Wie war das eben noch? "Kaum vorstellbarer Zuchtfortschritt" - es wird also noch einiges auf uns zukommen. Mit Wissenschaft scheinen alle diese Verfahren viel zu tun zu haben, aber eigentlich handelt es sich bisher lediglich um Technik. Nach wie vor wird gewürfelt. Die vielgepriesene Gentechnologie läßt trotz aller Fortschritte noch keinerlei praktische Anwendungen zu. Zucht ist immer noch Versuch und Irrtum.
Wer sich beruflich in diese Richtung entwickeln will, sei es als Besamungstechniker oder als Tierarzt, wird sicherlich über Beschäftigungsmangel kaum klagen können. In einigen Jahren wird der Natursprung als völlig veraltet gelten und nur noch bei exotischen Rassen und kleinsten Populationen angewendet werden. Allerdings gibt es auch Probleme; anscheinend sind künstlich gezeugte Stuten durch dasselbe Verfahren kaum tragend zu bekommen. Die Pferdewirtin und Besamungstechnikerin Birgit Dohmen führte aus, daß in diesen Fällen verstärkt auf die begleitenden hormonellen Prozesse geachtet werden müsse. Möglicherweise müsse auf das natürliche Liebesspiel zurückgegriffen werden, weil dadurch die entsprechende Mechanismen aktiviert würden. Genau, das Stichwort lautet: Weidehengst.
Jetzt wird mir klar, warum das ein neuer Markt ist, warum Hengsthalter verstärkt damit werben, daß ihr Hengst frei in der Herde mitläuft. Nicht nur künstlich gezeugte Stuten, sondern auch im Sport strapazierte können sich auf diese Art und Weise allmählich wieder den natürlichen Prozessen annähern. Die Erfolgsrate dieser Weidehengste soll sehr hoch sein. Wundern würde es mich nicht. Trotzdem, auch dieses Phänomen wird den "Fortschritt" nicht behindern.
Ähnlich sieht es bei uns Menschen aus: Der "Fortschritt" ist nicht aufzuhalten. Im Jahre 2003 wurden in Deutschland 20.000 Kinder nach einer künstlichen Befruchtung geboren, das sind etwa 2% aller Geburten. Nach der Gesundheitsreform 2004 ist diese Zahl allerdings um 50% gesackt, da die Krankenkassen die Kosten normalerweise nicht mehr übernehmen (» Künstliche Befruchtung). Im gleichen Jahr 2004 wurde in England ein Junge geboren, der mit 21 Jahre altem Gefriersperma gezeugt worden war - welch ein Triumph (» Gefriersperma)!
In England und einigen anderen Ländern ist auch Embryotransfer erlaubt - in Deutschland nicht. Sollte trotzdem eine » Leihmutter das Kind einer anderen Frau austragen, gilt nach deutschem Recht, daß es das Kind der Leihmutter ist (» Mater semper certa est). Aber das hat natürlich keine Entsprechung in der Pferdezucht. Pferde sind ja Sachen.
Und was ist mit dem Angebot, dem neulich der Spiegel Publizität verschaffte?
| Los Angeles - Schauspieler Vincent Gallo, 43, bietet sein Sperma für eine Million Dollar (rund 850 000 Euro) zum Verkauf an. Wie der Internetdienst "E!Online" berichtete, sind in dem Preis die Kosten für eine einmalige In-Vitro-Befruchtung enthalten. Auf der Webseite "vgmerchandise.com", wo Gallo auch Kleidungsstücke und Filmmemorabilien feilbietet, wird das Sperma in der Rubrik "Vermischtes" aufgeführt.
Interessierte Kunden erfahren auch, dass Gallo gesund, drogenfrei und im vollen Besitz seiner Haare ist. Der Schauspieler garantiert, dass das Sperma 100-prozentig von ihm stammt. Obendrein bietet er gegen einen Aufschlag von 500.000 Dollar eine Befruchtung auf natürlichem Wege an.
Gallo sorgte zuletzt bei den Filmfestspielen in Cannes im Jahr 2003 mit "The Brown Bunny" für Schlagzeilen. Der selbst inszenierte Film, der vor allem durch eine Oralsexszene ins Gespräch kam, wurde von einem US-Kritiker als schlimmster Film in der Geschichte des Festivals verrissen. » B-Movie-Darsteller will sein Sperma verhökern | | |
So gesehen ist der Hengst zu 800.000 EUR geradezu ein Schnäppchen.
Quellen / Verweise
Foto
© Gestüt Drainoflex Fink Handels GmbH
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