Meister-Pferdetrainer Kikkuli Die Entdeckung des ersten Pferdetrainingsprogramms von › Werner Popken
Zu den Themen Kulturgeschichte, Verhalten |
|
|
� Kikkuli - haben Sie diesen Namen schon einmal geh�rt? Nein? Kennen Sie den Namen � Xenophon? Dieser ist k�rzlich als Aufh�nger benutzt worden, um auf Mi�st�nde im Pferdesport hinzuweisen, weil er vielen Pferdefreunden bekannt ist. � XENOPHON ist der Name der "Gesellschaft f�r Erhalt und F�rderung der klassischen Reitkultur e.V.", die "k�mpferisch gegen die Irrwege des Reitsports vorgehen" will. Deren Ziele richten sich allerdings eher auf die Tradition der Barockreiterei (klassischen Reitkunst) und haben mit dem griechischen Autor und Reitergeneral Xenophon weniger zu tun. Dessen Buch � �ber die Reitkunst gilt immer noch in weiten Kreisen als erstes der Nachwelt �berliefertes schriftliches Werk �ber Pferde und deren Ausbildung und genie�t deshalb in Pferdekreisen eine gewisse Popularit�t. Der Inhalt dieses Buches ist zweifellos bemerkenswert, auch f�r uns Heutige, aber das �lteste �berlieferte Buch ist es nicht. Der Pferdemeister Kikkuli aus � Mitanni hat sich schon etwa 1000 Jahre fr�her schriftlich zu dieser Thematik ge�u�ert. | Der Text wurde 1906 in Hattu�a gefunden. Er beschreibt ausf�hrlich die Zucht, Haltung, F�tterung und das Training von Pferden, die vor dem Streitwagen eingesetzt werden sollen. Das Trainingsprogramm erstreckte sich �ber mehrere Monate. � Kikkuli | | | Damit k�nnte man das Thema abhaken. Wir wissen Bescheid, wir haben es zur Kenntnis genommen, es wird schon nicht so wichtig sein. Was konnte dieser Kikkuli schon wissen? Aber halt - es w�re schade, wenn wir jetzt zur Tagesordnung �bergehen w�rden. Die Sache ist n�mlich hochgradig aufregend und keineswegs bereits erledigt. Im Gegenteil, die Arch�ologie ist eine h�chst lebendige, moderne Wissenschaft, die fast t�glich mit sensationellen �berraschungen aufwartet und noch viel vor sich hat. Das meiste ist noch nicht ausgegraben, auch nicht in Hattu�a. Vielleicht findet man morgen neue Schriften, die unser bisheriges Wissen entscheidend erweitern. | Mittlerweile konzentrieren sich die Ausgrabungen nicht mehr nur auf Hattu�a. Auch an diversen anderen Orten wird heute gegraben. Dabei werden nicht zuletzt immer neue Textfunde zu Tage gef�rdert. Viele fr�her nur als Namen bekannte Orte kann man mittlerweile sicher zuweisen. [...] Der stetige Zuwachs an Texten f�hrt auch zu einem stetigen Zuwachs an neuen Erkenntnissen. Heute ist die Hethitologie der historiographisch gesehen am besten erschlossene Teil der altorientalischen V�lker. Dabei gibt es allerdings vielfach Probleme mit der exakten Datierung. Oft kann man Ereignisse zwar in einer relativen Chronologie anordnen, doch sind exakte Datierungen oft nur in Verbindung mit bekannten Daten aus der Geschichte anderer V�lker � zumeist der �gypter � m�glich. � Hethitologie | | | Der Text von Kikkuli ist etwa 3.350 Jahre alt. Die ersten bekannten, sicher zu datierenden Funde, die beweisen, da� die Pferde domestiziert waren, sind etwa 4.000 alt und stammen aus der s�drussischen Steppe. Es handelt sich um Wagen, Streitwagen, die von Pferden gezogen worden sind. Hat es so angefangen? Stellen Sie sich einmal vor, eine Familie aus der Gro�stadt, die Pferde bisher nur von weitem oder aus dem Fernsehen kennt, w�rde in eine abgelegene Gegend verschlagen, wo es nur verwilderte Pferde gibt. Wie schnell w�rden die darauf kommen, da� man einen Wagen bauen kann, und wie w�rden die es anstellen, da� die Pferde diesen Wagen ziehen? Die Familie aus der Gro�stadt h�tte immerhin den Vorteil, das Rad und den Wagen bereits zu kennen. Aber wie kommt jemand darauf, der so etwas noch nie gesehen hat? Ich wei� jetzt nicht mehr, wo ich es gelesen habe, aber das Rad scheint zun�chst nicht zum Transport erfunden zu sein, sondern als T�pferscheibe, und das liegt auch durchaus nahe. Wer einmal get�pfert hat, wei�, da� man sein Objekt immer wieder drehen mu�, um es von allen Seiten zu bearbeiten und zu begutachten. Und wenn man so eine kleine drehbare Scheibe gebaut hat, kann man damit vielleicht auch spielen. Und auf die Art und Weise kommt man vielleicht drauf, da� ein Rad gut laufen kann. Trotzdem ist es immer noch ein gro�er Schritt, zwei R�der durch eine Achse zu verbinden, und diese Achse dann mit einer Deichsel zu versehen und das Ganze zu ziehen. Die amerikanischen Indianer sind nicht darauf gekommen, weder im Norden noch im S�den des Kontinents.
| |