrad herlaufen, ohne daß das von jemand als Hundesport bezeichnet werden würde, obwohl doch Mensch und Hund ihre Körper dabei nachdrücklich bewegen und man diese Bewegung sogar mit einem gewissen Recht als Sport bezeichnen könnte.

So könnte also das Reiten oder das Fahren mit Pferden einen durchaus nicht-sportlichen Umgang mit Pferden bedeuten, wie auch die tägliche Arbeit des Bauern mit dem Pferd keinesfalls als Sport durchgehen würde. Zum Sport wird eine körperliche Betätigung erst dann, wenn sie einerseits zum Ziel hat, gewisse Grenzen der Behaglichkeit zu überschreiten - deutlich etwa im Fitneßstudio - oder aber zum ansonsten zweckfreien Wettbewerb ausartet.

Als Sport werden aber merkwürdigerweise auch Veranstaltungen bezeichnet, die mit körperlicher Betätigung nicht unbedingt etwas zu tun haben. Ich weiß noch, wie irritiert ich war, als ein alter Nachbar in New Orleans mich als junger Mann vor Jahrzehnten fragte, ob ich irgendwelchen Sport betreiben würde, was ich verneinte. Unglaublich fragte er: "No sport? You don't do any fishin'?" Ich konnte es nicht fassen - der alte Knabe bezeichnete Angeln als Sport!

Für mich mußte die körperliche Betätigung im Vordergrund stehen, die meiner Ansicht nach beim Angeln überhaupt nicht gegeben war; ich entgegnete, daß ich gelegentlich skilaufen würde. Das nun wiederum konnte der sich nicht vorstellen, Schnee kam in seinem Weltbild nicht vor. Neben Angeln ließ er als Sport noch die Jagd durchgehen, wo ich aber ebenfalls passen mußte. In beiden Fällen handelte es sich vermutlich bei ihm noch nicht einmal um einen Wettbewerb - dazu war er erstens zu alt und zweitens übte er seinen "Sport" immer mit denselben Kumpels aus. Wieso soll das ein Sport sein?

Aber da haben wir vermutlich schon den Wettbewerb - wer fängt dieses Mal den dicksten Fisch? Wer ist dieses Mal der Gewinner, der Superstar? Sport als Veranstaltung zur Profilierung, als Chance zur Ego-Beweihräucherung, als Gelegenheit, sich selbst für eine gewisse Zeit ein bißchen größer zu machen, sich großartiger zu fühlen, als man das gemeinhin tut. Sport kann man also auch als rein seelische Angelegenheit auffassen, als Aufbauprogramm für das Wohlbefinden. Ob das für uns ein wertvoller Hinweis ist?

In diesem Sinne wird zum Beispiel auch Schach als Sport bezeichnet und betrieben, obwohl die Schachspieler sich denkbar wenig körperlich betätigen, zumindest nicht beim Schachspielen. Dafür aber steht der Wettbewerb im Vordergrund, nicht so sehr die Spielfreude, was man bei einem Spiel wie Schach doch annehmen sollte. Aber in dem Moment, wo der Wettbewerb ins Spiel kommt, hört das Spiel auf, Spiel zu sein, und wird bitterernst. Wer dann Weltmeister ist, kann sich des Neids des Fußvolks gewiß sein. Ob ihm das wirklich was bringt?

Der Wettbewerb ist natürlich auch im Pferdesport entscheidend. Das Reiten im Gelände beispielsweise zählt eigentlich nicht als Sport, wenn nicht zugleich eine Distanz und sonstige Aufgabe bewältigt werden müssen, und zwar in der Konkurrenz. So gesehen kann man Pferde eindeutig als Mittel zum Zweck betrachten, denn man könnte die Strecke ja natürlich genausogut zu Fuß oder mit dem Mountainbike oder mit dem Motorrad oder dem Quad oder dem Allradler bewältigen, was tatsächlich auch alles gemacht wird. In diesem Sinne ist der Pferdesport als Wettbewerbsdisziplin noch sehr jung und wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts von Militärreitern erfunden, die ihre Überlegenheit in Friedenszeiten unter Beweis stellen wollten.




Gewinner


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Strahlender Sieger · © 2008
 
» Strahlender Sieger
Wenn wir den gesamten Pferdesport nun unterteilen in den spielerischen Umgang - das Zusammensein mit dem Pferd aus Freude - und den sportlichen - die Arbeit mit dem Pferd, um sich in einem Wettbewerb zu beweisen - kommen wir der Angelegenheit vielleicht etwas näher: Wie können wir auf angemessene Weise mit dem Pferd umgehen? Können wir die Freude mit dem Wettbewerb verbinden, ohne die unangenehmen Begleiterscheinungen in Kauf nehmen zu müssen?

Der Druck, das Äußerste aus Pferd und Mensch herauszuholen, wächst natürlich mit den finanziellen Belastungen und Belohnungen, die ihrerseits wiederum durch erfolgreiches Marketing wachsen, was bekanntlich auch den Pferdesport betrifft. Die Verantwortlichen versuchen inzwischen an manchen Fronten schon ziemlich verzweifelt, diesen natürlichen und zwangsläufigen Entwicklungen gegenzusteuern (FN zum aktuellen Olympia-Doping:  "Es besteht unbedingt Handlungsbedarf").

Beim spielerischen Umgang mit dem Pferd gibt es typischerweise keine Gewinner, oder genauer gesagt: alle gewinnen. Der Mensch kann eigentlich nur dann seine Ziele erreichen und Freude haben, wenn das Pferd ebenfalls gerne mitmacht. Das universelle und unwiderstehliche Seelenbild für die gemeinsam mit dem Tier erreichte Glückseligkeit ist typischerweise der Galopp einer jungen Frau auf dem ungesattelten und ungezäumten Pferd, vorzugsweise am Meeresstrand.

Wenn dieses sich aber widersetzt und die Sache zu einem Kampf wird, macht die ganze Angelegenheit keinen Spaß mehr. Vielleicht haben die Pferdeflüsterer aus genau diesem Grund den Nerv der Zeit getroffen, denn sie sind gerade zu einem Zeitpunkt aufgetreten, als Menschen sich erstmals Pferde aus reiner Freude zugelegt haben und die Erfahrung machen mußten, daß das ersehnte Seelenbild sich überhaupt nicht realisieren lassen wollte, daß jede Stunde, jeder Tag mit dem Pferd die Diskrepanz zwischen Sehnsucht und Realität schmerzlich deutlicher werden ließ.

Davor waren Pferde überwiegend ganz eindeutig nur Mittel zum Zweck, sie wurden in der Landwirtschaft oder im Militär gebraucht, waren also ohnehin schon da und konnten nebenher gegebenenfalls noch für sportliche Wettbewerbe eingesetzt werden - so die zukunftsträchtige Idee des deutschen Zuchtfunktionärs Gustav Rau nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg. Wer sich damals ein Pferd zum Spaß hielt, um ab und zu einmal auszureiten, mußte schon sehr vermögend sein und setzte gewissermaßen die Tradition der Herrscher fort, die von ihrem Roß aus auf die Untertanen herabblickten.

Ende der siebziger Jahre jedoch stieg der allgemeinen Wohlstand dermaßen an, daß viele Menschen, die bis dahin nichts mit Pferden zu tun hatten, sich ein Pferd leisten konnten. Diesen Menschen mußte die Art und Weise, wie die vom Militär geschulten Ausbilder mit Pferden umgingen, in höchstem Maße mißfallen. Sowohl das Pferd als auch der Mensch wurden gequält und zusammengestaucht. Deshalb trafen Leute wie Klaus Ferdinand Hempfling mit ihren Visionen auf einen akuten Bedarf. Pferde und Menschen sollten beide gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Man interessierte sich plötzlich für das Wesen des Pferdes, um ihm gerecht zu werden und selbst mehr Zufriedenheit zu erlangen. Dieser Welt ist der Wettbewerb eigentlich fremd, hier wird eher gekuschelt.

Das ist allerdings eine falsche Wahrnehmung, denn Wettbewerb ist anscheinend ein ganz grundsätzlicher Mechanismus, der nicht nur den Menschen, sondern der ganzen Natur eigen ist und von ihr gar nicht getrennt werden kann. Unsere Welt ist tatsächlich ohne Wettbewerb gar nicht denkbar. Das hat » Robert Pirsig in seinem Kultbuch » Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten sehr köstlich herausgearbeitet: Qualität ist der Ursprung der Welt und identisch mit dem, was die Chinesen » Tao nennen. Es ist undefinierbar, liegt allem zu Grunde, erzeugt und bestimmt infolgedessen alles.

Diese Einsicht ist auch unserem Kulturkreis nicht fremd; wenn wir sagen: "Konkurrenz belebt das Geschäft", dann meinen wir damit, daß durch den direkten Vergleich die Kreativität und Energie aller Beteiligten angestachelt werden und infolgedessen auch alle gleichermaßen profitieren. Es ist also nicht so, wie Pessimisten befürchten, daß wenn einer gewinnt, der andere verlieren muß, sondern alle gewinnen, was moderne Theoretiker als » Win-Win-Situation bezeichnen.

Es ergibt sich nämlich merkwürdigerweise automatisch eine Spirale zum Guten, nicht zum Schlechten; dazu bedarf es des Wettbewerbs, denn das Bessere setzt sich nicht nur durch, sondern möchte sich zunächst einmal als das Bessere erweisen, und dazu muss es sich vergleichen können. Das geht normalerweise auch ohne groß angekündigten Wettbewerb, denn Wettbewerb findet im Grunde ununterbrochen statt, ob wir das wollen und wissen oder nicht.



Wettbewerb


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Spielerischer Wettbewerb · © 2008
 
Spielerischer Wettbewerb
Pat und Patachon als Blechfiguren · © 2008
 
» Pat und Patachon als Blechfiguren
Denn was heißt Wettbewerb? Wettbewerb bedeutet, daß mehrere Dinge oder Wesen oder Eigenschaften in irgendeiner Weise vergleichbar sind oder vergleichbar erscheinen und eine Entscheidung zwischen ihnen sinnvoll erscheint. Sobald das der Fall ist, ist es unmöglich, diese Option nicht wahrzunehmen oder zu vergessen. Ob man dann bewußt und ausdrücklich einen Gewinner oder Sieger proklamiert oder nicht, ist unerheblich. Der Wettbewerb hat nämlich so oder so stattgefunden, ob er angekündigt worden und man sich darüber bewußt geworden ist oder nicht.

Populär geworden ist dieser Gedanke durch die » Evolutionstheorie von » Charles Darwin, der angeblich die Idee vom Kampf aller gegen aller in die Welt gesetzt haben soll ("survival of the fittest"); der britische Biologe » Richard Dawkins hat den Gedanken sogar auf die Ebene der Gene verschoben, indem er diesen Egoismus unterstellt: » Das egoistische Gen. Gene haben nun mit Sicherheit kein Bewußtsein, stehen aber demnach trotzdem im Wettbewerb.

Wettbewerb findet auf diese Weise streng genommen nicht nur in der belebten, sondern auch in der unbelebten Natur statt, etwa bei der Vermischung zweier identischer Flüssigkeiten mit unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften, beispielsweise Wasserlösungen mit unterschiedlichem Salzgehalt. Diese werden sich, sofern sie sich nicht vermischen, also einander von den unterschiedlichen Eigenschaften abgeben, auf unterschiedlicher Höhe absetzen. Was nun besser ist, die leichtere Lösung oben oder die schwerere Lösung unten, hängt vom Standpunkt des Betrachters ab.

Aber auch das ist nichts Neues. Ist es nun für einen Mann besser, groß oder klein zu sein? Viele würden dazu neigen, daß Größe sticht - schließlich wählen die Frauen lieber die größeren Männer und lassen die kleineren eher links liegen. Wenn man sich aber die Großen der Weltgeschichte anschaut, kann man nicht übersehen, daß hierbei die kleineren Männer eindeutig in der Überzahl sind. Spitzfindige Psychologen haben daraus geschlossen, daß kleine Männer sich minderwertig fühlen und aus dieser Minderwertigkeit heraus enorme Energien mobilisieren, die sie dann schließlich "groß" machen. So gesehen ist körperliche Größe also eher ein Mangel und Minderwuchs von Vorteil.

Diese Art von Wettbewerb und Ausgleich findet ständig statt, beim Wetter, in der Natur und in der menschlichen Gesellschaft. Bis vor kurzem war noch ehernes Gesetz, daß Frauen zu Hause und erst recht in der Öffentlichkeit nichts zu sagen haben, sie waren von Rechts wegen nicht geschäftsfähig und mußten beispielsweise bis in die Fünfzigerjahre des letzten Jahrhunderts in Westdeutschland ihren Mann fragen, wenn sie eine Arbeit aufnehmen wollten.

Inzwischen machen mehr Mädchen als Jungen Abitur, studieren mehr Frauen als Männer, wir haben eine Frau als Bundeskanzler, die ihren Job anscheinend sehr gut macht, und es würde mich nicht wundern, wenn es bald auch mehr weibliche Führungskräfte geben würde - Anzeichen dafür gibt es genug, etwa in der Wissenschaft (» "Die Zeit der Frauen ist angebrochen") oder in der Industrie: bei der » Adolf Würth GmbH & Co. KG hat die Tochter Bettina die Nachfolge bereits angetreten, bei der » Badische Stahlwerke GmbH wird es bald so sein - beides sind deutsche Vorzeigeunternehmen, die Schwächen erkannt, diese als Chance begriffen und daraus Stärken entwickelt haben:

Wie haben Sie diese Produktivität erreicht?

Indem wir in den zurückliegenden 25 Jahren enorm in Ausbildung und Weiterbildung investiert haben. Das haben wir von den Japanern gelernt, die damals eine doppelt so hohe Pro-Kopf-Leistung hatten. In Arbeitsorganisation und Ausbildung waren die uns weit voraus. Außerdem haben wir, teils freiwillig, teils gezwungenermaßen, selbst an den vielen kleinen Schräubchen in der Produktionstechnik gedreht und uns nicht jedes Mal einen großen Anlagenbauer ins Haus geholt. Etliche Anlagen haben wir selbst gebaut, Automation und Roboter hier entwickelt und betriebssicher gemacht. Mit den Jahren wurden wir auch dadurch Kosten- und Technologieführer. Heute verkaufen wir anderen unser Know-how.

» Vom Biotop zum Weltmarkt

Ein Mangel kann also Energie und Kreativität freisetzen und dadurch zu einem Vorteil führen, der seinerseits wiederum diejenigen, die dadurch in Rückstand geraten, anspornt. Das wussten die Chinesen schon vor Tausenden von Jahren: das Orakelbuch » I Ging, auch genannt "Buch der Wandlungen", geht von einem ständigen Zyklus aus und warnt ausdrücklich, wenn ein Gipfel erreicht wird, weil nämlich anschließend notwendig der Abstieg erfolgt, während angesichts einer Talfahrt die Gewissheit geäußert wird, daß diese nicht ewig dauern könne und wiederum notwendig zu einem Aufstieg führen müsse.



Schurken


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Personenkult: Mao · © 2008
 
� Personenkult: Mao
Auch die Jugend beherrscht die Geste: schaut alle her, ich bin der Größte! · © 2008
 
� Auch die Jugend beherrscht die Geste: schaut alle her, ich bin der Gr��te!
Erst allm�hlich begreifen wir, da� die Grenzen der menschlichen Erfindungskraft noch keineswegs erreicht sind, im Gegenteil: erst die Schwierigkeiten und der Mangel �ffnen die T�ren zu ungeahnten neuen M�glichkeiten. So gesehen mu� man Herausforderungen und Probleme begr��en und sogar herbeiw�nschen, wenn sie sich nicht automatisch einstellen w�rden, weil sonst die Kreativit�t nicht herausgefordert werden w�rde und ein Fortschritt unm�glich w�re.

Wie w�rde sich die Welt entwickeln, wenn alle Energien und Ressourcen, die heute in destruktive Aktivit�ten investiert werden (Terror, Krieg, Drogenverbrauch, Mobbing usw.), zu positiven Aktivit�ten f�hrten? Diese Frage ist nat�rlich ebenfalls nicht neu und immer wieder gestellt worden: eine der �ltesten �berlieferten � Utopien ist die � Politeia � Platons, die vor etwa 2700 Jahren geschrieben wurde - abgesehen von den Utopien, die sich in den religi�sen �berlieferungen der Menschheit niedergeschlagen haben. Ich schlie�e daraus, dass es sich hierbei ebenfalls um eine menschliche Sehnsucht handelt, die trotz aller negativen Erfahrungen nicht unterzukriegen ist, offenbar weil der Mensch sp�rt, da� diese Sehnsucht durchaus das Potential zur Realisierung hat. Die Schwierigkeiten sind zwar enorm und m�gen un�berwindbar erscheinen, aber vermutlich sind sie es nicht.

Die b�sen Buben, die f�r das Elend und Leid der Welt zumindest in Teilen verantwortlich sind, sehen durchaus, da� ihre Rolle erb�rmlich und scheu�lich ist - wie sonst w�re es etwa zu erkl�ren, da� einer, der im Verbrechen eine Spitzenposition erreicht hat, f�r seinen Sohn eine b�rgerliche Laufbahn vorzieht?

SPIEGEL ONLINE: Wie sollen wir Sie als Boss ansprechen?
Capo: Ich bin ein Medaglione, der h�chste Grad, den man bei uns erreichen kann. Nennen Sie mich doch einfach Fedele. [...]
SPIEGEL ONLINE: Wissen Ihre Frau und Ihre Kinder eigentlich, womit Sie Ihr Geld verdienen?
Capo: Sie sehen es. Sie wissen es. Aber sie sagen nichts.
SPIEGEL ONLINE: Soll Ihr Sohn einmal den gleichen Weg gehen?
Capo: Nein. Ich m�chte, dass er Arzt wird oder Anwalt.

� "In Deutschland f�hlen wir uns sehr wohl"

Recht hat der Mann, denn das B�se hat keine Zukunft. Bisher sind alle Verbrecher ausnahmslos gescheitert - ob man sie als solche gesehen hat oder nicht - die ber�hmten Staatsm�nner � Napoleon, � Hitler, � Stalin und � Mao, um nur ein paar zu nennen, die besonders viele Menschen auf dem Gewissen haben, sind gute Beispiele f�r meine These: es sind arme und verzweifelte � Loser, die nicht wussten, wof�r es sich lohnt zu k�mpfen, und die daf�r einen hohen Preis bezahlt haben, indem sie sich mit unglaublicher Schuld beluden, was ihre Seele zweifellos exakt registriert hat. Man m�chte nicht in ihrer Haut gesteckt haben.

Stalins Tochter Swetlana Allilujewa wurde zu dem sterbenden Diktator auf dessen Datscha in Kunzewo gerufen und sagte �ber Stalins Ende: "Vater starb schrecklich und schwer. Gott gibt den Gerechten einen leichten Tod."

� Stalin

Man kann sich nicht selbst betr�gen, der Moment der Wahrheit kommt, er kommt im Schlaf, der Alptr�ume produzieren kann (sehr sch�n inszeniert, aber nicht thematisiert in � Ingmar Bergmans Alterswerk � Sarabande, der Fortsetzung von � Szenen einer Ehe), er kommt sp�testens beim Tod.



Depression


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Dürer: Ritter, Tod und Teufel (Ausschnitt) · © 2008
 
» Dürer: Ritter, Tod und Teufel (Ausschnitt)
Man muß vor dem Tod keine Angst haben, wie schon » Epikur bemerkte:

Das schauerlichste Übel also, der Tod, geht uns nichts an; denn solange wir existieren, ist der Tod nicht da, und wenn der Tod da ist, existieren wir nicht mehr.

» Epikur

Der gute Philosoph hat leider zwei ganz wesentliche Einzelheiten übersehen, wofür er aber nicht gescholten werden soll, weil das nicht offensichtlich und schon gar nicht durch bloßes Denken zu ergründen ist: erstens darf man annehmen, daß der Sterbende, bevor der Tod eintritt, bei vollem Bewußtsein, über sich selbst richtet, indem er sein ganzes Leben noch einmal wertend erlebt (» Nahtod-Erfahrung), und zweitens ist die Seele unsterblich, sie schleppt also gegebenenfalls eine gewaltige Hypothek mit sich, an der man nicht tragen möchte - wobei die moderne Wissenschaft natürlich gar nicht weiß, was die Seele ist, und insofern darüber nichts aussagen kann, sondern lieber den bequemen Ausweg wählt und deren Existenz kurzerhand leugnet.

So schön kann das Resultat eines Verbrechens gar nicht sein, daß es sich angesichts des Todes lohnen könnte - leider denkt niemand daran, wenn er seiner Seele etwas antut. Denn wenn auch im Leben nichts gewiß ist, so doch eines: Sterben müssen wir alle, todsicher, ausnahmslos. Mediziner, die sich mit Sterbenden beschäftigen, wissen genau, wie sich das anfühlt:

Was Marcus Schlemmer und Matthias Gockel beschreiben, ist ein Kulturwandel: Von einer Medizin, deren oberster Zweck es ist, Leben zu verlängern, zu einer Medizin, deren Ziel es ist, die Leiden der Patienten zu lindern. Es ist ein Prozess, der Ärzten und Schwestern einiges abverlangt, zum Beispiel, existenzielle Fragen nicht mit medizinischem Fachwissen abzutun. "Man muss in der Lage sein, sich mit seinem eigenen Tod auseinanderzusetzen", sagt Marcus Schlemmer. "Wer das verdrängt, kommt mit der Situation nicht zurecht. Man kann sich nicht emotional abschotten wie ein Chirurg. Die Erfahrung, täglich mit sterbenden Menschen umzugehen, beeinflusst mein Leben. Wir lernen hier von den Patienten, dass am Ende das Sportboot, die Villa oder der Titel als Universitätsprofessor nicht das Wesentliche sind, sondern die Begegnungen mit Menschen."

» Zeit zu leben, Zeit zu sterben

Die negative Aussage ist sicherlich richtig und überhaupt nicht neu und überraschend, sondern im Gegenteil altbekannt: alles Irdische ist eitel. Die positive Aussage ist hingegen etwas merkwürdig. Ob der Arzt die Sache schon richtig verstanden hat? Freilich, wo und von wem könnte er erfahren, worauf es wirklich ankommt? Seine Sterbenden wissen es doch auch nicht, sie wissen inzwischen nur, was es mit Sicherheit nicht ist.

Womit ich wieder bei meiner Frage bin: Was sind die Beweggründe, die Menschen antreiben, warum streben sie alle nach oben, warum wollen sie alle die Größten sein, koste es was es wolle, warum spannen sie unter Umständen rücksichtslos Tiere für ihre Zwecke ein?

Die Antwort ist meines Erachtens ziemlich einfach. Es ist immer dasselbe, und das kann auch gar nicht verwundern, weil wir im Grunde alle gleich sind. Zwar haben wir ganz verschiedene Anlagen mitbekommen und unterschiedliche Erfahrungen gemacht und daraus wiederum ganz unterschiedliche Schlüsse gezogen, so daß wir in jeder Hinsicht ganz individuell sind, nämlich insofern als keine zwei Menschen einander gleichen, weder heute noch in der Vergangenheit noch in der Zukunft.

Zudem ist jeder in seinem Körper eingeschlossen, kann also nur für sich sprechen und nur bedingt für den anderen. Das ist auch richtig so, weil jeder, zumindest als Erwachsener, nur für sich selbst verantwortlich sein kann. Was bei Kindern als natürlicher Egoismus gilt und für dieses Alter durchaus entschuldigt wird (» Kleinkinder können nicht fair sein), findet sich jedoch auch bei Erwachsenen gleichermaßen, und zwar durchgängig:

Ich, ich, ich! Ich, ich, ich! Ich bin der Größte! Ich zeige euch allen, daß ich besser bin! Ich will gewinnen! Ich will im Rampenlicht stehen, ich will auf dem Treppchen ganz oben sein, ich möchte mich - einmal wenigstens, am besten aber für immer - überlegen fühlen, glücklich sein, mich entspannen können. Manchmal verkleidet sich der Ehrgeiz auch als: Ich bin der Geringste unter euch, ich bin am demütigsten, ich opfere mich am meisten auf - es ist zu offensichtlich, daß auch hier derselbe Mechanismus am Werke ist, lediglich mit anderem Vorzeichen.

Nun könnte man den warnenden Zeigefinger erheben und "böse, böse, böse" rufen, aber das wäre ganz unangemessen, denn diese Eigenschaft des Menschen ist höchst interessant und kann sowohl Gutes wie auch Böses bewirken. Warum das so ist, und was das für die Pferdewelt bedeutet, kann ich erst im nächsten Artikel dieser Folge erörtern.



Quellen / Verweise


  1. » Fußball
  2. » 265 Millionen spielen weltweit Fussball
  3.  "Es besteht unbedingt Handlungsbedarf"
  4. » Robert Pirsig
  5. » Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten
  6. » Tao
  7. » Win-Win
  8. » Evolutionstheorie
  9. » Charles Darwin
  10. » Richard Dawkins
  11. » Das egoistische Gen
  12. » "Die Zeit der Frauen ist angebrochen"
  13. » Adolf Würth GmbH & Co. KG
  14. » Badische Stahlwerke GmbH
  15. » Vom Biotop zum Weltmarkt
  16. » I Ging
  17. » Utopie
  18. » Politeia
  19. » Platon
  20. » "In Deutschland fühlen wir uns sehr wohl"
  21. » Napoleon
  22. » Hitler
  23. » Stalin
  24. » Mao
  25. » Loser
  26. » Ingmar Bergman
  27. » Sarabande
  28. » Szenen einer Ehe
  29. » Epikur
  30. » Epikur
  31. » Nahtod-Erfahrung
  32. » Zeit zu leben, Zeit zu sterben
  33. » Kleinkinder können nicht fair sein
  34.  Tu Gutes und rede darüber, Spenden für den guten Zweck - Bexter Hof Open freut sich auf Ihren Besuch
      Ausgabe 479 · Teil 1
  35.  Wo und wie kann ich Gutes tun?, Die Umsetzung des Philanthropie-Konzepts
      Ausgabe 480 · Teil 2
  36.  Spenden sind Glücksbringer, Kontakte, Schicksale, Initiativen und Integration
      Ausgabe 484 · Teil 3
  37.  Heilung und Linderung, Fallgeschichten und Randbedingungen des Pferdeeinsatzes im Gesundheitswesen
      Ausgabe 485 · Teil 4
  38.  Zwang und Gewalt, Springsport, Stierkampf und Bewußtseinswandel
      Ausgabe 486 · Teil 5
  39.  Immer feste druff, Über Gewalt in der Erziehung beim Menschen und beim Tier
      Ausgabe 487 · Teil 6
  40.  Schmerz und Lust, Wie Hilfsmittel aus der Pferdeszene genutzt werden können
      Ausgabe 490 · Teil 7
  41.  Doping und Befriedigung, Menschliche Bedürfnisse und die Hölle der Pferdemädchen
      Ausgabe 491 · Teil 8
  42.  Das Glück der Erde, Über das Lernen, Erziehung und die Glückseligkeit
      Ausgabe 492 · Teil 9


Abbildungen

  Werner Popken und wie angegeben



Leserresonanz


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1 Leserresonanz zu Ausgabe 493 vom 07.09.08


Leserbrief  2007 zu Ausgabe  493
08.09.08



An die Redaktion

Hallo Herr Popken!

Ihr aktueller Artikel (08.09.08) hat mich sehr ins Nachdenken gebracht und mir einige Denkanstöße gegeben. Dafür wollte ich Ihnen DANKE sagen.

Liebe Grüße. Karin Kelly Rupprecht, Neukirchen
(» www.meinPferdetraum.de)



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