| | | Erinnerung an alte Zeiten | | | |
| Als ich in die Halle kam, sah ich zunächst die fliegenden Händler mit dem üblichen Zubehör und bekam einen ersten Eindruck über die Größe der Halle: nicht besonders groß, etwa so groß wie die in Kaunitz, die vollständig von Kleintieren bevölkert ist: Die Pferde stehen draußen, ganz am Rande des Geländes - deshalb haben wir sie erst gar nicht entdecken können.
In Hamm sah ich die ersten Pferde ziemlich bald. Etwa ein Drittel der Halle wird durch die Zubehör-Händler eingenommen, der Rest gehört den Pferden. Die können sich über Mangel an Platz nicht beklagen. Dafür hörte ich allenthalben Klagen der Händler, ob es nun Pferdehändler oder Zubehörhändler waren. Der Markt war nicht mehr das, was er einmal gewesen war.
Ein großes, schönes Pferd zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Es wurde von einer Frau bewundert, die nach dem Händler Ausschau hielt; aber niemand wußte Bescheid. Das wunderte sie doch sehr. Wollte der etwa gar nicht verkaufen?
Wie sich herausstellte, wollte sie eigentlich gar nicht kaufen, denn sie hatte bereits ein Pferd, das sie vollständig auslastete. Dieses große, ruhige Tier hatte es ihr aber angetan, alle Vorsätze gerieten ins Wanken. Ich konnte das gut verstehen: dieses Pferd gefiel mir auch sehr. Es war sehr zutraulich und fing bald an, mit der Frau zu schmusen.
Die Frau wurde begleitet von ihrem Nachbarn, der vor 30 Jahren regelmäßig diesen Markt besucht hatte und mir nun einen Begriff davon gab, wie es hier einmal ausgesehen hatte. 400 Pferde drängten sich hier, jetzt mochten es vielleicht um die 40 sein. Dazu kamen noch etwa 80-100 Kühe. Das Standgeld kostete 3 Mark. Und dann hörte ich eine Geschichte über die rauhen Sitten der Pferdehändler.
Der eine hatte dem anderen etwas per Handschlag verkauft und anschließend hatte man den Handel in der Kneipe begossen. Währenddessen war es den Pferden wohl zu eng geworden, es war zu einer kleinen Keilerei gekommen, das verkaufte Pferd wurde an einem Bein verletzt und stand nun auf drei Beinen. Der Käufer war natürlich empört, hatte er jetzt doch ein unbrauchbares Pferd.
Der Verkäufer hatte aber leichtes Spiel: "Ich habe dir ein Pferd mit vier Beinen verkauft, und deshalb mußt du zahlen. Wenn das Pferd jetzt nur noch drei Beine hat, ist das nicht mein Bier." So mußte der Käufer also den Schlachter kommen lassen und in den sauren Apfel beißen, wie weiland der Pferdehändler bei Michel in Lönneberga.
Der Erzähler fand diese Geschichte offenbar nicht gut; bei einem Kauf von Privat könne man doch eine Probezeit von vier Wochen vereinbaren und das Pferd zurückgeben, wenn man damit nicht klarkomme. Das war mir neu; Verträge können aber beliebig ausgehandelt werden, warum also nicht auch eine Probezeit vereinbaren? Das hängt überhaupt nicht davon ab, ob man den Vertrag mit einem Händler macht oder mit einem Privatmann.
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