| | | Ein beeindruckender Riese | | | |
| Kleinehellefort hat mich sofort erkannt und angesprochen. Wir hatten uns in Kaunitz mehrfach wiedergesehen, unter anderem wegen des Fohlens, das er ohne Wissen mitverkauft hatte (siehe Finnabair).
Stets hatte er versichert, daß er auf seine Reputation bedacht ist und von zufriedenen Kunden lebt. Leider kann ich nicht ständig Pferde kaufen; meine Kundenzufriedenheit hat ihm also nicht unmittelbar genützt.
Heute möchte er nicht mehr als Händler auftreten. Die Zeiten haben sich geändert, er hat seinen Stock an den Nagel gehängt und ist Züchter geworden. Das ist auch kein leichtes Brot, und als ich ihm erzählte, welch bitteres Ende Cara erlebt hat (siehe Sorgenkind Cara), konnte er mit ebenso haarsträubenden Geschichten aufwarten.
Der andere, Eugen Bruschinski, der uns den guten Smoky verkauft hat, konnte sich nicht an mich erinnern. Er ist jetzt über 70 Jahre alt und leidet unter allgemeinem Gedächtnisschwund: In ein paar Stunden werde er sich nicht mehr an das erinnern können, was wir beide jetzt besprechen. Bruschinski hat vor ein paar Jahren das Fohlen gekauft, das Cara gebracht hat; auch daran konnte er sich nicht mehr erinnern.
Aber er versicherte erneut, wie damals schon, daß auch er, wie jedermann, leben müsse, und versuche, auf anständige Art sein Geld zu verdienen. Das hatte mir seinerzeit bereits gefallen. Die Verhandlung mit ihm habe ich in sehr guter Erinnerung.
Und dann sprach er aus, was bei Geschäften den Ausschlag gibt: "Ich schaue den Menschen an, und dann weiß ich, mit wem ich es zu tun habe." Genau. Wir schauen dem anderen in die Augen und dann sagt uns unser Gefühl, ob wir vertrauen können oder nicht.
Ich hatte damals das Gefühl, Johannes Kleinehellefort und Eugen Bruschinski vertrauen zu können - mein Gefühl hat mich nicht getrogen.
Das Vertrauen spielt immer eine große Rolle, aber besonders unter Pferdehändlern. Bekanntlich schließen die ihre Geschäfte mit Handschlag ab. Ich habe einen solchen Handschlag fotografiert, aber leider ist das Foto nichts geworden: die Lichtverhältnisse waren zu schlecht und die Bewegung zu schnell.
Die Pferdehändler sind leicht zu erkennen: Sie tragen alle eine bestimmte Art Spazierstock. Leider habe ich versäumt, danach zu fragen. Aber vielleicht wissen sie gar nicht, warum sie das tun. Bruschinski hat seinen Stock ebenfalls Zuhause gelassen, weil er beide Hände für seinen Gehwagen braucht. Die Beine und das Herz wollen nicht mehr so recht.
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