| | Zwei Lanzenwerfer zu Pferd, Kamelreiter | | | |
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Auf dem Rücken der Pferde Wie wurde aus Jägern Reiter und Krieger? von Gerd Hebrang
Zu den Themen Kulturgeschichte, Verhalten |
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Wann wurde das Pferd domestiziert? Und wo? Und wie? Und wofür? Und welche Auswirkungen hatte das für das Pferd? Noch können wir diese Fragen nicht präzise beantworten, aber eines scheint klar: Die Geschichte von Pferd und Mensch ist länger als gedacht. Und das Wissen darüber ist erstaunlich jung und ändert sich immer schneller.
Diesen Satz habe ich in einem Beitrag über eiszeitliche Kunst gefunden und bin stutzig geworden. Was soll das heißen: sich besser auf Pferde verstehen als andere Rassen?
Geht es um die Jagd auf Pferde oder um den Umgang mit Pferden? Wenn es um die Jagd gehen sollte, würde man dann eine solche Ausdrucksweise wählen? Vermutlich nicht. Also muß man diesen Satz wohl so verstehen, daß die » Cro-Magnon-Menschen die Pferde bereits domestiziert hätten. Davon kann aber gar keine Rede sein - oder sind neuerdings bahnbrechende Entdeckungen gemacht worden, die mir verborgen geblieben sind?
Außerdem: Welche Rassen? Es können in diesem Zusammenhang ja nur Menschen-Rassen gemeint sein. Sollen damit Rassen gemeint sein, die gleichzeitig gelebt haben? Gibt es denn unterschiedliche Rassen in dieser Zeit? Gibt es dafür Belege? Oder sind Rassen gemeint, die früher lebten, insbesondere » Neandertaler? Von welchen Wissenschaftlern ist hier die Rede?
Auf alle diese Fragen gibt der Text keine Antwort. Mehr noch: Woher diese angeblichen Erkenntnisse kommen, wird nicht angegeben. Wie die Wissenschaftler zu ihren Ergebnissen gekommen sind, natürlich ebenfalls nicht. Sollen wir das glauben? Oder will uns hier jemand einen Bären aufbinden?
Das Internet ist voll von nicht belegten Behauptungen - aber natürlich nicht nur das Internet. Leute veräppeln ist eine uralte Kunst - wer jemanden über den Tisch ziehen will, denkt sich gern eine nette Geschichte aus, mit der sich im Trüben fischen läßt. Und wenn er dieser Lügengeschichte Nachdruck verleihen will, läßt er sie drucken oder publiziert sie im Internet.
"Papier ist geduldig" ist ein Spruch, der vermutlich ebenso alt ist wie das Papier selbst. "Was du schwarz auf weiß besitzt, kannst Du getrost nach Hause tragen." Schon richtig, aber was das Stück Papier wert ist, ist damit noch lange nicht gesagt. Wer allem vertraut, was irgendwo gedruckt steht, muß sich nicht wundern, wenn er von allen Seiten eingeseift wird. Werden wir hier eingeseift?
"Nepper, Schlepper, Bauernfänger" hieß eine sehr erfolgreiche Fernsehserie, die » Eduard Zimmermann, selbst ein ehemaliger Ganove, als Aufklärungsserie erfunden hatte. Kriminalistisches interessiert natürlich immer, aber entsprechende » Bauernfängerei findet selbstverständlich und ständig auf allen anderen Gebieten des Lebens ebenfalls statt. Zum Beispiel auch auf dem Gebiet der Wissenschaft.
Natürlich wollen wir wissen, wie die Menschheit sich entwickelt hat, wie sie auf das Pferd gekommen ist, und allzu gern glauben wir denen, die uns wohlfeile Geschichten auftischen. Aber stimmt das auch? Was können wir wirklich wissen, und was ist einfach nur Spinnerei? Das sind Fragen, die die Wissenschaft beantworten muß.
Mit Hilfe des Internet hat man glücklicherweise die Möglichkeit, sich leicht selbst von der Glaubwürdigkeit der angebotenen Quellen zu überzeugen. Vor fünf Jahren habe ich in meinen Artikeln nebenbei vorgeführt, wie ich mit Hilfe von Google - damals ganz unbekannt - an die gewünschten Informationen herankam. Heute sollte ich vielleicht auf ähnliche Weise demonstrieren, wie man auf diese Weise dummes Zeug von gesicherten Kenntnissen unterscheiden kann.
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