| | Herausforderung: traditionelle Brücke | | | |
| | | Gruppenfoto: mal ohne Bart | | | |
| | | Hitech-Zelten in freier Natur | | | |
| Vielleicht kann Günter Wamser den Beweis erbringen, daß man Pferde vollständig eisenlos reiten kann, und zwar nicht etwa in der Bahn, sondern über Tausende von Kilometern durch unwegsames Gelände, über schwankende Brücken, an vielbefahrenen Straßen, also unter den härtesten Umständen. Das wäre eine schöne Mission und eine frohe Botschaft an alle Pferdehalter.
Dabei dürfte er freilich das Schlimmste schon hinter sich haben. Zum einen hat er den größten Teil der Gesamtstrecke schon zurückgelegt, zum anderen dürfte er in den USA und Kanada kaum mit den Schwierigkeiten kämpfen müssen, die ihm in Lateinamerika den letzten Nerv geraubt haben. So gesehen wird die neue Reise ein Kinderspiel werden - denkt man sich so - vermutlich kommt es ganz anders!
Seine Reise durch Süd- und Mittelamerika dauerte nicht nur deshalb so lange, weil er zweimal für zwei Jahren nach Deutschland zurückkehrte, um mit Vorträgen das nötige Geld für die Reise zu verdienen; er nahm sich auch Zeit für Abstecher. Ursprünglich wollte er mit den Pferden in das Amazonasgebiet, hat sich das allerdings angesichts der Insektenplage schnell abgeschminkt. So hat er den Pferden drei Monate Erholungszeit gegönnt und ist mit seinen Hund und einem Boot allein aufgebrochen.
| Ich wollte mir einen Jugendtraum erfüllen: Mit einem eigenen Boot auf Nebenflüssen bis zum Amazonas zu fahren. Ich kaufte mir ein typisches Urwaldlangboot mit einem Außenbordmotor und fuhr gemeinsam mit Lobo über vier Nebenflüsse zum Amazonas bis zu Urwaldmetropole » Iquitos und wieder zurück. Diese Bootsfahrt war eine neue Herausforderung und barg viele neue Abenteuer, aber irgendwie genoß ich diese Tour nicht. Nie hätte ich es für möglich gehalten, daß mir die beiden so fehlen würden: Ich vermißte Rebelde und Gaucho.
a.a.O., Seite 192 | | |
Die beiden genießen jetzt ihren Ruhestand in Mexiko. Schließlich sind sie während der Reise entsprechend gealtert. Zwar hätten sie den Rest vielleicht auch noch geschafft, aber die Einreise in die USA war praktisch nicht möglich. So sind jetzt alle zufrieden und können sich zur neuen Abenteuern aufmachen. Ich hoffe wir werden noch von ihnen hören.
Wie man den Fotos sieht, ritt Günter Wamser ab Ecuador nicht mehr allein, sondern mit Barbara Kohmanns, die einen seiner Vorträge in München gehört hatte und gerne mitreiten wollte. Günther hatte sich aber bei derselben Gelegenheit in Anna verliebt, die sich jedoch nicht entscheiden konnte.
So nahmen die menschlichen Verwicklungen ihren Lauf und führten fast dazu, daß Günter Wamser seinen Ritt durch zwei Kontinente, der ökologische Zeichen setzen sollte und deshalb auch den Titel »TRANSHUMANICA« trägt, in Mittelamerika abgebrochen hätte.
Der Kontrast hinsichtlich der emotionalen Bindungen und Kommunikationsprobleme bei den Tieren und den Menschen ist augenfällig und vielsagend. Es ist offenbar viel einfacher und konfliktloser, mit Tieren umzugehen als mit Menschen. Die beiden Criollos haben Günter Wamser fast die gesamte Strecke über begleitet. Gaucho bekam schließlich enorme Hufprobleme, er schuhte aus und mußte deshalb zurückgelassen werden. Günther Wamser kehrte dann nach langer Zeit zurück und holte ihn nach, als er wieder gesund war. (Selbstverständlich wurde er sofort wieder beschlagen.) Alleine diese Episode zeigt, welche Opfer er für seine Tiere zu bringen bereit ist.
Bei den Hunden sah es anders aus, die hielten aus verschiedenen Gründen nicht durch. Das leuchtet ein: Erstens werden Hunde grundsätzlich nicht so alt, und zweitens kann immer mal was passieren. Und es passierte auch etwas.
Lobo, der Günter Wamser durch Deutschland begleitet hatte, wurde gleich zu Anfang von den halbwilden Criollos getreten und zog sich dabei ein Leiden zu, so daß er schließlich nicht mehr mitreisen konnte und per Flugzeug zu den Eltern Wamsers nach Deutschland geschickt wurde. Der nächste Hund war verdorben und bereitete trotz größter Mühe und Geduld ständig Sorgen. Mit Barbara brachte er dann wieder einen Hund aus Deutschland mit, der von einer Schlange gebissen wurde und starb. Jedesmal trauerte Günter Wamser wie um einen Freund.
So ist es also mit dem Reisen auf diese extreme Art: Es ist dann nichts als Leben. Eine andere Art, intensiv, voller Herausforderungen, Härten und Freuden, Höhen und Tiefen. Nicht für jedermann. Aber schön.
Quellen / Verweise
- » Günter Wamser
- › Der Abenteuerreiter, Rezension
- » Robert M. Pirsig
- » Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten
- » Guatemala
- » Der Abenteuerreiter
- » Buenos Aires
- » Argentinien
- » Washington D. C.
- » USA
- » Emilio Solanet
- » Tehuelches
- » Calvin Coolidge
- » Mancha y Gato
- » Criollo
- » Aimé Félix Tschifelly
- » Es gibt Schlechtere
- › Anspruchsvoll Gebisslos Reiten mit dem LG-Zaum
- » Iquitos
- › Im Namen des Volkes: Zum Huf, Bundesverfassungsgericht stärkt Freiheit der Berufswahl
› Ausgabe 452 · Teil 1 - › Der Huf - mit und ohne Technik, Über das Vertrauen in den Barhuf
› Ausgabe 453 · Teil 2 - › Hochleistungs-Barhufe, Hufe nach 130 km in bester Verfassung
› Ausgabe 454 · Teil 3 - › Mein Pferd geht barfuß und fühlig, Über die elementaren Funktionen des Hufes
› Ausgabe 457 · Teil 4 - › Barfuß - Glaubensfrage?, Über die Einordnung eines kontroversen Themas
› Ausgabe 458 · Teil 5 - › Meine Box - deine Box, Über die Entwicklung von Erfahrung und Wissen
› Ausgabe 459 · Teil 6 - › Das Geheimnis des Hufs, Überraschende Erfahrungen in der Wildnis
› Ausgabe 460 · Teil 7 - › Das Pferd, das unbekannte Wesen, Über den Beginn eines neuen Zeitalters
› Ausgabe 463 · Teil 8
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Fotos
› Günter Wamser
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