Vorwort
Es war einmal ein Stall, an dem eines Tages eine Menge Pferde der Rasse Tinker "frisch" aus Irland angeliefert wurden. Und genau zu dieser Zeit hielt sich auch ein Halbpensionsreiter in diesem Stall auf.
Irgendwie gelang es einem Tinker namens Eddy immer wieder, diesen Reiter zu sich zu rufen, um ihm etwas mitzuteilen. Und eines Nachts - ein paar Tage später, im dritten Jahr vor der Jahrtausendwende - geschah es schließlich, daß Eddys Wunsch per Handschlag in Erfüllung ging: Eddy war von diesem Reiter gekauft worden.
Irish Tinker sind Pferde, die meist durch freies Decken auf der Weide gezeugt werden und dann relativ frei aufwachsen. Bis zu dem Zeitpunkt, wo diese Pferde für den Verkauf eingefangen werden, können sie ihren Tagesablauf innerhalb der Herde selbst gestalten. Sie unterscheiden sich deshalb vom durchschnittlichen domestizierten Hauspferd hinsichtlich Selbstverantwortlichkeit und Durchsetzungsvermögen.
Und so lebten und ritten Anfänger und Wildpferd harmonisch miteinander - aber nach knapp 5 Monaten war das Märchen zu Ende. Aus dem Paar war ein frustrierter Reiter geworden, der mit dem Gedanken spielte, sein stures und fast unreitbares Pferd zu verkaufen - und ein Pferd, das wahrscheinlich auch frustriert, zumindest aber stark enttäuscht von diesem Reiter war.
Als es dreier Personen bedurfte, den Tinker Eddy mit der Longe auf dem Zirkel zu halten nebst einer weiteren Person, das Pferd in Bewegung zu bringen, und als immer längere Gerten, schärfere Sporen etc. notwendig wurden, zog dieser Anfänger aus, den heiligen Gral der Pferdeausbildung zu suchen.
Er pilgerte von Fred Rai zu Pat Parelli, studierte Tellington-Jones und Monty Roberts und las Bücher von Dr. M. Schäfer, R. Vavra und vielen anderen.
Der Anfänger stellte schließlich fest, daß wohl zu keinen anderen Thema so viele verschiedene und vermeintlich widersprüchliche Ausbildungsmethoden existieren wie zur Pferdeausbildung - die bei konsequenter Anwendung aber alle irgendwie zum Erfolg zu führen scheinen.
Als er letztendlich noch davon hörte, daß Fredy Knie sen. für jedes Pferd ein eigenes Buch hätte schreiben müssen, um die jeweilige Ausbildung zu dokumentieren, gelangte er zu einer sehr merkwürdigen Erkenntnis:
Wenn er wirklich lernen wollte, sich mit seinem Tinker Eddy zu verständigen, dann mußte er wohl zuerst damit anfangen, genau diesen Tinker um Rat zu fragen - und niemand anderen.
Und um dies tun zu können, mußte er "pferdisch" lernen - und schon beginnt eine neue Geschichte!
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