Ganz bezeichnend fand ich eine Stelle wenige Seiten weiter:
| Nach wenigen Metern sah ich zwei Reiter auf uns zukommen, begleitet von einer Meute Hunde. [...] Jeder Reiter hatte ein Handpferd. Wir unterhielten uns. [...] ich hatte M�he, sie zu verstehen, sie benutzten ein mir nicht gel�ufiges Vokabular und sprachen Dialekt. Ich schaute mir ihre Packpferde an. Vielleicht konnte ich etwas lernen. Sie verwendeten keinen Packsattel, nur Decken, dar�ber haben sie die Taschen ganz fest am Bauch verzurrt. Wahrscheinlich hatten sie alles, was sie besa�en in diesem B�ndel, es war nicht viel. [...] Er sa� auf einem Stapel Schaffelle. Die Gauchos legen jedes Jahr ein neues Schaffell auf das bereits platt gedr�ckte und so wird der Sattel immer h�her. Der kleinere der beiden hatte das gr��ere Pferd, er stieg ab, eigentlich sprang er herunter. Er griff nach der Vorderhand seines Pferdes, hob den Huf an und machte eine Kopfbewegung. �Hier, schau, das brauchst du auch, Hufeisen.� �Klar, haben meine auch, sind auch ganz wichtig. Wie oft wechselt ihr die Eisen?� fragte ich. �Alle drei Monate, kommt darauf an, wie sie darauf gemacht sind, manchmal halten sie auch vier Monate.� Fast wollte ich sagen: �Und die hat jemand besonders gut aufgenagelt, so lange wie die schon drauf sind�, denn das Eisen war schon eingewachsen. Mir war gel�ufig, da� man die Pferde alle sechs, maximal acht Wochen beschl�gt. Ich sagte nichts, aus Respekt, sicherlich hatte er mehr Ahnung von Pferden und arbeitete bereits sein Leben lang mit ihnen. Die Gauchos hatten nur eine andere Vorstellung, was den Hufbeschlag betraf.
a.a.O., Seite 37-38 | | |
Hier geht f�r mein Gef�hl die Toleranz zu weit und der gesunde Menschenverstand zum Teufel. Ich wei� nicht, wie man das erkl�ren kann. Vermutlich haben wir alle eine vollst�ndige Blockade in fast allen Bereichen, weil wir sonst gar nicht funktionieren k�nnten. Wir k�nnen einfach nicht jede Selbstverst�ndlichkeit in Frage stellen, und im Prinzip ist alles Selbstverst�ndlichkeit, was uns Eltern und Lehrer und Freunde und sonstige Autorit�ten in Bezug auf die Welt beibringen, in die wir notgedrungen hineinwachsen.
Wenn wir dann einmal, vielleicht zuf�llig, die Chance haben, etwas anders zu denken, gelingt es m�glicherweise, einen gewaltigen Durchbruch zu erzielen, eine Befreiung aus unertr�glichen �berlieferungen zu erm�glichen, die uns normalerweise als festgemauerte Gesetze erscheinen. Aus diesem Grunde betonen Forscher und Neuerer immer, da� es viel wichtiger ist, die richtige Frage zu stellen, als die richtige Antwort zu finden. Wenn man erst einmal die Frage hat, kommt die Antwort gewisserma�en von alleine. Das Problem ist die Frage. Millionen von Menschen haben sich diese Frage nicht gestellt, und pl�tzlich kommt einer und sagt: Hallo, kann man die Sache nicht auch so sehen?
G�nter Wamser bewundert R�diger Nehberg, weil der eine Mission hat (� Es gibt Schlechtere). Aber lange Jahre hindurch hatte R�diger Nehberg auch keine Mission. Und die Mission, der er sich jetzt verschrieben hat, ist im Grunde nicht seine, aber das macht nichts, er ist in der Lage, etwas zu bewegen, und das z�hlt. Er engagiert sich im Kampf gegen die Beschneidung der M�dchen, was f�r uns einfach grauenhaft ist, in den betreffenden Kulturen jedoch selbstverst�ndlich. Das ist es, was ich meine. Der Hufbeschlag geh�rt in dieselbe Kiste. Man h�lt es f�r selbstverst�ndlich und denkt nicht dar�ber nach. Man kann gar nicht dar�ber nachdenken, man kann nicht erkennen, da� etwas an der Sache falsch ist.
| Am Morgen wartete ich, bis endlich die Sonnenstrahlen das Tal erreichten und die eiskalte Morgenluft erw�rmten. Die Pferde grasten neben einem kleinen Bach, an der einzigen Stelle im Tal, an der kurzes gr�nes Gras wuchs. Der Zufall hatte mich in der vergangenen Nacht an diese gr�ne Oase gef�hrt. Wieder einmal hatte ich das Gef�hl, als ob eine sch�tzende Hand uns geleitet h�tte.
a.a.O., Seite 117 | | |
Dieselbe sch�tzende Hand hat es gef�gt, da� Monika Lehmenk�hler gerade jetzt zuf�llig auf meine Rezension ihres Buches › Anspruchsvoll Gebisslos Reiten mit dem LG-Zaum gesto�en ist und sich daraufhin entschlo�, mich anzurufen. Anschlie�end fiel mir auf, da� G�nter Wamser den von Monika Lehmenk�hler entwickelten LG-Zaum gut gebrauchen k�nnte. Ich schickte ihm eine E-Mail mit dem Link zur Rezension und erz�hlte Monika Lehmenk�hler am n�chsten Tag von ihm und seinem Vorhaben. Daraufhin haben sich die beiden kurzgeschlossen und G�nter Wamser wird den LG-Zaum mit seinen Mustangs ausprobieren. Er hatte ohnehin vorgehabt, gebi�los zu reiten und sich Sidepulls besorgt, die aber vermutlich dem LG-Zaum unterlegen sind. Kleiner Treppenwitz am Rande: Monika Lehmenk�hler hat sich gerade einen Mustang aus den USA kommen lassen.
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