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Heimspiel bei Kasselmann Horses & Dreams: Unternehmer in Sachen Pferd von › Werner Popken
Zu den Themen Dressursport, Springsport |
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Kasselmann? Das ist ein Unternehmer, betonte der Vorsitzende der » Bundesvereinigung der Berufsreiter, Burkhard Jung, bei seiner Würdigung anläßlich der Preisverleihung des Bundeschampionats der Berufsreiter Dressur. Damit meinte er, daß auf dem » Hof Kasselmann unternehmerisch gedacht und gehandelt wird, und er nahm seine Begeisterung über die geglückte Veranstaltung » HORSES & DREAMS 2008 zum Anlaß, mit den Deutschen ins Gericht zu gehen, die bekanntlich immer nur jammern und nichts zustandebringen, ganz im Gegensatz zu Kasselmann und seinen Leuten.
In der Tat ist erstaunlich, was sich in diesen Tagen in Hagen am Teutoburger Wald abgespielt hat. Jede Menge Turniere, vor allem Springen und Dressur, dazu Rummel, Ausstellungen, Lifestyle, Shows - eine bunte Mischung, die (vermutlich auch dank der schönen Wetters) sage und schreibe 54.000 Zuschauer angelockt hat, die - Sie denken an den Unternehmer? - je 15 EUR Eintritt gezahlt haben, wobei das Konzert mit den » Beach Boys natürlich nicht inbegriffen war - dafür wurden noch einmal 85 EUR fällig (das Konzert war mit 3000 Plätzen ausverkauft). Nicht zu vergessen das Schnäppchen-Angebot für VIPs: Tageskarte zu 150 EUR.
Ein Unternehmer veranstaltet nicht nur etwas - das können viele - er erfindet ein neues Produkt und am besten noch gleich die Marktnische dazu, die dieses Produkt bedient. In diesem Sinne kann man "Horses & Dreams" als eigenständiges Produkt definieren. Kern der ganzen Veranstaltung ist sicherlich das Turnier oder besser die Fülle an Turnieren, wobei sich Kasselmann im Laufe der vergangenen zwölf Jahre immer mehr "hochgedient" hat. Denn je hochkarätiger die Ausschreibungen, desto prominenter die Teilnehmer. So nahm er sich letztes Jahr vor, die Springwettbewerbe international zu öffnen. Zwar fehlten wegen des gleichzeitig stattfindenden Weltcupfinales in Göteborg einige prominente Springreiter, dafür waren aber mit einer Ausnahme sämtliche deutschen Dressur-Aspiranten auf die Olympischen Spiele in Hongkong am Start. Insgesamt waren Teilnehmer aus 30 Nationen gekommen. Und wieder hat Kasselmann geglänzt. In diesem Jahr war erstmals der NDR live dabei und hat 85 Mitarbeiter abgeordnet.
Der Weg dahin hat nur zwölf Jahre gedauert und begann 1997 mit einem internationalen Ponychampionat, das immerhin auch schon 20.000 Besucher angelockt hatte. Schon damals hatte Hausherr Ulrich Kasselmann schlankweg verkündet, Europameisterschaften und Weltmeisterschaften für Großpferde seien für ihn kein Problem, schränkte aber ein, er habe sich der Jugend verschrieben und das solle so bleiben (» Die Geschichte von Horses & Dreams). Davon kann keine Rede mehr sein. Die Veranstaltung wurde inzwischen so umfangreich, daß in diesem Jahr die Jugend sogar vollständig ausgeklammert werden mußte. Dafür bekommt der Nachwuchs vom 26. bis 29. Juni eine eigene Veranstaltung.
Bekanntlich wurden überraschenderweise die Europameisterschaften Dressur im Jahre 2005 auf dem Hof Kasselmann abgehalten, als nämlich die geplanten Spiele in Moskau 14 Tage vor dem Termin abgesagt wurden. Was kaum jemand für möglich gehalten hatte: Aus dem Stand realisierte Kasselmann die Veranstaltung und zog sie zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten durch. Na bitte, wer sagt's denn? Hier wird nicht geprahlt, hier wird umgesetzt.
Im Jahre 2002 wurde die Marke "Horses & Dreams" erfunden, es gab erstmals ein musikalisches Rahmenprogramm, damals für die Jugend, während in diesem Jahr die schon sehr reife Jugend angesprochen war, die sich für die angeblich "ewig jungen" Beach Boys interessieren. Daß es sich bei den legendären Beach Boys um eine ganz andere Gruppe gehandelt hat, weiß heute wahrscheinlich niemand mehr. Macht ja auch nichts, es geht ja nur darum, das Publikum einzuseifen, und das klappt bekanntlich fast immer prima. Selbst Monty Roberts wurde bemüht, obwohl es eigentlich keinen gesonderten Programmpunkt gab, aber der Name und das Konterfei müssen es bringen. Neuerdings tritt er wohl unter dem Begriff "Horsegentler" auf - was es nicht alles gibt!
Seine Einladung hängt sicher vor allem mit dem neuen Konzept zusammen - schließlich muß das Etikett "Horses & Dreams" mit Leben gefüllt werden. Seit 2006 wird dazu jeweils ein Gastland eingeladen - zunächst Oman, dann im vergangenen Jahr China, in diesem Jahr die USA. Die schickten einige hochkarätige Reiter, den Rest mußte die Truppe von » Pullman City füllen. Thema war der Alltag im Wilden Westen um 1750 - man konnte sich gruseln ob der Primitivität des dargestellten Lebens. Daher also die Beach Boys; eröffnet wurden die Spiele mit einem ökumenische Gottesdienst am Mittwoch, dem ein Konzert des Louisiana Gospel Choir folgte. Ach ja, deutsche Zuchtverbände stellten ihre Westernpferde vor. Ansonsten wimmelte es von Klischees: Elvis, Saloons, Stetson-Hüte überall. Offenbar ganz nach dem Geschmack der Massen.
Im nächsten Jahr findet die 2000-Jahr-Feier der » Schlacht im Teutoburger Wald statt; ein heikles Thema, wurden doch damals den Römern die Lust an der Eroberung Germaniens ausgetrieben. Kasselmann möchte sich im weiteren Sinn an den Feierlichkeiten der Stadt Osnabrück beteiligen und aus diesem Anlaß die Italiener einladen - wen denn auch sonst?
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