|  | Eröffnungsfeier: Thiedemann trägt die Fahne |  |  |  |
| |  | Silber-Team: Lieselott Linsenhoff, Otto Lörke, Anneliese Küppers, Hannelore Weygand |  |  |  |
| |  | Liz Hartel, Henri St. Cyr, Lieselott Linsenhoff |  |  |  |
| |  | August Lütke Westhues mit Trux am Graben |  |  |  |
| |  | Silber-Team Vielseitigkeit: August Lütke Westhues, Klaus Wagner, Otto Rothe |  |  |  |
| Der Plan Schindlings geht auf. Otto Lörke gelingt es, in drei Jahren ein Team aufzubauen, das bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1956 die Silbermedaille in der Mannschaftswertung gewinnen kann, und zwar mit drei Damen:
| Daß wiederum die einst von ihm ausgebildeten Olympia-Pferde zum großen Erfolg beitragen, erfüllt ihn mit Stolz. "Seine" Equipe mit Lieselott Linsenhoff auf Adular, Anneliese Küppers auf Afrika und Hannelore Weygand auf Perkunos gewinnt die Silbermedaille in der Mannschaftswertung (Gold: Schweden, Bronze: Schweiz). a.a.O., Seite 152 | | |
Die Zeit der Militärreiter scheint langsam zu Ende zu gehen - die zivile Reiterei rückt vor und mit ihr die Damen. Was hatte man sich 30 Jahre früher noch das Maul zerrissen!
Otto Lörke hat mit diesem Erfolg sein Lebenswerk gekrönt. Im Jahr darauf stirbt er mit fast achtzig Jahren. Mit Adular und Afrika sind nochmals zwei Pferde der Vornholzer Zucht präsent.
Olympiasieger in der Dressur wird der schwedische Militärreiter Henry St. Cyr - allerdings ist die Bewertung reichlich umstritten. Der schwedische Richter billigt ihm eine enorm hohe Punktzahl zu, ohne die er nicht gewonnen hätte. Von den fünf Richtern sehen ihn zwei auf dem ersten, die anderen auf dem zweiten, vierten und fünften Platz.
| Überhaupt geben die Richter in Stockholm reichlich Anlaß zur Kritik. Zwei der Herren bevorzugen ihre Landsleute in so dreister Form, daß die FEI sie anschließend von der Richterliste streicht.
Die Bewunderung des Publikums gilt den beiden Reiterinnen Lis Hartel aus Dänemark und Lieselott Linsenhoff. Lis Hartel, die in ihrer Kindheit an Kinderlähmung gelitten hatte, führt Jubilee mit knappem Punktevorsprung zur Silbermedaille. Bronze sichert sich die 28jährige Lieselott Linsenhoff. a.a.O., Seite 152 | | |
Die Vielseitigkeitsreiter schafften es wieder einmal, negativ von sich reden zu machen.
| Besonders ein Trakehner mit einem ein Meter hohen Rick in einem 2,5 Meter breiten Graben macht den Reitern und Pferden zu schaffen. Der tiefe Morast gibt beim Absprung wie beim Aussprung keinen Halt. Das Pferd Iller eines schwedischen Reiters fällt so unglücklich und rutscht unter das Hindernis, daß es an Ort und Stelle erschossen wird. Da der Abtransport während der Prüfung nicht möglich ist, müssen die noch folgenden Reiter und Pferde über den toten Pferdekörper springen - vielleicht auch ein Grund dafür, daß an diesem Hindernis zwölf Pferde stürzen und 28 verweigern. a.a.O., Seite 153 | | |
August Lütke Westhues gewinnt die Silbermedaille, für die deutsche Mannschaft springt ebenfalls Silber heraus. Soweit ist die Sache erfreulich. Wir hatten allerdings schon von den skandalösen Military-Verhältnissen in den 30er Jahren gelesen; zwei Jahre vor den Olympischen Spielen in Stockholm fand die Military-Europameisterschaft in der Schweiz statt:
| Im Jahre 1954 war die Reihe an der Schweiz, das Europa-Championat auszurichten. Das Event war dann extrem unrühmlich, so, wie eine Military eigentlich nicht sein sollte; man hatte den Bogen offensichtlich überspannt. Der Kurs führte bei tiefem glitschigen Lehmboden ständig bergauf und bergab; bei den meisten Hindernissen lagen Absprung und Landung nicht auf gleicher Ebene. Auch die Art, wie die Hindernisse gebaut waren, und ihre Abmessungen gingen über das Zumutbare hinaus. Am Hindernis 29 mussten die Pferde in einen auf 1,20 m angestauten Bach springen und auf der anderen Seite fast senkrecht 2 m hoch hinausklettern. Nachdem die ersten 3 Pferde dies nach einigen Versuchen nicht geschafft hatten, wurde die Stelle neutralisiert und die im Wasser platschenden Pferde 20 m weiter aus dem Bach geführt (!). Hindernis 27: Auf der Spitze eines steilen Hanges musste eine Barriere gesprungen werden und unmittelbar danach ein überwucherter Graben. Die meisten Pferde fielen � völlig übermüdet � in diesen Graben. Abgesehen von den Rössern der Briten hatten die durchgekommenen Pferde kaum noch Kraft zum Galoppieren und quälten sich im Trab ins Ziel. Ausser Deutschland � trotz mehreren Stürzen noch dabei � und den siegreichen Engländern war keine sonstige Equipe mehr in der Wertung. » Strassenmarathons und Querbeet-Reiten | | |
Lernt man nun endlich daraus? Man hält es kaum für möglich, aber bei den nächsten Olympischen Spielen 1960 in Rom wiederholten sich die Schikanen:
| Die Geländestrecke war 8100 Meter lang und mit 35 Hindernissen bestückt, die teilweise gewaltige Ausmasse hatten. Der berüchtigste Sprung waren die Betonröhren, 1,10 m hoch und 1,10 m tief. Die Pferde lugten durch die Röhren hindurch auf die tieferliegende Landestelle, zögerten und verletzten sich böse an den scharfen Kanten des ausgesprochen unfairen Hindernisses. Von 73 Startern blieben nur 37 für das abschliessende Springen übrig. » Strassenmarathons und Querbeet-Reiten | | |
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