Björn Berg, Schweden Alles, alles - ohne Geld! Ausschnitt der Illustration auf Seite 146/147 Astrid Lindgren: Immer dieser Michel, Bilder von Björn Berg Hamburg 1972, Verlag Friedrich Oetinger
Ich kann mich genau erinnern, daß ich es im Internet gelesen habe, vermutlich auf der Seite von » Astrid Lindgren - ich kann es aber dort und auch anderswo nicht wiederfinden: der Erfolg der Michel-Bücher wurde zum Teil auch dem Illustrator Björn Berg zugeschrieben.
Inzwischen gibt es die Einzelgeschichten im Querformat mit farbigen Abbildungen, ebenfalls von Björn Berg; diese Illustration entstammt einer Gesamtausgabe von 1984. Bis auf den Schutzumschlag sind alle Abbildungen Federzeichnungen, zusätzlich in einer Farbe laviert. Die Geschichten sind in den 60er Jahren entstanden.
Hier reitet Michel auf seinem eigenen Pferd hinter der Kutsche her, die sein Vater zweispännig nach Hause fährt. Auf dem Bock sitzen Michels Mutter und seine Schwester, hinten Alfred und Lina, Knecht und Magd bei den Svenssons.
Björn Berg, 1923 in Bayern von schwedischen Eltern geboren. Von seinem dritten Lebensjahr an lebte er in New York und kam erst 1935 nach Hause nach Schweden. Björn Berg beschloss schon frühzeitig Künstler zu werden und studierte u.a. bei Fernand Leger und André Lhote in Paris. 1952 begann er für die Zeitung Dagens Nyheter zu zeichnen.
Sein rascher Strich, der ein Milieu oder eine ganze Person mit wenigen genauen Pinselstrichen einfängt, ist souverän und berühmt, nicht zuletzt durch Michel aus Lönneberga, der ein Welterfolg wurde, vielleicht auch dank der Bilder von Björn Berg. Dass er Landschaften von seinen Sommeraufenthalten in Härjedalen, von der Serengeti und Tsavo aquarelliert, ist nicht so bekannt.
Es geht um lyrische Naturschilderungen, wenn das vibrierende Licht zwischen Tag und Nacht oder zur frühen Morgenstunde, wenn sich die Nebel heben und der Tau glitzernd überm Gras liegt. Die Farben formen die Motive, sie zerfließen und sie fließen ineinander.
Kommentar · 12.01.2003 Von Werner Stürenburg
Die Zeichnungen sind wirklich köstlich. Alle Figuren werden durchgängig glaubhaft skizziert, es sind richtige Persönlichkeiten. Aber nicht nur die Familie samt Gesinde, auch die Bewohner von Lönneberga und die Gäste der Familie werden unglaublich prägnant hingeworfen. Manches erzählt sich über die Zeichnungen und kommt im Text gar nicht vor.
Mit sparsamsten Mitteln werden komplexe Inhalte erschöpfend behandelt. Man schaue sich nur einmal den Ausschnitt an, der den frischgebackenen Pferdebesitzer Michel von schräg hinten zeigt, wie er seinen Helden Alfred anhimmelt.
Alfred seinerseits strahlt über beide Backen und schaut liebevoll auf seinen Schützling. Lina ist wieder einmal enttäuscht, hat sich eingemummelt und lehnt sich an Alfred, der aber wie üblich nichts für sie übrig hat, sondern ganz bei Michel ist.
Das kann man nicht besser machen; selbst das Pferdchen hat so viel Ausstrahlung, daß man sofort glaubt, daß Michel dieses Pferd haben wollte und damit glücklich ist. Auch die Kutsche ist vorzüglich getroffen. Übrigens haben die Svenssons mehrere Kutschen für unterschiedliche Zwecke.
Astrid Lindgren hat sich für diese Geschichten bei ihrem Vater erkundigt, der sich im Alter an alle Einzelheiten seiner Jugend genau erinnerte. Als junger Mann hatte er sich als Bauer selbständig gemacht und wußte noch, was er für Pferde, Kühe usw. bezahlt hatte. Viele der Episoden sind also durchaus authentisch, wenngleich die Autorin zugibt, daß ihr Vater in seiner Jugend nicht so viele Streiche ausgeheckt hat wie Michel.
Wie so oft bei Astrid Lindgren, war der Anlaß durchaus unscheinbar: ein schreiendes Kind, das beruhigt werden mußte. Aus der Not heraus sagte sie: "Rat mal, was der Michel damals angestellt hat!" Da war das Kind still und sie mußte notgedrungen etwas zu dieser Person Michel erfinden. Ihr Vater hat kurz vor seinem Tode noch die Geschichte mit der Auktion in Backhorva mitbekommen und war ganz entzückt über die Bauernschläue und Geschäftstüchtigkeit des Kleinen.
Im Schwedischen heißt Michel übrigens Emil; man hat sich aber wohl zu einer Namensänderung entschlossen, da der Name Emil im deutschsprachigen Raum schon durch "Emil und die Detektive" (Erich Kästner) belegt ist. Selbstverständlich sind die wunderbaren Geschichten auch verfilmt worden und werden regelmäßig in den verschiedenen Programmen im Fernsehen gezeigt; zum Jahresende gab es zum Beispiel zwei Filme im ZDF.
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