Ewald Mataré, Deutschland Reiterbegegnung, Ausschnitt Bronze, 1949-1961 » Museum Kurhaus Kleve, Ewald Mataré-Sammlung
Bis zum 11. Juli kann man Werke von Ewald Mataré im Norder Kunsthaus bewundern (Di-Fr 15-18, Sa-So 11-13; Exponate von Ewald Mataré begeistern die Eröffnungsgäste, Ostfriesischer Kurier, 21.5.2004).
Das Museum Kleve hat diese Ausstellung bestückt. Ewald Mataré soll regelmäßig die Inseln in Nord- und Ostsee besucht haben. Der Ostfriesische Kurier wählte als Untertitel: Werke des Künstlers auf dem Weg in die "Heimat".
Als Illustration wählte die Zeitung zwei sich begegnende Reiter. Angeblich soll Mataré sich wesentlich mehr mit Kühen beschäftigt haben, aber diese begeistern das Publikum sicher nicht so leicht wie Pferde.
Pferde oder Kühe - es kam dem Künstler nicht auf realistische Einzelheiten an, das ist sofort ersichtlich. Die Thraker, so hatten wir gesehen, haben ebenfalls summarisch gearbeitet (z.B. › Bärenjagd), aber der Stilunterschied ist groß. Mataré arbeitet abstrahierend, bewußt summarisch, geht über wichtige Einzelheiten und den Augenschein hinweg. Mataré ist ein moderner Künstler.
Ewald Mataré, 1887-1965 wurde in Aachen-Burtscheid geboren. Die Familie stammt ursprünglich aus der katholischen Hafenstdt Materó bei Barcelona und gelangt unter Karl V. in die katholischen südlichen Niederlande, wo sie Ende des 17. Jahrhunderts in den Grenzort Bardenberg bei Aachen übersiedelt. Als Bauern, Gastwirte und Baumeister finden sich seit 1700 erste Eintragungen in den Bardenberger Kirchenbüchern.
Die Mutter unterstützt den Sohn in seinen künstlerischen Neigungen, der sich für die Schule wenig interessiert, Privatunterricht nimmt und 1907 an die Akademie der Bildenden Künste in Berlin wechselt, um Maler zu werden. 1916 wurde er als unbrauchbar aus der Armee entlassen. 1917 entstanden erste Tierzeichnungen, die nicht die Natur beschreiben wollen, sondern das Erlebnis. 1918 wird Mataré Mitglied der Novembergruppe, die den radikalen Expressionismus vertritt. 1919 erhält er die ersten privaten Aufträge, überwiegend Gefallenendenkmäler.
1932 wird Mataré Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie und zieht nach Büderich. Nach sieben Monaten wird er mit sofortiger Wirkung vom Amt beurlaubt. 1934 ein größerer Auftrag für ein Kriegerdenkmal der Stadt Kleve, das vier Jahre später entfernt wird. In dieser Zeit überwiegend Kirchenaufträge. 1945 erneute Berufung an die Düsseldorfer Kunstakademie. Bis zu seinem Tode 1965 zahlreiche öffentliche Aufträge und Ehrungen. (» Biografie von Ewald Mataré)
Kommentar · 13.06.2004 Von › Werner Popken
Ewald Mataré ist heute fast vergessen. Selbstverständlich spielt er im Kunsthandel eine Rolle, aber hinter den Pionieren der modernen Kunst tritt er zurück. Zwar ist er nur drei Jahre jünger als Picasso, aber seine Karriere begann erst nach dem Ersten Weltkrieg, als die erste Expressionistengeneration ihren Höhepunkt schon hinter sich hatte. Der Expressionismus war Vorkriegskunst.
Nach dem Kriege versuchten auch die Künstler, sich neu zu ordnen. Mit Dada regierte der absolute Nonsens, die Neue Sachlichkeit versuchte sich auf die Gegenstände rückzubesinnen. Eine neue Art von Realismus, wirklicher als wirklich, wäre vielleicht in der Lage, der Unsicherheit und Unbeständigkeit Paroli zu bieten.
Damals wie heute gab es eine Vielzahl von Strömungen, und Mataré entwickelte sich in eine Richtung, die aus der Rückschau die Bildhauerei der Nachkriegszeit geprägt hat. Es wurde abstrahiert und typisiert, gleichzeitig aber auch verharmlost.
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