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Editorial zu Ausgabe 481

 
W. Popken im Fenster
Selbstportrait 08/2004
 
 
15.06.2008

Chancen

Eine Meisterschaft - da tummeln sich die Meister, ist ja klar, für einen Normalsportler ist da kein Platz. Oder? Diese Perspektive ist vermutlich ganz falsch. Denn um das beurteilen zu können, muß man sich der Konkurrenz stellen. Natürlich wäre es ziemlich vermessen, oben einzusteigen. Man muß klein anfangen. Aber vielleicht stellt sich schnell heraus, daß man besser ist als gedacht, und die anderen nicht so gut, wie befürchtet. Schließlich kochen alle nur mit Wasser.

Immer wieder habe ich gehört, daß jemand sich auf ein Turnier gewagt hat, gleich welcher Disziplin, und sofort und überraschend ganz oben gelandet ist. Na also! Man muß es einfach probieren. Falsche Bescheidenheit hilft hier nicht weiter. Natürlich stelle ich diese Überlegungen an, weil ich gerade von einem ziemlich hochkarätigen Turnier komme. Die Prüfungen waren als mittelschwer bis schwer angesetzt - natürlich, sonst könnte man sich vor Zulauf ja gar nicht retten. Die Anzahl der Teilnehmer zeigte aber, daß es viele Fahrer im Lande gibt, die sich solche Prüfungen zutrauen können. Dabei fehlten einige, denen dieses Turnier offenbar zu billig war. Auch das ist wichtig: man darf nicht zu niedrig einsteigen, denn sonst würde man denen die Chance nehmen, die sie verdient haben.



Team Bolle

Als ich ein wenig über den Reit- und Fahrverein Herford recherchierte, stieß ich auf einen Bericht:

Das Turnier des Reit- und Fahrvereins "von Lützow" Herford war uns eine Nummer zu groß und zu teuer, so dass wir das nächste Jahr dort nicht hinfahren werden.

Team Bolle, » FN Turnier in Herford vom 28. - 30. Juli 2006

Teuer? Na klar, der Verein hat enorme Kosten, die von den Sponsoren und den Teilnehmern getragen werden müssen. Über diese Problematik schreibt gerade Rechtsanwalt Graf von Westphalen:  Die Höhe der Start- und Nenngelder. Und eine Nummer zu groß? Das hörte sich aber doch eigentlich ganz anders an:

Am Sonntagmorgen machten wir uns dann mit Miguel und Falcon auf zum Turnierplatz für die Gelände- und Streckenfahrt. Es war in Phase A eine Vorgabe von 14 km/h über 6000 m, in Phase D (Schrittstrecke) 1000 m mit 6 km/h und in Phase E 5480 m mit 13 Km/h. In der Phase E waren für uns (Klasse M) fünf Hindernisse mit den Toren A bis E ausgeflaggt. Wir waren sehr gespannt, wie unsere Beiden das so schaffen. Während der Geländefahrt wurde uns schnell klar, dass die paar Kilometer mehr den beiden gar nichts ausmachten. Sie liefen in allen Hindernissen super und mit viel Pep. Sogar das Wasserhindernis, was deutlich tiefer als 30 cm war (so ungefähr doppelt so tief) versuchten sie im Galopp zu nehmen. Am letzten Hindernis hatten wir dann etwas Pech und verhakten uns mit dem Ortscheid an einen Pfeiler. Das kostete uns beim Vergleich der Hinderniszeiten eine Platzierung. [...] Eines wissen wir aber nach diesem Wochenende: Wir müssen uns mit unseren "Kleinen" auch in Klasse M nicht verstecken, sondern fahren sofort im Mittelfeld mit.

a.a.O.

Hier hatte offenbar jemand ohne großes Training einfach mitgemacht und festgestellt, daß man im Grunde gar nicht so schlecht war. Mit ein bißchen mehr Vorbereitung wäre es sicher besser gelaufen. Na also, was sage ich?!



Mitmachen

Das Wichtigste scheint mir aber zu sein, daß es auf das Gewinnen gar nicht ankommt. Im Eifer des Gefechts kann so viel passieren, was nicht unbedingt etwas mit dem Können und Vermögen zu tun hat, sondern einfach nur Pech oder Zufall ist. Man muß sich also gar nicht ärgern, wenn etwas nicht optimal läuft. Den Spaß hat man doch ohnehin, den kann einem keiner nehmen.

"Wenn ich die Pferde nicht anspannen und das Geschirr putzen müßte - fahren würde ich mir schon gefallen lassen" meinte eine Zuschauerin. Die hat wohl nicht verstanden, daß auch das Anspannen und das Putzen von Geschirr Spaß machen kann. Alles dann in vollem Glanz stolz zu präsentieren, ist ja nur der Höhepunkt der ganzen Angelegenheit. Die Beschäftigung mit dem Pferd ist es, die die Befriedigung verschafft. Dazu gehört auch das Füttern und Misten und noch viele Dinge mehr.

Bei den Turnieren kommt außerdem noch die Fahrt, die Einrichtung auf dem Platz, der Kontakt mit den anderen Sportlern, die Übernachtung, die abendlichen Zusammenkünfte hinzu - es ist ein bißchen wie Urlaub. Manche haben sich wie auf dem Zeltplatz eingerichtet. Man faulenzt nicht einfach, sondern beschäftigt sich. Aktivurlaub nennt man so etwas wohl. Auf jeden Fall muß das wohl sehr viel Spaß machen, denn sonst würde man das ja wohl nicht tun - Ehrgeiz hin, Ehrgeiz her. Oder sehe ich da etwas falsch?

 
Chefredakteur und Herausgeber
 
 




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Linsenhoff

 

  Ann Kathrin Linsenhoff

 
 
 

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Verantw. im Sinne des Pressegesetzes: Dr. Gerd Hebrang
©1999-2008 · ISSN 1437-4528 · Statistik:  Übersicht
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