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Bericht Zum Thema Hufpflege · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 463.08 der Pferdezeitung vom 10.02.08
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 Das Pferd, das unbekannte ... 
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Hufbeschlag unterwegs 
Günter Wamser, Der Abenteuerreiter · © 2008
 
» Hufbeschlag unterwegs
Günter Wamser, Der Abenteuerreiter

    Das Pferd, das unbekannte Wesen   
    Über den Beginn eines neuen Zeitalters   
von © 2008  Werner Popken

Teil 1:  Im Namen des Volkes: Zum Huf
Teil 2:  Der Huf - mit und ohne Technik
Teil 3:  Hochleistungs-Barhufe
Teil 4:  Mein Pferd geht barfuß und fühlig
Teil 5:  Barfuß - Glaubensfrage?
Teil 6:  Meine Box - deine Box
Teil 7:  Das Geheimnis des Hufs


Zum Thema Hufpflege


Vor drei Wochen habe ich » Pete Ramey erzählen lassen, wie sein gesamtes Weltbild innerhalb kürzester Zeit zusammengebrochen ist, als er das erste Mal wilde Pferde beobachtete. Dabei hatte dieser Mann denkbar viele Erfahrungen gesammelt und unglaublich viel gelernt. Nach seiner Einschätzung haben wir »noch nicht einmal die Spitze des Eisbergs berührt«. Wir wissen ihm zufolge nicht nur kaum etwas über Hufe, das ganze Wesen der Pferde ist uns eigentlich unbekannt.

Zu dieser Einschätzung trug ganz wesentlich die durch unmittelbare Anschauung gewonnene Erkenntnis bei, daß eingefangene Mustangs schon nach sechs Wochen nur noch ein Schatten ihrer selbst sind, obwohl sie unter Umständen gehalten werden, die für Hauspferde nach seinen eigenen Standards als optimal gelten. Dieser Besuch wilder Pferde in ihrer Heimat hat sein Weltbild vollständig erschüttert. Ist das verwunderlich?

Wenn man der Ansicht ist, daß unsere Existenz im wesentlichen mechanistisch ist, daß wir selbst und alle anderen Lebewesen nichts weiter sind als etwas kompliziertere Maschinen, stellt sich lediglich die Frage, unter welchen Bedingungen sich diese Maschinen optimal entfalten können. Man kann sich dann noch darüber streiten, was der Begriff »optimal« genau zu bedeuten hat, aber ansonsten kann die Akte geschlossen werden. Viele Menschen meinen, daß der Fortschritt der Wissenschaft keine andere Ansicht zuläßt. Leben heißt für diese ein Zusammenwirken von biochemischen und physikalischen Zuständen und Abläufen, deren genaue Gesetzmäßigkeiten eines Tages vollständig aufgeklärt sein werden und keinerlei Ursachen und Eingriffe außerhalb dieser naturwissenschaftlich erfaßbaren Rahmenbedingungen zuläßt.

Diese Ansicht ist jedoch offensichtlich unhaltbar. Maschinen sind zweckmäßig, aber sie haben keine Seele, sie mögen vielleicht schön sein (schöne Autos: » Im Beauty-Salon), aber sie können nichts zum Ausdruck bringen wie etwa ein Ballettänzer oder ein Dressurpferd. Die für uns Menschen eigentlich begeisternde Wirkung geht nämlich über das rein Mechanische, das bloß Antrainierte, das lediglich Beigebrachte weit hinaus und wirft Fragen nach dem Geheimnis der Existenz, der Schönheit, der Würde, der Größe auf.

Auch Pete Ramey gehört offenbar nicht zu diesen Vulgärmaterialisten, denn »objektiv« ging es den eingefangenen Mustangs ja bestens und trotzdem erfaßte er deren desolate Situation auf den ersten Blick. Daran gab es für ihn auch nichts zu beschönigen: Der ergreifende Zauber der Pferde, der ihn in der Wildnis so vollkommen überrascht und unmittelbar gefangengenommen hatte, war unter diesen Umständen, offensichtlich dadurch verursacht, unwiederbringlich verschwunden und hatte einem Elend Platz gemacht, das ihm das Herz brach. Aus freien, stolzen und schönen Kreaturen waren gebrochene geworden.

Einen solchen Kontrast können wir hierzulande gar nicht erleben. Dabei gibt es auch bei uns schon seit vielen Jahren eifrige Aktivisten (» LAG e.V. (Laufstall-Arbeits-Gemeinschaft für artgerechte Pferdehaltung)), die sich dafür einsetzen, daß die Haltungs- und Lebensbedingungen der Pferde sich nach deren Bedürfnissen zu richten haben und nicht nach denen der Besitzer. Dabei darf man Letzteren keineswegs unterstellen, daß sie ihre Lieblinge bewußt oder unbewußt vernachlässigen - ganz im Gegenteil, denn von deren Wohlbefinden hängt schließlich oft eine ganze Menge ab.

Die extrem teuren Sportpferde, die bei uns grundsätzlich ausschließlich in Einzelboxen gehalten werden und in den meisten Fällen niemals auf die Weide kommen, und wenn schon, dann alleine, um das Risiko einer Verletzung auszuschließen, werden gehegt und gepflegt, besitzen vielleicht sogar ihren eigenen Osteopathen, ihren eigenen Tierarzt, ihren eigenen Trainer, auf jeden Fall aber ihren eigenen Betreuer, und alle Beteiligten strengen sich nach Kräften an, es diesem Pferd so angenehm wie möglich zu machen. Trotzdem muß man fragen: Geht es diesen Pferden gut? Werden ihre natürlichen Bedürfnisse erfüllt? Und wenn nicht: Können die das vertragen?

Denn schließlich leben wir auch nicht mehr so, wie die Natur uns einst gemacht hat. Die meisten Menschen verbringen die meiste Zeit ihres Lebens innerhalb von Häusern, nicht an der frischen Luft. Sie haben ihre Privatwohnungen, arbeiten in Büros oder Werkstätten oder Fabrikhallen, gehen abends vielleicht ins Kino oder in die Kneipe, ins Fitneßstudio oder auch mal in den Wald, aber überwiegend halten sie sich in Innenräumen auf - vermutlich gibt es sogar ziemlich umfangreiche Statistiken darüber. Diese Lebensweise ist für Menschen zweifellos hochgradig unnatürlich. Der Mensch hat sich seine eigene Umwelt geschaffen, und meistens ist die Frage gestattet, ob diese in der Weise »optimal« ist, wie Pete Ramey die Lebensbedingungen der eingefangenen Mustangs als »optimal« bezeichnete?

Wenn man die Frage so versteht, wird man zweifellos antworten müssen, daß die Lebensbedingungen der Menschen generell denkbar schlecht sind, und das drückt sich auch unmittelbar in ihrem Sein aus, vergleichbar mit dem Zustand der eingefangenen Mustangs. Die meisten von uns laufen bedrückt und betrübt durchs Leben, sind unzufrieden und unglücklich, sehnen sich nach etwas, das sie weder genau bestimmen noch umsetzen können - wir sind also im Grunde nur ein Schatten unserer selbst, weit entfernt von dem, was wir sein könnten - so wie die von der » BLM zur »Adoption« eingefangen Mustangs nach Pete Rameys Empfinden ihren Stolz, ihr Feuer, ihr Temperament, ihre Lebensfreude verloren hatten.




Normalzustand


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Tiermaler im Jardin des Plantes, aus der Zeitschrift L
 
» Tiermaler im Jardin des Plantes, aus der Zeitschrift L'Illustration, August 1902
Przewalski-Pferde (Takhis) GNU FDL · © 2008
 
» Przewalski-Pferde (Takhis) GNU FDL
Przewalskipferd GNU FDL · © 2008
 
» Przewalskipferd GNU FDL
Dieser suboptimale Normalzustand des Normalmenschen kann aber noch deutlich verschlechtert werden, indem man ihn zum Beispiel einsperrt. Und auch das kann noch verschärft werden, nämlich durch » Einzelhaft und Unterdrückung jeglicher Kommunikation und zwischenmenschlicher Beziehung (» Isolationshaft). Die langfristigen Wirkungen der Unterbindung zwischenmenschlicher Kontakte sind vielfältig und führen in letzter Konsequenz sogar zum Tode.

Nun haben wir ja inzwischen gelernt, daß die Menschen gar nicht so sehr verschieden sind von den Tieren. Wenn Isolation und » Freiheitsentziehung unser Wohlbefinden so stark beeinträchtigen, daß diese Mittel zur ultimativen » Straf- und » Foltermethoden entwickelt werden können, könnte man annehmen, daß die Verhältnisse bei Tieren nicht viel anders sind, insbesondere bei solchen, die in Herden leben. Insofern dürfte die Beobachtung Pete Rameys also gar nicht verwundern. » Freiheitsberaubung hat vermutlich immer den unmittelbaren Verlust vitaler Kräfte zur Folge, zumindest dann, wenn sie mit Hoffnungslosigkeit verbunden ist.

Bekanntlich verhalten sich Tiere in Gefangenschaft typischerweise völlig anders als in Freiheit, was die Frage der Haltung von Tieren in » Zoos inzwischen zu einem sehr kontroversen Thema gemacht hat. Der Anblick der eingesperrten und in vielerlei Hinsicht beeinträchtigten Tiere kann einen empfindsamen Menschen eigentlich nicht unberührt lassen. Das berühmte Gedicht » Der Panther von » Rainer Maria Rilke geht auf einen Besuch der » Ménagerie du Jardin des Plantes zurück, des ältesten wissenschaftlichen Zoos der Welt.

Selbstverständlich sind die heutigen Zoos aufgeklärt und versuchen, ihren Tieren die unter den gegebenen Umständen bestmöglichen Lebensbedingungen zu verschaffen und zugleich für die in Freiheit lebenden Exemplare nützlich zu werden - was ich als eine Art Kompensation verstehe. Außerdem darf nicht unerwähnt bleiben, daß einige Tierarten, unter anderen die » Takhi, nur deshalb bis heute haben überleben können, weil einzelne Exemplare in Zoos erhalten worden sind. Der berühmte englische Tierfänger » Gerald Durrell, der für alle britischen Zoos gearbeitet hatte, gründete schließlich seinen eigenen Zoo, den » Jersey Zoo - Durrell Wildlife Conservation Trust, der ausschließlich der Erhaltung aussterbender Tierarten gewidmet ist.

Wenn wir davon ausgehen, daß wilde Tiere in Gefangenschaft niemals die Ausstrahlung gewinnen können, die sie natürlicherweise besitzen, und diese Hypothese auf den Menschen übertragen, ergibt sich sofort die Konsequenz, daß erstens kein Mensch auf dieser Erde in diesem Sinne »wild« lebt - Menschen leben normalerweise in Gesellschaften und sind dort Zwängen unterworfen, wobei diese Zwänge in primitiven Gesellschaften sogar noch viel stärker wirken als in einer modernen anonymen Großstadt, wo es gelingen mag, sich den meisten Forderungen der Gesellschaft zu entziehen. Zweitens besteht Freiheit und die Möglichkeit zur Entwicklung nicht in der Abwesenheit sämtlicher Zwänge, sondern im Vermögen, innerhalb eines gegebenen Rahmens die vorhandenen Mittel optimal zum Ausdruck zu bringen.

Um diese etwas abstrakte Überlegung mit Leben zu füllen, stellen wir uns ein Theater mit sämtlichen technischen Möglichkeiten vor, wo man also die herrlichsten Aufführungen hätte veranstalten können, dessen Personal jedoch absolut ausgebrannt ist und sich nur noch mit Hilfe von Drogen aufrechterhalten kann. Was kann man dort erwarten? Demgegenüber denken wir uns eine Schauspieltruppe aus Laien auf einer kleinen Insel, spontan aus einer Urlaubslaune geboren, die auf jegliche Hilfsmittel verzichten muß, jedoch den Lebensnerv der Teilnehmer trifft. Wo werden wir das bessere Theater erleben? Welches Schauspiel wird uns mehr anrühren? Diese Frage ist für mich nicht ganz rhetorisch, weil ich mehrere Beispiele für beide Varianten erlebt habe, etwa spontane Rollenspiele während eines Aufenthaltes im Landschulheim.



Freiheit


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Ja, eine kleine Racheaktion, ich habe meine Schwiegermutter von Picasso malen lassen. · © 2008
 
» Ja, eine kleine Racheaktion, ich habe meine Schwiegermutter von Picasso malen lassen.
Ohne Worte, Maurice Henry · © 2008
 
» Ohne Worte, Maurice Henry
Georg, ich weiß nicht, wie Du dazu stehst, aber ich habe die Moderne Kunst jetzt satt.<br>R. Taylor, New Yorker, 1950 · © 2008
 
»  Georg, ich weiß nicht, wie Du dazu stehst, aber ich habe die Moderne Kunst jetzt satt.
R. Taylor, New Yorker, 1950
Gerade die Fähigkeit, sich über objektive Beschränkungen zu erheben und trotz aller Schwierigkeiten grandiose Schöpfungen zu erschaffen, führte zum modernen Mythos des armen Künstlers, der nur so lange groß ist und bedeutende Werke schafft, wie er in Armut lebt, seine schöpferische Fähigkeit jedoch verliert, sobald Anerkennung, Ruhm und Geld über ihn hereinbrechen.

Dieser Mythos ist natürlich falsch, enthält aber doch einen wahren Kern. Das künstlerische Feuer ist unabhängig von äußeren Beschränkungen, die Segnungen der Gesellschaft hingegen durchaus zweifelhaft und fähig, den vitalen und gesunden Künstler zu korrumpieren und letzten Endes zu zerstören - wie beispielsweise die Hollywood-Stars ständig in aller Öffentlichkeit beweisen.

Es gibt sogar die Behauptung, daß Kunst ohne Grenzen gar nicht möglich ist. Pablo Picasso war zum Beispiel der Meinung, daß Kunst sich immer gegen irgend etwas auflehnen müsse und deshalb der Wegfall aller Beschränkungen und Grenzen, wie er für die moderne Akademiesituation charakteristisch ist, für die Kunst tödlich sein müsse. Diese Behauptung trifft vielleicht nicht auf jeden Künstler zu, zeigt aber, welche Energie aus dem Kampf gegen Beschränkungen gewonnen werden kann, die anderweitig gar nicht zur Verfügung gestanden hätte. So sind mehrfach Fälle extremer körperlicher Beeinträchtigung bezeugt, die durch Willensanstrengung überwunden wurden und infolgedessen zu sportlichen oder künstlerischen Höchstleistungen führten; diese wären vermutlich ohne die Behinderung gar nicht angestrebt und deshalb auch nicht erreicht worden.

Picasso hatte übrigens unrecht mit seiner Unterstellung, daß sämtliche Grenzen weggefallen seien. Das sah nur auf den ersten Blick so aus. In Wirklichkeit haben die jeweils siegreichen Neuerer neue Grenzen aufgestellt, gegen die dann die Jüngeren erfolgreich rebellieren konnten. So gab es nach dem Zweiten Weltkrieg eine Diktatur der abstrakten Malerei, die dann einer Diktatur der populären Gebrauchsmalerei, genannt Pop Art, weichen mußte. In gewisser Weise ähnelt das Geschehen also dem Diktat der Mode, dessen herausragendste Merkmale ja gerade einerseits die Unerbittlichkeit und andererseits der Wandel sind. Ein weiteres Beispiel ist die immerwährende Auflehnung der Jugend. Wenn man nicht gegen irgend etwas rebellieren kann, erfährt man sich selbst und seine Grenzen nicht.

Übertragen auf die Tiere heißt das nun, daß die von Pete Ramey beklagte Zerstörung der vitalen Kräfte vielleicht zunächst unvermeidlich sind, jedoch keineswegs zwangsläufig dazu führen müssen, daß diese ein weniger erfüllendes Leben führen als ihre in Freiheit zurückgelassenen Kumpanen. Das Leben in Freiheit ist ja auch keineswegs ständig grandios, sondern den gleichen erniedrigenden und widerwärtigen Bedingungen unterworfen wie das Leben insgesamt. Der fiktive indianische Zauberer » Don Juan Matus des peruanisch-amerikanischen Anthropologen » Carlos Castaneda, der bei diesem in die Lehre gegangen sein will, schildert eine Begebenheit, die mir nie wieder aus dem Sinn gegangen ist und diese Situation ganz gut beleuchtet.

Castaneda ist sehr stolz, weil er meint, sich in diesem Zusammenhang richtig verhalten zu haben. Eine Freundin hatte einen verzogenen Stubenkater, der zum Tierarzt mußte; die Freundin hatte deswegen ziemliche Ängste und Gewissenskonflikte. Er konnte ihr dabei nicht helfen, brachte die beiden aber zum Arzt, und als sie aus dem Fahrzeug kletterten, entwischte der Kater und verschwand in der Kanalisation, woraufhin die Freundin sehr erleichtert war. Castaneda stellte sich nun vor, wie dieses Schmusetier zum Schrecken der Kanalratten mutieren und sein Leben in Freiheit in vollen Zügen genießen würde.

Zu seiner Überraschung stimmte sein Lehrer nicht zu, sondern nutzte die Gelegenheit zu einer Lektion. Der Krieger müsse sich stets sämtlicher Alternativen gewahr sein und im Bewußtsein dieser Alternativen blitzschnell entscheiden auch auf die Gefahr hin, die falsche Entscheidung zu treffen. Er müsse in jedem Fall die Konsequenzen so gut wie möglich überblicken und anschließend auch in vollem Umfang tragen. In Bezug auf den Kater heiße dies, daß dieser als verhätscheltes und dem Lebenskampf im Grunde gar nicht gewachsenen Haustier vermutlich innerhalb der nächsten Minuten von den durch den grausamen Überlebenskampf im Kanal gestärkten Kanalkatern oder auch von den nicht minder furchterregenden Kanalratten massakriert worden ist. Der Sprung in die vermeintliche Freiheit wäre in diesem Fall also ein Sprung in den Tod gewesen.



Geschäft


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Hannoveraner Hengst Romantic Boy GNU FDL · © 2008
 
» Hannoveraner Hengst Romantic Boy GNU FDL
Lionel Walter Rothschild und seine Zebras · © 2008
 
» Lionel Walter Rothschild und seine Zebras
Deutsche Offiziere in Ostafrika 1907 · © 2008
 
»  Deutsche Offiziere in Ostafrika 1907
Ein Dasein als Haustier muß also nicht unbedingt als Elend gewertet werden. Das sehen wohl auch die Haustiere selber so. Denn sie geben zwar ihre Freiheit und Unabhängigkeit auf, bekommen dafür jedoch Pflege und Nahrung, was als gutes Geschäft gelten könnte. Denn wenn die Tiere wirklich wollten, könnten sie in vielen Fällen ihre Freiheit durchaus wiedererlangen. Hunde und Katzen könnten beispielsweise ohne weiteres weglaufen, und auch Pferde dürften kaum zu halten sein, wenn sie wirklich verschwinden wollten. Aber gerade bei Katzen, die sich ja oft frei bewegen können, kann man den Eindruck gewinnen, daß sie sich umgekehrt ihre Menschen aussuchen und ausziehen, wenn es ihnen nicht mehr gefällt, um sich anderswo ein neues Zuhause zu suchen.

Im übrigen wird ja bis heute behauptet, daß man gewisse Tierarten gar nicht domestizieren könne. Dazu gehören auch Pferdeartige, etwa die Takhis und » Zebras. Als meine Eltern bauten, litten sie zunächst unter einer Kaninchenplage, weil sie gewissermaßen auf deren Grund und Boden gebaut hatten und diese sich nicht ohne weiteres vertreiben lassen wollten. Da kam mein Vater auf die Idee, aus den wilden Kaninchen Haustiere zu machen. Natürlich konnte er die erwachsenen Tiere nicht fangen, aber es war nicht allzu schwer, die Jungen aus dem Bau auszugraben. Nach mehreren Versuchen hat er es völlig entnervt aufgegeben. Die Kaninchen ließen sich so leicht nicht domestizieren. Sie fanden nach kürzester Zeit immer wieder Wege, in die Freiheit auszubrechen.

Vermutlich war er einfach nicht engagiert und nicht geschickt genug. Hinsichtlich der Zebras ist die Vermutung, daß diese sich nicht domestizieren lassen könnten, bereits mehrfach widerlegt worden. In einer anderen Ausgabe habe ich schon die Abbildung eines Zebra-Vierspänners des Baron Rothschild gezeigt und kann jetzt eine bessere Aufnahme präsentieren; außerdem habe ich im Spiegel ein Foto gefunden, das deutsche Soldaten zeigt, die mit Zebras beritten sind - na also, es geht doch. Man konnte diese Tiere offenbar davon überzeugen, daß ihr Leben auf diese Weise angenehmer ist.

Der Ekzentriker Rothschild war bekannt dafür, dass er die Strecke vom Museum zum Bahnhof in einer Kutsche zurücklegte, die von einem Zebragespann gezogen wurde. Auf Rothschilds Liebe zu Zebras weist auch das Zebra-Cafe im Museum hin, in dem Fotos von dressierten Zebras gezeigt werden. Rothschild züchtete Hybride aus Zebras und Pferden (Zebroide). Ein ausgestopftes Zebroid-Fohlen ist im Museum ausgestellt.
» Lionel Walter Rothschild, 2. Baron Rothschild

Wenn wir also nun annehmen, daß die »Versklavung« der Pferde als Hauspferde legitim und rechtens ist und lediglich den Rahmen festlegt, innerhalb dessen sich das Leben des Pferdes zu entfalten hat, wäre zu fragen, ob damit auch eine grundsätzliche Grenze gesetzt wird, so daß ein Pferdeleben sich unter diesen Umständen gar nicht optimal verwirklichen kann. Dem wird vermutlich jeder Pferdefreund widersprechen, der eine intensive Beziehung zu einem Pferd hat aufbauen können. Die Dressur, wie sie im Laufe der Jahrtausende in verschiedenen Spielarten entwickelt worden ist, richtet sich ja bekanntlich an natürlichen Ausdrucksweisen des Pferdes aus. Was das Pferd von Natur aus nicht ausdrücken kann, wird man in einer Dressur nicht hervorbringen können, und manch ein Pferd hätte sein Leben lang in freier Wildbahn manche Figuren nicht gezeigt, die es im Rahmen der Dressur lernt - einfach weil die entsprechenden Ausdrucksweisen an die passenden Gelegenheiten gebunden sind, die sich auch in der freien Natur nicht ständig ergeben.

So habe ich z. B. beeindruckende Fotoserien vom Connemara-Wallach meiner jüngeren Tochter geschossen, als ich meine neu erworbene Hannoveranerstute auf die Weide gestellt habe. Er spielte sich in einer Weise auf, die ich niemals vorher oder nachher gesehen habe und die natürlich auch nicht Bestandteil irgendwelcher Dressurübungen ist. Diese wiederum zeigte als alte Dame Feuer und Temperament, als der junge Westfalenhengst auf die Weide gestellt wurde, den ich einjährig als Spielkamerad für unseren eigenen Nachwuchs gekauft hatte.

Man muß aber natürlich nicht pausenlos Imponiergehabe üben, um ein erfülltes und pferdegerechtes Leben zu führen. Die meiste Zeit bewegen sich Pferde in Freiheit schrittweise, grasend, ruhend, dösend, spielend. Eine Wanderreise zu Pferd käme also dem natürlichen Leben ebenfalls sehr nahe und bietet zudem den großen Vorteil, daß Mensch und Pferd sehr viel Zeit miteinander verbringen.



Der Abenteuerreiter


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Günter Wamser · © 2008
 
» Günter Wamser
Criollos und Hund · © 2008
 
» Criollos und Hund
Vor 14 Tagen rief mich jemand an, um anzufragen, ob an einer Rezension Interesse bestünde. Es handele sich um den Bericht eines elfjährigen Wanderrittes durch Süd- und Mittelamerika bis zur Grenze von Mexiko zu den USA. Dann habe er seine Pferde abgeben müssen, weil diese die Einreisebedingungen nicht hätten erfüllen können. Im Moment sei er gerade in Deutschland, werde den Ritt aber im Frühjahr bis nach Alaska fortsetzen.

Da konnte ich natürlich nicht widerstehen und fragte den Weltenbummler, ob seine Pferde beschlagen gewesen seien. Ja, natürlich, kam es etwas befremdet zurück. Er habe seine Pferde selbstverständlich selbst beschlagen müssen. Daraufhin erzählte ich ihm von dem Reiter, der Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts von Südafrika nach Österreich geritten war und das ohne Eisen bewältigt hatte und natürlich von alledem, was uns in den vergangenen Wochen beschäftigt hat, auch vom neuesten Bericht über Pete Ramey und seinem Erweckungserlebnis bei den Mustangs in der Prairie.

Daraufhin erfuhr ich, daß der Anrufer in Südamerika Criollos benutzt hat, jetzt aber mit Mustangs weiterreitet, die er im Herbst vom BLM erworben hat. Natürlich hat er sie gleich beschlagen. Er habe sich noch nie Gedanken darüber gemacht und hielt es einfach für notwendig. » Günter Wamser, der Abenteuerreiter, war ganz elektrisiert bei der Vorstellung, daß man solche Distanzen ohne Hufeisen zurücklegen könnte. Wieviel Arbeit er sich allein ersparen würde! Das Argument, daß die Natur über Millionen von Jahren einen Huf geschaffen hatte, der dem Pferd unter allen Umständen das Überleben garantierte, leuchtete ihm sofort ein.

Diesen Bericht des Afrika-Reiters habe ich jetzt schon mehrfach erwähnt (» An Important Alternative View !,  Afrika-Europa,  Gewaltritt); er findet sich im Forum von » The Long Riders' Guild, die von sich selbst behaupten, den größten Wissensschatz über Reiterreisen in der gesamten Geschichte zusammengetragen zu haben und neue Ideen und neue Energie für ein neues Jahrtausend präsentieren zu wollen. Diesen Verband kannte Günter Wamser natürlich auch - nach seiner Einschätzung gibt es nicht allzu viele Leute, die so lange Reisen zu Pferd unternehmen. Es war ihm aber sofort klar, daß er in dieser Hinsicht etwas dazuzulernen hatte, und notierte sich begierig alle möglichen Hinweise, die ich ihm zu diesem Thema geben konnte.

Wenn jemand so viele Jahre unterwegs ist, muß man sich natürlich nicht wundern, wenn er über vieles nicht unterrichtet ist. So hatte er von der weltweiten Barhufbewegung noch nichts mitbekommen, und auch über die Pferdeflüsterer wußte er wenig mehr als nur einige Namen und Schlagworte. In groben Zügen versuchte ich ihm mein Bild der neuen Pferdebewegung zu skizzieren. Das Verblüffende ist ja, daß man Bewegungen nicht aus dem Boden stampfen kann. Sie entstehen einfach, wenn die Zeit reif ist. Dann tauchen überall Propheten auf, und sie werden gehört. Es ist eben nicht einfach nur die Idee eines Einzelnen, die die Welt revolutioniert - zwar bedarf es Einzelner, die zum Sprachrohr werden, aber sie sprechen im Grunde nur etwas aus, was in der Luft liegt und deshalb von der Allgemeinheit begierig aufgegriffen wird. So wandelt sich die Welt.

Deshalb war ich überhaupt nicht verblüfft, in Günter Wamser noch einen Menschen zu finden, der dieselben Ideen ausdrückt, aber nicht, indem er ein Buch schreibt und damit an die Öffentlichkeit geht, sondern indem er sie lebt. Und nachdem er seine Vorstellung vom Umgang mit dem Pferd gelebt hat, schreibt er es auf, ganz bescheiden, ohne sich dessen bewußt zu sein, daß er ein Teil dieser großen Bewegung ist und genau das macht, was die anderen predigen, ohne davon zu wissen. Und da er darüber Vorträge hält und ein Buch geschrieben hat, können wir uns davon überzeugen und uns begeistern lassen.

Die Reise beginnt im Frühjahr 1994, kurz vor dem Wintereinbruch; das berühmte Buch » Mit Pferden tanzen von Klaus Ferdinand Hempfling kam im Jahr 1993 auf den Markt. Der Anfang liegt aber ein paar Jahre früher; 1986 unternahm Günter Wamser eine vierjährige Motorradreise von Nord- nach Mittelamerika. In Guatemala kam er aufs Pferd und entdeckte eine ganz andere Art des Reisens. Kurzentschlossen kaufte er acht Pferde und gründete einen Reitbetrieb für Touristen. Dort hörte er das erste Mal von jemandem, der von Südamerika nach Nordamerika geritten war. So entstand die Idee, den ganzen Doppelkontinent von Süden nach Norden zu durchqueren.



Das Buch


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Buch und Magazin · © 2008
 
» Buch und Magazin
Barbara Kohmanns · © 2008
 
» Barbara Kohmanns
Sonja Endlweber · © 2008
 
» Sonja Endlweber
Das Buch ist bereits in der zweiten Auflage erschienen; demnächst werde ich es eingehend würdigen. Vorab aber möchte ich es Ihnen schon einmal ans Herz legen. Es ist sehr gediegen, hat 383 Seiten, von denen ich bis jetzt 65 gelesen habe, viele farbige Abbildungen und kostet nur 19,90 EUR. Ich bin ganz begeistert und freue mich auf den Rest der Lektüre.

Sollten Sie nur einmal ein wenig schnuppern wollen, besuchen Sie die Seite » http://abenteuerreiter.de; dort können Sie einiges lesen, unter anderem auch ein Tagebuch über den Anfang der Reise in den USA. Außerdem können Sie dort das Buch bestellen und auch - falls Sie nicht gleich soviel Geld ausgeben wollen - ein Magazin mit 40 Seiten und dem Titel »Abenteuer Leben« zum Preis von nur 3,50 EUR. Leider kann ich Ihnen keinen direkten Link angeben, weil die Seite in Flash programmiert ist. Sie müssen sich also durchklicken.

Auf einem dieser Vorträge im Jahre 2000 in München wurde Barbara Kohmanns auf ihn aufmerksam und entschloß sich, bis Mexiko mitzureiten. Auf einem anderen Vortrag begeisterte sich Sonja Endlweber für die Idee und entschied sich, den zweiten Teil der Reise mitzumachen. Sie hat auch das Online-Tagebuch geführt.

Ein paar Tage später haben wir noch einmal lange telefoniert. Günter Wamser möchte wirklich herausfinden, ob er ohne Eisen reiten kann. Die Mustangs haben jetzt Winterpause und sind natürlich unbeschlagen. Da er die Eisen erst ein paar Monate draufhatte, hofft er, daß er die Hufe nicht schon zu sehr verdorben hat. Diese Pferde haben ja bis dahin in der Wildnis gelebt und dort keinen Hufschmied oder Hufpfleger gesehen. Wenn alles gutgeht, möchte er gerne über seine Erfahrungen berichten - und natürlich auch, wenn es Schwierigkeiten gibt.

Mit den Hufeisen gab es jedenfalls durchaus Schwierigkeiten. Ich hatte ihm von einem Bericht der erwähnten Long Riders' Guild erzählt, wo jemand in Peru wegen der schlechten Eisenqualität so häufig neue Eisen aufziehen mußte, daß nach kurzer Zeit der Huf völlig durchlöchert war und kein Eisen mehr hielt. Das ist ihm wohl nicht passiert, aber eines seiner Pferde hat ausgeschuht. Er hat sich dann mit Hufschuhen behelfen können, aber schön war das natürlich nicht. Wenn er sich solchen Ärger ersparen könnte, wäre das schon sensationell und würde auch andere interessieren. Natürlich würden wir auch gerne von seinen Erfahrungen berichten. Mal sehen, was daraus wird.



Quellen / Verweise


  1. » Pete Ramey
  2. » Im Beauty-Salon
  3. » LAG e.V. (Laufstall-Arbeits-Gemeinschaft für artgerechte Pferdehaltung)
  4. » BLM
  5. » Einzelhaft
  6. » Isolationshaft
  7. » Freiheitsentziehung
  8. » Strafe
  9. » Foltermethoden
  10. » Freiheitsberaubung
  11. » Zoo
  12. » Der Panther
  13. » Rainer Maria Rilke
  14. » Ménagerie du Jardin des Plantes
  15. » Takhi
  16. » Gerald Durrell
  17. » Jersey Zoo - Durrell Wildlife Conservation Trust
  18. » Don Juan Matus
  19. » Carlos Castaneda
  20. » Zebra
  21. » Lionel Walter Rothschild, 2. Baron Rothschild
  22. » Günter Wamser
  23. » An Important Alternative View !
  24.  Afrika-Europa
  25.  Gewaltritt
  26. » The Long Riders' Guild
  27. » Mit Pferden tanzen
  28. http://abenteuerreiter.de
  29.  Im Namen des Volkes: Zum Huf, Bundesverfassungsgericht stärkt Freiheit der Berufswahl
      Ausgabe 452 · Teil 1
  30.  Der Huf - mit und ohne Technik, Über das Vertrauen in den Barhuf
      Ausgabe 453 · Teil 2
  31.  Hochleistungs-Barhufe, Hufe nach 130 km in bester Verfassung
      Ausgabe 454 · Teil 3
  32.  Mein Pferd geht barfuß und fühlig, Über die elementaren Funktionen des Hufes
      Ausgabe 457 · Teil 4
  33.  Barfuß - Glaubensfrage?, Über die Einordnung eines kontroversen Themas
      Ausgabe 458 · Teil 5
  34.  Meine Box - deine Box, Über die Entwicklung von Erfahrung und Wissen
      Ausgabe 459 · Teil 6
  35.  Das Geheimnis des Hufs, Überraschende Erfahrungen in der Wildnis
      Ausgabe 460 · Teil 7


Fotos

© 2008  Werner Popken


Hufbeschlag unterwegs mußte ich selbst übernehmen. Günter Wamser, Der Abenteuerreiter




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