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Bericht Zu den Themen  Besamung,  Zucht · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 350.05 der Pferdezeitung vom 11.12.05
 Menü Hauptartikel 350
 Die Ware Pferd 
 Viehzucht  Vorteile  Qualität
 Rekorde  Embryotransfer  Zuchtfortschritt  Leserresonanz
Inhaltsmenü
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\"Ware\" Pferd - Szene vom Fohlenhof Hau, Land- und Hauptgestüt Marbach · Copyright wie angegeben
"Ware" Pferd - Szene vom Fohlenhof Hau, Land- und Hauptgestüt Marbach

    Die Ware Pferd   
    Reproduktionstechnik als Antwort auf wirtschaftliche Zwänge   
von Copyright wie angegeben  Gerd Hebrang

Teil 1:  Reproduktionstechnik
Teil 2:  Das Phantom


Zu den Themen Besamung, Zucht


Ist ein Pferd eine Ware? Schwer zu sagen. Überhaupt: Das Verhältnis Mensch und Tier - ein sehr heikles Thema. Nehmen wir als einfaches Beispiel eine Mücke - nur wenige Menschen würden dieser ein Lebensrecht zubilligen, die meisten reflexhaft zuschlagen, wenn sich die Gelegenheit ergibt, und das Tier ohne Bedenken töten. Ganz anders stellt sich die Situation bei einem Hund oder einer Katze dar: Die emotionale Bindung zwischen Haustier und Besitzer kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Nun liegt es auf der Hand, daß sowohl ein Insekt eine primitivere Lebensform darstellt als auch keinerlei sinnvolle Kommunikation mit diesem denkbar sein dürfte. Deshalb fühlen wir uns berechtigt, den Quälgeist ohne Nachdenken und Schuldgefühl zu beseitigen, selbst wenn unser Leben durch dessen Existenz in keiner Weise tangiert wird. Im übrigen dürfte der größte Unterschied darin bestehen, daß die als Haustiere bezeichneten Tiere unser Leben teilen, die anderen, als Ungeziefer bezeichneten, aber gefälligst nicht, und wenn sie sich über unsere Vorstellung hinwegsetzen, greifen wir zur Notwehr.

Hunde und Katzen, in geringerem Maße auch andere Haustiere wie Hamster, Vögel, Reptilien, Fische, stellen, wenn auch in mehr oder weniger eingeschränkter Weise, Kommunikationspartner dar, die eine besondere Wertschätzung genießen. Der Mensch lebt halt nicht gern allein, und wenn er sonst schon niemanden hat, der ihm zuhört, so freut er sich desto mehr über den treuen Hund, der vollständig auf seine menschliche Bezugsperson fixiert ist - viel intensiver und konstanter, als ein Mensch das jemals tun würde.

Pferde sind für diese Art von Symbiose nicht ganz so gut geeignet, weil sie sich nicht im Wohnzimmer halten lassen. Pferde verbringen daher den Großteil ihres Tages ohne Mensch und vermissen diesen, ganz im Gegensatz zum Hund, normalerweise auch gar nicht. Insofern ist ein Pferd eher Katze als Hund. Auf der anderen Seite ist nicht von der Hand zu weisen, daß Pferde wie Katzen große Kuscheltiere sind, die sich gerne putzen und striegeln lassen und alleine durch ihre Freßgeräusche Wohlbefinden verursachen können. Pferde eine Ware? Nicht doch!

Und dann gibt es da noch die sogenannten Nutztiere. Diese leben zwar nicht unbedingt im Haus, aber doch am Haus, sind also in gewisser Weise Haustiere, werden aber üblicherweise nicht ins Herz geschlossen. Wenn das doch der Fall sein sollte, ergeben sich die naheliegenden Konflikte. Michel aus Lönneberga kann da schöne Geschichten über sein Schweinchen erzählen ( Alles, alles - ohne Geld!). Als angehender Bauer durfte sich Michel eigentlich keine Sentimentalitäten erlauben - sein Vater war entsprechend sauer.

Bauern sind nämlich unsentimentale Produzenten. Sie produzieren pflanzliche und tierische Lebensmittel. Die Verbraucher kaufen das Fleisch heute natürlich im Supermarkt. Daß das Filet oder die Wurst einmal Teil eines lebendigen Tiers war, läßt sich meistens ganz gut ausblenden. Hauptsache, die Ware ist frisch und billig. Woraus sich der Zwang für den Produzenten ergibt, günstig zu produzieren. Die Ware "Tier" nämlich.

Waren in meiner Kindheit die landwirtschaftlichen Betriebe noch extrem vielseitig, sind diese heute meistens extrem spezialisiert. Bauernhöfe im herkömmlichen Sinne gibt es nur noch in Bilderbüchern für die ganz Kleinen. Hühner, Enten, Schweine, Schafe, Ziegen, Kühe, Pferde - alle diese Haus- und Nutztierarten wurden gehalten, und die Pflanzenproduktion war ähnlich vielseitig. Selbstverständlich hatte die Bäuerin auch noch einen Gemüse-, Kräuter- und Blumengarten. Man kann das alles sehr schön in jedem bäuerlichen Freilichtmuseum bewundern.

Diese Zustände gehören endgültig der Vergangenheit an. Hühner, Enten, Gänse, Puten, Schweine, Rinder, Kühe gibt es nur noch in Massentierhaltung. Früher zog der Bauer die Ferkel seines Wurfs selber groß und mästete sie, um sie anschließend zu schlachten. Heute hat er sich nicht nur für eine diese Tierarten entschieden, also zum Beispiel für Schweine, sondern sich auf eine bestimmte Lebensphase dieser Tiere spezialisiert. Man nennt diese Tätigkeit ganz allgemein Viehzucht.




Viehzucht


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Die Viehzucht oder Viehhaltung ist nach der Jagd und dem Ackerbau das wom�glich dritt�lteste Gewerbe der Menschheit. Die Bezeichnung Viehzucht ist nur zul�ssig, wenn der Mensch tats�chlich mit der Zuchtwahl unter Verfolgung von Zuchtzielen die Fortpflanzung beeinflusst und lenkt. In den fr�hen Agrargesellschaften war dies jedoch nicht der Fall, weswegen in der Vor- und Fr�hgeschichte von Viehhaltung gesprochen wird. Fast alle Gesellschaften kennen die Domestizierung von Tieren und die kontrollierte Vermehrung.

Hauptziel der Zucht ist die Herausbildung und Verbesserung gew�nschter Eigenschaften � meist Leistungseigenschaften � und die Vermeidung ung�nstiger Eigenschaften � meist Krankheitsanf�lligkeiten. Dies wird durch planm��ige, k�nstliche Selektion, also Auslese oder Zuchtwahl, erreicht. Dabei werden Tr�ger bestimmter gew�nschter Genotypen miteinander gepaart, bzw. Tr�ger unerw�nschter Eigenschaften von der Zucht ausgeschlossen.

Viehzucht im eigentlichen Sinn bezieht sich auf Vieh, wie Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Gefl�gel. Z�chterisches Ziel ist die optimale Verwertung dieser Tiere als Lieferanten von tierischen Produkten wie Milch, Fleisch und Fett oder Fell, Federn und Leder. [...]
» Viehzucht

Merken Sie etwas? Pferde kommen in dieser Aufz�hlung der Nutztiere nicht vor, obwohl Bauern seit jeher Pferde f�r den Eigenbedarf gez�chtet haben und Gest�te als gesonderte, spezialisierte Zuchtbetriebe f�r Pferde eine sehr lange Geschichte haben (wie sich zum Beispiel im Namen Stuttgart = Stutengarten = Gest�t zeigt). Die Pferdezucht ist, wie wir in der Serie �ber die FN gesehen haben, ein ganz bedeutender Wirtschaftszweig in unserem Lande. Trotzdem wird Pferdezucht nicht als Viehzucht gesehen.

Dabei hat sich die Pferdezucht genauso spezialisiert wie etwa die Schweinezucht: Es wird unterschieden zwischen Z�chter und Aufz�chter (» Tierzucht). Der Z�chter verkauft das Fohlen mit sechs Monaten als Absetzer an den Aufz�chter, der es dann mit drei Jahren an den Ausbilder verkauft. Es bildet sich also eine Wertsch�pfungskette, wobei jeder der Beteiligten sich auf die speziellen Probleme konzentriert, die sich in der jeweiligen Phase des Tiers stellen.

Die Sorge des Z�chters besteht in der gezielten Anpaarung der Elterntiere. Ein Z�chter ist in der Regel Besitzer einer oder mehrerer Stuten, f�r die er geeignete Hengste sucht. Da Pferde in fr�heren Jahrhunderten f�r die Kriegf�hrung wichtig waren, wurden fast �berall vom Staat sogenannten Landgest�te eingerichtet, die hoffnungsvolle Hengste hielten und diese den Stutenbesitzern, meist Bauern, zu g�nstigen Konditionen zur Verf�gung stellten, um die Zucht steuern zu k�nnen. Im Prinzip funktioniert dieses System auch heute noch. Bauern bringen ihre Stuten zu den Hengsten in die Deckstelle, die ihrem Wohnort an n�chsten liegt. Dort werden die Stuten im sogenannten Natursprung gedeckt. Die Auswahl der Bauern ist naturgem�� sehr gering, da pro Deckstelle meist nur ganz wenige Hengste angeboten werden. Dieses Verfahren wird bald der Vergangenheit angeh�ren.

Seit den sechziger Jahren befinden sich mehr und mehr Hengste in Privatbesitz; diese Hengsthalter besitzen oft ein Dutzend oder mehr Hengste. Mitte der achtziger Jahre war der Bestand an Privathengsten bereits so gro� wie der der staatlichen Deckstellen, im Jahre 2002 waren schon 60% der Hengste in privater Hand (Birgit Dohmen: Besamungswesen; Ausbildung und Zukunft?). Die staatliche Hengsthaltung wird subventioniert; die Privathengste m�ssen also teurer sein. Der Stutenhalter mu� f�r die Bedeckung eine Decktaxe zahlen, die mit allen anderen Kosten (Tierarzt, Futter, Personal, Geb�ude, Mutterstute usw.) zu den Selbstkosten beitr�gt. Der Verkaufspreis mu� diese Selbstkosten deutlich �bertreffen.



Vorteile


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Die künstliche Besamung, die bei den übrigen Nutztieren, insbesondere den Schweinen und Rindern, schon nach dem Zweiten Weltkrieg Einzug hielt (» Techniker), wurde in der Pferdezucht erst in den letzten 25 Jahren populär. Die Gründe dafür scheinen auf der Hand zu liegen:

  • zum ersten den optimalen Einsatz von Vatertieren in der Zucht
  • zum zweiten die Vermeidung der Übertragung von Krankheiten, die durch den Deckakt übertragen werden
  • zum dritten die >>>> Risikominimierung, da es immer wieder zu Unfällen beim natürlichen Deckakt kommen kann
  • viertens: das Stutenpotential, welches ein Hengst in der Besamung bedienen kann, ist auch regional um ein Vielfaches größer, da weder die Stuten zum Hengst noch der Hengst zur Stute gebracht werden muß > der Samenversand macht's möglich!
Gründe, die weiterhin für einen zunehmenden Einsatz von Deckhengsten in der Besamung sprechen, werden erst klar, wenn man sich die Entwicklung der Pferdezucht in den letzten Jahren genauer betrachtet.

Bis zum Jahr 1995 kam es zu einem kontinuierlichen Anstieg der in der Zucht eingesetzten Hengste, parallel dazu erhöhten sich auch die Bedeckungszahlen, ab 1995 nahmen beide Parameter deutlich ab.

Würde man die Durchschnittszahlen errechnen, wären 1995 auf jeden Hengst 14,8 Bedeckungen gekommen, 2002 dagegen nur noch 12,9.

Diese Zahlen sind jedoch irreführend. Denn worüber sie NICHT Auskunft geben, ist die Frequentierung der einzelnen Hengste.

Sieht man sich entweder Eintragungsprotokolle von Stuteneintragungen, Kör- oder auch Auktionskataloge an, so wird eines ganz deutlich:

Immer weniger Hengste stellen ein immer größeres Potential an Nachkommen. Die am Markt gehandelten Hengste reduzieren sich auf wenige Stempelhengste und deren Nachkommen. Genannt seien hier nur die Linien des Donnerhall und Sandro wie auch Florestan, um nur markante Beispiele zu nennen.
Dohmen, a.a.O.

Das ist der Markt. Die wissenschaftliche Betrachtungsweise der Pferdezucht führte zur Zuchtwertschätzung. Je höher ein Hengst in dieser Hitliste, desto begehrter sein Samen, da der Züchter damit rechnen kann, daß sein Fohlen mit dieser Abstammung einen besseren Preis erzielt, weil der Käufer damit rechnet, daß sich die günstigen Werte des Vaters auf das Zuchtprodukt vererben.

Im Natursprung kann ein Hengst angeblich durchschnittlich 1,5 Stuten pro Tag decken, da die Spermien gebildet werden und reifen müssen. Man rechnet also damit, daß beim zweiten Decksprung eines Tages nicht mehr mit der erforderlichen Samenqualität gerechnet werden kann, obwohl theoretisch ein einziges Spermium vollkommen ausreicht und die Natur überaus verschwenderisch damit umgeht.



Qualität


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Ein durchschnittliches Ejakulat enth�lt in der Regel ca. 8-12 Milliarden Samenzellen. Geht man von einer Vorw�rtsbeweglichkeit von 50% aus und legt die im Tierzuchtgesetz vorgeschriebene Samenzelldosis von 500 Millionen vorw�rtsbeweglichen Samenzellen aus, so lassen sich aus einem Ejakulat zwischen vier und acht Portionen gewinnen. [...]

Pferdezucht ist mittlerweile ein "Produktionsverfahren" der "Ware" Pferd geworden.

Teuer und zeitintensiv:
Die Zucht von Pferden, die fr�her meist den b�uerlicher Hand lag, ist nun ein Gesch�ftsvorhaben, wenn auch immer noch sehr viele hervorragende Sport- und Zuchtpferde gerade aus alteingesessener Z�chterhand und deren profilierten Stutenst�mmen kommen. [...]

War der Hengsthalter fr�her bei Abschlu� eines Deckvertrages lediglich verpflichtet, die vereinbarte Dienstleistung, n�mlich das Decken der betreffenden Stute durch seinen Hengst zu erbringen, ist jetzt die Sachlage eine v�llig andere:

Mit der Gewinnung der Spermas durch die Samenabnahme und die Aufbereitung zum versandfertigen Sperma handelt es sich nunmehr um ein PRODUKT und unterliegt somit im Verkauf auch der PRODUKTHAFTUNG, d. h. der Hengsthalter hat die Pflicht, ein vollwertiges, qualitativ gutes Produkt zu liefern.

Das Tierzuchtgesetz regelt den Handel mit Equidensperma und nennt hierf�r ganz klar umschriebene Qualit�tskriterien bez�glich Samendichte, Vorw�rtsbeweglichkeit und Gesamtsamenzelldosis. Werden diese nachweisbar nicht erf�llt, bietet sich dem K�ufer, spricht Z�chter ganz klar die M�glichkeit, Regre�anspr�che anzumelden!
Dohmen, a.a.O.

Das mu� er aber erst einmal nachweisen! Ob sich f�r den Z�chter dadurch die Rechtslage verbessert, wage ich zu bezweifeln. Auch der Sprung als solcher war nicht das, was er suchte. Er ist letzten Endes am Fohlen interessiert, nicht mehr und nicht weniger. Wenn sich die Wahrscheinlichkeit der Tr�chtigkeit deutlich erh�ht, mag sich die Sache f�r den Z�chter rechnen. Dazu mu� aber auch der Tierarzt mitspielen, der die Besamung vornimmt, wenn der Z�chter ist nicht selber macht, und der Z�chter mu� seine Stute genau kennen, um den Zeitpunkt des Eisprungs abzupassen. Der Hengst sollte es wissen, spielt aber bei der k�nstlichen Besamung ja nicht mehr mit.

Da der Z�chter �ber die Zuchtwertsch�tzung an der sogenannten Eigenleistung des Hengstes interessiert sein mu�, ergibt sich f�r den Hengsthalter der Zwang, sein Tier gezielt im Turniersport einzusetzen. Dieser Einsatz widerspricht dem normalen Tagesgesch�ft eines Deckhengstes, der im Natursprung zur Verf�gung stehen mu�. Ein weiterer Grund, die k�nstliche Besamung vorzuziehen.

Noch ein Grund, den vor allem die Hengsthalter f�r sich sehen, ist die schnelle Amortisierung ihres Hengstes nach dem Kauf. Sieht man sich die Preise an, die f�r junge Hengste meist schon unmittelbar nach der K�rung gezahlt werden, so ist eins schnell klar: >>>>> kein Hengst kann diesen Preis im Verlauf seines Lebens als Deckhengst jemals im Natursprung wieder eindecken <<. Es ist also letztendlich auch ein Rechenexempel, seinen Hengst m�glichst fr�h in den Besamungseinsatz zu bringen.
Dohmen, a.a.O.



Rekorde


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F�r Normalsterbliche sind die verhandelten Summen nicht nachvollziehbar. Ende Oktober hat Paul Schockem�hle gemeinsam mit einem d�nischen Gest�t einen Hengst f�r seine Deckstelle zum sensationellen Preis von 800.000 EUR (zuz�glich Auktionsgeb�hren) erworben (» K�rung und Hengstmarkt 2005). Was darf eine Samenportion dieses Hengstes kosten?

Raimund Hesse, Herausgeber und Chefredakteur vom » Breeders Chronicle, wu�te von einem amerikanischen Quarter Horse Deckhengst zu berichten, bei dem 20.000 Dollar verlangt werden. Nat�rlich nicht f�r eine einzige Samenprobe, sondern f�r die Saison. Der Z�chter bekommt (je nach Vertragslage) so viele Proben, wie er braucht, bis die Stute tragend ist.

Einen weiteren Hengst lie� sich dieselbe Erwerbergemeinschaft 580.000 EUR kosten. Der Durchschnittspreis der gek�rten Hengste betrug �ber 60.000 EUR, f�r einen nicht gek�rten Hengst mu�te man immerhin noch 20.000 EUR hinlegen, wobei der Spitzenpreis hier 60.000 EUR betrug (a.a.O.).

Erst die Besamungstechnik hat es m�glich gemacht, bestimmte Hengste quantitativ in einem Rahmen einzusetzen, der fr�her undenkbar gewesen w�re. Viele Hengste mutieren aufgrund ihrer Erfolge im Sport oder auch der bereits vorher erw�hnten Nachkommenleistung zu Modehengsten. Jeder Z�chter m�chte ein Produkt eines dieser Hengste besitzen, verst�ndlich, da auch der Absatz dieser Produkte am Markt um ein Wesentliches einfacher und sicherer ist als die Nutzung eines vielleicht vielversprechenden Junghengstes, der noch nicht Furore gemacht hat.

Schuld an diesem Trend haben mit Sicherheit auch die Zuchtverb�nde, die das ihrige zu dieser Entwicklung beitragen. Indem sie solche Hengste in ihren Ver�ffentlichungen extrem propagieren, schaffen sie beim Z�chter das Bewu�tsein, NUR solche Produkte seien am Markt absetzbar - alles andere sei eher als Abfallprodukt zu bezeichnen.

Fatal, sieht man sich die Entwicklung im Turniersport an. Nur etwa 0,2% der Reitpferdepopulation landet letztendlich im Spitzensport, der Rest findet sich pyramidenf�rmig gestaffelt im l�ndlichen Turniersport und mit regem Zulauf gerade in den letzten Jahren im Breiten- und Freizeitsport wieder. [...]

Ein weiterer nicht v�llig au�er acht zu lassender Grund, die Besamung mit einem kleinen Vorbehalt zu sehen, ist sicher auch die Tatsache, da� mit dieser Technik auch Stuten tragend werden, die im Natursprung nicht die M�glichkeit zur Tr�chtigkeit h�tten. Sei es, weil sie nicht �ber das notwendige Immunsystem verf�gen, um dem Keimeintrag, der mit dem Deckakt verbunden ist, Paroli bieten zu k�nnen, oder auch weil die innere und �u�ere Rosse nicht synchron verlaufen, d. h. der Hormonhaushalt nicht stimmt. Solche Stuten w�ren im Natursprung kaum tragend zu bekommen, weil die �u�ere Rosse nicht zum Tragen kommt, die Stute also den Hengst nicht dulden w�rde.
Dohmen, a.a.O.

Im Artikel der letzten Woche haben wir uns mit der Samengewinnung besch�ftigt; besondere Probleme bereiteten beim Pferd die langfristige Verf�gbarkeit. Zwar hat man die Probleme mit der Tiefk�hlung inzwischen in den Griff bekommen, dennoch wird im Gegensatz zur Rinderbesamung bei den Pferden nach wie vor�berwiegend Frischsamen eingesetzt. Dieser mu� also auf kurzfristige Bestellung sofort ausgeliefert werden. Das bereitet insbesondere bei l�ngeren Distanzen und Versand �ber L�ndergrenzen hinweg Schwierigkeiten.

Die gesamte Abwicklung ist also nicht unkritisch und wird staatlicherseits geregelt und �berwacht. Besamungsstationen m�ssen anerkannt werden, nur diese k�nnen einen Antrag zur Besamungserlaubnis f�r einen Hengst stellen. Der Samen darf andererseits nur an Tierhalter, Gemeinden, anerkannte Z�chtervereinigungen und Besamungsstationen geliefert werden, und zwar ausschlie�lich an Tier�rzte, Besamungsbeauftragte oder Eigenbestandsbesamer. Letzterer kann mit einem zweiw�chigen Lehrgang die F�higkeit und Erlaubnis erwerben, seine eigenen Stuten zu besamen.

Was f�r die Hengste recht ist, ist f�r die Stuten billig. Auch diese m�ssen optimiert werden. Zwar werden die Zuchtwerte f�r Stuten noch nicht erfa�t, aber das wird sicherlich nicht lange auf sich warten lassen. Schon jetzt erwartet man von Stuten, die im Sport erfolgreich sind, da� sie ihre Eigenschaften vererben. Nun k�nnen sie genauso wenig wie die Hengste gleichzeitig sportlich und reproduktiv t�tig sein. Im Grunde stellt sich das Problem sogar noch scharfer als bei den Hengsten, denn die Tragzeit betr�gt �ber elf Monate. Da technisch gesehen lediglich das Ei der Stute interessant ist, kommt zunehmend der Embryotransfer in Gebrauch:



Embryotransfer


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Was ist Embryotransfer?
Unter Embryotransfer (ET) versteht man die �bertragung eines fr�hen Embryos wenige Tage nach der Befruchtung von einer sogenannten Spenderstute in die Geb�rmutter einer entsprechend aufnahmebereiten Empf�ngerstute. Diese Empf�ngerin tr�gt dann dieses "fremde" Fohlen aus, w�hrend die genetische Mutter weitere Embryonen liefert, selbst tragend werden, oder aber z.B. im Sport ihre Eigenleistung unter Beweis stellen kann.

Bedeutung des Embryotransfers
Auch hier ergibt sich nat�rlich die Frage nach dem Wozu. Die Antwort lautet im Prinzip genauso wie bei der Besamung: Um die M�glichkeiten der Zuchtwahl zu erh�hen. Bei fixen Kosten in der Pferdezucht, verursacht durch Errichtung und Unterhalt von Geb�uden, Pflege von Wiesen, Futter-, Personal- und sonstigen Nebenkosten kann der Erl�s f�r die aufgezogenen Pferde im wesentlichen nur durch deren Qualit�tssteigerung erh�ht werden. Qualit�t ist hierbei erstens genetisch bedingt und zweitens durch den Ausbildungsstand der angebotenen Reitpferde. Durch gezielte Anpaarung erstklassiger Mutterstuten mit Spitzenvererbern lassen sich durch den Embryotransfer relativ mehr Eliten erzeugen als ohne die entsprechend intensivierte Zuchtwahl auf Seiten der M�tter.

In diesem Zusammenhang k�nnte der Embryotransfer auch gezielt, von Seiten der Zuchtleitung verschiedener Zuchtverb�nde, zur Produktion von Hengstanw�rtern, und damit zur Steigerung des Zuchtfortschrittes der Gesamtpopulation angeregt und auch unterst�tzt werden, wie dies beispielsweise heute bereits durch die Vergabe von Verbands- und Staatspr�mien geschieht. Die ausgew�hlten Stuten k�nnten in derartigen F�llen auch gleichzeitig ihre Eigenleistung werbekr�ftig und eindrucksvoll im Sport (nicht nur in einer Stutenleistungspr�fung) unter Beweis stellen. In der internationalen Rinderzucht ist in den letzten zwanzig Jahren durch die Verbindung von Embryotransfer und gezielten Anpaarungsversuchen ein kaum vorstellbarer Zuchtfortschritt erzielt worden.

Embryonengewinnung
Der Vorgang der Embryonengewinnung erfolgt durch Geb�rmuttersp�lung mit Hilfe eines speziellen Sp�lkatheters durch die Scheide und ist genauso schmerzfrei wie beispielsweise die Besamung. Er kann nach jeder Rosse wiederholt werden, so dass im Laufe eines Zuchtjahres mehrere Embryonen gewonnen werden k�nnen. Im Gegensatz zu den Verh�ltnissen beim Rind, kann die Anzahl der Embryonen pro Sp�lung nicht hormonell erh�ht werden (beim Rind sind nach sogenannten Superovulationsbehandlungen schon bis zu 30 Embryonen in einer Sp�lung gewonnen worden!). So werden bei der Stute h�chstens zwei Embryonen pro Sp�lung gewonnen, diese sind allerdings fast immer von ausgezeichneter Qualit�t. Nach unseren Erfahrungen k�nnen bei normal fruchtbaren Stuten in 60 % - 80 % der Sp�lungen 1-2 lebensf�hige Embryonen gewonnen werden. Dies entspricht in etwa der nat�rlichen Befruchtungsrate. Technisch kann die Methode also als ausgereift angesehen werden.

�bertragung der Embryonen
Die �bertragung der Embryonen kann grunds�tzlich entweder chirurgisch oder aber nicht-chirurgisch durchgef�hrt werden. Bei der letzteren Methode wird der Embryo mit Hilfe eines langen Metallstabes durch die Scheide und Muttermund wie bei einer Besamung in die Geb�rmutter verbracht. Der chirurgische Transfer wird am stehenden Tier unter �rtlicher Bet�ubung in der Flanke druchgef�hrt.
Die Erfolgsraten mit der nicht-chirurgischen Methode liegen bei frischen Embryonen je nach Arbeitsgruppe zwischen 30 % und maximal 60 %; hingegen k�nnen mit Hilfe der chirurgischen Methode Tr�chtigkeitsraten zwischen 70 % und 90 % erzielt werden. In Hasbergen haben wir uns aus diesem Grund als erste private Embryotransferstations Europas von vornherein f�r die chirurgische Methode entschieden. Nach Transfer der ersten vier frischen Embryonen waren drei Empf�nger tragend, alle haben inzwischen lebende Fohlen zur Welt gebracht. In diesem Jahr haben ausschlie�lich mit tiefgefrorenen Embryonen gearbeitet und wiederum f�nf Tr�chtigkeiten erzielen k�nnen. Nach unseren Erfahrungen mit dem chirurgischen Transfer wird dieser Eingriff sehr gut von den Stuten toleriert. Wir haben nach bislang 12 Transfers keinerlei postoperative Komplikationen beobachten k�nnen. [...]

Theorie und Praxis
Abschlie�end ein Bespiel f�r die praktische Machbarkeit von theoretisch kompliziert erscheinenden Vorhaben auf diesem Gebiet: Im April 95 erwarten wir ein ganz besonderes Fohlen. Es m�sste eigentlich "Das zweifach Gefrorene" oder "Stickstofffreak" hei�en. Denn die Mutter dieses Fohlen wurde mit einer einzigen Portion tiefgefrorenen Importsamens des amerikanischen Spitzenvollblutarabers Padrons Mahogany besamt. Sechs Tage sp�ter gewannen wir einen Embryo, welcher wiederum tiefgefroren wurde. F�nf Monate sp�ter wurde dieser Embryo aufgetaut und auf die Empf�ngerstute "Farrucca"�bertragen. Weitere sechs Tage sp�ter konnten wir bereits mit Hilfe des Ultraschalls feststellen, das Farrucca tragend war. Sie ist es bis heute. Nun hoffen wir nur noch, dass sie ein gesundes Fohlen zur Welt bringt. Was wollen wir mehr?

Inzwischen ist aus diesem gesunden Fohlen eine 9j�hrige Stute geworden, deren erstes Fohlen ebenfalls aus Embryotransfer entstand. Zwei weitere Fohlen von dem Hengst Best Before Midnight (ebenfalls aus Embryotransfer) hat sie selber ausgetragen. Diese beiden Fohlen wurden �ber die Elite-Auktion in Neum�nster 2002 und 2003 verkauft.
� Equiset



Zuchtfortschritt


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Wie war das eben noch? "Kaum vorstellbarer Zuchtfortschritt" - es wird also noch einiges auf uns zukommen. Mit Wissenschaft scheinen alle diese Verfahren viel zu tun zu haben, aber eigentlich handelt es sich bisher lediglich um Technik. Nach wie vor wird gewürfelt. Die vielgepriesene Gentechnologie läßt trotz aller Fortschritte noch keinerlei praktische Anwendungen zu. Zucht ist immer noch Versuch und Irrtum.

Wer sich beruflich in diese Richtung entwickeln will, sei es als Besamungstechniker oder als Tierarzt, wird sicherlich über Beschäftigungsmangel kaum klagen können. In einigen Jahren wird der Natursprung als völlig veraltet gelten und nur noch bei exotischen Rassen und kleinsten Populationen angewendet werden. Allerdings gibt es auch Probleme; anscheinend sind künstlich gezeugte Stuten durch dasselbe Verfahren kaum tragend zu bekommen. Die Pferdewirtin und Besamungstechnikerin Birgit Dohmen führte aus, daß in diesen Fällen verstärkt auf die begleitenden hormonellen Prozesse geachtet werden müsse. Möglicherweise müsse auf das natürliche Liebesspiel zurückgegriffen werden, weil dadurch die entsprechende Mechanismen aktiviert würden. Genau, das Stichwort lautet: Weidehengst.

Jetzt wird mir klar, warum das ein neuer Markt ist, warum Hengsthalter verstärkt damit werben, daß ihr Hengst frei in der Herde mitläuft. Nicht nur künstlich gezeugte Stuten, sondern auch im Sport strapazierte können sich auf diese Art und Weise allmählich wieder den natürlichen Prozessen annähern. Die Erfolgsrate dieser Weidehengste soll sehr hoch sein. Wundern würde es mich nicht. Trotzdem, auch dieses Phänomen wird den "Fortschritt" nicht behindern.

Ähnlich sieht es bei uns Menschen aus: Der "Fortschritt" ist nicht aufzuhalten. Im Jahre 2003 wurden in Deutschland 20.000 Kinder nach einer künstlichen Befruchtung geboren, das sind etwa 2% aller Geburten. Nach der Gesundheitsreform 2004 ist diese Zahl allerdings um 50% gesackt, da die Krankenkassen die Kosten normalerweise nicht mehr übernehmen (» Künstliche Befruchtung). Im gleichen Jahr 2004 wurde in England ein Junge geboren, der mit 21 Jahre altem Gefriersperma gezeugt worden war - welch ein Triumph (» Gefriersperma)!

In England und einigen anderen Ländern ist auch Embryotransfer erlaubt - in Deutschland nicht. Sollte trotzdem eine » Leihmutter das Kind einer anderen Frau austragen, gilt nach deutschem Recht, daß es das Kind der Leihmutter ist (» Mater semper certa est). Aber das hat natürlich keine Entsprechung in der Pferdezucht. Pferde sind ja Sachen.

Und was ist mit dem Angebot, dem neulich der Spiegel Publizität verschaffte?

Los Angeles - Schauspieler Vincent Gallo, 43, bietet sein Sperma für eine Million Dollar (rund 850 000 Euro) zum Verkauf an. Wie der Internetdienst "E!Online" berichtete, sind in dem Preis die Kosten für eine einmalige In-Vitro-Befruchtung enthalten. Auf der Webseite "vgmerchandise.com", wo Gallo auch Kleidungsstücke und Filmmemorabilien feilbietet, wird das Sperma in der Rubrik "Vermischtes" aufgeführt.

Interessierte Kunden erfahren auch, dass Gallo gesund, drogenfrei und im vollen Besitz seiner Haare ist. Der Schauspieler garantiert, dass das Sperma 100-prozentig von ihm stammt. Obendrein bietet er gegen einen Aufschlag von 500.000 Dollar eine Befruchtung auf natürlichem Wege an.

Gallo sorgte zuletzt bei den Filmfestspielen in Cannes im Jahr 2003 mit "The Brown Bunny" für Schlagzeilen. Der selbst inszenierte Film, der vor allem durch eine Oralsexszene ins Gespräch kam, wurde von einem US-Kritiker als schlimmster Film in der Geschichte des Festivals verrissen.
» B-Movie-Darsteller will sein Sperma verhökern

So gesehen ist der Hengst zu 800.000 EUR geradezu ein Schnäppchen.



Quellen / Verweise


  1.  Alles, alles - ohne Geld!, Galeriebeitrag aus Ausgabe  198
  2. » Viehzucht
  3. » Tierzucht
  4. Birgit Dohmen: Besamungswesen; Ausbildung und Zukunft?5. Tag des Journalisten, » Gestüt Drainoflex Fink Handels GmbH
  5. » Techniker
  6. » Körung und Hengstmarkt 2005
  7. » Breeders Chronicle
  8. » Equiset
  9. » Künstliche Befruchtung
  10. » Gefriersperma
  11. » Leihmutter
  12. » Mater semper certa est
  13. » B-Movie-Darsteller will sein Sperma verhökern
  14.  Reproduktionstechnik, Betrachtungen über Besamung und Verwandtes
      Ausgabe 348 · Teil 1
  15.  Das Phantom, Techniken und Probleme der Samengewinnung
      Ausgabe 349 · Teil 2



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Leserresonanz


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2 Leserresonanzen zu Ausgabe 350 vom 11.12.05


Leserbrief  1645 zu Ausgabe  350
13.12.05



Ware Pferd, GHP etc.

Hallo Gerd Hebrang!

Ware Pferd.

Wenn man diesen Bericht liest, weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll.

Sind wir denn alle schon komplett verblödet? Deckfrequenzen, Effizienz, möglichst hoher Ausstoß von gewinnbringenden Einheiten. Wir reden hier von Lebewesen!!

Für mich hat Zucht immer noch den Zweck, a l l e guten Eigenschaften zu fördern. Leistung, Schönheit sowie Robustheit und Klarheit im Kopf dürfen sich nicht ausschließen.

Wohin führt die Zucht auf den alleinigen Anspruch von Beerbaum und Co?

98% der Reiter, die ich kenne, brauchen weder Ferrari noch Rolls Royce, nur um zur Arbeit oder zum Einkaufen zu fahren. Und in diesem banalen Spektrum spielt sich auch deren Reiterei ab. Kein Anerkennungsgeheische auf Turnieren, sondern der Spaß am und mit dem Pferd.

Den typischen Prestigewahn habe ich selbst kennengelernt.

Auf meine Hannoveraner Stute (Hauptbuch) habe ich einen Araber gesetzt, den ich von Fohlen an kenne. Er hat sich zu einem Traumhengst entwickelt und steht in der Araberliste ganz oben ( Bestbewertung Aachen, Leistungsschau Expo, bla,bla,bla). Daß ich mir von ihm ein Fohlen ziehe, stand allerdings schon Jahre vorher fest, Wunsch meiner Tochter nach einen eigenen Pferd von klein auf und von diesen beiden Pferden.

Bei der Fohleneintragung haben sich die Züchter gegenseitig überboten und wollten unbedingt wissen, wer der Vater ist.

Als ich bekannt gab, daß es nur Zucht für den Eigenbedarf ist und daß der Hengst nicht für Hannover zugelassen ist, schwand das Interesse sofort.

Fazit: Wir brauchen keine guten Pferde! Wir brauchen Papiere und Abstammungslisten.

Wozu pochen wir auf artgerechte Haltung? Gehört da nicht schon artgerechte Entstehung dazu?

GHP

Immer wieder schön, wenn sich neue Gurus zum anbeten oder neue Wege zum jetzt definitiv richtigen Umgang mit dem Pferd finden lassen.

Dabei ist es ganz einfach:

Ein Pferd. Was ist das eigentlich für ein Wesen? Wie verhält es sich, was sind seine Bedürfnisse, wie funktioniert es, was sind seine Instinkte? Das reicht schon mal für die Basis.

Und die wichtigste Erkenntnis: Es ist tatsächlich nur ein Pferd. Es ist kein Mensch mit menschlichen Wertvorstellungen, egal ob als Partner- oder Kinderersatz angeschafft.

Solange es teilweise wichtiger ist, teure Ausrüstung und Zubehör zu kaufen, um sich selbst in Szene zu setzen, anstatt das Geld in das Tier zu investieren ( Futter, Stall, Schmied und Tierarzt)geht irgendwas an der Beziehung Pferd -Mensch vorbei.

Kein Mensch würde von einer intakten Beziehung unter Menschen reden, wenn sich der eine nur um seine Vorstellungen kümmert und sich fragt, warum der andere nicht funktioniert, ohne jemals auf dessen Belange einzugehen.

In Deutschland gibt es für alles Prüfungen. Führerschein, Meisterbrief, etc. Nur muß man diese Prüfungen v o r h e r ablegen.

Beim Tier ist genau andersherum. Erst anschaffen, dann ?????

Wenn man die o.a. Überlegungen vorher trifft, stellen sich hinterher weniger Fragen.

Oder um es mit den Worten unseres alten Landtierarztes zu sagen:
Man muß nicht alles studiert haben, manchmal reicht schon genau hinsehen und dann nachdenken. Das größte Problem, das die meisten Pferde haben, ist der Besitzer.

Ich habe jedenfalls in allen meinen Pferden leistungsbereite und verläßliche Partner, ohne daß Monthy Roberts und Co mit einem Prüfformular hinter uns standen.

Aber vielleicht ist es das. Es sind Partner, aber auf ihrer Ebene. Partner Pferd. Keine Sportgeräte oder Kuschelersatz.

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß wir uns mit einem Blick nach hinten weiter vorwärts entwickeln.

Helmut Bleich


Leserbrief  1699 zu Ausgabe  350
11.02.06


Re: Feedback

Sehr geehrter Herr Popken,

schade, dass Ihnen mein Buch nicht gefallen hat.

Obwohl ich den Eindruck habe, dass Sie es nicht ganz durchgelesen haben, sondern nur etwas finden wollten, um sich über die FN lustig zu machen. Das ist eine Sache und auch Ihr gutes Recht. Die andere Sache ist aber, dass ich Sie eigentlich immer als objektiven Kollegen geschätzt habe. Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben mit diesem Buch. Es enthält neben den Aufgaben zur GHP auch Hinweise aus meiner täglichen Praxis, wie sich Pferdebesitzer in verschiedenen Situationen verhalten und wie Sie mit Ihrem Pferd üben können. Ein überwiegender Prozentteil meiner täglichen Arbeit besteht darin, Pferden die Angst zu nehmen vor Traktoren, Kühen, Autos und anderen Gegenständen. Ich habe viele Kunden, die perfekt eine S-Dressur reiten, ihr Pferd aber nicht von A nach B führen können, wenn dazwischen eine Frau mit einem Regenschirm steht.

Weiter gehört für mich auch dazu, in jedem Buch eine Lanze zu brechen für die Artgerechte Haltung der Pferde. Auch dies wurde mit keinem Satz von Ihnen erwähnt(Meine eigenen Pferde stehen auch in einem LAG-Offenstall). Sie schreiben, dass Sie das Buch für "aufgeblasen" halten. Aufgeblasen, weil ich über Faktoren der Pferde-Wahnehmung berichte, die höchstens 20% der Reiter bewusst sind??

Und nun zu den "gelb-blauenn Würsten": Wenn Sie sich eingehender mit dem Thema der Dual-Aktivierung auseinandersetzen würden, würden Sie -wie viele Personen, die die entsprechende Sachkenntnis haben- feststellen, dass es eine innovative Trainingsmethode für Pferde darstellt. Das finden übrigens auch Ausbilder der Wiener Hofreitschule, Westerntrainer und Olympia-Reiter.

Aber vielleicht regt es Sie ja an, das GHP-Buch noch einmal aufmerksam durchzulesen oder sich gleich an die nächste Rezension zu geben, denn der Buch-Text "Dual-Aktivierung" von Michael Geitner (das mit den gelb-blauen Würsten) stammt auch von mir.(Vrgl. Impressum)

Viele Grüsse
Kiki Kaltwasser
Linden 2
53940 Hellenthal
02447-913555
Sehr geehrte Frau Kaltwasser!

Herzlichen Dank für Ihre Zuschrift, die ich zur Ergänzung gern veröffentliche. Ich hatte nicht den Eindruck, daß in meiner Rezension von "Gefallen" die Rede war, aber es kann natürlich sein, daß es so gelesen werden wird.

Um Ihren Brief angemessen beantworten zu können, habe ich meine Rezension erneut gelesen. Die von den Ihnen kritisierten Punkte kann ich dort nicht entdecken, im Gegenteil, ich habe genau das herausgearbeitet, was Sie vermissen:

Es ist sorgfältig produziert, umfangreich, gut gegliedert. Es ist vielleicht nicht nur für die Gelassenheitsprüfung zu gebrauchen, sondern auch für den Alltag. So ist die Gelassenheitsprüfung ja auch gemeint: Alltägliche Situationen, die zu Problemen führen können, werden simuliert, die Problemsituationen systematisch geübt und damit entschärft. Man muß also nicht unbedingt auf die Gelassenheitsprüfung hinarbeiten.
  Rezension

Meine Kritik hinsichtlich der "Aufplusterung" ist begründet und nachvollziehbar. Ich nehme sie aber nicht zum Anlaß, das Buch herabzuwürdigen, sondern betone im Gegenteil, daß diese Kritik zu vernachlässigen ist und dem Wert des Buches nichts nimmt. Vielleicht sollten Sie einmal meine Kritik sorgfältig lesen. Dann finden Sie auch, daß ich gerade den Aspekt betont habe, daß viele Pferdebesitzer, egal auf welchem Level, aus diesem Buch Nutzen ziehen können.

Gerne bespreche ich auch das von Ihnen erwähnte Buch von Herrn Geitner; vielleicht regen Sie beim Verlag an, daß man mir ein Rezensionsexemplar schickt.

Mit freundlichen Grüßen

Gerd Hebrang



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