| | Günter Wamser mit seinen beiden Criollos Gaucho und Rebelde (links) | | | |
Mit Pferd und Hund unterwegs Auf langsame Art von Feuerland nach Mexiko von › Werner Popken
Zu den Themen Hufpflege, Wanderreiten |
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Vor drei Wochen habe ich Ihnen bereits » Günter Wamser vorgestellt, den Abenteuerreiter, der als Motorradfahrer begann und den amerikanischen Kontinent von Norden nach Süden durchquerte. Dafür hatte er sich bereits vier Jahre Zeit genommen. In Mittelamerika kam er aufs Pferd. Dieser Mann macht wenig Worte, deshalb fällt es mir manchmal schwer, mir recht vorzustellen, wie es wohl gewesen sein mag.
Motorradfahrer sind ja normalerweise schwer von ihren Maschinen fasziniert. Ich kenne niemanden, der vom Motorrad aufs Pferd kam, aber immerhin jemanden, der vom Pferd aus Motorrad umstieg. Das war umso bemerkenswerter, als dieser Mensch sportlich sehr engagiert und auch erfolgreich war. Im Vergleich mit den Pferden empfand er das Motorrad als enorm entspannend. Er konnte die Karre wegstellen und vergessen, bis es ihm wieder gefiel, sie zu bewegen bzw. sich von ihr bewegen zu lassen. Pferde bedeuteten demgegenüber vor allen Dingen Arbeit, Verantwortung, Disziplin.
Bei Günter Wamser ist es offenbar umgekehrt. Die Pferde und Hunde sind nicht nur Kameraden, sondern Freunde, zu denen er eine intensive emotionale Beziehung entwickelt, die mit der Beziehung zu einem Motorrad in keiner Weise zu vergleichen ist. Das Motorrad ist für ihn abgehakt. Es kommt in dem Buch › Der Abenteuerreiter so gut wie gar nicht vor. An einer Stelle benutzt er sogar ein Motorrad, um etwas zu erkunden. Emotional hat das denselben Stellenwert, als wenn er einen Bus benutzt.
Die Begegnung mit den Pferden eröffnete ihm eine ganz andere Art des Reisens. Ein Motorrad stinkt und knattert, man brettert durch die Gegend und bekommt kaum etwas mit. Nun muß ich gestehen, daß ich zwar in meiner Jugend auch so ein Gefährt benutzt habe und weiß, daß » Robert M. Pirsig in seinem Werk » Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten das Fahren auf dem Motorrad romantisiert und dem Fahren in einem Auto positiv gegenüberstellt, aber der Grundgedanke Wamsers wird dadurch gar nicht berührt: Es ist die Langsamkeit des Reisens zu Pferd, die eine ganz andere Qualität in das Erleben bringt:
| In » Guatemala sattelte ich um. Ich durchquerte das mittelamerikanische Land mit Reit- und Packpferd. Dabei entdeckte ich das Reisen von einer ganz anderen Perspektive. Das langsame Reisen faszinierte mich. Es ermöglichte mir nicht nur einen Blick für die großartige Landschaft, sondern es eröffnete mir auch eine andere Sicht für die grandiosen Details. Ich konnte nun das Land spüren, fühlen, erfassen und begreifen.
Eine neue Idee war geboren
Die Durchquerung und Entdeckung des amerikanischen Kontinentes zu Pferd. Das hierfür erforderliche Wissen und den Umgang mit Pferden ereignete ich mir selbst an - ich arbeitete zwei Jahre als Führer von Reittouren in Guatemala.
» Der Abenteuerreiter | | |
Diese Formulierung ist typisch für Günter Wamser: einfach untertrieben. Die neue Erfahrung faszinierte ihn nämlich so sehr, daß er acht Pferde kaufte und einen Tourismusbetrieb aufzog. Das läßt er einfach unter den Tisch fallen. Im Gespräch mit mir tat er so, als verstünde er gar nicht viel von Pferden. Dabei liegt auf der Hand, daß er im Gegenteil sehr viel von Pferden verstehen muß, nach all diesen langen Jahren intensiven Zusammenseins.
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