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Bericht Zu den Themen Besamung, Zucht · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 351.05 der Pferdezeitung vom 18.12.05
 Menü Hauptartikel 351
 Pferde- und Menschenzucht 
 Geschlechterprobleme  Zuchtleistung  Optimierung
 Twenty Mom  Reproduktionsmedizin  Leserresonanz
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Geländearbeit ... · Copyright wie angegeben
Geländearbeit ...
... am Land- und Hauptgestüt Marbach · Copyright wie angegeben
... am Land- und Hauptgestüt Marbach

    Pferde- und Menschenzucht   
    Wir sind schon viel weiter, als Sie denken   
von Copyright wie angegeben  Gerd Hebrang

Teil 1:  Reproduktionstechnik
Teil 2:  Das Phantom
Teil 3:  Die Ware Pferd


Zu den Themen Besamung, Zucht


In den letzten drei Wochen haben wir uns mit einer anscheinend unabwendbaren Entwicklung auf dem Gebiet der Reproduktionstechnik beschäftigt. Künstliche Besamung ist alltägliche Praxis, vor allem im Bereich der hochpreisigen Sportpferde, wo im Regelfall etwas anderes gar nicht mehr angeboten wird.

Diese ist unter Züchtern und Hengsthaltern anscheinend widerspruchslos akzeptiert; Embryotransfer ist medizinisch gesehen Routine, aber noch nicht ganz so verbreitet - das wird sich vermutlich bald ändern. Die Sachzwänge sind einfach nicht von der Hand zu weisen. Es gibt keine Alternative. Die derzeitige Entwicklung ist die logische Folge der gesamten züchterischen Aktivität.

Man mußte den Eindruck gewinnen, daß der sogenannte Natursprung nur noch von Amateuren im unteren Marktsegment praktiziert wird und bald der Vergangenheit angehört. Aber schon der Natursprung hat trotz seines Namens eigentlich nichts Natürliches mehr an sich. Man kann mit gutem Recht von systematischer Verkuppelung und Vergewaltigung sprechen, und zwar bei beiden Geschlechtern (siehe dazu auch  Leserbrief 1643,  Leserbrief 1645).

Warum ist mir bei dieser gesamten Diskussion unbehaglich? Wenn man die allseits bekannten und nirgendwo in Frage gestellten Verhältnisse unter Pferden auf den Menschen überträgt, wird die Situation erst richtig begreiflich. Lassen Sie uns also dieses Modell als Utopie durchspielen.

Sollten Sie diese Überlegungen als geschmacklos empfinden, wirft das ein bezeichnendes Licht auf die gängige züchterische Praxis und die Gedankenlosigkeit, mit der wir diese hinnehmen. Ohne sie wäre ich überhaupt nicht auf die Idee einer Übertragung gekommen. Die Übertragung selbst ist einfach und absolut naheliegend; man braucht für die wesentlichen Einzelheiten überhaupt keine Phantasie. Ich muß nichts erfinden. Allerdings diskutiere ich eine Reihe von Konsequenzen, die spezifisch menschlich sind und bei Pferden keine oder keine direkte Parallele haben. Also dann:

Die Mehrzahl der Männer wird kastriert. Damit schaltet man nicht nur minderwertiges Zuchtpotential aus, sondern befriedet gleichzeitig die überwiegend problematischen männlichen Charaktere. Gesamtgesellschaftlich ergeben sich dadurch erhebliche Vorteile. Die Raserei im Straßenverkehr nimmt ebenso deutlich ab wie die Anzahl an Körperverletzungen, gewalttätigen Auseinandersetzungen am Rande von Sportveranstaltungen und affektiv geprägten Mord- und Totschlagsdelikten. Man kann sich leicht vorstellen, um wieviel friedlicher und angenehmer das Leben werden wird - keinerlei sexuell motivierte Übergriffe mehr, endlich können die Frauen aufatmen und in Ruhe leben.




Geschlechterprobleme


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Zuchthengst, Haupt- und Landgestüt Marbach · Copyright wie angegeben
Zuchthengst, Haupt- und Landgestüt Marbach
Vermutlich werden die so behandelten ehemaligen Männer ebenfalls aufatmen. Schließlich hat man es als Mann nicht leicht. In der Jugend sind die sexuellen Kräfte verwirrend und drängend. Infolgedessen und aufgrund mangelnder Erfahrung sind die Fähigkeiten, sexuelle Handlungen auch für die beteiligte Frau zu einem angenehmen Erlebnis werden zu lassen, eher gering. Die logische Folge sind Frustration auf Seiten der Frau und Versagensgefühle auf Seiten des Mannes. Beides kann nun auf unterschiedliche Art verarbeitet werden. Selten kommt es zu einer befriedigenden Lösung. Sex ist daher Quelle von vielerlei Leid. Man mag darüber streiten, welches der beiden Geschlechter mehr zu leiden hat.

Im Alter ergeben sich wieder völlig andere Probleme. Die Pharmaindustrie bietet inzwischen spezifische Lösungen an, die angesichts der immensen Nachfrage offenbar dringend benötigt wurden. Inwieweit diese tatsächlich das eigentliche Problem lösen, wurde meines Wissens noch nicht untersucht. Eine wiederhergestellte körperliche Funktionsfähigkeit führt ja nun keineswegs automatisch zu einem befriedigenden Liebesleben.

Zwar dürfte die Situation fatal sein, wenn eine Erektionsschwäche vorliegt und eine Erektion verlangt wird; die Beseitigung der Schwäche stellt lediglich die Grundbedingung wieder her. Junge Männer haben ja im Regelfall mit diesem Problem nicht zu kämpfen, ohne daß damit die eigentliche Problematik des Zusammenspiels der Geschlechter schon gelöst wäre. Und wenn das Verhältnis zwischen den Geschlechtern erst einmal zerrüttet war, stellt sich die Frage, ob mit Pharmaka ein wirklicher Fortschritt erzielt werden kann. Verhaltensprobleme kann man normalerweise mit Pillen nicht lösen.

Also gehen wir davon aus, daß die Männer vom Fluch der sexuellen Spannungen erlöst sind und diese Erlösung auch ausgesprochen genießen. Es besteht ja nicht mehr das Problem, daß man will, aber nicht kann, man will einfach nicht mehr - so stelle ich es mir jedenfalls vor. Ein Drogenabhängiger, der seine Sucht losgeworden ist, muß sich so fühlen - befreit. Nur daß der rückfällig werden kann, was ihn unruhig machen dürfte. Das entfällt bei den Kastraten. Die können sich endlich ganz ihren Interessen widmen und bringen wahrscheinlich wesentlich mehr Verständnis für die Nöte ihrer Frauen auf - denn mit der Entmannung ist keineswegs automatisch das Schicksal eines Eigenbrötlers und Junggesellen verknüpft. Warum sollen sich nicht nach wie vor Männer und Frauen zusammentun, um gemeinsam ihr Leben zu verbringen und Kinder aufzuziehen? Pferde tun das schließlich auch mit großem Erfolg.

Die Kastraten würden sich vielleicht freiwillig und leidenschaftlich um Kinder und Haushalt kümmern und damit für die Frauen eine wesentliche Entlastung darstellen. Diese wiederum würden sich viel mehr verstanden fühlen und dadurch glücklicher sein. Etwaige sexuelle Bedürfnisse könnte der Kastrat durchaus befriedigen - ob das simple Rein und Raus für Frauen wirklich den Gipfel des Glücks darstellt, ist ja bekanntlich nach wie vor umstritten. Und schließlich gibt es Vibratoren und Dildos. Wo ist also das Problem? Es kommt auf Zärtlichkeit an, und die braucht jeder Mensch. Ein sexueller Austausch zwischen den Ehepartnern ist also nach wie vor möglich und vermutlich nach dem kleinen Eingriff sogar viel befriedigender als vorher.

Vor allen Dingen gehören jetzt die Timingprobleme der Vergangenheit an. Frauen unterliegen bekanntlich einem strengen rhythmischen körperlichen Diktat, der auch und nicht zuletzt ihr sexuelles Verlangen steuert. Männer hingegen sind völlig anders konstruiert. Angeblich wollen oder müssen die immer. Das muß unausweichlich zu Problemen führen. Bekanntlich werden diese Synchronisationsprobleme auf ihre eigene Art ausgelebt. Wenn durch die Kastration der Mann von seinem Fluch befreit ist und sich ganz uneigennützig auf die zärtlichen Bedürfnisse seiner Frau einstellen kann, entfällt eine ganze Menge Konfliktpotential. Freilich dürfte damit auch dem ältesten Gewerbe der Welt die Existenzgrundlage entzogen sein - aber darauf können wir keine Rücksicht nehmen, Opfer müssen für den gesellschaftlichen Fortschritt nun einmal gebracht werden.

Sexualität und Reproduktion sind bei den meisten Menschen ohnehin gedanklich und praktisch getrennt. Warum sollte man also davon ausgehen, daß die Personen, die normalerweise sexuell miteinander verkehren und dies üblicherweise zu ihrem Vergnügen tun (jedenfalls entspricht das einer Wunschvorstellung), dieselbe Tätigkeit auch zur Reproduktion ausüben? Noch dazu mit zweifelhaftem Resultat! Das überlassen wir lieber den Fachleuten. Übrigens rede ich nicht der Sterilisation das Wort. Sterilisierte Männer fühlen und verhalten sich wie Männer und sind nur unfruchtbar. Das entspricht nicht unseren Absichten. Wir wollen zugleich das soziale Klima verbessern. Dazu muß eine echte Kastration vorgenommen werden. Im übrigen dürfte sich ein Kastrat nicht unbedingt wünschen, er gehöre zu den wenigen Männern, die züchterisch Verwendung finden, wenn er einmal einen Blick hinter die Kulissen geworfen hat.



Zuchtleistung


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Trainingsprogramm, Marbach · Copyright wie angegeben
Trainingsprogramm, Marbach
Diejenigen Männer, die für die Zucht vorgesehen sind, werden nämlich isoliert in Kasernen gehalten und nach Bedarf in ein Begattungszimmer geführt. Dort liegt bereits eine unbekannte Frau in Rückenlage auf einer Chaiselongue, die Beine gespreizt, die Unterschenkel an die Beine des Möbel gefesselt, der Oberkörper ruhiggestellt, damit sie nicht etwa versehentlich den wertvollen Samenträger verletzen kann.

Die Zuchtbeamten kontrollieren den Mann ebenfalls und sorgen dafür, daß er lediglich die notwendigen Handlungen vollzieht, und zwar möglichst schnell: Zeit ist Geld und die Beamten haben auch noch etwas anderes zu tun. Männer, die unter diesen Umständen nicht funktionieren, werden automatisch aus dem Zuchtprogramm ausgeschieden und kastriert. Der Erfolg der züchterischen Maßnahmen wird laufend durch geeignete Statistiken überprüft. Dazu gehören sowohl die sogenannte Eigenleistung als auch die Leistung des züchterischen Nachwuchses.

Die gewünschte Leistung wird im Vorfeld definiert und besteht aus körperlichen und geistigen Prüfungen, die die äußeren und inneren Werte zum Vorschein bringen (Musterung, Körung, 100-Tage-Test, Leistungsprüfung). Alle gewonnenen Meßwerte werden systematisch erfaßt und jährlich veröffentlicht. An dieser Rangordnung orientiert sich wiederum die Verpaarungspolitik, d. h. die Entscheidung, welche Frau mit welchem Mann zwecks Fortpflanzungsritual zusammengebracht wird. Ob sich die für die Zucht geeignete Frau ihren "Hengst" selbst aussuchen darf oder zugeteilt bekommt, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden.

Es liegt auf der Hand, daß der Natursprung in diesem Sinne höchst ineffektiv ist. Bei jedem Sprung wird sehr viel Sperma vergeudet, denn für eine einzelne Befruchtung reicht bekanntlich ein einziges Spermium. Außerdem nimmt die sogenannte Qualität des Sperma bei übermäßiger Inanspruchnahme des Mannes ab, was ebenfalls zu vermeiden wäre. Auf die Qualität des Sperma kommt es schließlich an.

Die unausweichliche und logische Konsequenz ist die künstliche Besamung - kein Problem. Die Männer dienen jetzt also nur noch der Samenproduktion - was auch vorher schon der Fall war, aber durch die Umstände ein wenig verdeckt. Nicht umsonst ist einer der Standardwitze von Frauen: "Manchmal braucht man eben Männer", wenn sie einen Nagel einschlagen müssen. Aber die meisten Frauen kriegen auch das hin. Es ist letzten Endes das Sperma, was die Männer unentbehrlich macht.

Mit ein bißchen Manipulation ist die Gewinnung des Sperma höchst einfach. Meistens reichen dazu ein paar Playboy-Hefte. Es ist also noch einfacher als bei den Pferden. Man braucht nicht einmal ein Phantom. Das liegt natürlich daran, daß ein Mann eine Vagina mit seiner Hand simulieren kann. Sehr klug eingerichtet, das. Der Rest ist Manipulation des Körpers, der auf die entsprechenden Signale die erforderlichen Mechanismen auslöst - wie auf Knopfdruck. Funktioniert prima.

Außerdem vermeidet man so die Kastration von wertvollem Zuchtmaterial aus nebensächlichen Gründen. Schließlich kommt es gar nicht darauf an, ob der Mann unter widrigen Umständen ejakulieren kann. Lediglich das Sperma zählt. Die Funktionsfähigkeit im Natursprung ist durch diese Technik unerheblich. Da die Ejakulation normalerweise auch ohne die Gegenwart und das Mitwirken einer real existierenden Frau funktioniert, sind allerhand weitere Unwägbarkeiten der Naturmethode gleichzeitig vom Tisch - Geschlechtskrankheiten etwa. Aus diesem Grund müssen die Männer allerdings nicht nur kaserniert, sondern eingesperrt werden, was in Kasernen vermutlich keine großen Probleme bereiten würde. Denn unkontrollierte Geschlechtsaktivität darf aus hygienischen Gründen keinesfalls zugelassen werden.

Wie man sieht, ist das Leben als Samenspender nicht besonders attraktiv. Deshalb muß man diese Leute durch geeignete Mittel bei Laune halten. Zum Beispiel könnte man sie berühmt machen. Da körperliche Leistungsfähigkeit eine gewisse Rolle spielt, werden einige dieser Samenspenden sicherlich auch sportliche Spitzenleistungen erbringen. Und umgekehrt: Die berühmten Spitzensportler unserer Tage wären vermutlich ausgezeichnete Kandidaten für diesen Job. Viele Sportler verzichten während ihrer Wettbewerbe ohnehin auf Sex. Ihr Leben würde sich vermutlich gar nicht sehr ändern. Trainer, Sportärzte, Therapeuten würden sich nach wie vor ständig um sie und ihr Wohlergehen kümmern.

Da es aber nicht nur um körperliche, sondern auch um innere Werte geht, dürften auch viele Künstler und Filmstars in dieser Rolle landen. Auch diese Leute haben ja anscheinend oft kein befriedigendes Privatleben, präsentieren sich gern in der Öffentlichkeit und genießen den Ruhm - alles das billigen wir ihnen gerne zu. Im Bewußtsein, unzählige Nachkommen zu haben, werden sie sich mit ihrer Fanpost und den Fotos ihrer vielen Frauen und Kinder zufriedengeben müssen. Auch sie werden es genießen, daß die Zeit der früheren Abenteuer, die immer zu den unangenehmsten Verwicklungen führen konnten, endlich vorbei ist. Nie wieder Besenschrank in London!

Den Zuchtkandidaten winkt auf jeden Fall eine Menge Ruhm, denn man braucht ja gar nicht viele von ihnen. Ich rechne also damit, daß diejenigen, die für diese Aufgabe ausgesucht werden, schon allein wegen des Weltruhms nicht dagegen rebellieren werden. Es würde ihnen ohnehin nichts nützen.

Bleiben die Frauen. Wie würde sich ihre Situation ändern? Würde man alle Frauen in das Zuchtprogramm übernehmen? Natürlich nicht. Man würde auch hier versuchen, nur die besten einzusetzen. Diese allerdings würden dann wohl sehr in Anspruch genommen werden.



Optimierung


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Stute & Fohlen, Gestütsmuseum Offenhausen · Copyright wie angegeben
Stute & Fohlen, Gestütsmuseum Offenhausen
Die Austragung eines Embryo durch eine Frau ist nicht nur mit sehr vielen Risiken behaftet, sondern auch sehr beschwerlich; es wäre gesamtgesellschaftlich höchst wünschenswert, auch diesen Vorgang extrapersonell abzuwickeln. Solange die Entwicklung eines Embryos bis zur Geburt in einem Apparat nicht machbar ist, wird man sich notgedrungen mit einer Zwischenlösung begnügen müssen - aber die steht zur Verfügung und ist höchst effektiv: Embryotransfer.

Denn nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen tragen bei der Zeugung zum Zuchterfolg bei. In der Pferdezucht hatte man zwar lange Zeit lediglich die Hengste im Visier - sämtliche modernen Rassen sind durch Verkuppelung edler Hengste mit den gemeinen Stuten der Landrassen entstanden, insbesondere das englische Vollblut, die Leistungsrasse schlechthin. Mittlerweile sehen Züchter die Problematik differenzierter. Manche meinen sogar, daß der Anteil der Stuten wesentlich mehr als 50% betrage.

Da aber eine Stute durch die Trächtigkeit mindestens 11 Monate lang beeinträchtigt ist und die leistungsfähigen Stuten ihre Leistung ebenfalls unter Beweis stellen müssen, leuchtet es ein, daß man diese nicht als Gebärmaschinen mißbrauchen darf.

Ähnlich wie bei Hengsten wird man also differenzieren müssen: Stuten, die für die Zucht geeignet erscheinen, werden ausschließlich als Eiproduzenten genutzt, während diejenigen, die nicht geeignet erscheinen, die Embryos austragen. Bestens! Das nenne ich Optimierung! Die Konsequenzen für den Zuchtfortschritt sind unabsehbar.

Denn damit hat man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Das wertvolle weibliche Zuchtmaterial wird optimal genutzt bei gleichzeitiger Leistungskontrolle, und die züchterisch unbrauchbaren Stuten können sinnvoll eingesetzt werden. Lediglich die züchterisch nicht interessanten männlichen Exemplare stehen für den allgemeinen Markt zur Verfügung, was aber nicht negativ zu werten ist, da diese als optimal umgängliche Pferde die geeigneten Produkte für den riesigen Freizeitmarkt darstellen. Insgesamt also eine runde Lösung.

Aber Hallo! Jetzt habe ich ja die Tierart gewechselt! Wir waren doch bei den Menschen! Egal, sämtliche Argumente gelten gleichermaßen. Bleiben wir bei den Vorteilen: Die züchterisch interessanten Frauen, die ihren Zuchtwert durch regelmäßige Leistungsnachweise unter Beweis stellen, würden durch die Belastung einer Schwangerschaft genau daran gehindert werden. Das typische Problem der modernen Akademikerin. Hatte man schon früher über die Doppelbelastung der Frauen geklagt, so heißt die neueste Idee Berliner Politiker "Twenty Mom".

War man früher davon ausgegangen, daß sich die Erstschwangerschaft aufgrund der verlängerten Ausbildungszeiten immer weiter nach hinten schiebt, stellt man jetzt fest, daß diese durch die Probleme des Arbeitsmarktes zusätzlich immer weiter verschoben wird, bis es dann zu spät ist. Diese Tendenz soll jetzt durch einen Appell in ihr Gegenteil verkehrt werden. Man möchte die Frauen dazu anregen, bereits zu Beginn des Studiums Kinder in die Welt zu setzen, damit sie zu deren Ende für den Arbeitsmarkt verfügbar sind und diesen Teil ihres Lebensplans bereits erledigt haben:

"Wir müssen diese Erst-Mal-Mentalität überwinden, die vor das Kind �erst mal� Berufseinstieg, Hausbau, Heirat und ein großes Finanzielles Polster setzt", so gab es Renate Schmidt den künftigen Akademikerinnen mit auf den Weg. Mittlerweile hat sie ihren Posten für Ursula von der Leyen geräumt � jene Frau, die nicht nur Vereinbarkeit von Beruf und Familie fordert, sondern auch noch vorzuleben scheint, dass ein "Erst mal" gar nicht nötig ist: Von der Leyen hat auf ihrem Weg zu drei akademischen Titeln und im Zuge einer steilen politischen Karriere sieben Kinder zur Welt gebracht.

So ähnlich sollen es nun also die jungen Studentinnen machen, und dieser angestrebte kulturelle Wandel interessiert nicht nur die Politiker: Demografen, Sozialwissenschaftler und Statistiker trafen sich kürzlich unter dem Motto "Ihr Kinderlein kommet" an der Universität Hohenheim, und auch hier wurde das Konzept der "Twenty Mom" kontrovers diskutiert.
» Im Schoß des Hörsaals



Twenty Mom


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Ruhm und Nachruhm: König Wilhelm I von Württemberg auf Gründerhengst Bairactar · Copyright wie angegeben
Ruhm und Nachruhm: K�nig Wilhelm I von W�rttemberg auf Gr�nderhengst Bairactar
Dieser Artikel hat seit seinem Erscheinen am 6. Dezember 2005 bis heute, also in knapp 14 Tagen, 70 Kommentare von Lesern erfahren. Die �berwiegende Mehrzahl beschreibt die konkreten Schwierigkeiten, mit denen Frauen konfrontiert wurden, die so handelten, wie sich die Experten das jetzt vorstellen.

Eine Leserin schilderte, da� sie in den USA von ihrem Professor, ihrer Schwiegermutter und deren Arbeitgeber in einer Weise unterst�tzt wurde, die es ihr erm�glichte, ihr Studium regul�r fortzusetzen (» Wie frau das so in den USA macht) - ob diese Situation eine Ausnahme oder die Regel ist, wird aus dem Bericht leider nicht deutlich.

Ministerin von der Leyen kann jedenfalls nicht als Vorbild dienen, da sie das erste ihrer Kinder erst im Alter von 28 Jahren zur Welt brachte und im �brigen �ber die Mittel verf�gt, die ihr ein unabh�ngiges Leben erm�glichen, im Gegensatz zu den Regelstudenten, die mittlerweile f�r ihr Studium auch noch bezahlen m�ssen. Die bittere Realit�t wird zum Beispiel im Kommentar » Peinliche Schnapsidee beschrieben.

M�glicherweise kann man durch einen entsprechenden Bewu�tseinswandel bei Arbeitgebern und allen anderen gesellschaftlichen Kr�ften diesem Modell trotzdem zum Erfolg verhelfen - wahrscheinlich ist das aber nicht. Statt dessen d�rfte die Trennung von reproduktiver T�tigkeit und Berufsleben eine saubere und funktionierende L�sung darstellen.

Im �brigen gehen die Politiker nach wie vor davon aus, da� jeder sich beliebig reproduzieren darf. Zweifellos treibt sie die Sorge um, da� gerade die Eliten sich unterdurchschnittlich reproduzieren, was langfristig die logischen Folgen haben d�rfte - deshalb und nicht nur wegen der ohnehin niedrigen Reproduktionsrate sind die Studentinnen ins Visier der Familienplaner geraten. Kinder von Akademikerinnen sind besonders wertvoll. Einer der Kommentare spricht diese Sorge denn auch offen an:

Wenn das alles stimmt... FritzReichmann - ... mit der geringeren Geburtsquote von Akademikern und dem statistischen Zusammenhang zwischen Bildungschancen des Kindes und dem Bildungsgrad der Eltern, dann haben wir als Gesellschaft den R�ckw�rtsgang l�ngst eingelegt. Wenn der Nachwuchs vorwiegend aus weniger gebildeten Schichten kommt, und wir versagen, diesen Nachwuchs auf das gleiche Bildungsniveau wie das von Akademikerkindern heben zu k�nnen, ist klar, da� wir in Zukunft einen Mangel an hochqualifizierten inl�ndischen Arbeitskr�ften haben werden. [...]
» Wenn das alles stimmt...

Ein Grund mehr, die Reproduktionsaktivit�ten des deutschen Volkes nicht mehr den Individuen zu �berlassen, sondern die Sache systematisch in die Hand zu nehmen. Wir k�nnen uns diese Art von Anarchie und Verschwendung einfach nicht mehr erlauben. Bekanntlich sind die Menschen in diesem Lande das gr��te Produktivkapital, und deshalb m�ssen wir dieses Potential systematisch und gezielt entwickeln und, na ja, ausbeuten, jawohl!

Au�erdem w�rde jede Frau normalerweise h�chstens ein Kind pro Jahr produzieren. Im Sinne der Effizienz ist das absolut suboptimal, denn Frauen produzieren schon ohne Hilfsmittel monatlich ein Ei, mit hormoneller Behandlung sogar Dutzende. Was sollen die Studentinnen sich mit der Reproduktion besch�ftigen? Die m�ssen studieren, damit sind die vollst�ndig ausgelastet: Leistungsnachweise sind gefragt. Mit der Produktion kann man andere Frauen betreuen, die die n�tige Zeit und Mu�e daf�r haben.

Also: Warum macht das keiner? Gegenfrage: Schon mal was von k�nstlicher Befruchtung geh�rt? Klonen? Leihmutter? Samenbanken?



Reproduktionsmedizin


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Schwarzwälder Fuchs und Württemberger · Copyright wie angegeben
Schwarzwälder Fuchs und Württemberger
Aufzuchtidylle: Fohlenhof Hau · Copyright wie angegeben
Aufzuchtidylle: Fohlenhof Hau
Am weitesten auf dem Weg zur Menschenzucht ist die Reproduktionsmedizin fortgeschritten. In amerikanischen Samenbanken können sich Frauen in umfänglichen Katalogen einen Vater für ihre Kinder aussuchen. Alle Haar- und Hautfarben, Größen, Abstammungen und akademischen Titel ­ bis hin zum Nobelpreisträger ­ stehen zur Wahl. "Praktisch betreiben wir ja schon Auslese", sagt der Bonner Hirnforscher Detlef Linke, "im Fetozid, in der Sperma-Auslese ­ da ist schon Realität, was viele für unmöglich halten."

Und alljährlich wird mehr möglich: In der letzten Woche verkündete ein Ärzteteam, dass es ihm erstmals gelungen sei, einer 30jährigen Tänzerin aus Arizona einen Eierstock zu implantieren. Prompt legten Forscher aus New York noch nach: Sie planen die Verpflanzung eines Hoden. In Japan wird derweil bereits am nächsten Kapitel der Fortpflanzungsmedizin gearbeitet: Eine Plastikwanne, in der künstliches Fruchtwasser schwappt, soll dereinst die Gebärmutter ersetzen. Ziegenföten konnten die Wissenschaftler darin bereits drei Wochen lang am Leben erhalten.
» Zucht und deutsche Ordnung, DER SPIEGEL 39/1999

Na also! Diese Aussagen stammen aus einem Artikel, der jetzt schon sechs Jahre alt ist. Ausgelöst wurde dieser durch eine hitzige Diskussion, die monatelang die Republik erregt hat. Ursache war ein Vortrag des bekannten Philosophen Peter Sloterdijk, in dem dieser auf Ideen von Platon, Nietzsche und Heidegger zurückgegriffen hatte: » Regeln für den Menschenpark. Und dann hat er offen über Menschenzucht und deren Notwendigkeit gesprochen.

Sehen Sie! Ich liege mit meinen Überlegungen gar nicht falsch. Denn die Ideen, die unsere Pferdezüchter umzusetzen versuchen, liegen auf der Hand, die Analogie zum Menschen ebenfalls. Es verwundert deshalb nicht, daß schon die alten Griechen, die bekanntlich fast alles, was uns heute umtreibt, schon gedacht haben, über die Idee, das Menschenmaterial durchgezielte Zuchtwahl zu verbessern, philosophiert haben. Damit war der Gedanke in der Welt und mußte immer wieder neu gedacht werden.

Einige der großen Namen, die sich mit diesen Gedankenspielen beschäftigt haben, sind so berühmt, daß fast jeder sie kennt. Und wenn die sich für so etwas stark machen, kann es ja nicht ganz verkehrt sein, oder? Die Intensität der Diskussion, die der Vortrag Sloterdijks ausgelöst hat, beweist allerdings, daß die Sache noch längst nicht ausdiskutiert ist.

Nun spielt in dieser Diskussion die Pferdezucht so gut wie gar keine Rolle. Die war ja unser Ausgangspunkt; von daher haben wir neue Einsichten in das Thema Menschenzucht gewonnen. Vermutlich erhalten wir durch die Diskussion der Probleme der Menschenzucht umgekehrt neue Einsichten in Bezug auf die Pferdezucht und das, was wir da eigentlich tun. Und außerdem dürfte endlich deutlich werden, warum Einzelheiten der modernen Pferdezucht Betroffenheit bei einzelnen Menschen auslöst.

Aber um das alles zu erläutern, muß ich weiter ausholen. Deshalb vertröste ich Sie jetzt auf die nächste Woche. Genug für heute.



Quellen / Verweise


  1.  Leserbrief 1643
  2.  Leserbrief 1645
  3. » Im Schoß des Hörsaals
  4. » Wie frau das so in den USA macht
  5. » Peinliche Schnapsidee
  6. » Wenn das alles stimmt...
  7. » Zucht und deutsche Ordnung, DER SPIEGEL 39/1999
  8. » Regeln für den Menschenpark
  9.  Reproduktionstechnik, Betrachtungen über Besamung und Verwandtes
      Ausgabe 348 · Teil 1
  10.  Das Phantom, Techniken und Probleme der Samengewinnung
      Ausgabe 349 · Teil 2
  11.  Die Ware Pferd, Reproduktionstechnik als Antwort auf wirtschaftliche Zwänge
      Ausgabe 350 · Teil 3



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2 Leserresonanzen zu Ausgabe 351 vom 18.12.05


Leserbrief  1647 zu Ausgabe  351
20.12.05



Pferde- und Menschenzucht

Hallo !

Die Berichte zur Pferdezucht sind wie immer, sehr lesenswert und interessant. Weiter so!

Zu diesem in der KW 51 fällt mir spontan zur "Menschenzucht" nur eine Utopie ein, die sich wie so viele andere auch, schon zur Realität gewandelt haben, das Buch von Aldous Huxley, Schöne neue Welt.

"Oh schön neue Welt, die solche Menschen trägt!" W. Shakespiere.

Ich freue mich (wie immer eigentlich) auf die Fortsetzung...

Viele Grüße

K. Bröll


Leserbrief  1947 zu den Ausgaben  351,  385,  386
18.10.06


Feedback

Lieber Werner,

als verspäteten Nachtrag zu Deinen Ausführungen über Gentechnik und Tierzucht möchte ich die folgende Weiterleitung verstehen ...

Schön, dass manchmal auch die Rentabilität (also damit ein inneres und nicht von außen heranzutragendes Kriterium) dieser größenwahnsinnigen und perversen (Sub-?)kultur Grenzen setzt.

Mit herzlichen Grüßen
Katinka

Betreff: US-Firma fXr geklonte Haustiere stellt Betrieb ein
Datum: Wed, 18 Oct 2006 19:53:15 +0200
Von: TASSO-Newsletter <[email protected]>
An: <[email protected]>


TASSO-Newsletter

US-Firma für geklonte Haustiere stellt Betrieb ein

Die Firma Genetic Savings & Clone aus Kalifornien, die mit
dem ersten kommerziellen Klon-Haustier, der Katze "Little
Nicky"
im Dezember 2004 für Furore in der Fachwelt und
Protesten bei Tierschützern sorgte, stellt ihren Betrieb
ein. Offizieller Grund sei, dass die Firma "bis jetzt keine
Technologie entwickeln konnte, die das Klonen von Haustieren
wirtschaftlich rentabel machen würde"
, zitierte die Zeitung
"San Francisco Chronicle" aus einer brieflichen Mitteilung
der Firma an deren Kunden.

Eine texanische Katzenliebhaberin zahlte vor zwei Jahren
50.000 Dollar für den Klon ihrer mit 17 Jahren verstorbenen
Katze "Nicky". Wegen mangelnder Nachfrage wurde der Preis
später auf 32.000 Dollar gesenkt.

Der Fall "Little Nicky" hatte für Protesten durch
Tierschützer gesorgt. Kritisiert wurde besonders, dass in
USA jährlich tausende streunende Katzen getötet würden, weil
sich kein Zuhause für sie finden ließe, aber auf der anderen
Seite Unsummen in das Klonen einer einzigen Katze gesteckt
würden. Außerdem funktioniert das Klonen einer Katze noch
nicht beim ersten Versuch. Für jede Klon-Katze muss eine
Vielzahl von Kätzchen ihr Leben lassen. Tierschützer
begrüßen daher, dass die Firma den Betrieb einstellt.

TASSO e.V.

Frankfurter Str. 20 ● 65795 Hattersheim ● Germany

Telefon: +49 (0) 6190.937300 ● Telefax: +49 (0) 6190.937400

eMail:   newsletter@tiernotruf.org ● HomePage: » www.tiernotruf.org



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